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Veröffentlicht am 30.06.2024

Wieder ein Krimi unter dem Thriller-Deckmäntelchen

Perfect Secret – Hier ist Dein Geheimnis sicher
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Schon öfter war ein Pick aus dem Reese-Witherspoon-Book Club für mich eher eine Enttäuschung. Leider war das auch hier der Fall. Der Krimi, man kann es gar nicht Thriller nennen, kommt sehr behäbig daher. ...

Schon öfter war ein Pick aus dem Reese-Witherspoon-Book Club für mich eher eine Enttäuschung. Leider war das auch hier der Fall. Der Krimi, man kann es gar nicht Thriller nennen, kommt sehr behäbig daher. Deswegen hatte ich auch kein Problem damit, ihn nach der Hälfte erstmal für einige Wochen wegzulegen, weil anderes dringender war.

Avery ist Managerin für einige Ferienhäuser, die den wohlhabenden Eltern ihrer Freundin Sadie Loman gehören. Zum Saisonende wird eine Party in einem der leerstehenden Häuser veranstaltet. Alle kommen, bloß Sadie fehlt. Als die Polizei auftaucht, denken noch alle an eine Beschwerde wegen Ruhestörung. An den Felsen wurde jedoch die Leiche von Sadie gefunden und der Tod schließlich als Selbstmord eingestuft. Ein Jahr später findet eine Gedenkfeier für die Verstorbene statt und da kommt einiges ans Licht.

Mich hat das Buch interessiert, weil es in einem kleinen Küstenort in Maine spielt (liebe das Setting). Die ersten Seiten machten mich auch richtig glücklich, weil der Wohnsitz der Familie Loman von den Einheimischen Breakers genannt wird. Eine Anspielung auf das Anwesen der Familie Vanderbilt in Newport, Rhode Island, das ich im Januar besucht hatte. Tja, aber dann plätscherte die Handlung so vor sich hin. Die Geschichte wird von Avery in der Ich-Perspektive geschildert und die Kapitel springen zwischen Sommer 2017 (Party) und Sommer 2018 (Gedenkfeier) hin und her. Es dauert ziemlich lange, bis man sich ein Bild von allem und jedem machen kann und das nervt irgendwie. Auf den letzten 100 Seiten überschlagen sich die Ereignisse und es wird tatsächlich ein bisschen spannend, das wiegt die 300 Seiten vorher aber nicht auf. Zudem hat man nicht das Gefühl, dass die Charaktere alle um die dreißig sind, ich hatte immer Teenager vor Augen. Das Buch liest sich eigentlich ganz schnell, zieht sich aber durch die beschauliche Story wieder in die Länge. Mich hat außerdem gestört, dass zu Beginn nicht erklärt wird, was diese ominöse Plus-One-Party ist, die ständig erwähnt wird. Vielleicht bin ich auch die einzige, die den Begriff nicht kannte. Allerdings heißt es auch im Buch, dass jeder, der von der Party hört, auch eingeladen sei. Das widerspricht ja dem Sinn, dass nämlich jeder Eingeladene auch einen Gast (Plus One) mitbringen darf. Es wäre insgesamt auch sinnvoller gewesen, den originalen Titel "The Last House Guest" beizubehalten. Wer den Lesenden zutraut "Perfect Secret" zu übersetzen, denen kann auch der Original-Titel zugemutet werden.

Krimi für zwischendurch, der sich rasch liest, wenn man dranbleibt und am Ende auch ein bisschen überrascht. Allerdings verspricht der Klappentext mal wieder Dinge (ultimativer Thriller; Spannung bis zur letzten Seite), die aus meiner Sicht nicht gehalten werden können.

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Veröffentlicht am 10.06.2024

Verwirrende Suche

Kaiserwald
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Ich hatte Schwierigkeiten in diesen Roman zu starten. Erzählt wird aus der Sicht von Mathilda (2023), Rebecca (1997) und Penelope (ohne Jahr) und Xenia (ohne Jahr) jeweils in recht kurzen Kapiteln, so ...

Ich hatte Schwierigkeiten in diesen Roman zu starten. Erzählt wird aus der Sicht von Mathilda (2023), Rebecca (1997) und Penelope (ohne Jahr) und Xenia (ohne Jahr) jeweils in recht kurzen Kapiteln, so dass man schon einige Seiten lesen muss, um alle Namen sortieren und sich Verbindungen erschließen zu können. Das ist zu Beginn etwas mühselig. Jede Figur hat eine eigene Schrifttype. Das soll der Unterscheidung dienen, macht es aber auch optisch recht unruhig. Es kristallisiert sich heraus, dass Mathilda den Kontakt zu einer reichen Familien sucht, um dort etwas in Erfahrung zu bringen. Sie hat sich extrem gut auf diese Kontaktaufnahme vorbereiten, die ihr wider Erwarten mehr als gut gelingt. Rebecca ist Lehrerin in Riga und fühlt sich zum Vater einer Mitschülerin hingezogen. Penelope ist deren Tochter, die zu den Großeltern ins Allgäu zieht, weil ihre Mutter verschwunden ist. Wie alles zusammenhängt, kann man sich teilweise recht schnell denken, anderes bleibt bis zum Ende im Dunkeln.

