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Veröffentlicht am 01.07.2024

Saskia Louis in etwas ernster und dennoch gleich gut

Unlock My Heart. Golden-Heights-Reihe, Band 1 (Dein-SPIEGEL-Bestseller | New-Adult-Romance für alle Fans von Stella Tack)
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Wenn man sich mal die Veröffentlichlungsliste von Saskia Louis anschaut, dann muss man echt staunen, denn die Autorin liefert und liefert ab. Umso größer mein Verbrechen, dass ich sie nach der „Baseball ...

Wenn man sich mal die Veröffentlichlungsliste von Saskia Louis anschaut, dann muss man echt staunen, denn die Autorin liefert und liefert ab. Umso größer mein Verbrechen, dass ich sie nach der „Baseball Love“-Reihe völlig aus den Augen verloren habe, denn die habe ich echt geliebt. Vielleicht war in mir auch eine gewisse Unruhe, weil ich schon auch gemerkt habe, dass sich mein Lesegeschmack nochmal verändert hat und ich eigentlich nicht wollte, dass Louis damit nicht mehr dazu gehört. Eigentlich echt blödsinnig. Aber gut, dass ihre Golden Heights-Reihe nun neu veröffentlicht wurde, denn da habe ich mir den Namen selbst wieder in Erinnerung gerufen und da ich Louis auch viel mit sommerlich-entspannter Lektüre verbinde, erschien mir die aktuelle Jahreszeit als ideal.

„Unlock my Heart“ habe ich als Hörbuch durchgesuchtet und das wird von Juliane Hempel und Max Rauch gelesen. Ich fand Hempel noch einmal besser fürs Ohr, auch wenn mir beide sehr gut gefallen haben, aber sie hat für mich irgendwie ideal das ausgestrahlt, was ich zu Lexie wahrgenommen habe. Lexie hat in ihrem Leben nämlich ganz schön viel schon durchgemacht und sie hat dazu eine sehr lässige, coole und mutige Attitüde. All das kam in der Stimme rüber, weswegen ich ihre Kapitel noch einmal ein Stück lieber gehört habe. Insgesamt dennoch sehr gut aufgenommen und hörenswert.

Zum konkreten Inhalt: Hätte ich nicht gewusst, dass Louis sich hinter „Unlock my Heart“ befindet, dann hätte ich die Autorin wohl nicht unbedingt erkannt. Die „Baseball Love“-Reihe war schon echt völlig anders, sie war alleine inhaltlich viel leichter und noch mehr auf Humor ausgerichtet. Einige lustige Stellen hat „Unlock my Heart“ auch, aber es ist eindeutig nicht der Schwerpunkt, er kommt eher nebenbei durch, wie Lexie mit einigen Menschen in ihrem Leben umgeht, aber natürlich auch durch Logans Mitbewohner Aiden, der als Sportler eine Liebe fürs Backen hat. Das sind dann so die kleinen Details mir ungewöhnlichen Ideen, die mir doch gezeigt haben, ja, es ist die Autorin, die ich einst kennen- und lieben gelernt habe. Dennoch ist die andere Art dieses Buchs keinesfalls ein Manko, denn wir waren ja beim veränderten Lesegeschmack und ich finde, dass der Auftakt zur Golden Heights-Reihe das gut repräsentiert, denn die Charakterarbeit zu Logan und Lexie war schon sehr gut. Sie haben beide mit ihren individuellen Zügen viel Ausarbeitung bekommen und ich habe beide für sich jeweils gut kennengelernt. Aber auch in die Nebencharaktere wie Maze, Ty und Carly wurde viel gesteckt. Selbst Logans Eltern haben mir gefallen, denn es passiert durchaus öfters, wenn ein oder beide Elternteile eher die Antagonisten sind, dass es schwer ist, sie wieder einzufangen, aber das ist auch gut gelungen.

