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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.03.2022

Bravo

Eine Frage der Chemie
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Elisabeth Zott ist großartig. Eine kluge, bodenständige Frau mit Humor und wenig Talent zum Selbstmitleid. Als begabte Chemikerin muss sie sich mit den haarsträubenden Vorurteilen eine patriarchalen Gesellschaft ...

Elisabeth Zott ist großartig. Eine kluge, bodenständige Frau mit Humor und wenig Talent zum Selbstmitleid. Als begabte Chemikerin muss sie sich mit den haarsträubenden Vorurteilen eine patriarchalen Gesellschaft herumschlagen, aber sie nimmt sich den Rat ihres Mannes zu Herzen: du kannst sie nicht verändern, du musst sie überlisten. Und das tut sie. Urkomisch, bewegend, hinreißend, genial. Ihre Kochshow wird zur nationalen Institution. Ich mag Kochsendungen, finde die meist männlichen Köche aber häufig wenig sympathisch. Diese Chefin de la cuisine habe ich geliebt. Und ich wünsche dem herrlichen Roman viele begeisterte Leser:innen und der Autorin, dass sie noch mehr solcher wunderbaren Themen findet. Bücher über geniale Frauen kann es gar nicht genug geben. Es steckt so viel Weisheit und Liebe drin. Eben alles eine Frage der Chemie.

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Veröffentlicht am 05.03.2022

Umwerfend komisch

Einatmen, ausrasten
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Gerade habe ich ein deutsches „Frauenbuch“ um das Älter-und Unsichtbarwerden von Frauen nach der Menopause gelesen. Und jetzt „einatmen-ausrasten“, das im Original mal schon deutlich mehr Wortwitz verströmt ...

Gerade habe ich ein deutsches „Frauenbuch“ um das Älter-und Unsichtbarwerden von Frauen nach der Menopause gelesen. Und jetzt „einatmen-ausrasten“, das im Original mal schon deutlich mehr Wortwitz verströmt ( Woman of a certain rage). Es sind kolossale Unterschiede. Wo bei Georgie Hall eine Fünfzigjährige echten Witz und Mut zur Selbstkritik und Selbstliebe entwickelt, bleibt die deutsche Version in kümmerlichen Schenkelklopfplatitüden stecken, ohne lesenswerte Erkenntnisse.
Der englischen Autorin gelingt, was so typisch ist für den berühmten Humor der Briten. Eine Leichtigkeit mit Tiefe.
Die erfolglose Schauspielerin Eliza, Mutter von drei Kindern und Gewinnerin einer absolut obskuren Trophäe ( ein Pokal in Lippenform für die beste Vorleserin erotischer Romane) hat es schwer: der ehemals sehr geliebte Paddy weckt keine erotischen Gefühle mehr in ihr, die Familie fordert viel und gibt zu wenig, die Wechseljahre machen sie zu einer reizbaren, hitzigen Tigerin, das autistische Nesthäkchen wird wohl bis ans Ende ihrer Tage Extrapflege brauchen und mit dem Geld passt es hinten und vorne nicht. Da kommt ein italienischer, Komplimente und glutvolle Blicke um sich werfender Gastwirt doch gerade recht. Aber nicht er hilft Eliza, zu sich zu finden. Es ist ein Trip mit dem Boot durch die Kanäle und Schleusen derWasserwege von London, der ihr die Augen öffnet für den eigenen Wert.
Dabei bleibt der Blick auf Frausein, Mannsein, Jungsein, Älterwerden, Behinderung und Familie durchgehend liebevoll, ohne kitschig zu sein.
Auch die Beziehung zu ihrer siebzehnjährigen Influencer-Tochter hat großen Charme. Es gelingt Eliza die Parallelen zu eigenen Jugend zu erkennen und damit ein großes Mitgefühl mit Ohnmacht und Erkenntnis, mit der naiv-klugen Summer und gleichzeitig mit sich selbst, zu verknüpfen.
Das Beste an der Lektüre aber war, dass sie umwerfend komisch ist. Ich habe oft laut gelacht. Ein absolutes Must-Read in diesen Zeiten.

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Veröffentlicht am 07.02.2022

Hinreißend

Abgegeben
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Der dritte Gedichtband von Steffi Steenken mobilisiert auch in mir, die ich so gar keine Poetin bin, den Drang zum Dichten.