Die Entwicklung um Mathilda ging mir ein bisschen zu rasch, um glaubwürdig zu sein, aber gut, sei's drum. Der Schreibstil der Autorin läßt sich sehr gut lesen. Der Roman ist auch durchaus spannend, aber durch die vielen kurzen Kapitel wird er doch recht zerhackt. Irgendwie ist der Funke bei mir nicht übergesprungen, aber das soll anderen die Lust auf diesen Roman nicht nehmen. Allerdings wird es zwingend erforderlich sein, auch den zweiten Band "Sonnenwende" zu lesen, der im Herbst erscheint, wenn man wissen will, wie die Geschichte sich auflöst.

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Veröffentlicht am 10.06.2024

Schleierwolken vor dem Licht

Das Licht in den Birken
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Als leichte Sommerlektüre kann dieser Roman ohne weiteres gelesen werden und läßt uns den Alltag mit all seinen kleinen miesen Falltüren gerne kurz vergessen. Mehr vermag das Buch jedoch nicht. Manchmal ...

Als leichte Sommerlektüre kann dieser Roman ohne weiteres gelesen werden und läßt uns den Alltag mit all seinen kleinen miesen Falltüren gerne kurz vergessen. Mehr vermag das Buch jedoch nicht. Manchmal ist das aber ja auch genug.

Auf einem heruntergewirtschafteten Gnadenhof in der Lüneburger Heide treffen der grummelige Besitzer Benno und seine neue Untermieterin Thea aufeinander. Thea, die einst wegen einer verflossenen Liebe nach Portugal ausgewandert war, will nun wieder in Deutschland Fuß fassen. Die beiden Mittfünfziger werden sofort von einer dritten Person, der jungen Juli ergänzt, die von Benno mit verletztem Fuß im Wald aufgelesen wird, wo sie gerade noch eine fast schon spirituelle Wolfsbegegnung hatte.

Und jetzt wechseln sich praktisch alle Charaktere (inklusive Tiere) darin ab, seelisch und körperlich erst zu erkranken und dann wieder zu gesunden - mehr oder weniger. Dazu kommen Geldsorgen und Familienprobleme, letzteres auch wieder bei allen dreien. Auf knapp 350 Seiten wird in unfassbar schneller Abfolge ein Problem nach dem anderen abgearbeitet. Die Charaktere sind zudem nicht rund. Wer ewig und drei Tage allein auf seinem Hof wirtschaftet, ändert sich nicht von jetzt auf gleich in eine gesellige Type. Und eine Frau, die zwanzig Jahre in Portugal als Kellnerin und Ziegenhirtin eher einsam gelebt hat, kann auch nicht auf einmal für alle Schwung in die Bude bringen.

Romy Fölck schafft es aber trotz dieser Mängel, die Story charmant rüberzubringen. Der Roman liest sich leicht und schnell und ja, wenn Benno morgens seinen Chilikaffee auf der Terrasse trinkt und das Licht durch die Birken dringt - dann möchte man doch ganz gerne daneben sitzen. Die Perspektiven der drei Hauptcharaktere wechseln sich regelmäßig ab und jeder darf mal im Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit stehen und von den anderen betüddelt werden.

Wer also nicht mehr erwartet als einen leichten Sommerroman mit einer irrwitzig schnell fortschreitenden Handlung innerhalb von wenigen Tagen, sowie zahlreichen Problemen nebst rascher Lösung, der wird sicherlich gut unterhalten werden.

Das romantisch vernebelte Cover des Buches passt übrigens eher zu der Krimireihe von Romy Fölck.

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Veröffentlicht am 09.06.2024

Rückkehr nach Irland

Long Island
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Zunächst sollte man wissen, dass dieser Roman die Fortsetzung von Brooklyn ist. Natürlich kann man ihn auch lesen, ohne das andere Buch zu kennen, aber es hilft halt doch, vorher um die Entwicklungen der ...

Zunächst sollte man wissen, dass dieser Roman die Fortsetzung von Brooklyn ist. Natürlich kann man ihn auch lesen, ohne das andere Buch zu kennen, aber es hilft halt doch, vorher um die Entwicklungen der Figuren zu wissen. Eilis, einst aus Irland ausgewandert, wird von ihrem Ehemann Tony betrogen. Nun steht ein uneheliches Kind ins Haus und das wortwörtlich, denn der betrogene Ehemann will es bei Eilis und Tony vor die Tür legen, sobald es geboren ist. Tonys italienischstämmige Großfamilie findet das in Ordnung, schließlich ist es ihr eigen Fleisch und Blut. Eilis ist wie vor den Kopf geschlagen und fliegt in ihre alte Heimat, wo sie seinerzeit selbst verbrannte Erde zurückgelassen hatte: Kurz nachdem sie in Amerika geheiratet hatte, war sie wegen ihrer verstorbenen Schwester zurückgekommen, hat ihre Ehe verschwiegen und sich in Jim verliebt und diesen dann aber ohne einen Abschied zurückgelassen, weil ihre Ehe über drei Ecke dann doch die Runde in Irland gemacht hat. So und jetzt ist sie wieder da und alles geht von vorne los.

