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Veröffentlicht am 15.09.2024

Drachenmärchen

Ich fürchte, Ihr habt Drachen
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Wer wie ich mit "Das letzte Einhorn" aufgewachsen ist, wird nicht daran vorbeikommen, einen zweiten Blick auf "Ich fürchte, ihr habt Drachen" zu werfen. Denn Peter S. Beagle, der Autor dieses überaus beliebten ...

Wer wie ich mit "Das letzte Einhorn" aufgewachsen ist, wird nicht daran vorbeikommen, einen zweiten Blick auf "Ich fürchte, ihr habt Drachen" zu werfen. Denn Peter S. Beagle, der Autor dieses überaus beliebten Fantastikmärchens, ist zurück mit einer ähnlich skurrilen, liebevoll gestalteten Geschichte.

Robert hat von seinem Vater den ungeliebten Job des Drachenjägers geerbt und wird von allen im Dorf engagiert, die kleinen Jungdrachen und Drachennester zu beseitigen. Den größten Auftrag erhält er, als er die Festhalle im Schloss in Vorbereitung auf die anstehende Hochzeit der Prinzessin säubern soll. Doch weder Robert, noch Prinz Reginald oder Prinzessin Cerise scheinen sich ihrer Sache wirklich sicher. Und so finden sich alle drei kurze Zeit später auf großer Drachenjagd wieder.

Der Autor schreibt in seinem gewohnt märchenhaft, poetischen Schreibstil, doch sollte man sich davon nicht täuschen lassen. Er kann auch blutig und erwachsen, wenn es darauf ankommt. Wer seinen Stil mag, wird hier auch voll auf seine Kosten kommen.

Was die Geschichte an Detailreichtum aufweist und ausgefallenen Ideen, das fehlt ihr leider etwas an der Tiefe der Figuren. Wie für Märchen typisch, folgen die Figuren gewissen Stereotypen. Allerdings schafft es Herr Beagle, sie zumindest in gewissen Teilen aufzubrechen. Ich zumindest bin ihnen sehr gerne in jedes Abenteuer gefolgt und habe besonders Robert fest in mein Herz geschlossen.

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Veröffentlicht am 15.09.2024

Zerstreut wie ein Teenie

Long Live Evil
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Mit Rae kann man eigentlich nur Mittleid haben. Sie ist kaum 17 Jahre alt und liegt schon mit schwerem Krebs im Krankenhaus, ihre Aussichten sind schlecht. Der einzige Ausweg, den ihr eine mysteriöse Fremde ...

Mit Rae kann man eigentlich nur Mittleid haben. Sie ist kaum 17 Jahre alt und liegt schon mit schwerem Krebs im Krankenhaus, ihre Aussichten sind schlecht. Der einzige Ausweg, den ihr eine mysteriöse Fremde bietet, ist eine Reise in ihre liebste Fantasyreihe. Sie soll eine Blume besorgen, die ihr Heilung und Leben verspricht. Doch wird es nicht ganz so leicht wie sie es sich erhofft, denn sie findet sich als ungeliebte Gegnerin in diesem Spiel wieder.

Die Idee hinter dieser Geschichte ist großartig! Wollten wir nicht alle schon einmal die Rolle des Antagonisten übernehmen, ohne Rücksicht auf Verluste oder schlechtes Gewissen? Sich eigene Verbündete aussuchen, mit gleichen Interessen oder Voraussetzungen? Rae kann das nun alles machen, immer in dem Wissen, dass es ja nur eine Geschichte ist.

Ein paar kleine Schwächen hat das Buch leider. Zum einen ist die Hauptfigur Rahela stellenweise einfach nur unerträglich jugendlich und sowohl in ihren Handlungen, vor allem aber in ihren Äußerungen furchtbar unbedacht. Dadurch wühlt sie das mittelalterliche Setting mit ihrem Jugendslang und gesellschaftsaktuellen Popkulturreferenzen total durcheinander. Über die vielen Wortwiederholungen breiten wir den Mantel des Vergessens.

Des Weiteren wissen weder wir als Lesende noch Rae selbst (die ja die Bücher angeblich gelesen hat und sich anhand deren Handlung durch ihr Abenteuer hangelt) genug, um die Handlung immer nachvollziehen geschweige denn vorhersehen zu können.

Aber darüber kann man hinweg sehen, denn die Story ist vollgepackt mit Ereignissen, sodass man kaum die Gelegenheit bekommt zum Nachdenken.

Letzlich muss man sich nur darüber im Klaren sein, dass dies kein abgeschlossener Einzelband ist, sondern der Beginn einer weiteren der unzähligen Fantasyreihen. Wer mit offenen Enden klarkommt, kann aber auch mit diesem einen Band zufrieden sein.

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Veröffentlicht am 14.08.2024

Starke Frauen

Lil
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Gemeinsam tauchen wir ein in die Highsociety New Yorks 1880, um das Schicksal von Lillian Cuttings aus mehr oder weniger großer Nähe zu begleiten. Neben der fortwährenden Konkurrenz der beiden führenden ...

