Profilbild von Buecherhausen

Buecherhausen

Lesejury Star
offline

Buecherhausen ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Buecherhausen über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.07.2024

Babette mag’s gruschelig

Boris, Babette und lauter Skelette
0

Schon lange hatte ich ein Auge auf dieses Buch geworfen. Nicht nur, weil es den Jugendliteraturpreis im Bereich Kinderbuch gewonnen hat, sondern auch weil ich voller Neugier war und unbedingt wissen wollte, ...

Schon lange hatte ich ein Auge auf dieses Buch geworfen. Nicht nur, weil es den Jugendliteraturpreis im Bereich Kinderbuch gewonnen hat, sondern auch weil ich voller Neugier war und unbedingt wissen wollte, was für eine Geschichte in diesem Buch steckt. Umso erfreuter war ich, den Kibitz Verlag auf der Leipziger Buchmesse vorzufinden, mit den Repräsentanten des Verlags ins Gespräch zu kommen und viele interessante Bücher an ihrem Stand zu entdecken. Auch "Boris, Babette und lauter Skelette" war dabei und ich kann nur sagen, dass meine Erwartungen sogar noch übertroffen wurden. Was für ein großartiges Werk, das mit viel Einfühlungsvermögen wichtige Themen des Alltags und für manchen sogar des Lebens behandelt.

Die Autorin und Illustratorin:

Tanja Esch wurde 1988 in Hanau geboren. Sie hat in Hamburg Zeichnen studiert und ist als Illustratorin und Comiczeichnerin tätig. Ihr wiederholt ausgezeichneter Kindercomic Supercool ist inzwischen in mehreren Auflagen erschienen und wurde auch in Frankreich veröffentlicht. Tanja Esch lebt in Hamburg und ist dort Mitorganisatorin des Comicfestivals „Kinder lieben Comics!“, das sich an junge Leser:innen richtet.

Inhalt:

„Ein Haustier! Als eine Nachbarin Boris bittet, ihr Haustier Babette in Pflege zu nehmen, zögert er nicht lange. Die Sache hat nur einen Haken: Boris‘ Eltern wollen keine Tiere in der Wohnung. Er muss Babette also gut verstecken. Aber das ist weniger knifflig als die Frage, WAS für ein Tier Babette eigentlich ist? Sie ist gelb, läuft auf zwei Beinen und steht auf Fernsehen, Flips und Grusel. Das Verrückteste: Babette kann sprechen!
Seine heimliche Mitbewohnerin bringt Boris‘ Leben mächtig durcheinander. Denn Babette ist immerzu traurig. Damit sie sich wohlfühlt, muss Boris sein Kinderzimmer in die reinste Geisterbahn verwandeln! Aber wo soll er SKELETTE herbekommen?! Als Mama und Papa Babette doch entdecken und sie kurz darauf verschwunden ist, geht das Abenteuer richtig los…
(Produktbeschreibung)

Gedanken zum Comic:

Das Cover von Tanja Eschs Comicbuch ist ein lebendiger und einladender Einstieg in die Welt von Boris und Babette. Im Zentrum stehen die Hauptfiguren, umrundet von Knochen und Skeletten. Dabei wird der Betrachter offenkundig und auch neugierig von allen in Augenschein genommen. Der Titel des Buches ist in dicker schwarzer Schrift mit gelbem Untertitel gestaltet. Es ist hierbei ganz offensichtlich, wer im Buch die Hauptrolle(n) spielt. Das Cover vermittelt eine Botschaft von Spaß und Abenteuer und stellt die ungewöhnlichen und spannenden Elemente der Geschichte in den Vordergrund. Durch die Kombination von lebendigen Farben, sympathischen Charakteren und detaillierten Illustrationen schafft das Cover einen einladenden ersten Eindruck und macht neugierig auf das, was die Leser:innen im Inneren des Buches erwartet. Und noch ein geniales Detail gibt es beim Cover zu entdecken. Nur so viel: es lohnt sich in jedem Fall den Bucheinband bei Dunkelheit zu bestaunen.

Die Illustrationen von Tanja Esch sind ein Highlight des Buches. Ihre Zeichnungen sind lebendig, bunt und detailreich, was den Comic besonders ansprechend für Kinder macht wobei ich als Erwachsene auch jede Seite genossen habe. Ihr klarer und ausdrucksstarker Zeichenstil bringt die Charaktere und die sonderbare Welt von Boris, Babette und den Skeletten perfekt zur Geltung. Die Mischung aus komischen und niedlichen Elementen macht die Bilder sowohl lustig als auch charmant.

Tanja Eschs Erzählweise ist klar und kindgerecht, mit einer Mischung aus humorvollen Dialogen und spannenden Beschreibungen, die die Leser:innen verzaubern und mir immer wieder ein Schmunzeln entlockt haben. Die Sprache ist einfach und direkt, was sie für die Zielgruppe gut begreiflich macht. Die Autorin nutzt lebendige und bildhafte Ausdrücke, um die Fantasie der Kinder anzuregen und die Geschichte zum Leben zu erwecken. Die Dialoge zwischen den Charakteren sind natürlich und spritzig, was dazu beiträgt, die Figuren authentisch und sympathisch wirken zu lassen. Gleichzeitig haben sie mich jedoch auch des Öfteren nachdenklich gestimmt.

