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Veröffentlicht am 01.07.2024

Familiendynamiken

In den Augen meiner Mutter
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Familiendynamiken

Was passiert, wenn man in jungen Jahren ein Elternteil verliert? Nicht, weil es verstorben ist und man zumindest einen Ort zum Trauern hat - nein, wenn es einfach aus deinem Leben verschwindet ...

Familiendynamiken

Was passiert, wenn man in jungen Jahren ein Elternteil verliert? Nicht, weil es verstorben ist und man zumindest einen Ort zum Trauern hat - nein, wenn es einfach aus deinem Leben verschwindet und du weißt nicht einmal warum.

Jo Leevers hat mit "In den Augen meiner Mutter" einen beeindruckenden und emotionalen Roman über genau dieses Thema geschrieben. Denn Nancy, die Mama von Georgie und Dan, geht - und kommt nicht zurück.

Georgie könnte aktuell nicht glücklicher sein. Sie steht kurz vor der Geburt, hat einen tollen Mann und lebt in einem großen Haus. Doch dann entdeckt sie in einem Artikel ihre Mutter. Die, die vor vielen Jahren verschwunden ist und keiner wusste, was passiert ist. Zusammen mit ihrem Bruder gehen sie dem nach und wollen ihre Mutter aufspüren.
Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven (Georgie und ihre Mutter Nancy) und verschiedenen Zeitebenen erzählt. Denn das war für mich ein besonderes Highlight - die Art und Weise, wie Leevers die Vergangenheit und die Gegenwart miteinander verwebt.

Das zentrale Thema des Romans – die Frage nach der wahren Identität und den unausgesprochenen Geheimnissen innerhalb einer Familie – wird mit großer Sensibilität behandelt. Leevers zeigt, wie Erinnerungen und Missverständnisse das Leben und die Beziehungen formen können. Unausgesprochenes lässt tiefe Wunden zurück, obwohl das nicht hätte sein müssen. Wenn man miteinander geredet hätte.

"In den Augen meiner Mutter" ist ein wundervoller Roman rund um eine Familiengeschichte. Es ist ein intensives Porträt über die Suche nach Wahrheit und Vergebung. Über die Kraft der Erinnerungen und wie wichtig Kommunikation ist.

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Veröffentlicht am 17.06.2024

Die Welt der Philosophinnen

Philosophinnen. Von Hannah Arendt bis Mary Wollstonecraft
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Die Welt der Philosophinnen

"Philosophinnen. Von Hannah Arendt bis Mary Wollstonecraft" ist eine tolle Anthologie rund um die bedeutenden Philosophinnen der Geschichte. Sie stellt uns das intellektuelle ...

Die Welt der Philosophinnen

"Philosophinnen. Von Hannah Arendt bis Mary Wollstonecraft" ist eine tolle Anthologie rund um die bedeutenden Philosophinnen der Geschichte. Sie stellt uns das intellektuelle Schaffen und die Einflüsse von bedeutenden Philosophinnen aus verschiedenen Epochen vor.

Die Sammlung deckt eine breite zeitliche und thematische Palette ab und umfasst sowohl klassische als auch moderne Philosophinnen. Sie sind in ihrem jeweiligen Kapitel nach ihrem Geburtsjahr geordnet. Das finde ich eine gute Entscheidung - so hat man nicht das Gefühl, dass sie nach Bekanntheit oder ihrer Wichtigkeit geordnet wurden.

Wir begleiten die politische Theoretikerin Hannah Arendt, die Existentialistin Simone de Beauvoir bis hin zur Pionierin der Frauenrechte, Mary Wollstonecraft. Um nur drei der beschriebenen Frauen zu nennen. Das Buch bietet interessante Einblicke in das Leben und Denken dieser tollen Frauen.

Jedes Kapitel widmet sich einer der Philosophinnen und beleuchtet ihre zentralen Werke und Ideen. Gleichzeitig werden sie historisch und kulturell eingeordnet, damit die Leser:innen verstehen, wie die Herausforderungen und Barrieren zu verstehen sind, denen diese Frauen gegenüberstanden.