Mir hat inhaltlich sicherlich am meisten gefallen, dass Lexie aus so einer düsteren Vergangenheit kommt und sich auch mit illegalen Aktivitäten über Wasser halten muss. Dazu lernen sie und Logan sich besser kennen, weil er genau so einen kleinen kriminellen Mastermind braucht. Daher war es einfach cool, dass diese Seite von Lexie kein großes Geheimnis bleiben musste, sondern dass offensiv damit umgegangen wurde und sich Logan auch mit dem Wissen darum in sie verliebt hat. Die beiden begegnen sich zwar mit vielen Vorurteilen, aber sie reden auch so offensiv darüber, dass es umgekehrt wieder zeigt, dass Vorurteile auch schnell wieder abgebaut werden können und das wurde auch positiv gezeigt. Die ganze Handlungsentwicklung hat gut gepasst. Das Kennenlernen, dann das Herantasten, die große Gala und von dort aus eine weiter komplexe Geschichte, die am Ende noch ein echt spannendes Element hat, was ich aber angemessen fand. Angesichts von Lexies Geschichte war es nur konsequent, dazu etwas hochkommen zu lassen. Zudem wird augenscheinlich, dass es im zweiten Teil, in dem es um Ty gehen wird, es weiter gesponnen werden kann, was ich ebenfalls positiv finde.

Aber das wichtigste ist natürlich die Chemie der beiden Protagonisten und das wurde gut aufgebaut. Schon alleine, als Lexie ihn von der anderen Seite aus sieht und sich beobachtet fühlt, der erste Zusammenstoß. Es wird nach und nach mehr. Faszination und auch ganz langsames Kennenlernen. Ich habe an den beiden als Paar wirklich viel Spaß entwickelt. Ich fand es aber auch toll, wie sie füreinander eingestanden sind und dass es sich zum Schluss auch richtig gleichberechtigt anfühlte. Logan hat mehr etwas zu seiner eigenen Identität durchzustehen, bei dem Lexie den letzten Schubs geht und sie wiederum muss sich vor der eigenen Vergangenheit fürchten, für die dann Logan seine Privilegien einsetzt und sich damit auch mal im Reinen empfindet.

Fazit: Man hat es in meiner Review wohl bemerkt. Meine Freude an Saskia Louis als Erzählerin hat sich nicht gemindert. Auch wenn ich jetzt auch eine völlig andere Seite von ihr kennen, aber die hat mich nicht minder zu unterhalten gewusst. Und eine Autorin, die wandelbar mehrere Seiten hat, ist sowieso eine große Sache. Ich bin froh, dass ich wieder auf sie aufmerksam wurde und kann auch diesen Liebesroman mit etwas ernsteren Tönen nur sehr empfehlen.

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Veröffentlicht am 06.06.2024

Inhaltlich andere Schwerpunkte

Der Totenarzt (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 13)
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Bald zwei Jahre sind seit dem letzten Chris Carter-Thriller vergangen. Aber vielleicht war das auch gar nicht mal schlecht, denn der Autor hatte wirklich ein absurdes Tempo offenbar im Schreiben und wenn ...

Bald zwei Jahre sind seit dem letzten Chris Carter-Thriller vergangen. Aber vielleicht war das auch gar nicht mal schlecht, denn der Autor hatte wirklich ein absurdes Tempo offenbar im Schreiben und wenn man über eine so lange Zeit Figuren begleitet, dann birgt das natürlich gewisse Gefahren. Zu „Der Totenarzt“ hat es nun also etwas länger gedauert und ich finde durchaus, dass dieser 13. Band andere Seiten aufzieht.

