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Veröffentlicht am 08.08.2024

Berührende Liebesgeschichte, die aber nicht in die Tiefe geht

Ava liebt noch
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Mutter werden und sich selbst nicht verlieren. Darüber kann Ava nur lachen. Als Mutter von drei Kindern stellt sie ihre eigenen Bedürfnisse schon seit Jahren hinten an und funktioniert wie auf Autopilot.
Als ...

Mutter werden und sich selbst nicht verlieren. Darüber kann Ava nur lachen. Als Mutter von drei Kindern stellt sie ihre eigenen Bedürfnisse schon seit Jahren hinten an und funktioniert wie auf Autopilot.
Als der 19 Jahre jüngere Kieran auftaucht, verliebt sie sich und findet nach und nach zu sich selbst zurück.

“Ava liebt noch” ist ein Roman, dessen Klappentext so viel mehr verspricht als eine schnöde Liebesgeschichte; Mutterschaft, gesellschaftliche Erwartungen an diese, Mental Load, Gender-Care-Gap und weitere aktuelle feministische Themen scheinen im Mittelpunkt zu stehen.
An dem Punkt wurde ich etwas enttäuscht, denn stattdessen dreht es sich doch hauptsächlich um die Liebesgeschichte zwischen Ava und Kieran. Das ganze Thema Mutterschaft gehört zwar zu Ava, kommt meiner Meinung nach aber etwas zu kurz.

Die Geschichte zwischen den beiden ist definitiv bewegend, schön fand ich, dass wir sie über mehrere Jahre begleiten und ihre persönlichen Entwicklungen beobachten können.
Dies hätte auch gerne etwas ausführlicher geschehen können, in der zweiten Hälfte werden Schlag auf Schlag Episoden abgearbeitet und man fragt sich, ob diese für die Geschichte wirklich alle wichtig sind. Alles verläuft sehr glatt. Außerdem verliert man an diesen Stellen schnell den Überblick über das aktuelle Alter der beiden, weil nur so durch die Jahre gesprungen wird. Hier hätte ich mir vielleicht weniger, dafür intensiver beschriebene Ereignisse gewünscht, denn die Autorin schafft es wunderbar, Gefühle zu transportieren und braucht dieses übertriebene Tempo überhaupt nicht, um ihre Leserinnen am Ball bleiben zu lassen.
Etwas schade ist die Tatsache, dass gerade in den ersten Jahren zwischen Kieran und Ava hauptsächlich von ihren körperlichen Begierden berichtet wird und man sich als Leser
in lange fragt, ob Kieran für Ava nur zur Lustbefriedigung dient oder doch mehr dahintersteckt.
Auch Ralf, Avas Ehemann, wurde mir zu einseitig und ignorant dargestellt. Er ist der Buhmann in einer Geschichte, die keinen gebraucht hätte und dem man nicht uneingeschränkt die ganze Schuld zuschieben sollte.
Gut herauszulesen war jedoch der innere Konflikt Avas, die stets irgendwo zwischen Muttersein und ihren eigenen Bedürfnissen gefangen ist. In der letzten Szene fasst sie es sehr gut in Worte.

Insgesamt ist es eine doch eher seichtere Liebesgeschichte mit wichtigen Themen, die leider nicht genug besprochen werden, um in die Tiefe zu gehen. Dennoch hat es mich gut unterhalten und die Autorin hat einen leichten, gut zu folgenden Schreibstil. ⭐️3/5⭐️

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Veröffentlicht am 01.07.2024

Etwas wirr

Zierfische in Händen von Idioten
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Schleswig-Holstein, 1996: Ein Zufall sorgt dafür, dass Tobi, Georg, Lisa und Scholzen sich gemeinsam auf einen Roadtrip nach London machen, um Georgs totgeglaubte Mutter zu finden. Viele Gemeinsamkeiten ...

Schleswig-Holstein, 1996: Ein Zufall sorgt dafür, dass Tobi, Georg, Lisa und Scholzen sich gemeinsam auf einen Roadtrip nach London machen, um Georgs totgeglaubte Mutter zu finden. Viele Gemeinsamkeiten haben sie nicht, außer dass sie alle Außenseiter sind, jeder auf seine Weise. Mit im Gepäck haben sie außerdem das Aquarium von Tobis Vater - mitsamt den Seepferdchen.