Gemeinsam tauchen wir ein in die Highsociety New Yorks 1880, um das Schicksal von Lillian Cuttings aus mehr oder weniger großer Nähe zu begleiten. Neben der fortwährenden Konkurrenz der beiden führenden Großfamilien geht es vor allem darum, was Frauen dürfen und was nicht. Sie dürfen neben ihrem erfolgreichen Mann hübsch aussehen und zu seiner ständigen Verfügung stehen. Ihre "Frauenleiden" dürfen sie im Sanatorium für höhere Frauen kurieren, unter der ständigen Aufsicht eines selbstverliebten Psychiaters. Was sie defintiv nicht dürfen, ist selbstständig sein und erfolgreich. Vor allem nicht erfolgreicher als ihre Männer!

Dieses Buch macht wütend, konfrontiert die Leserin mit einer ganz eigenen Art von Ohnmachtsgefühl und Hilflosigkeit, gefolgt von leichtem Triumph und Schadenfreude (ich finde es ja immer noch bemerkenswert, dass es dieses Wort nur im Deutschen gibt, wenn es doch das Empfinden so unglaublich gut beschreibt!).

Dabei steht die titelgebende Figur gar nicht mal so sehr im Vordergrund. Neben ihr kommt auch eine Vielzahl anderer Figuren zu Wort und in den Genuss des Rampenlichts. Dies komplettiert jedoch nur ziemlich gut den Eindruck, den man von der damaligen Gesellschaft gewinnt.

Einen etwas bitteren Beigeschmack bekommt das Buch allerdings. Ich hätte dieses Buch gerne in weiblichen Worten, mit einer weiblichen Sichtweise gelesen. Stellenweise merkt man es dem Buch einfach zu sehr an, dass es von einem "alten, weißen Mann" geschrieben wurde. es fehlt das Einfühlungsvermögen, dass man gerade den weiblichen Figuren wünschen würde. Die Männer sind dagegen durchweg gut getroffen.

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Veröffentlicht am 30.06.2024

Mystische Reise

Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland
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Wer bei diesem wunderschönen Cover mit dem sehr kreativen Titel einen historischen Roman erwartet, könnte eventuell etwas enttäuscht werden.

Denn die Fahrt mit dem Transsibirienexpress von Peking nach ...

Wer bei diesem wunderschönen Cover mit dem sehr kreativen Titel einen historischen Roman erwartet, könnte eventuell etwas enttäuscht werden.

Denn die Fahrt mit dem Transsibirienexpress von Peking nach Sankt Petersburg führt den vorsichtigen Reisenden nicht nur durch das von einer hohen Mauer umgrenzte Ödland, sondern auch in die Tiefen der Fantasie und des Mystischen.

Im Zug trifft man nicht nur auf die betuchten Reisenden der ersten Klasse wie die geheimnisvolle Maria oder einen in Ungnade gefallenen Forscher, sondern auch auf das Personal des Zuges, die die Strecke und ihren Zug in und auswendig kennen. Und doch wird diese Fahrt einige Überraschungen für alle mit sich bringen- denn jeder scheint Geheimnisse zu haben.

Die Mischung aus Realismus, Historie und mystischen Elementen ist erstklassig gelungen. Die Spannung wird hochgehalten und die blumige Sprache zaubert wuderschöne, wenn auch düstere Bilder.

Weder die Passagiere noch der Lesende können zu Beginn erahnen, wohin die Reise gehen wird und was einen unterwegs erwartet und werden von deren Ende wahrlich überrascht sein.

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Veröffentlicht am 30.06.2024

Der dritte Streich

Das Dorf der acht Gräber
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Der Blumenbar-Verlag hat mit "Das Dorf der acht Gräber" bereits den dritten teil einer Kriminalreihe des wiederentdeckten japanischen Autors Seishi Yokomizo herausgebracht. In Japan ein gefeierter Autor, ...

Der Blumenbar-Verlag hat mit "Das Dorf der acht Gräber" bereits den dritten teil einer Kriminalreihe des wiederentdeckten japanischen Autors Seishi Yokomizo herausgebracht. In Japan ein gefeierter Autor, in Deutschland bisher relativ unbekannt, müssen er und seine Romane sich sicherlich nicht verstecken. Mit Privatdetektiv Kosuke Kindaichi hat er eine Hauptfigur erschaffen, die es mit der Klugheit von Columbo und Miss Marple aufnehmen kann. Kombiniert wird das Ganze mit japanischer Folklore und sehr viel Authentizität.

Dieses Mal geht es um ein Dorf, dessen Geschichte eng verstrickt ist mit dem Mord an acht Samurai und dem von ihnen versteckten Goldschatz.

Hinzu kommen Familienfehden, geheime Liebesbeziehungen, Neid und Misstrauen. So entsteht daraus eine Geschichte mit Spannung und einiger Brutalität, ohne dabei zu explizit zu werden.

Da die Geschichte aus der Sicht des Hauptverdächtigen geschrieben ist, rückt unser beliebter Hauptermittler leider etwas sehr in den Hintergrund. Erst zum Schluss erhält er noch einmal die Chance auf einen großen Auftritt.

Alles in allem aber ein Must read für jeden Fan von Cosy Crime und Old School-Who dunnit.

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