Man kann nicht wahrlich behaupten, dass Chris Carter immer Kopien erstellt, so war beispielsweise auch der 10. Jubiläumsband deutlich von gewissen Mustern abgewandelt. Aber insgesamt weiß man, was man bei dem Autor bekommt. Brutale Fälle, kurze Kapitel, eine brillante Hauptfigur mit dem Namen Robert Hunter und dann Adrenalin pur. Im Grunde behält „Der Totenarzt“ diese Erfolgszutaten immer noch bei und dennoch hatte ich bei diesem Band zwischendurch ganz neue Eindrücke. Zum einen war die Opferzahl, die wir konkret miterleben, sehr niedrig gehalten. Normalerweise begleiten wir über einen Band hinweg immer einige Opfer, wo oft auch der Eindruck entstand, es muss sich immer nochmal übertreffen. Das war hier gar nicht. Zum anderen hatte ich überhaupt den Eindruck, dass diesmal das Marketing nicht beabsichtigt hat zu tun, als könne Carter sich immer nochmal übertreffen. Denn das ist irgendwann nicht mehr möglich. Nicht nach 12 Bänden, in denen wir wirklich unheimlich viel Ekelhaftes, Gruseliges und Brutales erlebt haben. Aber ich brauche es auch gar nicht, dass es immer noch mehr ist. Dementsprechend fiel mir auch mehr auf, dass „Der Totenarzt“ eine sehr psychologische Komponente hatte.

Der Band hat sich allgemein in seiner 13. Runde sehr viel Zeit gelassen. Alleine die Sequenz in der Gerichtsmedizin der Uni, in der wir einer Lehrstunde beiwohnen, war sehr lange aufgebaut, aber ich mochte es. Es ist genau die Stilistik von Carter, die wir sonst eher durch die Augen des Täters oder Opfers erleben, hier ist es mal eine vorwitzige Medizinstudentin, die mal eine großartige Pathologin werden wird. Dann wieder lohnt sich auch der Blick auf den Täter selbst, der nicht gleich als der Brutalste überhaupt inszeniert wird und er will es auch gar nicht sein. Wenn man bedenkt, wie er die Morde tarnen wollte, da wird schnell eine andere Mission deutlich und das ist auch ein Täterprofil, das wir von Carter so oft noch nicht angeboten bekommen haben. Seine Serientäter wollen zwar nicht geschnappt werden, aber doch etwas Bestimmtes in der öffentlichen Wahrnehmung erreichen. Aber nicht dieser hier. Er war die clevere Wahl, um einen ruhigeren Eindruck mit mehr Tiefgang zu vermitteln. Während Hunter und sein Partner Carlos Garcia nämlich den Spuren folgen, gibt es viele Passagen, die sich ausführlich dem Thema Missbrauch in allerlei Formen widmet. Es sind bedrückende Passagen, aber mit so viel Respekt geschrieben, dass es unweigerlich berührt. Auch wenn es lange dabei um die Opfer geht, geht es auch um den Täter und es war eine gelungene Symbiose.

Zuletzt habe ich noch einen Aspekt, der für mich auch hervorstach. Auch wenn sich Hunter als Marketinggesicht für die Reihe durchgesetzt hat. Garcia ist auch wichtig und ich habe mich oft über seine Rolle aufgeregt, weil er immer nur dieses Beiwerk war. Hier nimmt er eine sehr prominente Rolle ein. Generell fand ich es auch gut, dass Hunter und Garcia viel isoliert voneinander gearbeitet haben, weil es auch zeigt, dass Hunter seinem Partner vertraut, auch wenn sie so unterschiedlich sind, aber er traut ihm zu, die Ermittlungen genauso zu einem Ende zu bringen, wie er die Fähigkeiten hat. Dazu war dann auch spitze, dass Garcias ganze humorvolle Art sehr gut durchgekommen ist. Ich kann an dem Punkt wirklich nicht mehr sagen, aber es war tolle Garcia-Arbeit hier, was ich sehr zu schätzen weiß.

„Der Totenarzt“ war das erste Mal, dass ich Hunter in Hörbuch-Form hatte. Uve Teschner war für mich also eine neue Erfahrung, aber ich muss sagen, dass er stimmlich sehr gut zu der Atmosphäre der Reihe passt. Auch wenn die Wahl schon vor vielen Bänden getroffen wurde, aber auch mehr als 13 Jahre später kann ich es noch lobend festhalten.

