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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.10.2016

Böse Jungs

Im Wald
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"Im Wald" von Nele Neuhaus ist der 8. Band um den Leiter des Kommissariats K11 in Hofheim, Oliver Bodenstein. Es soll wohl auch vorerst sein letzter Einsatz werden, denn er fühlt sich ausgebrannt und ...


"Im Wald" von Nele Neuhaus ist der 8. Band um den Leiter des Kommissariats K11 in Hofheim, Oliver Bodenstein. Es soll wohl auch vorerst sein letzter Einsatz werden, denn er fühlt sich ausgebrannt und leer. Der Kommissar will nun ein Sabbatjahr einlegen, um sich zu erholen und mehr Zeit für seine allzu kesse kleine Tochter Sophia zu haben. Auch in Liebesangelegenheiten ist beziehungstechnisch da einiges aufzuarbeiten.

In seinem Heimatort verbrennt ein Mensch auf einem Campingplatz, weitere raffinierte Morde folgen. Allmählich kommt Bodenstein die Erkenntnis, dass die Spuren bis weit in seine Jugendzeit reichen, als sein bester Freund Arthur spurlos verschwand. Damals mauerte die Dorfgemeinschaft bei den Befragungen der Polizei. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Es gibt eine Unmenge an Verdächtigen. Zum Glück gibt ein Personenregister auf den ersten Seiten einen groben Überblick, aber dennoch ist es für den Leser ein Verwirrspiel, weil alle untereinander verschwistert, verschwägert oder sonstwie verbandelt sind. Ich selbst habe es aufgegeben, alles nachzuhalten. Die vielen Namen sind für mich ein absolutes Manko an diesem Krimi und ich bin auch der Meinung, das hätte man besser machen können. Ansonsten ist an der spannenden Handlung nichts auszusetzen. Einerseits ist es ein raffinierter Plot, andererseits menschelt es sehr, weil Oliver Bodenstein persönlich involviert ist. Man erfährt viel über seine Jugend, seine Frauen und sein Gefühlsleben. Es ist ein sehr dickes Buch, das zum Lesen etwas unhandlich ist. Aber wo hätte man es kürzen können? Ich habe jede Zeile genossen. Nele Neuhaus versteht es meisterlich mit ihrem anschaulichen Erzählstil den Leser bei der Stange zu halten. Es ist unmöglich, selbst den Täter zu erraten, geschweige denn sein Motiv. Man ist gezwungen, sich auf den letzten Seiten überraschen zu lassen. "Im Wald" kann ich aus diesem Grund wärmstens weiter empfehlen.

Veröffentlicht am 16.09.2016

Krimi und Roman zugleich

Am Abend des Mordes
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Das Buch "Am Abend des Mordes" ist mehr als ein Krimi. Zum einen gibt es da den Handlungsstrang mit Ellen Bjarnebo. Sie hat eine Haftstrafe hinter sich, weil sie, um sich und ihren debilen Sohn vor dem ...


Das Buch "Am Abend des Mordes" ist mehr als ein Krimi. Zum einen gibt es da den Handlungsstrang mit Ellen Bjarnebo. Sie hat eine Haftstrafe hinter sich, weil sie, um sich und ihren debilen Sohn vor dem trunksüchtigen, überaus gewalttätigen Ehemann zu schützen, ihn ermordet und zerstückelt haben soll. Einige Jahre später verschwindet ihr nächster Lebensgefährte spurlos und der Verdacht fällt automatisch wieder auf sie, doch man kann ihr nichts nachweisen.

Dann gibt es die Kommissarin Eva Backman, die die undankbare Aufgabe hat, den Mord an dem unsympathischen Volkspopulisten Fängström aufzuklären.

Und eine weitere Geschichte windet sich um den durch den plötzlichen Tod seiner Frau traumatisierten Kommissar Barbarotti. Er soll die Akte Bjarnebo neu aufrollen. Anfangs deutet noch alles darauf hin, daß es so eine Art Schonprogramm sein soll, um ihm dem Wiedereinstieg in die Arbeit zu erleichtern, doch es steckt wesentlich mehr dahinter. Gegen Ende des Buches laufen alle Wege wie bei Rom zusammen. Als Deus ex machina gleicht ein Zeuge einem Schulfreund der angeblichen Mörderin und schon greifen die Zusammenhänge ineinander. Für mein Verständnis ein etwas weit hergeholter Kunstgriff. Auch dass Barbarotti mit Gott spricht und Erscheinungen seiner verstorbenen Ehefrau hat, finde ich befremdlich. Nun gut, das sei dichterische Freiheit von Hakan Nesser!
Mir gefällt ausnehmend gut, wie einzigartig die Charaktere sind. Der Leser dringt tief in deren Gedankenwelt ein, kann den Handlungsverlauf nachvollziehen, erlebt wie die Kriminalfälle sich näherkommen, wittert die Gefahr schon vor den Kommissaren. Eben weil es zum Gegensatz der wirklich spannenden Kriminalhandlung auch ein inneres Leben und Sichweiterentwickeln der Akteure gibt, halte ich diesen Roman für absolut lesenswert.

Veröffentlicht am 29.06.2024

mystisch

Bretonische Sehnsucht
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Diesmal treibt ein Mordfall Kommissar Dupin und seine Mannen auf die wilde Atlantikinsel Quessant, von der das eindrucksvolle Cover schon einen ersten Eindruck vermittelt. Wie immer ist Kollege Rival ein ...