Die Biografien sind detailliert und gut recherchiert. Für mich als Laie in diesem Gebiet waren die Erklärungen und Beschreibungen fast immer nachvollziehbar und verständlich. Ich konnte mir die Arbeit der Frauen gut vorstellen und werde sicher die ein oder andere noch ein bisschen weiter verfolgen.
Was ich mir persönlich noch gewünscht hätte - ein Bild oder eine Zeichnung der jeweiligen Philosophin. Sicher kann man diese selbst suchen, aber direkt zu Beginn eines jeden Kapitels wäre das noch einmal eine kleine, optische Unterstützung gewesen. Das ist jedoch mein einziger Kritikpunkt.

"Philosophinnen. Von Hannah Arendt bis Mary Wollstonecraft" ist ein spannendes Buch für alle, die sich für Philosophie, Geschichte und feministische Theorie interessieren.

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Veröffentlicht am 16.06.2024

Ein Kunstkrimi, der zum Nachdenken anregt

Der falsche Vermeer
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Ein Kunstkrimi, der zum Nachdenken anregt

Patrick van Odijk hat mit "Der falsche Vermeer" einen spannenden Kunstthriller geschrieben. Es wurde die wahre Begebenheit rund um den Fälscher Han van Meegeren ...

Ein Kunstkrimi, der zum Nachdenken anregt

Patrick van Odijk hat mit "Der falsche Vermeer" einen spannenden Kunstthriller geschrieben. Es wurde die wahre Begebenheit rund um den Fälscher Han van Meegeren (1889 -1947) zugrunde gelegt.

Das Buch dreht sich um die Entdeckung eines vermeintlich echten Gemäldes des niederländischen Meisters Johannes Vermeer. Wir begleiten zwei verschiedene Protagonisten. Zum einen die Reporterin Meg van Hettema und der Kunstfälscher Jan van Aelst. Mir waren beide direkt sympathisch. Obwohl Jan erstmal als eher abgehoben durch seine Partys beschrieben wird, hat man nur ein paar Sätze später verstanden, warum er diese in solch harten Zeiten gegeben hat. Damit seine Gäste Essen mitnehmen konnten und es so nicht auffiel, dass sie damit Menschen,die sie versteckt haben, Essen geben zu können. Darüber musste ich tatsächlich lange nachdenken. Etwas so offensichtlich unpassendes erweist sich als eine große Geste.

Und diese Gedanken zogen sich durch das Buch. Für mich war es eine große Freude es zu lesen und in die Welt einzutauchen. Die Grenze zwischen Realität und Fiktion verwischt ab und an und selbst als Leser hat man sich manchmal gefragt, was nun die Wahrheit sein könnte. Doch das hat mich hier nicht gestört. Ich fand es sogar ganz gut, dass es etwas unklar bleibt.

Natürlich ist ein großes Thema des Buches die Authentizität und der Betrug in der Kunstwelt. Wir erleben hautnah mit wie dünn die Grenze zwischen Original und Fälschung sein kann und welche weitreichenden Konsequenzen dies für Sammler, Museen und Experten hat.

Zusammenfassend ist "Der falsche Vermeer" ein hervorragend recherchierter und spannend erzählter Roman, der Kunstliebhaber und Thrillerfans gleichermaßen begeistern wird. Patrick van Odijk hat mit diesem Werk eine überzeugende Mischung aus Kunstgeschichte und Kriminalroman geschaffen, die lange nachhallt und zum Nachdenken anregt.

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Veröffentlicht am 16.06.2024

Kafka neu aufgelegt

Franz Kafka: Ein Landarzt
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Kafka neu aufgelegt

“Der bunteste Kafka aller Zeiten” - und hätte ich diese Ausgabe zu Schulzeiten gelesen, hätte ich wohl einen ganz anderen Zugang zu Kafka gehabt. Und es wird nicht nur als Pflichtlektüre ...