Fazit: Reihen können sich abnutzen und auch Chris Carter hat in seiner Thrillerreihe zur UV-Einheit des LAPDs viele Höhen und Tiefen erlebt. „Der Totenarzt“ bleibt mir nun als einer der besseren Bände in Erinnerung, weil er vieles anders macht und dennoch Carter erkennen lässt. Es war mehr psychologisch und diesmal auch Spielfläche für Garcia. Also Daumen hoch!

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Veröffentlicht am 06.05.2024

In der Tat 'funny' und gefühlvoll

Funny Story
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Nachdem ich „Book Lovers“ von Emily Henry im vergangenen Jahr für mich entdeckt habe, war ich bei der Ankündigung zu „Funny Story“ sofort sehr interessiert dabei, um mal überprüfen zu können, ob mich die ...

Nachdem ich „Book Lovers“ von Emily Henry im vergangenen Jahr für mich entdeckt habe, war ich bei der Ankündigung zu „Funny Story“ sofort sehr interessiert dabei, um mal überprüfen zu können, ob mich die Stilistik der Autorin auch weiterhin begeistern kann.

Es ist in jedem Fall schnell zu erkennen, dass Henry ein gewisses Muster hat. Bücher sind ihre Leidenschaft, sowie von uns Lesern auch, weswegen Hauptfigur Daphne in einer Bibliothek arbeitet und sich um die Heranführung der Jüngsten an das Medium kümmert. Zudem ist auch die ganze Geschichte wieder voll von Anspielungen auf Bücher jeglicher Art. Wer also sehr belesen ist und sich generell in der Welt der Bücher wie einem zweiten Zuhause bewegt, der findet alleine auf dieser Ebene wieder viel in „Funny Story“. Eine weitere Sache ist, dass Henry es für mich wieder gut meistert, Humor und Ernst unter einen Hut zu bringen. Ich hatte zwar den Eindruck, dass es viel lustiger anfing und sich dann immer mehr eine gewisse Melancholie eingeschlichen hat, aber dennoch kommen die Witze und Wortspiele dann doch wieder um die Ecke. Im deutschsprachigen Raum gibt es beispielsweise Kyra Groh, die mir sofort als Autorin einfällt, die immer einen Clown gefrühstückt hat. Bei Henry ist die Gagdichte nicht ganz so hoch, aber ich finde dennoch, dass sie durchgängig einen reizvollen Charme anbietet.

Der Einstieg in das Buch hat mir aus einem bestimmten Grund sehr gefallen. Normalerweise kennt man es in Liebesgeschichten, dass die Protagonistin ihren Traummann in den schillerndsten Farben und Ausschmückungen sieht und man erstmal selbst einen Realitätscheck vornehmen muss. Das ist hier mal ganz anders. Ich hatte den Klappentext zwar im Vorfeld mal gelesen, aber ich hatte mich dann vor allem für die Autorin entschieden, so dass ich bis zur eigentlichen Lektüre dann den Inhalt schon gar nicht mehr auf dem Schirm hatte. Deswegen konnte ich die Figur Myles auch erstmal nicht so recht einordnen. Als Mitbewohner, der etwas melodramatisch, stoned und schludrig dargestellt wird, hatte ich ihn erstmal als Nebenfigur auf dem Schirm. Umso positiver überraschter war ich, dass er letztlich der zentrale Protagonist wurde. Denn ich fand es genau richtig, dass es mal nicht der märchenhafte Prinz ist, der die Frau auf Dauer glücklich macht, sondern ein ganz normaler Kerl, dem durch ein Beziehungsende auch der Boden unter den Füßen weggezogen werden kann und dessen Fehler und Mäkel genauso präsent ausgespielt werden wie seine Stärken und Leidenschaften.

