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Veröffentlicht am 02.07.2024

Schöne Geschichte, nicht nur für Kinder

Kurt, Einhorn wider Willen 1. Wer möchte schon ein Einhorn sein?
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Kurt ist ein Einhorn, und das ist er gar nicht gern. Alle mit dem Einhornsein zusammenhängenden Klischées stimmen und sind ihm sehr peinlich, ich sage nur, Pupse, die nach Rosen riechen. Eines Tages trifft ...

Kurt ist ein Einhorn, und das ist er gar nicht gern. Alle mit dem Einhornsein zusammenhängenden Klischées stimmen und sind ihm sehr peinlich, ich sage nur, Pupse, die nach Rosen riechen. Eines Tages trifft er den Vogel Trill, der ihn bittet, einer Prinzessin in Not zu helfen. Kurt will das eigentlich nicht, aber als Einhorn hat er gewisse Pflichten, denen er nicht entkommen kann. So macht er sich mit Trill auf den Weg.

Kurt ist zwar sehr mürrisch, aber er kann nicht über seinen Schatten, sprich sein Einhornsein, das ihn zum Beispiel schon fast dazu zwingt, Mitgefühl zu haben. Doch dahinter steckt nicht nur Zwang, und Kurt lernt auch sich selbst nach und nach besser kennen, und als Leser:in muss man ihn einfach mögen. Gut gefallen hat mir auch Trill, der viel redet, aber zunächst nicht alles sagt, so dass nicht nur Kurt, sondern auch man selbst als Leser:in die eine oder andere Überraschung erlebt, auch bei der zu rettenden Prinzessin, die sicher den Kindern gut gefallen wird.

Chantal Schreibers Text wird ergänzt durch bunte Zeichnungen von Stephan Pricken, beides zusammen ergibt eine Geschichte, bei der sich nicht nur das Lesen, sondern auch das Anschauen lohnt. Besonders Kurts Gesichtsausdrücke haben mir gut gefallen.

Mir hat die Geschichte um Kurt, das Einhorn, das eigentlich kein Einhorn sein möchte, gut gefallen, sowohl der Text als auch die begleitenden Zeichnungen machen Spaß, nicht nur Kindern, auch Erwachsenen. Schön auch, dass dieser Band erst der Auftakt ist, es gibt weitere Geschichten um das Einhorn wider Willen.

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Veröffentlicht am 01.07.2024

Aus dem Leben einer Drag Queen

Ungeschminkt
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Olivia Jones ist wohl eine der bekanntesten Drag Queens Deutschlands. In diesem Buch erzählt sie aus ihrem Leben – ungeschminkt. Ungeschminkt ist Olivia sonst nur äußerst selten. Schon als Junge hatte ...

Olivia Jones ist wohl eine der bekanntesten Drag Queens Deutschlands. In diesem Buch erzählt sie aus ihrem Leben – ungeschminkt. Ungeschminkt ist Olivia sonst nur äußerst selten. Schon als Junge hatte sie einen Hang zu bunt und Glitzer, was bei ihrer Umwelt nicht immer gut ankam. Auf Wunsch ihrer Familie sollte sie zudem etwas seriöses lernen, am besten Versicherungskaufmann, doch ihr eigener Wunsch sah anders aus. Ohne Probleme und Rückschläge war der nicht zu erreichen, doch heute scheint sie glücklich und zufrieden zu sein, mit dem, was sie erreicht hat. Olivia ist nicht nur schrill und bunt, sondern setzt sich auch ein für Dinge, die ihr wichtig sind.

