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Veröffentlicht am 15.07.2024

Eine polnische Wirtin in Bayern

Die Jukebox meiner Mutter
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Die Jukebox meiner Mutter ist an die Familiengeschichte der Autorin angelehnt, die Figuren und die Handlung sind jedoch frei erfunden.
Tosca ist Lehrbeauftragte an einer Berliner Universität. Als sie ...

Die Jukebox meiner Mutter ist an die Familiengeschichte der Autorin angelehnt, die Figuren und die Handlung sind jedoch frei erfunden.
Tosca ist Lehrbeauftragte an einer Berliner Universität. Als sie die Nachricht vom plötzlichen Tod ihrer Mutter bekommt, reist sie in ihre Heimat nach Bayern. Zeitgleich wird ihr Vater ins Krankenhaus eingeliefert und liegt im Koma.
Die Kapitel wechseln sich ab zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Toscas Mutter, Ella Novak, kam in den 1960er aus Polen in einen kleinen bayrischen Ort. Ihr Mann ist bald wieder nach Polen zurückgegangen, er ließ Ella mit den drei gemeinsamen Söhnen zurück.
Ella ließ sich nicht unterkriegen, sie pachtete eine Gastwirtschaft und wurde zur „polnischen Wirtin“. Ade Schierlinger, zehn Jahre jünger als Ella, verliebte sich auf den ersten Blick in sie und heiratete sie trotz großen Widerstand seitens seiner Familie. Ade und Ella bekamen eine Tochter, die sie Tosca nannten – wie Ella auf den Namen gekommen ist, ist umstritten. Die Ehe wurde nach fast zwanzig Jahren geschieden, was für Tosca nicht überraschend war. Sie fand schon immer, dass es keine anderen zwei Menschen gibt, die weniger gut zueinander passten als ihre Eltern.
Als Tosca gemeinsam mit ihrem neuen Freund Ron in dem bayrischen Ort ankommt, kehren sie in der Wirtschaft ein, die Ella früher gehört hatte. Seit einigen Jahren wird sie von Sepp, Ellas ältestem Sohn, geführt. Sepps Brüder Willy und Ted kommen auch zur großen Lagebesprechung. Viel zu erben gibt es nicht, Ellas Schmuck ist unauffindbar, einer ihrer Verflossenen behauptet, dass Ella für ihn einen Batzen Geld aufbewahrt habe. Das Wertvollste, sowohl in materieller als auch in ideeller Hinsicht, ist die Jukebox, mit der die Gäste jahrzehntelang in der Wirtschaft unterhalten wurden. In Toscas Fantasie haben sich die Eltern zu den Klängen aus der Jukebox verliebt.
So unterschiedlich Polen und Bayern sind, so unterschiedlich sind Ella Novak und Ade Schierlinger. Zwei Welten prallen aufeinander.
Bei den Gesprächen zwischen Tosca und ihren Brüdern habe ich mich köstlich amüsiert. Die drei Brüder sind sehr speziell und echte Bayern wie aus dem Bilderbuch. Ted, eigentlich Tadeusz, ist Musiker und hat seine neue blutjunge Freundin namens Sophia mitgebracht. Sophia versteht sich bestens mit Ellas Enkel Jan und dessen Freund Malik, die drei haben viel Spaß bei der Wohnungsauflösung, bei der Tosca beim Anblick von vielen Bildern, Kleidern und Haushaltsgegenständen in Erinnerungen an ihre Eltern und ihre Kindheit und Jugend schwelgt.
Ich fand Die Jukebox meiner Mutter sehr unterhaltsam, den Schreibstil angenehm, ich habe viel gelacht und mich gut amüsiert. Es ist ein kurzweiliger, teils komischer, teils tragikomischer Roman. Gerne empfehle ich das Buch weiter, nicht nur an Leser*Innen mit polnischen oder bayerischen Wurzeln.

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Veröffentlicht am 08.07.2024

Neubeginn nach einer Trennung

Die einsame Buchhändlerin von Tokio
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Nachdem mir „Frau Komachi empfiehlt ein Buch“ sehr gut gefallen hat, habe ich mich darauf gefreut, „Die einsame Buchhändlerin von Tokio“ zu lesen. In beiden Büchern geht es um eine Buchhändlerin bzw. Bibliothekarin, ...