Ich mochte dann auch sehr das Tempo, in dem die gemeinsame Geschichte vorangetrieben wird. Es ist wahrlich nicht das direkte chemische, das eine Knallreaktion hervorruft, sondern es ist erst eine Freundschaft, die sich aufbaut und dann immer mehr Tiefe gewinnt. Dabei sind beide Charaktere toll ausgestaltet worden. Ich will aber auch Ashleigh und Julia nicht vergessen, die auch sehr große Rollen spielen und die ebenfalls ihren Beitrag für eine tolle Lektüre leisten. Da wir nur Daphnes Perspektive habe, wird ihr Geschichte folglich etwas intensiv beleuchtet und ich fand die ganze Herleitung über ihren Vater, warum sie was an Peter geschätzt hat und wie sich mit Myles dann anders gefunden hat, total logisch und mitreißend. Viele ihrer Gedankengänge kamen mir auch sehr bekannt vor oder aber ich habe mich durch eigene Familie oder Freunde mit den Themen schon auseinandergesetzt. Das eine war die Wertigkeit einer Person und wie man sich immer verlassen fühlen kann, aber auch wenn die Partnerschaft einen so konsumiert, das man mehr Wir als ein Ich ist. Es hat alles wirklich gut zusammengespielt und mir von Anfang bis Ende eine Geschichte geboten, die ich sehr gerne gelesen habe und deren Welt ich nur ungerne verlassen habe.

Fazit: Emily Henry werde ich eindeutig auf dem Schirm behalten. „Funny Story“ teilt mit „Book Lovers“ die Stärken und ist dennoch eine ganz eigene Geschichte geworden. Viele Themen fühlten sich für mich persönlich an, aber ich mochte auch, wie Myles so fernab vom Märchenprinz eingeführt wurde, aber dann im Sturm mein Herz eroberte. Dazu ist Humor immer dabei.

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Veröffentlicht am 09.03.2024

Herausforderndes Miträtseln

Murder in the Family
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Was einmal Vampire oder Superhelden waren, das ist aktuell vor allem True Crime oder Whodunnit, wobei diese beiden Genres für mich einen ähnlichen Trend bedienen. Dazu lässt sich der Trend quer durch alle ...

Was einmal Vampire oder Superhelden waren, das ist aktuell vor allem True Crime oder Whodunnit, wobei diese beiden Genres für mich einen ähnlichen Trend bedienen. Dazu lässt sich der Trend quer durch alle Medien finden. Man findet ihn in Podcasts, in Büchern, in Filmen und in Serien. Bislang hat mich die Thematik vor allem seriell interessiert. Bei Büchern habe ich mich bislang vor allem auf die rein fiktionalisierten Krimis und Thriller verlassen. "Murder in the Family" von Cara Hunter erschien mir da alleine vom Klappentext wie der ideale Hybrid. Es ist zwar alles Fiktion, aber es geht um True Crime in einer TV-Sendung, wo eine Expertenrunde gemeinsam einen 20 Jahre alten Fall aufzuklären versucht. Diese Prämisse klang in meinen Augen so vielversprechend, dass ich gerne mal rein gelesen habe.

Zunächst ist mir an dem Buch die Erzählweise als besonders interessant ins Auge gesprungen. Ich musste direkt ein wenig an "Daisy Jones & The Six" von Taylor Jenkins Reid denken, da sich Parallelen entdecken lassen. Während der Roman das Drehbuch einer Dokumentation nacherzählt hat, ist der Thriller gefüllt mit den Drehbüchern der einzelnen TV Episoden sowie privat ausgetauschten Nachrichten von Hauptfiguren, Kritik in der Zeitung und Diskussionen von Fans in Social Media. Es ist hier also mit noch einmal ein paar mehr Facetten ausgestaltet und die verschiedenen Formate haben auch dazu beigetragen, dass das Buchcover nicht umsonst fragt: "Kannst du den Fall vor ihnen lösen?" Als Leserin hatte ich so das umfänglichste Bild vom Geschehen und konnte mehr Puzzleteile ineinander setzen. Wenn nicht schon der Erzählstil an sich aufgrund seiner Seltenheit reizvoll genug gewesen wäre, dann wäre es dieses offensive Einladen des Mitmachens ganz sicher gewesen. Auch wenn es nur schwerlich zu vergleichen ist, aber ich musste manches Mal an einen Escape Room denken, wo ich mich unbewusst unter Druck gesetzt sah, Rätsel zu lösen, um vor der Zeit, sprich Buchende, die Lösung parat zu haben. Da das Buch nicht mit klassischen Kapiteleinteilungen arbeitet, was das Lesen einer Folge manchmal etwas lang macht, war es durch die Stilistik raffiniert, dass ich so aufmerksam war, dass mir das Ganze wie im Flug erschien und ich auch zu 100% im Geschehen eingefangen wurde.