“Zierfische in Händen von Idioten” ist laut verschiedenen Zitaten eine humorvolle und zugleich tiefgründige Hommage an die 90er.
Dem kann ich leider nicht vollends zustimmen.

Erstmal dauert es ziemlich lange, bis die eigentliche Story beginnt und auch dann plätschert sie nur langsam vor sich hin. Der Autor ist so konzentriert darauf, eine Pointe nach der anderen rauszuhauen, dass er dabei den Spannungsbogen der Geschichte vergisst. Der ganze Roadtrip ähnelt eher einer Aneinanderreihung von Gags. Diese haben nicht meinen Humor getroffen, aber das ist ja Geschmackssache.
Als wirklich tiefgründig empfinde ich das Buch auch nicht, zwischendurch stellen sich die Protagonisten zwar philosophische Fragen á la “Sind wir nicht alle nur Zierfische in Händen von Idioten?”, aber es regt nicht zum Nachdenken an oder weckt sonstige Emotionen bei der Leserschaft.
Dass der Roman in den 90ern spielt, vergisst man schnell mal, denn ehrlich gesagt ist das Jahrzehnt absolut austauschbar und irrelevant für die Geschichte, bis auf die Erwähnung einiger 90er-Songs merkt man davon nichts.

Den Titel hingegen finde ich grandios und ehrlich gesagt hat der mich auch zum Kauf des Buches verleitet. Im Nachwort des Autors stellt sich allerdings heraus, dass dieser gar nicht von ihm selbst stammt.

Insgesamt ist es eine nette aber wirre Geschichte, die mich nicht überzeugen konnte.

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Veröffentlicht am 19.05.2024

Seichte Sommerlektüre

Sommerschwestern
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Vier erwachsene Schwestern bekommen von ihrer Mutter eine rätselhafte Einladung nach Holland. Hier waren sie seit zwanzig Jahren nicht, seit dem Sommer, in dem ihr Vater tödlich verunglückte.
Mit gemischten ...

Vier erwachsene Schwestern bekommen von ihrer Mutter eine rätselhafte Einladung nach Holland. Hier waren sie seit zwanzig Jahren nicht, seit dem Sommer, in dem ihr Vater tödlich verunglückte.
Mit gemischten Gefühlen reisen die Schwestern an, neugierig und besorgt, aus welchem geheimnisvollen Grund die Mutter sie an den Ort ihrer Kindheit bestellt hat.

Monika Peetz' "Sommerschwestern" ist eine eher seichte Sommerlektüre. Wir erfahren die Geschichte hauptsächlich aus Yellas Sicht, die zweitjüngste der vier Schwestern und selbst Mutter von zwei kleinen Söhnen.
Sie ist auch am nahbarsten, denn die anderen Protagonistinnen sind sehr übertrieben dargestellt. Peetz wird auf den knapp 300 Seiten nicht müde, direkt zu schreiben, wie extrovertiert und wunderschön die älteste Schwester Doro ist, wie empathisch und rastlos Amelie und wie strukturiert und ordnungsliebend Helen. Damit auch die letzten Leser*innen begreifen, wie unterschiedlich die Charaktere sind. Dies empfand ich als sehr anstrengend.
Dafür spart die Autorin daran, etwas in die Tiefe der Figuren abzutauchen. Am Ende wird zwar alles so einigermaßen abgeschlossen, warum die Schwestern sich so verhalten, wie sie es tun, wird aber nicht deutlich.

Dafür haben mir die Beschreibungen Hollands sehr gefallen, gespickt mit niederländischen Ausdrücken und Eigenarten kommt schnell ein Urlaubsgefühl hoch und es fühlt sich an, als sei man selbst schon an diesem Ort gewesen.

"Sommerschwestern" ist also eine leichte Urlaubslektüre mit holländischem Flair, viel mehr aber auch nicht. Auch wenn Familiengeschichten mich eigentlich immer kriegen, hat mir hier einfach die Tiefe gefehlt.

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Veröffentlicht am 20.03.2024

Überzeugt auf schriftstellerischer Ebene

Der Duft von Schokolade
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Wien, 1881: Der ehemalige Leutnant August Liebeskind hat eine außergewöhnliche Begabung: den absoluten Geruchssinn.
Als er in einem Café sitzt, nimmt er einen ganz besonderen Duft wahr: den der selbstbewussten ...

