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Veröffentlicht am 01.07.2024

Manchmal sagen Bilder mehr als tausend Worte

Der Baum und der Fluss
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Aaron Becker besitzt die Gabe, mit Zeichenstift und Farbe eindrucksvolle Bilder entstehen zu lassen, die mehr Aussagekraft besitzen, als es Worte jemals könnten. In "Der Baum und der Fluss" gelingt es ...

Aaron Becker besitzt die Gabe, mit Zeichenstift und Farbe eindrucksvolle Bilder entstehen zu lassen, die mehr Aussagekraft besitzen, als es Worte jemals könnten. In "Der Baum und der Fluss" gelingt es ihm nonverbal Emotionen zu wecken, die zum Nachdenken und Umdenken anregen.

Seine Bilder sind kraftvoll gezeichnet, erzählen von den starken Wurzeln einer Eiche, die im Verlauf der Jahre viel gesehen und erlebt hat. Fest verwurzelt in der Erde an der Flußbiegung wächst sie zunächst als junger Baum in einer landschaftlichen Idylle heran, in der es Frieden und ein achtsames Miteinander von Mensch und Umwelt gibt.

Je mehr Jahre ins Land ziehen, desto kräftiger wird der Baum und schlägt seine Wurzeln fest ins Erdreich. Der Fortschritt hält Einzug, das Leben am Fluss verändert sich und auch die unmittelbare Umgebung ist davon betroffen. Aus der dünn besiedelten Gegen wächst nach und nach ein Dorf, das sich zur Stadt entwickelt. Kultur und Tradition im Wandel der Zeit, Handwerk weicht dem technischen Fortschritt. - alles aus den Zeichnungen abzulesen. Immer wie ein Ruhepol mittendrin die Eiche, die scheinbar unerschöpfliche Lebensenergien hat und selbst Stürmen, Kriegen, Zerstörungen und Überschwemmungen trotzt.

Und dann löst sich eine Eichel, wird vom Fluss weitergetragen und keimt als Setzling an einer neuen Flussbiegung, um dort als Hoffnungsschimmer für eine bessere Zukunft ihre Äste in den Himmel zu strecken.

Das Bilderbuch ist wie ein Spiegel unserer Zeit, zeigt uns ganz ohne Worte die Verfehlungen auf, die wir an der Umwelt begehen und weckt zugleich die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Eine gewisse Symbolik ist dem Buch inne, denn mit der Prägung der 50-Pfennig-Münze in den 1950er Jahren erinnert auch hier die Eiche als Zeichen für Beständigkeit, Wiederaufbau und Neuanfang an die Hoffnung, dass in Zukunft wieder eine gesunde Umwelt für unsere Kinder wachsen und gedeihen soll.

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Veröffentlicht am 01.07.2024

Ein florales Märchenbuch

Die wunderbaren Gärten von Cornwall
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Einmal wie Alice im Wunderland durch ein blühendes Landschaftsgemälde spazieren gehen, zwischen verwunschene Mauergärten und Laubengängen vollkommene Schönheit entdecken, reizvolle Kontraste und fließende ...

Einmal wie Alice im Wunderland durch ein blühendes Landschaftsgemälde spazieren gehen, zwischen verwunschene Mauergärten und Laubengängen vollkommene Schönheit entdecken, reizvolle Kontraste und fließende Übergänge in üppige Blütenteppiche erleben... klingt wie in einem Märchen und genauso fühlt es sich auch an, wenn die Seiten des opulenten Bildbandes "Die wunderbaren Gärten von Cornwall" aufgeschlagen werden. Vor- & Nachsatzblatt wirken dabei wie einladende Gartenpforten, die in üppige Gartenparadiese führen.

Duftige Arrangements, steile und schroffe Felshänge und abwechslungsreiche Garten(t)räume bilden eine Sinfonie aus Farben und Düften, die verzaubern. Integrierte Skulpturen und Kunstwerke ziehen die Blicke auf sich und wirken, vor der im Wandel der Jahreszeiten sich verändernden Kulisse, immer wieder neu und anders. Es sind florale Wunderkammern der Fantasie, die zu Kraftorten werden und ihren Besucher;innen eine regelrechte Auszeit zum Aufblühen bescheren.

Gerade weil die vorgestellten Gärten noch nicht so bekannt sind wie touristischen Magnete Sissinghurst oder Lost Gardens of Heligant, bieten sie unglaublich viele beeindruckende Momente. Blütenbaldachine, mediterrane Terrassen und Oasen der Ruhe und Entspannung warten darauf, als blühendes Wunder entdeckt und bestaunt zu werden.

Grandiose Aufnahmen laden dazu ein, sich in diesem Buch immer und immer wieder zu verlieren und sich von den vielen Eindrücken berauschen zu lassen. Für Gartenliebhaber:innen ein absolutes M U S S.