Spezielle Erzählstile bergen natürlich auch Gefahren und das ist bei so einem Drehbuchstil der Aufbau der Charaktere. Dafür werden am Anfang verschiedene Arten genutzt, um speziell das Expertenteam näher vorzustellen. Dennoch sind die Informationen natürlich knapp. Über alle anderen Figuren, vielleicht noch Guy Howard als Regisseur und persönlich Betroffener der Tragödie ausgenommen, wissen wir quasi nichts und es wird im Verlauf gemeinsam ergründet. Dennoch ist es schwer, sich mit einzelnen Figuren zu identifizieren. Die reine Dialogform macht es schwierig, die Gefühle dahinter zu greifen, wenn auch an manchen Stellen des Drehbuchs Gefühle der Personen durchaus auch mal festgehalten werden, wobei man dann natürlich bedenken muss, solche Drehbücher werden dennoch von einer Person mit subjektiven Gefühlen geschrieben. Dementsprechend ist man durch den Stil wirklich selbst in die Rolle eines Experten positioniert, als Detektiv. So misstraut man lieber allen Beteiligten und vertraut nur den eigenen Ergebnissen, Erkenntnissen und Gefühlen. Das hat wie gesagt auch gut funktioniert, aber es ist anderes Lesen als ich es sonst gewöhnt bin. Aber wenn man sich selbst gerne mal herausfordert, ideal. Zwischendurch habe ich mich nur mal gefragt, ob gewisse Pläne, Berichte etc., die zentral für die Ermittlung waren, besser vorne oder hinten in Buch gesammelt worden wären. Gerade wenn man sich dann so herausgefordert sieht, mitzurätseln, würde man so hektisches Hin- und Herblättern verhindern. Letztlich waren die einzelnen Sachen aus meiner Sicht nicht so entscheidend für daw Endergebnis. Dennoch ist es mir aufgefallen und wäre vielleicht für andere Bücher solcher Art für die Zukunft hilfreich.

Wenn ich jetzt den genauen Verlauf des Geschehens betrachte, dann ist pro Cliffhanger einer Episode ein Spannungsmoment geboten. Dazu merkt man aber auch deutlich, dass pro TV-Episode, und es sind letztlich acht, mehr angezogen wird. Es tauchen immer mehr mögliche Richtungen auf, die Stimmung im Team verändert sich entscheidend, es wird teilweise gegen- statt miteinander gearbeitet und das sorgt insgesamt dafür, dass es eine Spannungskurve mit kleinen Ausbrüchen zwischendurch, aber eigentlich steil nach oben gibt. Zugegeben: Das Buch schrammt stellenweise ein wenig an dem schmalen Grat der Zufälle vorbei, aber ich habe das für mich gut eingeordnet bekommen, weil es auch innerhalb einer TV-Show angeboten wird und das ist Überdramatisierung schon ewig ein beliebtes Mittel der Wahl. Das ist nämlich ein weiterer wichtiger Aspekt der Handlung, denn es ist nicht nur True Crime, es ist auch Reality TV und wie sehr dort hinter den Kulissen gesponnen und gestrickt wird, oft ohne das Mitwissen derer, die dann vor der Kamera sind, um maximale Dramatik und explodierende Gefühlslagen darstellen zu können. Das ist hier vorzüglich abgebildet worden, denn irgendwann war es eine Atmosphäre zum Durchschneiden mit einem klaren Bösewicht, der sich für die Quote und das zu verdienende Geld hervorragend in dieser Rolle fühlt. Ansonsten wird das Geschehen aber zu einem sauberen Ende gebracht. Das war mir dann auch sehr wichtig, denn es wurde zwischendurch an Möglichkeiten wirklich breit und dann ist es die Kunst, den einen Weg noch zu finden. Das wurde hier aber geliefert, um noch ein kleines Rätsel ganz zum Schluss zu bieten. Insgesamt also eine wirklich raffiniert durchdachte Struktur.