Fazit:

"Boris, Babette und lauter Skelette" ist ein rundum unterhaltsamer und fantasievoller Kindercomic in dem wir in eine einzigartige Welt eintauchen. Wir lernen einen ordnungsliebenden Vater und eine vielbeschäftigte Mutter (auch irgendwie skurril, denn oft ist es ja andersherum) kennen. Sowie auch einen Jungen mit einem Herzen aus Gold. Ein Haustier, das mit der Frage ringt, was für ein Tier es eigentlich ist. Und ein Großvater, der aufgrund seiner Herkunft weiß, was es bedeutet anders zu sein und aufgrund dessen ausgeschlossen zu werden. Tanja Esch hat ein Talent dafür, Geschichten zu erzählen, die sowohl amüsant als auch lehrreich sowie tiefgründig sind. Die Botschaften wie Andersartigkeit oder die eigene Identität zu finden, werden kindgerecht und humorvoll vermittelt, was den Comic zu einer wertvollen Lektüre für junge Leser:innen macht und ehrlich gesagt, würde ich mich riesig freuen, wenn wir nochmal von der liebenswerten Babette hören würden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.07.2024

Krankheit auf humorvolle Weise näher gebracht

Trip mit Tropf
0

"Trip mit Tropf" von Josephine Mark ist mir bereits im April auf der Leipziger Buchmesse ins Auge gefallen. Doch es dauerte dann noch etwas, bis das Buch seinen Weg zu mir gefunden hat. Und ich bin sehr ...

"Trip mit Tropf" von Josephine Mark ist mir bereits im April auf der Leipziger Buchmesse ins Auge gefallen. Doch es dauerte dann noch etwas, bis das Buch seinen Weg zu mir gefunden hat. Und ich bin sehr froh darum, denn es ist ein kleiner Schatz unter den Kinder- und Jugendbüchern, der sich auf humorvolle und gleichzeitig auch sensible Art und Weise mit den Themen Krankheit, Nächstenliebe, Verantwortung, Treue, Hilfsbereitschaft und Freundschaft auseinandersetzt. Ich habe mit dem kleinen, kranken Hasen und dem großen, gar nicht so gefühlskalten Wolf mitgefiebert, auf ihrem Roadtrip durch den Wald und auf der Flucht vor dem bösen Jäger. Äußerst liebenswert sind die beiden sonst eigentlich verfeindeten Tiere, die hier im Mittelpunkt der Handlung stehen.

Die Autorin:

Josephine Mark (geboren 1981) studierte Kultur- und Medienpädagogik und gestaltete parallel Plattencover, Plakate und Flyer. Sie ist Illustratorin, Comiczeichnerin und Grafikdesignerin. Seit 2004 veröffentlicht sie eigene Comics und Cartoons sowohl auf ihrem Blog puvoproductions.com als auch als Printexemplar. Tiere sind auch nur Menschen, eine Sammlung ihrer Cartoons, erschien im Verlag Pattloch. Ihr Debütcomic Murr wurde 2021 bei Zwerchfell veröffentlicht. 2022 erschien ihr preisgekrönter Comic-Roadmovie Trip mit Tropf, sowie ihre Comic-Adaption Bärbeiß zusammen mit Annette Pehnt und Jutta Baue. In ihren Werken beschäftigt sie sich meist auf humorvolle Weise mit Alltagsdingen und gesellschaftlichen Themen. Josephine Mark lebt und arbeitet in Leipzig.

Inhalt:

„Das ist selbst für den lässigsten Wolf eine Zumutung! Weil es ihm das Leben gerettet hat, ist er plötzlich für das Wohlergehen eines… Kaninchens verantwortlich. Wolfskodex, da kann man nichts machen! Von Zumutungen kann das Kaninchen ein Lied singen, schleppt es doch einen lästigen Tropf und einen meterlangen Medikamentenplan mit sich herum. Und jetzt auch noch ein Wolf! Aber dieser Wolf ist so… anders. Und, das muss man ihm lassen, er weiß, wo’s langgeht.“ (Klappentext)

Gedanken zum Comic:

Das Cover mit seinen kräftigen Farben und der etwas skurrilen Darstellung hat direkt meine Aufmerksamkeit erregt. Im Zentrum sehen wir die beiden Hauptprotagonisten Wolf und Kaninchen, die in einem Moped mit Beiwagen auf einer Straße durch den Wald rasen. Während der Wolf voller Spaß kraftvoll den Arm in die Luft reckt, hält sich der Hase leicht panisch am Beiwagen fest. Immer mit dabei, der lebensnotwendige Tropf mitsamt Medikamentenköfferchen für den kleinen Hasen. Hier lässt sich sofort erahnen, dass wir es zwar mit einem ernsten Thema zu tun haben, dieses aber mit Witz umgesetzt wurde.