Nachdem mir „Frau Komachi empfiehlt ein Buch“ sehr gut gefallen hat, habe ich mich darauf gefreut, „Die einsame Buchhändlerin von Tokio“ zu lesen. In beiden Büchern geht es um eine Buchhändlerin bzw. Bibliothekarin, die Bücher empfiehlt. Der Unterschied ist, dass Frau Komachi in den einzelnen Geschichten nur am Rande auftaucht, während die Autorin Nanako im Mittelpunkt ihres Buches steht.
Nanako, Anfang 30, trennt sich von ihrem Mann, in der ersten Zeit nach der Trennung fühlt sie sich einsam und verloren. Sie hat keine Freunde und die Arbeit bei einer großen Buchhandlungskette macht ihr keinen Spaß. Da stößt sie auf die App ThirtyMinutes, keine gewöhnliche Dating-App, sondern eine App, um seinen Bekanntenkreis zu erweitern. Man meldet sich zu einem „Talk“ oder stellt selber einen ein mit Angabe von Ort und Zeitpunkt des Treffens.
Die ersten Männer, die sie kennenlernt, sind eher an einem One Night Stand als an einer neuen Bekanntschaft interessiert. Je mehr Menschen sie trifft, desto mehr Selbstvertrauen gewinnt sie. Bald wird das Empfehlen von Büchern zu ihrem Markenzeichen. Sie bekommt viele gute Rezensionen und steigt in die Top Ten des Rankings in der App auf.
Doch irgendwann reicht es ihr, sie hat viele interessante Menschen kennenlernt, gute und weniger gute Erfahrungen gemacht, sie löscht die App und konzentriert sich darauf, einen neuen Job in der Buchbranche zu finden.
Nanako empfiehlt fast ausschließlich japanische Literatur und nur wenige Werke ausländischer Autoren wie „Bonjour Tristesse“ von Françoise Sagan oder „Unterwegs“ von Jack Kerouac.
Der Großteil des Buches besteht aus den Verabredungen über ThirtyMinutes, die Begegnungen sind amüsant und unterhaltsam beschrieben. Der Einfluss, den Nanakos neue Bekanntschaften, auf ihr Leben und ihr Selbstvertrauen haben, ist bemerkenswert und sicherlich nachahmenswert für alle, die ihr Leben ereignisreicher und spannender gestalten wollen. Die Sprecherin Melanie Fouché hat eine angenehme Vorlesestimme, die ich gerne gehört habe. Der autofiktionale Roman hat mir gut gefallen und ich empfehle ihn gern weiter, vor allem an die, die sich für Japans Kultur und japanische Literatur interessieren.

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Veröffentlicht am 01.07.2024

Witzige und humorvolle Alltagsgeschichten

LEBENSMITTEALLERGIE
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Humorvolle Kurzgeschichten aus dem Leben einer Frau in der Mitte des Lebens
Die Autorin erzählt mit einem Augenzwinkern Anekdoten aus dem Leben einer Mutter von zwei Teenager-Söhnen.
„Die Zeit zwischen ...