Fazit: "Murder in the Family" von Cara Hunter hat mich aufgrund der Erzählweise auf jeden Fall begeistern können, auch weil es wirklich jeden individuell einlädt, wild mitzurätseln und zu spekulieren. Es mag zwischendurch eine große Informationsfülle geben und es ist schwer, zwischendurch mal einen inhaltlichen Cut zu finden, aber die Vielschichtigkeit der Geschichte sowie die Wendungen und die steil ansteigende Spannungskurve sind einfach nicht zu schlagen, so dass ich ruhigen Gewissens eine Leseempfehlung ausspreche. Fühlt euch also gerne herausgefordert herauszufinden, ob der Mörder wirklich in der Familie ist.

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Veröffentlicht am 23.02.2024

Coldhart nimmt es mit Westwell auf

Coldhart - Strong & Weak
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Ich habe die „Westwell“-Reihe von Lena Kiefer insgesamt wirklich sehr gerne gelesen, auch wenn ich im Vorfeld skeptisch war, denn für ein Paar, drei Bände? Da besteht immer die Gefahr, dass es zu langatmig ...

Ich habe die „Westwell“-Reihe von Lena Kiefer insgesamt wirklich sehr gerne gelesen, auch wenn ich im Vorfeld skeptisch war, denn für ein Paar, drei Bände? Da besteht immer die Gefahr, dass es zu langatmig wird und zu viel künstliches Drama erzeugt wird. Auch wenn ich die Kritikpunkte bei der genannten Reihe nicht gänzlich leugnen kann, so muss ich insgesamt dennoch sagen, dass die Vorteile deutlich überwogen haben und das sind vor allem die Chemie des Paares sowie die sehr guten Spannungselemente gewesen. Deswegen war ich auch sofort elektrisiert, dass mit Reihenende gleich die nächste Reihe „Coldhart“ parat stand und das im selben Universum und zu Eli!!! ja, das war eine tolle Nachricht und ich konnte es wirklich nicht abwarten, dass es endlich losgeht.

Eli oder wie wir ihn jetzt nennen: Elijah, war in der ersten Reihe schon eine faszinierende Figur. Aber es war nicht nur seine tragische Geschichte, wegen der ich ihn so ins Herz geschlossen habe, sondern es war auch so eine sensible und empathische Seite zu erleben, die einfach berühren muss. Er war ganz eindeutig in der Jugend nicht der Bad Boy, sondern eben der, der neben seinen Traumata immer einen Blick für seine Nebenmenschen hatte. Von daher ist der Einstieg in den ersten Band von „Coldhart“ eine 180°-Wendung. Ganz eindeutig, aber im positivsten Sinne, denn diese neuen Widersprüche, die wir zu Elijah kennenlernen, sind reizvoll. Ich fand es auch gut, dass die beiden Hauptfiguren sehr lange bis zur ersten Begegnung brauchen. Das nervt mich sonst eher, aber hier war es ideal, denn für mich als Elijah-Kenner war es wichtig, das neue Bild mit dem alten übereinzubringen und da hat es geholfen, so sehr in seinen Alltag einzutauchen. Auch wenn er nun über und über tätowiert ist und offenbar eine definierte Maschine und sich damit zumindest äußerlich die Attitüde eines Bad Boys gegeben hat, so war es wunderschön, immer noch die alten Seiten unter seiner Schule zu entdecken. Es ist der Umgang mit Buddy, es sind die drei anderen, die mit ihm die Eastie Boys bilden, wo man viel Tiefgang bemerkt, aber es sind auch die Verpflichtungen, die er inzwischen auch den Westons gegenüber empfindet. Nur die Beziehung zu Jess ist natürlich ein Wehmutstropfen, aber ein vielversprechender.