Kafka neu aufgelegt

“Der bunteste Kafka aller Zeiten” - und hätte ich diese Ausgabe zu Schulzeiten gelesen, hätte ich wohl einen ganz anderen Zugang zu Kafka gehabt. Und es wird nicht nur als Pflichtlektüre angesehen.

Kat Menschik ist es durch ihre passenden und aussagekräftigen Illustrationen gelungen, das Buch zu einem Hingucker zu machen. Nicht nur von außen mit der bunten Schrift auf dem dunkelpinken Cover, auch innen nimmt sie uns mit ihren Zeichnungen mit in Kafkas Kopf.

Kafka selbst schrieb "Ein Landarzt" 1917 und ist eines seiner bekanntesten neben “Die Verwandlung” Die Geschichte beginnt mit einem anonymen Landarzt, der mitten in der Nacht zu einem schwerkranken Jungen gerufen wird. Er muss jedoch feststellen, dass sein Pferd tot ist und er keinen Weg sieht, zu dem Patienten zu gelangen. Doch auf unerklärliche Weise taucht ein mysteriöser Stallbursche auf, der ihm zwei Pferde zur Verfügung stellt.

Neben der titelgebend Geschichte sind noch 13 weitere in der Sammlung veröffentlicht. Manche kannte ich bereits, andere habe ich zum ersten Mal gelesen.
Kafkas Sprache ist prägnant und gleichzeitig poetisch, was die düstere und bedrohliche Stimmung der Erzählungen verstärkt.

Ich kann und möchte Jedem, der sich Kafka (wieder) annähern möchte, diese kleine, wirklich wundervoll illustrierte Ausgabe ans Herz legen.

Denn sie zeigt einmal mehr, warum Kafka als einer der bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts gilt.

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Veröffentlicht am 16.06.2024

Wo sind wir zu Hause?

Das Haus verlassen
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Wo sind wir zu Hause?

Sucht man sich sein Haus aus oder sucht das Haus sich seine Besitzer aus? Kann man wissen, ob man den richtigen Platz gefunden hat?

Ich muss zugeben, dass mich an dem Buch zuerst ...

Wo sind wir zu Hause?

Sucht man sich sein Haus aus oder sucht das Haus sich seine Besitzer aus? Kann man wissen, ob man den richtigen Platz gefunden hat?

Ich muss zugeben, dass mich an dem Buch zuerst seine Optik gereizt hat. Das Cover zieht einen in den Bann und hat schon etwas von einem Wimmelbild. Aber eines für Erwachsene, die sich in der Natur verlieren wollen. Dazu die goldene Schrift und der dazu passende Farbschnitt.

Geschrieben in wundervollen und in den Bann ziehenden Worten wurde es von Jacqueline Kornmüller. Die dazu passenden und wirklich toll ausgearbeiteten Illustrationen stammen von Kat Menschik.
Mit seinen knapp 96 Seiten ist es nicht lang und dennoch hält es eine Weile nach.

Ein Haus, das seine Besitzerin nicht gehen lassen möchte. Doch sie möchte eben genau das - das Haus verlassen. Ob sie es dennoch schafft? Das darf jeder Leser selbst erforschen.

Ich selbst lebe in einem Haus, doch in einem neu gebauten. Ich kann jedoch die Faszination für alte Häuser nachvollziehen. In ihnen ist so viel passiert. Die Wände haben vieles gesehen und gehört. Daher war das Buch für mich eine kleine Bereicherung. Ich habe es zwar recht schnell durchgelesen, doch habe ich diese Zeit sehr genossen.

Jacqueline Kornmüller liefert mit "Das Haus verlassen" ein eindrucksvolles und bewegendes Werk. Kornmüller zeichnet ein vielschichtiges Porträt einer Frau, die sich den Herausforderungen des Lebens stellen möchte.

Insgesamt ist "Das Haus verlassen" ein tiefgründiger und bewegender Roman, der durch seine feinfühlige Erzählweise und die sorgfältige Gestaltung seiner Charaktere besticht.

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