Der Aufbau ihrer Erzählung ist weniger chronologisch, eher thematisch. Das passt gut, am Ende ergibt sich ein mehr oder weniger komplettes Bild, alles hat sie sicher nicht erzählt, manche, wenn auch wenige Namen finden sich unleserlich. Andere Namen nennt sie durchaus, auch wenn es vielleicht für die/den Erwähnte:n nicht immer positiv wirkt, wirklich böse ist ihr deswegen aber wahrscheinlich niemand. Dass Olivia viele gute Bekannte hat, kann man daran sehen, dass nach jedem Kapitel ein:e oder zwei Weggefährt:innen zu Wort kommen und etwas über ihre Beziehung zu ihr schreiben. Da sind zum Beispiel Namen aus dem Showbusiness, aber auch aus der Politik. Nötig ist das für das Gesamtbild vielleicht nicht, aber eine nette Zugabe, auch für Olivia selbst.

Ich bin schon länger Drag-Fan, Olivia hatte ich bis vor kurzem aber nicht groß auf dem Schirm. Das hat sich nun geändert, und ich bin ganz froh, ein bisschen mehr über sie, und auch ein bisschen über ihn erfahren zu haben. Man erfährt auch einiges über ihr Umfeld und das besondere Viertel in Hamburg, in dem sie lebt, St. Pauli. Am Ende gibt es noch zahlreiche Fotos zu bewundern.

Etwas gestört haben mich so einige Fehler, manche, vor allem bezogen auf das Thema, vollkommen unpassend, so findet sich z. B. auf S. 62 „Rue Pauls ...“, ich hoffe, RuPaul hat das nicht gelesen.

Gerne empfehle ich Olivia Jones Autobiografie an Interessierte weiter.

Veröffentlicht am 22.06.2024

Ein besonderer Ermittler

Der Gehängte von Conakry
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Aurel Timescu ist französischer Konsul in Guinea, rumänischstämmig wollte er eigentlich gerne Polizist werden, doch da er nach seiner Einwanderung nach Frankreich zunächst als Pianist in einschlägigen ...

Aurel Timescu ist französischer Konsul in Guinea, rumänischstämmig wollte er eigentlich gerne Polizist werden, doch da er nach seiner Einwanderung nach Frankreich zunächst als Pianist in einschlägigen Bars gearbeitet hat, blieb ihm dieser Weg versperrt. Als im Hafen Conakrys ein Jachtbesitzer tot am Mast hängend aufgefunden wird, sieht er seine Chance zu ermitteln.

Das bunte Cover hat mich, ebenso wie das Setting, direkt angesprochen, dazu ein Konsul als Ermittler, ich war gespannt. Und tatsächlich hat mich der Roman sehr schnell gepackt, was vor allem auch an Aurel liegt, denn der ist nicht irgendein Konsul, sondern schon sehr besonders. Etwas eigenbrötlerisch, etwas skurril, liebt Musik und Weißwein, hat ein schlaues Köpfchen und ist für die eine oder andere Überraschung gut, wie man z. B. gegen Ende der Ermittlungen sehen kann. Im Konsulat wird er eher belächelt, doch, wie das Glück will, ist der Generalkonsul gerade in Urlaub, und Aurel sein Vertreter, so dass er freie Hand hat, allerdings nur, solange der Urlaub währt.

Aurel mochte ich sehr schnell, er ist schon sehr besonders, aber auch liebenswert. Auch die anderen Charaktere sind lebendig gezeichnet, ebenso das Land, es fühlt sich an, als wäre man mit dabei. Aurels Ermittlungen sind am Ende natürlich erfolgreich, die Auflösung ist nachvollziehbar. Mein Highlight ist aber der Ermittler selbst, weniger der Mordfall. Ich freue mich schon auf weitere Romane mit Aurel, der nächste ist bereits erschienen.

Wer besondere, skurrile Ermittler mag, ist hier genau richtig, dazu gibt es noch ein interessantes Setting. Ich wurde gut unterhalten und hoffe auf viele Bände der Reihe.

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  • Erzählstil
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  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.06.2024

Kindgerecht, aber dennoch Heitz

Die Traumgänger
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Der dreizehnjährige Finn hat eine besondere Gabe, er kann seine Träume so gestalten, wie er es gerne möchte. Eines Tages trifft er im Traum ein Mädchen, das er bestimmt nicht selbst hineingewünscht hat, ...