Ich hatte mich sehr auf diesen Roman gefreut und wollte ihn wirklich mögen. Leider konnten mich weder die Charaktere noch die Geschichte überzeugen. Auf dem Klappentext heißt es: mitreißend, aufwühlend, unwiderstehlich. So habe ich das Buch in weiten Teilen leider gar nicht empfunden. Sicherlich versteht es der Autor, das zerrissene Innenleben seiner Figuren darzustellen. Immer wieder stehen Gedanken und Handeln im Gegensatz. Die unterschiedlichen Perspektiven verdeutlichen, wie verschieden die Figuren Situationen wahrnehmen. Das ist aufschlussreich und interessant, manchmal humorvoll zu lesen. Jim ist nämlich mittlerweile mit Eilis vormals bester Freundin Nancy (nun verwitwet) zusammen, sie halten die Beziehung aber noch geheim. Sobald aber Eilis auftaucht, ist es, als hätte Jim nur darauf gewartet, erzählt ihr aber seinerseits nichts von der geplanten Hochzeit mit Nancy.

Auch die Szenen, die das irische Dorfleben beleben, sind wunderbar und bringen Zeitkolorit in den Roman, der zu Beginn der 1970er spielt. Der Text liest sich flüssig und schnell. Aber die Handlung insgesamt ist voll von Heimlichkeiten, unausgesprochenen Gefühlen, wohl auch unsicheren Gefühlen und alle drehen sich praktisch permanent im Kreis und - so sehe ich es - um sich selbst. Das trägt den Roman für mich nicht über die gut 300 Seiten.

Ich freue mich wirklich für alle, die dieses Buch als Bereicherung empfinden und mit dem Gefühlsleben der drei Hauptfiguren mitfiebern können. Übrigens ist die Verfilmung von Brooklyn eine gute Möglichkeit, die Vorgeschichte in kurzer Zeit kennenzulernen. Figuren und Handlung überzeugen hier wesentlich besser.

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Veröffentlicht am 21.05.2024

Es sind bloß Träume!

Der Schattenmörder
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Schmackhafte Thrillerzutaten: Ein 25 Jahre zurückliegender brutaler Mord, ein fieser und unheimlicher Junge, der seine Freunde beeinflusst, ein finsterer Wald, der nur "Die Schatten" genannt wird, Träume, ...

Schmackhafte Thrillerzutaten: Ein 25 Jahre zurückliegender brutaler Mord, ein fieser und unheimlicher Junge, der seine Freunde beeinflusst, ein finsterer Wald, der nur "Die Schatten" genannt wird, Träume, in die man hineinschlüpfen kann und einer, der nicht mitmachen wollte - Paul. Als seine Mutter im Sterben liegt, kehr er in seinen Heimatort zurück und ist sofort wieder von den Erinnerungen überwältigt. Zu allem Überfluss versucht seine außerdem an Demenz erkrankte Mutter ihm etwas mitzuteilen, aber das einzige, was Paul zunächst entdeckt, ist ein mit blutigen Handabdrücken übersäter Dachboden in seinem Elternhaus.

Die Geschichte wird einmal aus der Ich-Perspektive von Paul geschildert und einmal aus der Personalen Erzählperspektive der Ermittlerin Amanda Beck. Außerdem wechseln die Zeitebenen immer wieder zwischen der Zeit des Mordes vor 25 Jahren und heute hin und her. Langsam setzt sich aus den Erinnerungen und Rückblicken die Geschichte zusammen, die Paul dazu veranlaßt hat, seinem Heimatort den Rücken zu kehren. Pauls Mitschüler Charlie Crabtree wird schnell vom fragwürdig zum gruseligen Charakter in diesem Buch. Er hat ein Faible für Klarträume, also Träume, die man als solche wahrnimmt und in denen man frei entscheiden kann, was man macht. Diese Träume nehmen bald eine Besorgnis erregende Richtung ein. Gerade dieser Aspekt des Buches erinnert stark an Stephen King und das ist sicherlich auch beabsichtigt, denn seine Werke werden öfter erwähnt.

Trotz eines wirklich guten Twists zum Ende hin, verzettelt sich der Thriller für mich in zahlreichen Elementen, die bewußt Spannung erzeugen sollen und dann irgendwie zusammengebracht werden müssen. Das Buch beginnt wirklich stark, baut Neugier und Gruselatmosphäre auf, die aber dann in einer eher banalen Auflösung verpufft und auf dem Weg dahin auch schon an Spannung eingebüßt hat. Da muss so viel erklärt werden, warum und wieso und eigentlich interessiert es dann (leider) auch gar nicht mehr, weil es schon etwas konstruiert wirkt.

Ein gut lesbarer Thriller mit einem klasse Twist, auf den ich auch reingefallen bin - sorgfältiger lesen! -, aber ansonsten kein Highlight für mich.

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