Warum habe ich mir dieses Buch angetan? WARUM?
Ich hatte Paper Princess von der Autorin gelesen, fand es ziemlich schlecht und die Folgebände waren mir selbst als eBooks zu teuer, als dass ich Geld dafür hätte ausgeben wollen. Aber ich dachte ich gebe der Autorin noch einmal eine Chance, da das hier ja praktisch der Ableger ist, der sich nicht mehr um Ella und Reed dreht, sondern um Easton. Immerhin wachsen ja auch Autoren mit ihren Werken, werden besser und können einen vollkommen überraschen - nur um ein Beispiel zu nennen: Ich fand After Passion von Anna Todd absolut grauenhaft, hätte das Buch am liebsten aus dem Fenster geschmissen. Ihre Ableger-Dulogie um einen der Nebencharaktere wiederum fand ich gar nicht mal so schlecht. Ich hatte das Gefühl, dass die Autorin sich weiterentwickelt hatte und auf genau diesen Effekt habe ich auch bei Erin Watt und Paper Passion gehofft - nur leider ist er nicht eingetreten.
Stattdessen habe ich mir auf 284 Seiten (ich rede von den Seitenzahlen die mein Kindle mir anzeigt) sage und schreibe 40 Notizen gespeichert und zwar jedes Mal, wenn Easton etwas gesagt, getan oder gedacht hat, über das ich mich aufregen könnte. Nein, nicht nur könnte, ich tue es.
Schon im ersten Kapitel ist mir klar geworden, dass ich den Protagonisten nicht mögen würde. Easton ist arrogant und selbstgefällig. Er nimmt sich was er will, ohne Rücksicht auf Konsequenzen und meint dann noch, dass er ja eigentlich niemanden verletzen will. Er ist super schlau, langweilt sich nur im Unterricht und verhält sich deswegen wie ein absoluter Idiot, der alles besser weiß und die Schule eigentlich nicht bräuchte. Weil sein Daddy hat ja Geld. Kein Witz, jedes Mal wenn irgendetwas schief läuft denkt Easton sich „Was soll’s? Dad wird mich da schon rauskaufen“ oder „Probleme? Wer? Ich? Aber ich habe doch tausende von Dollar Taschengeld im Monat, das lässt sich schon klären“.
Diese Ich-bin-ja-so-ein-armer-gelangweilter-stinkreicher-Kerl-Masche hat bei mir einfach nicht gezogen und ich frage mich wirklich, wirklich, wirklich, wie der Typ überhaupt mit diesem Verhalten je jemanden abkriegt. Denn um es einmal deutlich zu sagen: Easton in ein Arschloch. Er ist so unsympathisch wie ein Protagonist nur sein kann und ich wäre so oft gerne in das Buch gestiegen und hätte seinen Kopf mal gegen eine Wand gehauen. Vielleicht hätte ihm das ja etwas Vernunft eingebracht - wobei, die Prügeleien, in die er sich immer begeben will um Dampf abzulassen, bringen ja auch nichts.
Das Eastons Verhalten all seinen Mitmenschen unter aller Sau ist habe ich jetzt wohl genügend zum Ausdruck gebracht, aber das war noch nicht alles, was mich an ihm gestört hat. Er weiß, dass er ein Suchtproblem hat. Er trinkt sich fast besinnungslos und macht dann die dämlichsten Dinge. Und er weiß, dass er ein Suchtproblem hat und tut einfach nichts dagegen. Ich weiß, das ist leichter gesagt als getan, aber alle Menschen in seinem Umfeld, die Menschen, die ihn angeblich lieben, tolerieren sein Verhalten einfach und anstatt zu versuchen ihm zu helfen, halten sie ihm wenn man Glück hat einen Vortrag, wenn man Pech hat ignorieren sie es einfach.
Ein kleiner Pluspunkt an dem Buch war für mich Hartley, auf die Easton es nach ihrer ersten Begegnung fast schon stalkerhaft doll abgesehen hat. Er bedrängt sie regelrecht, obwohl sie ihm mehrmals klar und deutlich sagt, dass sie nichts von ihm möchte und dass er sie bitte in Ruhe lassen soll. Aber hey, er ist Easton Royal also was soll’s? Ignorieren wir ihre Meinung und untergraben sie einfach. Denn natürlich steht sie auf ihn, so wie jede Frau auf dem Planeten. Ist ja logisch.
Aber nein, das ist es verdammt nochmal nicht! Es ist definitiv nicht normal oder romantisch, dass er seinen eigenen Stundenplan über Bord wirft und einfach all ihre Kurse besucht, dass er versucht sie zu küssen, obwohl sie eindeutig nicht geküsst werden will. Nichts davon ist romantisch und ich war froh, dass Hartley es ihm so schwer gemacht hat. Schön, sie hat sich auch nicht allzu heftig gegen ihn gewährt, aber immerhin hat sie länger Haltung bewahrt und ist immer mal wieder zurückgerudert und standhaft geblieben, als so manch andere Hauptperson in einem Liebesroman. Wobei man hierbei nicht einmal wirklich von Liebesroman sprechen kann, denn zwischen Easton und Hartley passiert so gut wie gar nichts und eigentlich haben sie sich darauf geeinigt Freunde zu sein.
Womit wir quasi auch an den letzten Punkt kommen, der mich gestört hat - die Handlung. Laut meinem Kindle hat das Buch 284 Seiten und ehrlich? Auf denen ist so gut wie nichts passiert. Es wird relativ viel angedeutet im Bezug auf Hartleys Hintergrundgeschichte, die sich gegen Ende anfängt zu lichten, aber ansonsten besteht das Buch gefühlt nur daraus, dass Easton sich betrinkt, etwas Dummes tut, seine Mitmenschen verletzt, Stimmungsschwankungen hat, Hartley bedrängt und gegen Ende haben wir dann noch einen schönen Cliffhanger, der leider dafür sorgt, dass ich weiter lesen möchte. Argh. Vor allem kam der Cliffhanger aus dem Nichts und ich habe nicht das Gefühl, dass er sonderlich viel zur Handlung im nächsten Band beitragen wird, aber nun gut. Wir werden sehen. Denn leider - leider leider leider - habe ich das starke Bedürfnis zum nächsten Band zu greifen. Obwohl ich diesen absolut mies fand und ich Easton nicht leiden kann, trotz, dass er hier und da ein paar lichte Momente hat, in denen er einsieht, dass er Mist macht.
Es ist wirklich verflucht mit schlechten Büchern. Und ein wenig wie mit RTL II. Man will die Assi-TV-Sendungen nicht gucken, weil man das Gefühl hat, dass sich dabei die Gehirnzellen nach und nach verabschieden, aber trotzdem guckt man es. Weil es auf eine verdrehte Art Spaß gemacht hat - und genau deshalb funktioniert diese Suchtwirkung Romans für mich. Ich weiß, dass ich ihn schlecht fand, dass ich die Charaktere und die Handlung nicht richtig nachvollziehen kann und trotzdem hatte ich Spaß beim Lesen. Zumindest genug um Weitermachen zu wollen. Nun ja, aber vielleicht quäle ich mich auch einfach nur gerne selbst.