Humorvolle Kurzgeschichten aus dem Leben einer Frau in der Mitte des Lebens
Die Autorin erzählt mit einem Augenzwinkern Anekdoten aus dem Leben einer Mutter von zwei Teenager-Söhnen.
„Die Zeit zwischen 99 Luftballons und Q10-Antifaltencreme ist irgendwie kürzer als erwartet. Zack, zieht unser großer Sohn aus und zack, ist der Kleine auch 1,90 Meter und hat sein Abi in der Tasche.“
Besonders gut haben mir die Geschichten gefallen, in denen es um Gespräche zwischen Mutter und Söhnen ging, einige sind noch aus der Zeit, als die Kinder noch klein waren. So im Religionsunterricht beim Thema Zehn Gebote, bei der zwei Gebote vermischt und zu „Du sollst deine Eltern nicht töten!“ werden.
Frau Riedel amüsiert sich über die alterstypische Schusseligkeit, als sie versucht, mit ihrer BVG-Karte zu bezahlen, um diese dann unauffällig gegen die EC-Karte auszutauschen „Komisch, jetzt geht’s plötzlich.“
Unvergessen die Sprüche aus unserer Jugend: Bis du heiratest, ist es wieder gut, Ein Indianer kennt keinen Schmerz, Übermut tut selten gut, Wer nicht hören will, muss fühlen.
Besonders laut gelacht habe ich bei der Beschreibung der Vorbereitung auf die Darmspiegelung, das Getränk, das man im Vorfeld trinken muss, beschreibt sie als „Flüssigwaschmittel, das nach einer Mischung aus Red Bull und Haribo Color-Rado schmeckt“, was den Geschmack meiner Meinung nach perfekt wiedergibt!
Die Unterschiede in der Kommunikation zwischen Jung und Alt sind Teil einer weiteren Geschichte. Wir haben noch telefoniert, die Jugendlichen von heute kommunizieren über WhatsApp.
Sehr schön finde ich die Idee, schöne Momente zu sammeln und aufzuschreiben.
Ich habe mich oft wiedererkannt und viel gelacht. Das Buch habe ich sehr gern gelesen und empfehle es gern vor allem an Frauen weiter, die wie die Autorin und ich in der Mitte des Lebens stehen.

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Veröffentlicht am 01.05.2024

Ein märchenhafter Ausflug in die Welt der Astrologie

Das Mondscheincafé
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Das kleine Büchlein mit 200 Seiten fällt aufgrund seines schönen Covers auf, das im Dunklen leuchtet. Auf dem Cover sieht man den Wohnwagen, in dem Katzen ein Café betreiben. Das Café erscheint in Vollmondnächten ...

Das kleine Büchlein mit 200 Seiten fällt aufgrund seines schönen Covers auf, das im Dunklen leuchtet. Auf dem Cover sieht man den Wohnwagen, in dem Katzen ein Café betreiben. Das Café erscheint in Vollmondnächten und immer nur für eine kurze Zeit.
Mizuki Serikawa schreibt Drehbücher für Videospiele, früher war sie sehr erfolgreich, doch mittlerweile bekommt sie kaum noch Aufträge. Als die Regisseurin Akari Nakayama sie um ein Treffen bittet, setzt Mizuki große Hoffnungen auf eine Zusammenarbeit. Nach dem Treffen macht sie einen Spaziergang am Ufer des Kamogawa-Flusses und entdeckt einen Wohnwagen, neben dem ein Lampion mit der Aufschrift MONDSCHEINCAFE hängt. Davor stehen ein paar Tische mit Stühlen. Mizuki wird von einem menschengroßen Tuxedo-Kater namens Merkur bedient, der von einer schneeweißen Perserkatze namens Venus unterstützt wird. Der Chef des Cafés, der Meister, ist ein siamesischer Kater namens Saturnus.
Mizuki erfährt, dass sie sich mit ihren 40 Jahren in der Marsperiode befindet. Unsere Lebensphasen sind nach den Planeten des Sonnensystems benannt: Die Mondphase dauert von der Geburt bis zum siebten Lebensjahr, danach folgt die Merkurperiode (8.-16. Lebensjahr), die Venusphase (16.-25. Lebensjahr), die Sonnenphase (26.–35. Lebensjahr), die Marsphase (36.-45. Lebensjahr), Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun und Pluto.
Es ist wichtig, jede Lebensphase richtig abzuschließen, andernfalls können keine Fortschritte erzielt werden. „Jede Lebensphase hat ihre gewissen Lektionen, und wenn man eine verpasst, dann benötigt man Nachhilfeunterricht.“ (S. 46)
Der Katzenmeister erstellt Mizuki ihr Geburtshoroskop, am Nachthimmel erscheint ihr Geburtsdiagramm, in dem er ihren Lebenslauf erkennen kann. „Das Geburtshoroskop umreißt gewissermaßen das eigene Schicksal. Man kann es auch als Lebenskompass bezeichnen. Aber vor allem zeigt es uns, wer wir selbst sind. Sich selbst zu kennen, ist immer der erste Schritt auf der Suche nach dem persönlichen Weg.“ (S. 200)
Seit etwa zwanzig Jahren leben wir im Zeitalter des Wassermanns, die zweitausend Jahre davor nennt man das Zeitalter der Fische, der Übergang vollzieht sich allmählich. Mizuki erkennt, dass ihre Drehbücher nicht mehr zeitgemäß sind und nicht in das gerade angebrochene Aquarius-Zeitalter passen.
Weitere Kundinnen im Mondscheincafé sind die Regisseurin Akari Nakayama und die junge Schauspielerin Satsuki Ayukawa. Akari ist beruflich erfolgreich, sehnt sich aber nach einem Partner und ist heimlich in den Stylisten Jirō verliebt. Als sie im Gespräch mit ihm erwähnt, dass sie nach einer zweiten Stylistin sucht, empfiehlt er Megumi Hayakawa, eine Sandkastenfreundin von ihm.
Satsuki Ayukawa ist junge Schauspielerin, die einem Shitstorm ausgesetzt wird, der dazu führt, dass sie ihre Hauptrolle verliert.
Mizumoto ist Inhaber einer IT-Firma. Er erstellt eine Website für Megumi, die den Friseursalon ihrer Eltern übernommen hat.
Im Epilog erfahren wir, was die Kunden und Kundinnen des Mondscheincafés verbindet und warum gerade sie dafür ausgewählt wurden, von den Katzen Ratschläge für ihr Leben zu erhalten.
Das Buch ist ein märchenhafter Ausflug in die Welt der Astrologie. Es hat mich auf Geburtshoroskope neugierig gemacht. Ob unsere Schwächen und Stärken und der grobe Lebenslauf tatsächlich schon bei der Geburt vorgezeichnet sind? Die Rahmenhandlung und die Charaktere haben mir sehr gut gefallen. Ich empfehle das Büchlein allen, die gerne japanische Literatur lesen und natürlich allen, die sich für Astrologie interessieren.