Diesmal treibt ein Mordfall Kommissar Dupin und seine Mannen auf die wilde Atlantikinsel Quessant, von der das eindrucksvolle Cover schon einen ersten Eindruck vermittelt. Wie immer ist Kollege Rival ein unerschöpflicher Born nützlichen und oft auch überflüssigen Wissens.
Die Ermittlungen treten vor den geschichtlichen beziehungsweise mystischen Informationen über die Insel fast schon zu sehr in den Hintergrund. Leider scheint das die Tendenz des Autors zu sein, sich mehr in Richtung Reiseführer hinzubewegen. Noch war die Handlung spannend genug, um bei der Stange zu bleiben, aber es fängt an, grenzwertig zu werden.
Krimileser wollen Krimis und keine rundum Belehrung über alle möglichen Themen.
Trotzdem gibt es eine klare Leseempfehlung, denn Bannalec hat schon ausgefallene Ideen für seine Morde, und wunderschöne Handlungsorte.
Einen großen Anteil an der guten Bewertung hat auch der Sprecher Christian Berkel. Seine Stimme ist sehr angenehm, er glänzt vor allem in der wörtlichen Rede, und bewundernswert ist seine nonchalante Aussprache selbst der schwierigsten französischen Namen. Chapeau!

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Veröffentlicht am 25.06.2024

Fae-Handel

Jane und die Geheimnisse von Branwell Hall
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Das wunderschöne Cover hat einen deutlichen Bezug zum Inhalt. Auf dunklem Untergrund leuchten zartrosa Seerosen. Und gerade Seerosen sind in dem kleinen abgelegenen Dorf Thornfield ein Zeichen dafür, dass ...

Das wunderschöne Cover hat einen deutlichen Bezug zum Inhalt. Auf dunklem Untergrund leuchten zartrosa Seerosen. Und gerade Seerosen sind in dem kleinen abgelegenen Dorf Thornfield ein Zeichen dafür, dass die Fae wieder einen bösen Schabernack getrieben haben. Oberhalb von Thornfield liegt auch das Anwesen der Branwells. Hier landet Jane Bell, um für die kleine Audrey als Kindermädchen zu sorgen. Die Eltern sind auf mysteriöse Weise abwesend, nur der arrogante Bruder Liam, der selbst noch recht jung ist, hat übergangsweise die Leitung von Haus und Firma übernommen. Es geschehen seltsame Dinge auf Branwell, das Kind wird von wilden Albträumen geplagt und die Bewohner des Dorfes reden nicht gerne über die Geheimnisse der Fae. Man weiß allerdings nur zu genau, mit Fae schließt man keine Geschäfte, denn sie finden immer ein fieses Schlupfloch ...
Dieser Jugendroman beschreibt das ambivalente Wesen der Fae mit ihrer unterschwelligen Bosheit sehr präzise. Wie bei einem Dschinn aus der Lampe sollte man sich seine Wünsche sehr genau überlegen, damit sie sich nicht gegen einen selbst richten. Am besten: man lässt das Wünschen grundsätzlich sein und verlässt sich nur auf sich selbst.
Zwar geht es in erster Linie um die Liebesgeschichte zwischen Jane und Liam, aber im Prinzip stiehlt die quirlige Audrey mit ihrer offenen Art allen die Show. Aber es gibt noch weitere interessante Charaktere, die sehr deutlich beschrieben werden.
Der Handlung kann man lange gut folgen, doch gegen Ende überschlagen sich die Ereignisse und es wird unübersichtlich, weil zu viel zu schnell passiert.
Dennoch ist es ein schönes Jugendbuch, das ich gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 19.06.2024

Taunusmörder

Rote Jagd
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Dies ist mein zweiter Versuch mit einem Hörbuch von Christian Boochs und diesmal konnte mich die gekonnte Vortragsweise von Lisa Boos bei der Stange halten.
Im Taunus wurde eine nackte Frau auf einer einsamen ...

Dies ist mein zweiter Versuch mit einem Hörbuch von Christian Boochs und diesmal konnte mich die gekonnte Vortragsweise von Lisa Boos bei der Stange halten.
Im Taunus wurde eine nackte Frau auf einer einsamen Waldstraße angefahren und liegt seitdem im Koma. Die Frankfurter BKA-Profilerin Nessa Wolf wundert sich, warum sie zu so einem Fall hinzugezogen wird. Doch es ist Nessa, die aufdeckt, dass im Taunus ein bislang unentdeckter Serienmörder seine Triebe auslebt. Während die örtliche Polizei noch den Spuren satanistischer Jugendlicher folgt, müssen Nessa und ihr Kollege fast schon im Alleingang und unter großer Gefahr den Fall lösen.
Der Plot ist richtig spannend und um es vorweg zu sagen: von mir gibt es eine klare Leseempfehlung! Von Nessas Charakter bin ich allerdings etwas genervt, denn sie hat eine unmögliche Art und Weise, wie sie mit ihren Mitarbeitern umspringt, wie oft sie unbedingt Kaffeetrinken muss und die große Liebe zu ihren Katzen wird ebenfalls überproportional oft erwähnt. Deswegen gibt es leichten Punkteabzug in der Bewertung.

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