Wien, 1881: Der ehemalige Leutnant August Liebeskind hat eine außergewöhnliche Begabung: den absoluten Geruchssinn.
Als er in einem Café sitzt, nimmt er einen ganz besonderen Duft wahr: den der selbstbewussten und unkonventionellen Elena Pallfy.
Es beginnt eine Liebesgeschichte, deren Verlauf von Elenas Geheimnissen bestimmt wird.

Ewald Arenz besticht auch in diesem Buch wieder durch seinen wunderbaren Schreibstil. Der Epoche angepasst, verzaubert er seine Leser*innen mit seinem einzigartigen Umgang mit Worten.

Leider konnte mich die Geschichte diesmal nicht wirklich mitnehmen.
Augusts Geruchssinn ist zwar auf den ersten Blick interessant, als er dann aber Zukunftsvisionen anhand der Düfte bekommt, wurde es mir etwas zu viel. Dass er seine Begabung benutzt, um Pralinès herzustellen und Elena zu umwerben, fand ich hingegen sehr charmant.
Aus Elena wurde ich auch nicht richtig schlau. Mich hat dieses Hin und Her mit August gestört, dass sie nicht einfach mit offenen Karten gespielt hat, fand ich eher anstrengend als faszinierend.
Ich muss aber gestehen, dass reine Liebesgeschichten auch nicht unbedingt mein bevorzugtes Genre sind.

Bemerkenswert fand ich, wie grandios Arenz die vielen verschiedenen Aromen in Worte gefasst hat, ohne sich ständig zu wiederholen.
Den gesamten Teil mit der Zuckerbäckerei und der Herstellung des Konfekts mochte ich auch sehr gerne.
Darüber hinaus gibt es einige spannende Parallelen zu tatsächlichen historischen Ereignissen, wie z.B. dem Ringtheaterbrand.

Insgesamt konnte Arenz mich also wieder einmal durch sein schriftstellerisches Können beeindrucken, die Geschichte an sich mich aber diesmal leider nicht überzeugen. Wer Liebesgeschichten vor historischem Hintergrund mag, wird sicherlich mehr Freude daran haben.

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Veröffentlicht am 13.03.2024

Leider sehr flache Story

Das siebte Mädchen
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Für die zwölfjährige Chloe bricht eine Welt zusammen, als ihr Vater zum Mord an sechs Mädchen verurteilt wird.
Zwanzig Jahre später ist sie promovierte Psychologin und hat immer noch Schwierigkeiten damit, ...

Für die zwölfjährige Chloe bricht eine Welt zusammen, als ihr Vater zum Mord an sechs Mädchen verurteilt wird.
Zwanzig Jahre später ist sie promovierte Psychologin und hat immer noch Schwierigkeiten damit, Vertrauen zu fassen. Als plötzlich eine ihrer Klientinnen verschwindet und tot aufgefunden wird, muss sie sich die Frage stellen, ob ein Nachahmungstäter sein Unwesen treibt. Oder ist ihr Vater unschuldig inhaftiert und der wahre Mörder immer noch auf freiem Fuße?

"Das siebte Mädchen" ist Stacy Willinghams Debutroman. Nachdem ich viele positive Rezensionen gelesen hatte, landete das Buch direkt auf meiner Wunschliste. Fand ich doch die Perspektive so spannend, aus der die Geschichte geschildert wird und die zeigt, dass für die Familie des Täters oft genauso eine Welt zusammenbricht wie für die Angehörigen des Opfers.

Leider hat mich der Thriller sehr enttäuscht. Ich fand von Anfang an sehr eindeutig, wer der Täter ist, jede falsch gelegte Fährte kam mir so offensichtlich falsch vor und die Protagonistin Chloe ging mir ehrlich gesagt sehr auf die Nerven. Oft sind ihre Gedanken und Handlungen nicht wirklich nachvollziehbar.
Die ganze Story ist sehr flach, konstruiert und zieht sich ziemlich in die Länge und auch den Charakteren fehlte es an Tiefe.
Der Schreibstil ist zwar flüssig, aber ebenso anspruchslos.

Insgesamt kam für mich also kaum Spannung auf und obwohl ich nichts gegen ruhigere Thriller habe, kann ich hier nur ⭐️2,5/5⭐️ geben.

Die Hörbuchinszenierung von Julia Nachtmann hat mir allerdings gut gefallen und dafür gesorgt, dass ich am Ball bleibe. Sie vermittelt gerade Szenen mit viel wörtlicher Rede sehr lebendig.

aus dem Englischen übersetzt von Alice Jakubeit.

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