So auf dem Punkt, so schnörkellos echt, so ehrlich und klar:

Gänsehaut, Tränen, ...

Der dritte Gedichtband von Steffi Steenken mobilisiert auch in mir, die ich so gar keine Poetin bin, den Drang zum Dichten.

So auf dem Punkt, so schnörkellos echt, so ehrlich und klar:

Gänsehaut, Tränen, Lächeln und tiefe Freude, alles dabei. So muss Poesie.

Auch Menschen, die sonst keine Gedichte lesen, werden sich wiedererkennen und staunen, welche Kraft die Sprache haben kann. Nicht laut und pathetisch sondern leise und doch voller Kraft.

Wunderschön passend die Bilder der Künstlerin Heike Niderehe.

Ein Buch zum mehrmals lesen, vorlesen, weitergeben, verschenken.

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Veröffentlicht am 18.07.2024

Auch Täter sind Opfer

Dunkler Abgrund
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Ich mochte das Setting: Justizministerin bewegt sich auf Pfaden völlig abseits der Legalität. Clara Lofthus, Schwedens frisch ernannte Ministerin begegnet ihrem schlimmsten Alptraum: Ihr Zwillinge sind ...

Ich mochte das Setting: Justizministerin bewegt sich auf Pfaden völlig abseits der Legalität. Clara Lofthus, Schwedens frisch ernannte Ministerin begegnet ihrem schlimmsten Alptraum: Ihr Zwillinge sind verschwunden und es gibt eine mysteriöse Entführerforderung. Dabei ist Claras Leben sowieso schon äußerst kompliziert, sie hat ihren Mann verloren, ihre Mutter ist psychisch krank, der Vater kriegstraumatisiert. Gut, dass ihr neuer Chauffeur nicht nur Auto fahren kann. Ich fand die Geschichte spannend, wenn auch teilweise etwas unglaubwürdig. Mir fehlte immer wieder der innere Bezug zu Claras Handlungen. Womöglich würde ich die Protagonistin besser verstehen, hätte ich den ersten Teil gelesen? So oder so, der Roman hat einen Spannungsbogen mit hypnotischem Drive, der Stil ist flüssig und gefällig. Unterhaltsam, aber nicht packend. Ich weiß nicht, ob ich Teil Drei lesen werde.

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Veröffentlicht am 30.06.2024

Gut zu lesen

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Mit Yasira Saad hat der bekannte Schriftsteller und geniale Erfinder der Känguru-Chroniken Marc Uwe Kling eine Ermittlerin geschaffen, die gleich mehrere Kriterien erfüllt für eine interessante Figur. ...

Mit Yasira Saad hat der bekannte Schriftsteller und geniale Erfinder der Känguru-Chroniken Marc Uwe Kling eine Ermittlerin geschaffen, die gleich mehrere Kriterien erfüllt für eine interessante Figur. Yasira steht in ihrem Team als „Vorzeige- Migrantin“ für eine moderne Polizei und für Antidiskriminierung, obwohl sie Deutsche ist. Persönliche Erfahrung mit der Diskriminierung als Frau, potentiellen Muslima durch Namen und Aussehen ( sie ist keine praktizierende Religiöse), Alleinerziehende einer Teenagertochter, das alles prädestiniert sie für die Position als leitende Ermittlung in einem politisch hochbrisanten Vergewaltigungs-Fall. Die toughe Yasira merkt bald, dass es diesmal für sie deutlich gefährlicher ist, als ihre üblich. Denn es geht um „Heimatschutz“, Meinungsmache durch Klick-Medien und um nationale Hetze. Sie und ihre Tochter geraten ins Fadenkreuz der Rechtsnationalen.
Dabei ist nichts, wie es scheint.
Ich habe den locker geschrieben Krimi gerne gelesen. Er hat durch die Thematik KI, social media und Fake-News hochaktuellen Zeitbezug, die Figuren sind mit Humor gezeichnet, manchmal etwas überzogen, aber durchaus glaubwürdig. Es ist definitiv kein Spaß, sondern wirklich spannend, zumindest bis zum letzten Viertel. Dort verliert der Roman für mich an Glaubwürdigkeit, das Ende wirkt auf mich etwas überhastet und unfertig. Dennoch absolut empfehlenswerte Lektüre.

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