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Veröffentlicht am 29.04.2024

Wo ist Ellen?

Die Kunst des Verschwindens
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Die Kunst des Verschwindens war mein erstes Buch der Autorin, aber bestimmt nicht ihr letztes. Auch wenn es kein Thriller ist, so hat es doch Thriller-Elemente und ist so spannend, dass ich es ab der Hälfte, ...

Die Kunst des Verschwindens war mein erstes Buch der Autorin, aber bestimmt nicht ihr letztes. Auch wenn es kein Thriller ist, so hat es doch Thriller-Elemente und ist so spannend, dass ich es ab der Hälfte, Ellens Verschwinden, nicht mehr aus der Hand legen konnte.
Zwei junge Frauen, die am selben Tag Geburtstag haben: Nico, Fotografin und Ellen, Schauspielerin und Netflix-Star.
Ellen kommt zur Premiere ihrer neuen Serie „The Vanishing“ aus LA nach Berlin und wohnt in einem Airbnb-Apartment gegenüber von Nicos Wohnung. Sie begegnen sich im Späti und im Supermarkt, schließlich verbringen sie einige Stunden in der Silvesternacht zusammen. Dann verschwindet Ellen, sie erscheint nicht zur Premiere ihres neuen Films.
Nico macht sich auf die Suche nach ihrer neuen Freundin und Seelenverwandten. Sie fährt zunächst nach Brügge, dann nach Paris und schließlich an die Nordsee, dorthin, wo ihre Mutter verschwunden ist. Diese ist bei einem Fährunglück umgekommen, bei dem Nico als eine der Wenigen überlebt hatte.
Was für ein wunderbarer poetischer Schreibstil und wie gut sich alles am Ende zusammenfügt! Nico wird von ihrer Last befreit, Ellen erfüllt sich ihren Traum. Mein Lieblingscharakter ist Nicos 9jähriger Bruder Jona mit seinen Sprüchen und seiner großen Wissbegierde.
Die Autorin schreibt sehr atmosphärisch und hat mich ins nächtliche Berlin, in die Grachten von Brügge und die Pariser Katakomben versetzt. Berührend fand ich Nicos Begegnungen mit einem Fuchs und die Walrettungsaktion des gesamten Küstenortes. Sehr ergreifend war, dass Nico und Ellen von ihrer vermeintlichen Schuld befreit wurden. Ich empfehle das Buch allen, die Frauenliteratur mit Thriller-Elementen mögen und freue mich auf weitere Bücher von Melanie Raabe.

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