Der dreizehnjährige Finn hat eine besondere Gabe, er kann seine Träume so gestalten, wie er es gerne möchte. Eines Tages trifft er im Traum ein Mädchen, das er bestimmt nicht selbst hineingewünscht hat, Sanja. Sie bittet ihn um seine Hilfe bei der Suche nach ihren Eltern und kurz darauf treffen sich die beiden außerhalb eines Traumes.

Markus Heitz kannte ich bisher nur als Autor von oft recht gruseligen Romanen aus dem phantastischen Bereich, ein Kinderbuch von ihm zu lesen, war für mich etwas ganz Neues. Tatsächlich kann auch dieses dem Phantastik-Genre zugeordnet werden, doch ist es auch eindeutig ein Roman für Kinder (ab 11 Jahre) und entsprechend „einfach“ geschrieben. Ich als Erwachsene habe es aber auch gerne gelesen.

Der Autor entwickelt neben der normalen Welt, in der Finn wohnt, eine ganz eigene Welt, die Traumwelt Deseo, in die Finn durch Sanja reisen kann. Die ist schön bildhaft dargestellt, so dass das Kopfkino angesprochen wird. Ein Teil davon ist gruseliger als der andere, immerhin gibt es auch Albträume, es bleibt aber natürlich kindgerecht.

„Aufbruch nach Deseo“ ist der erste Band einer Reihe, so dass die Geschichte am Ende des Romans noch nicht auserzählt ist, der Grundstein ist gelegt, und man kann gespannt sein, wie es weitergeht. Für die Zielgruppe sicher eine gute Motivation, auch den nächsten Band lesen zu wollen.

Markus Heitz kann auch Kinderbücher. So wie dieses, phantastisch, ein bisschen gruselig und ziemlich spannend, zudem der erste Band einer Reihe, ein vielversprechender erster Band, der Lust auf die Fortsetzung macht.

Veröffentlicht am 15.06.2024

Wichtiges Thema, lesenswert

Queer & wild & wunderbar
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In diesem schön gestalteten Buch sind, alphabetisch sortiert, 50 Kurzbiografien ganz unterschiedlicher queerer Menschen enthalten. Zu jeder Biografie gibt es eine farbige Porträtzeichnung.

Bereits in ...

In diesem schön gestalteten Buch sind, alphabetisch sortiert, 50 Kurzbiografien ganz unterschiedlicher queerer Menschen enthalten. Zu jeder Biografie gibt es eine farbige Porträtzeichnung.

Bereits in der Antike gab es queere Menschen, auch wenn dieser Begriff noch nicht für sie geprägt war. Zwei von ihnen sind hier enthalten, Alexander der Große und Sappho. Die anderen hier Porträtierten sind uns zeitlich näher, aber längst nicht alle aus diesem und dem letzten Jahrhundert. Manche sind wahrscheinlich jedem bekannt wie Elton John, Freddie Mercury oder Oscar Wilde, andere kannte ich nicht, und bin froh, ihnen hier begegnet zu sein, wie Alan L. Hart, Laxmi Narayan Tripathi oder Simon Nkoli.

Leider sind die einzelnen Biografien wirklich sehr kurz, in der Regel zwei Seiten, jedoch kann sich, wer möchte, dazu anregen lassen, sich auf andere Weise näher mit den entsprechenden Personen auseinanderzusetzen. Ich werde sicher noch ein bisschen googeln und vielleicht die eine oder andere längere Biografie lesen.

Im Anhang findet sich noch weiteres Lesenswerte zum Thema Queersein, das man nicht überblättern sollte.

Wer sich ein bisschen mit queerem Leben auseinandersetzen möchte, wer sich für queere Persönlichkeiten interessiert, wer vielleicht selbst queer ist, findet hier einen schönen Einstieg ins Thema, der auch zeigt, dass es nichts „modernes“ ist, sondern schon immer zum menschlichen Leben gehört hat.

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