Bevor ich mich zu sehr in Elijah verliere, auch wenn für mich eindeutig klar ist, dass er das größere Highlight für mich ist, will ich auch Felicity nicht vergessen. Auch sie erleben wir in ihrem Los Angeles-Leben länger und das war wichtig, um diesen Kulturschock zu erklären und warum dieses lockere, selbstbewusste, stets scherzende Mädchen, wobei natürlich junge Frau, in New York andere Gesichter zeigt. Ich fand sie auf jeden Fall gleich sympathisch und ihre kämpferische Seite und dass sie ohne Unterstützung von ihrem Vater leben will, das waren gleich Eigenschaften, die mich von ihr überzeugt haben. Leider tut der Klappentext der Geschichte keinen großen Gefallen, denn er verrät so viel mehr als dann der Inhalt des ersten Bandes. Wir wissen daher schon, dass Felicity die Tochter von dem Mann ist, der wohl seine Finger in der Entführung von Elijah drin hatte, aber der erste Band ergründet das in keiner Weise und so hat die Info mir was genommen und umgekehrt Erwartungen geschürt, die dann nicht eingetroffen sind. Felicitys Vater kennenzulernen, ohne das Hintergrundwissen, das wäre ein ganz eigenes Erlebnis gewesen. Denn auch wenn es nicht sofort die große Liebe ist, so ist seine Zuwendung aber dennoch sympathisch und es gab auch im Vorlauf Momente, die ich sehr mochte, zumindest vom Papier her, aber im Hinterkopf hatte ich immer, ach, der ist doch keiner von den Guten. Das ist echt ungünstig gelaufen und verstehe da leider auch den Verlag nicht, denn den Prolog hätte man noch ominöser schreiben können und hätte einen weiteren WTF-Moment an der Hand gehabt.

Das ist ein größerer Kritikpunkt, aber zum Glück keiner, der sich gegen die Highlights durchsetzen konnte. Denn Elijah ist wirklich immer noch ein Goldstück, auch wenn er anders ist, aber er ist anders gleich. Auch sein Umweltthema bei den Projekten, sehr lobenswert. Auch die Chemie mit Felicity passt auf Anhieb, was so wichtig ist, denn drei Bände und es ist zäh, das wäre eine Katastrophe geworden. Die alten Figuren sind noch da und im Fall von Helena und Jess so toll wie immer, wir erleben auch wirklich eine viel entspanntere Trish, dazu dann eben jeweils die Freundeskreise von den beiden Protagonisten sowie auch die Halbschwestern. Da ist also auch noch sehr viel Potenzial da. Ich mochte auch die Idee mit den Hundetouren und wie ideal es war, da Elijah und Helena zusammenzubringen. Aber auch die Thrill-Momente stimmten. Was Elijah anfängt auszugraben, wie er nach und nach auf neue Infos stößt, die mich auch schockiert haben sowie der große Moment rund um Felicity, der auch sehr sensibel inszeniert worden ist. Es war wirklich eine Wow-Lektüre in vielen Momenten und natürlich habe ich mich dann gefragt, was wird wohl der Cliffhanger sein. Dementsprechend bin ich dann doch nochmal enttäuscht worden, denn ich fand ihn zu sehr erinnert an „Westwell“, wenn da auch die Geschlechterrollen einmal getauscht worden sind. Das erschien mir dann zu einfalllos. Insgesamt aber ein starker Auftakt.

Fazit: Die Vorfreude auf „Coldhart“ war groß und erleichternd kann ich sagen, es ging gut los. Zwar gibt es handwerkliche Mängel wie den Klappentext, der das Leseerlebnis stark verändert hat sowie der eher einfallslose Cliffhanger, aber alles dazwischen, wo Charakterausarbeitung, Chemie untereinander und Thrill punkten können, das war sehr überzeugend. Ich bin positiv gestimmt auf die neue Trilogie im altbekannten Umfeld.

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