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Veröffentlicht am 01.07.2024

Entfernung kann nur Körper trennen, aber niemals Herzen. (unbekannt)

Die Stauffenbergs
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Als sich Nina und Claus gegenüberstehen, ist es um beide geschehen. Ihre Herzen schlagen im Gleichklang und für beide steht fest, dass sie fortan ihren Lebensweg gemeinsam gehen wollen.Aus der jungen, ...

Als sich Nina und Claus gegenüberstehen, ist es um beide geschehen. Ihre Herzen schlagen im Gleichklang und für beide steht fest, dass sie fortan ihren Lebensweg gemeinsam gehen wollen.Aus der jungen, fast noch kindlichen wirkenden Frau wird die Frau an der Seite eines Mannes, der das Schicksal von Nazi-Deutschland verändern will. Nina weiß, dass sie Claus gehen lassen muss, auch wenn das ein Abschied für immer bedeutet...


Charlotte Roth gelingt es mit ihrem Roman "Die Stauffenbergs" eine große Liebesgeschichte zu erzählen und dabei ihre Leser;innen vergessen zu lassen, dass sie ein Buch in den Händen halten. Schon nach wenigen Seiten gehen die Lesenden eine Metamorphose mit den beiden Hauptfiguren ein und erleben das unsägliche Herzklopfen und die Schmetterlinge im Bauch, wenn sich zwei Menschen bedingungslos ineinander verlieben.

Nina, zunächst noch als kindlich naive junge Frau unterwegs, wächst mit jedem Tag, den sie mehr ans Claus' Seite verbringt, zu einer starken und in sich ruhenden Persönlichkeit heran. Claus trägt seine Nina auf Händen, gibt ihr alles, was er zugeben bereit ist - sein Herz.

Die Entwicklung der Geschichte fußt auf den wahren Ereignissen unter der Knechtschaft des braunen Gesocks. Roth zeigt, wie sich zunächst auch von Stauffenberg mit der Euphorie anstecken lässt, dann aber beginnt, klarer zu sehen und zum Regimegegner und Verschwörer zu werden. Die einzelnen Kapitel lesen sich flüssig und sind randvoll mit Emotionen einer tief empfundenen und ehrlichen Liebe, die in der dunkelsten Zeit Deutschlands für warmherzige Momente verantwortlich ist. Eine Liebe, die Halt gibt, die immer zu spüren ist und bei denen zwei Herzen im Gleichklang schlagen.

Nina, wächst mitunter über sich hinaus, weiß sie doch, dass sie den Liebsten gehen lassen muss, damit dieser immer wider zu ihr zurückkehren kann. Die Autorin erlaubt ihren Leser:innen, die Gefühls- & Gedankenwelt mit allen Höhen und Tief zu durchleben, an Ninas Seite Hoffen und Bangen und das große Glück zu erleben.

Die wechselnden Perspektiven schaffen die Möglichkeit, sämtliche Charaktere sehr genau zu studieren und sie kennenzulernen. Es ist, als würde man mit ihnen verwachsen. Ihre Beweggründe sind schlüssig dargelegt und es fällt schwer, auch nur einen von ihnen gehen zu lassen. Eine Romanze vor realpolitischer Kulisse, die tragisch und von einem Hauch Melancholie umgeben ist, und trotzdem - oder gerade deswegen - die Herzen berührt.

Die Handlung hat in ihrer Dringlichkeit nichts eingebüßt und ist aktueller denn je. Spannend und mitreißend erzählt, für die Nachwelt aufgeschrieben, damit Menschen, wie Claus und Nina von Stauffenberg niemals in Vergessenheit geraten.

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Veröffentlicht am 27.06.2024

Spannende Familiengeschichte

An den grünen Hängen des Vesuv
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Sergio Catalone stirbt, wie er gelebt hat - inmitten seiner Freunde in seiner geliebten Eisdiele in Wuppertal. Für Selina bedeutet der Verlust des Großvaters aber auch, dass sie ein Stück ihrer Wurzeln ...

Sergio Catalone stirbt, wie er gelebt hat - inmitten seiner Freunde in seiner geliebten Eisdiele in Wuppertal. Für Selina bedeutet der Verlust des Großvaters aber auch, dass sie ein Stück ihrer Wurzeln verloren hat. Aber sie weiß so wenig von der Lebensgeschichte des Mannes, der in den 1950er Jahren sein Land verlassen hat, um in Deutschland sein Glück zu finden. Für Selina steht fest, dass sie ihre italienische Herkunft kennenlernen muss, um zu zu verstehen und ihre eigene Identität zu finden...


Marie Matisek schreibt Roman, die sich schon nach wenigen Seiten direkt einen festen Platz im Herzen ihrer Leser:innen gesichert haben. Ihr Schreibstil ist auf positive Art einnehmend und und so gelingt es ihr spielend leicht, die jeweiligen Schauplätze zum Leben zu erwecken und ihre Leserschaft darin las Mitwirkende zu platzieren.

Der Geschmack der leckeren Eissorten tanzt auf der Zunge, wenn sich die Seiten fast schon von alleine umblättern und eine spannende Familiengeschichte aufdecken. Dabei erzählt die Autorin von den fiesen Machenschaften und langen Greifarmen der Camorra, die in der Gegend um Neapel in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts ein kleines Dorf fest in ihren Fängen hat.

Die Angst vor dem Don ist so groß, dass das Lebensglück der Bewohner:innen davon abhängt und Sergio zu einem Schritt treibt, der ihm meinen ganzen Respekt entgegen bringt. Um zu Überleben, bricht er alle Brücken ab und flüchtet, lässt alles zurück, woran sein Herz hängt und beginnt in Deutschland noch einmal ganz von vorn. Er hat einen großen Traum und er setzt alles daran, diesen zu verwirklichen. Die Rückblenden sind in eindringlich Worten verfasst und machen so das ganze Drama erlebbar.

Es gibt Szenen, die richtig unter die Haut gehen, Herzschmerz inklusive. Die Suche nach der Wahrheit bedeutet auch die Suche nach der eigene Identität und es schön zu lesen, wie sich Selina entwickelt. Aus der jungen Frau, die ihren Platz im Leben noch nicht gefunden hat, wird, je mehr sie sich der Wahrheit nähert, eine selbstbewusste Frau, die weiß, was wie will.

Wundervolle Landschaftsbilder von der Amalfiküste steigen aus den Seiten, vermitteln eine Hauch von Italien in den heimischen vier Wänden und der Vesuv als landschaftsprägender Mittelpunkt ist immer präsent. Große Gefühle, facettenreiche Charaktere und zwei Handlungsstränge, die sich miteinander verbinden wie die wie Stränge eines geflochtene Zopfes...wunderbar zu lesen und ganz großes Sommerkino

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Veröffentlicht am 22.06.2024

Der Titel ist Programm

Watch! Watch! Watch! Henri Cartier-Bresson
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Wenn die eigene Familiengeschichte eng mit der Optikstadt Wetzlar und dem grandiosen Siegeszug der Leica Kamera verbunden ist, kommt man auch an berühmten Namen nicht vorbei. Auch Henri Cartier-Bresson ...

Wenn die eigene Familiengeschichte eng mit der Optikstadt Wetzlar und dem grandiosen Siegeszug der Leica Kamera verbunden ist, kommt man auch an berühmten Namen nicht vorbei. Auch Henri Cartier-Bresson fotografierte mit seiner Leica und hielt Zeitgeschichte in eindrucksvollen Bildern fest.

Der Bildband "Watch" Watch! Watch!" ist dabei im wortwörtlichen Sinne anzunehmen und fordert Interessierte dazu auf, mit dem Aufschlagen des Buches eine Art Zeitkapsel zu betreten und mit den Aufnahmen von Cartier- Bresson zu Zeitreisenden und Augenzeug:innen zu werden. Die Aufnahmen sind ausschließlich in Schwarz-Weiß gehalten und erlangen dadurch noch eine Nuance mehr an Aussagekraft. Manchmal sind erst auf den zweiten oder dritten Blick die Absurditäten und bleibenden Eindrücke erkennbar, die nachhaltig in Erinnerung bleiben.

Bewegende Augenblicke auf der Zeitleiste des 20. Jahrhunderts finden den Weg ins heimische Wohnzimmer und machen dieses Coffe-Table-Book zu etwas ganz Besonderem. Ghandis Enkel bei der Einäscherung bleibt genauso im Gedächtnis haften wie der kleine Junge aus Blackpool, der an der Hand seines Vaters Elefanten beim Baden betrachtet. Jedoch geht ein stiller Aufschrei des Entsetzens durch den Raum, denn dieses Bild rüttelt wach und macht betroffen, da der kleine Kerl sich den Lauf einer Spielzeugpistole in den Mund steckt.

Großereignisse, Darstellungen ad absurdum oder fast schon banale, da alltägliche Szenen - der Künstler weiß, wann er den entscheidenden Augenblick regelrecht "einfrieren" muss, um ihn trotzdem für immer lebendig zu erhalten.

Daumenkino oder Laterna magica - mit diesem Buch wird alles möglich. Grandiose Aufnahmen, die die komplette Klaviatur der Gefühle beherrschen und trotzdem - oder gerade deswegen - anders als Mainstream-Fotografien sind.

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