Josephine Mark hat hier ein etwas anderes Buch über Krankheit gestaltet. Ihre durchweg farbigen Illustrationen bilden einen wundervollen Comic, welcher sich der Krebserkrankung des Kaninchen widmet und gleichzeitig zeigt, wie liebenswert und einfühlsam der Wolf, der ja eigentlich ein Wildtier und Jäger ist, sein kann. Auf ihrem gemeinsamen Weg freunden sich die beiden an. Zunächst noch widerwillig durch den Kodex zusammengeschweißt, wird schnell deutlich, wie viel Freude das ungleiche Paar haben kann. Dabei beschützt der Wolf das Kaninchen auf seine ruppig, liebenswerte Weise. Humorvoll und emotional wird dargestellt, wie das Herz des Wolfes weich wird und die beiden das Abenteuer verbindet.

Vielleicht mag dem ein oder anderen die ein oder andere Szene ein wenig brutal erscheinen. So gibt es da einen Jäger mit seinem Hund, der versucht den Wolf und das Kaninchen zu erlegen. Dabei müssen die beiden Widersacher aber einiges einstecken, denn so leicht lassen sich Wolf und Hase nicht fangen, doch auch Jäher und Hund bekommen trotz lebensbedrohlicher Ereignisse zum Schluss ein Happy End.

Fazit:

Trip mit Tropf hat mir gut gefallen. In diesem Comic wird ein ernstes Thema mit Humor und dem Willen zu leben dargestellt. Gleichzeitig muss man aber mit ein wenig Brutalität klarkommen. Deshalb empfinde ich die Altersangabe ab 12 Jahren auch sehr passend gewählt. Den Leser erwarten hier lebendige Bilder mit ausdrucksvoller Mimik der Protagonisten, welche die Emotionen deutlich transportieren sowie eine rasante Geschichte voller Mut und mit viel Herz.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.07.2024

Coinnich rium ann an gorm domhainn (das war Gälisch)

Triff mich im tiefen Blau
0

Antje Babendererdes Bücher sind geprägt von ihrer Tiefsinnigkeit. Die Menschen und Orte, von denen die Autorin schreibt, werden lebendig und man fühlt sich immer, als sei man mitten dabei. Man verschenkt ...

Antje Babendererdes Bücher sind geprägt von ihrer Tiefsinnigkeit. Die Menschen und Orte, von denen die Autorin schreibt, werden lebendig und man fühlt sich immer, als sei man mitten dabei. Man verschenkt sein Herz ganz schnell. So ging es mir auch mit ihrem neusten Buch "Triff mich im tiefen Blau". Es spielt in Schottland auf den äußeren Hebriden und erzählt die Geschichte von Leonie und Tam, die um ihre Zukunft hadern. Klimakrise, alte Gewohnheiten und tief verwurzelte Gefühle stehen hier im Zentrum der Geschichte.

Zitat: „Erst jetzt begreife ich, welch große Sehnsucht nach Leben sich in mir angestaut hat und wie nun nach und nach das Gefühl in mir entsteht, wieder Teil der Welt zu sein.“ (Antje Babendererde: Triff mich im tiefen Blau, Seite 112)

Die Autorin und die Sprecher:

Antje Babendererde (geboren 1963) arbeitete als Hortnerin, Arbeitstherapeutin und Töpferin, bis sie sich ganz der Schriftstellerei widmete. Besonders die Kultur, Geschichte und heutigen Situation der Indianer liegen ihr am Herzen und so verarbeitet sie die Themen in ihren Werken. So auch in Schneetänzer. Gestützt werden die Fakten auf diversen Recherchereisen in den USA.

Leonie Landa (geboren 1994) ist bereits seit ihrem achten Lebensjahr auf Theaterbühnen unterwegs. Nach dem Abitur machte sie eine Schauspielausbildung in New York und Hamburg. Leonie Landa war seither in zahlreichen Fernsehserien wie Notruf Hafenkante und Morden im Norden zu sehen. Seit 2005 ist sie außerdem als Synchron-, Hörspiel-, und Hörbuchsprecherin tätig.

Jonas Minthe (geboren 1989) studierte an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. Danach hatte er diverse Theater-Engagements und war außerdem in TV-Produktionen wie Tatort oder SOKO Leipzig zu sehen. Seit 2023 spielt er die Rolle des Kommissars Gregor Michalski in der ARD-Krimiserie Morden im Norden.

Inhalt:

„Wild wogen die Wellen um die kleine Hebrideninsel Orasay, wo Leonie bei ihrer Mutter Zuflucht sucht. In Leonie dagegen ist alles verstummt, denn sie trägt ein Geheimnis mit sich herum, das sie fast erdrückt. Erst die Begegnung mit dem Inseljungen Tam und seine besondere Verbindung zu einem wilden Delfin wecken ihre Neugierde. Stück für Stück locken Tam und der Delfin Leonie zurück ins Leben und sie öffnet sich der Magie der Insel und dem faszinierenden Jungen, hinter dessen sturmgrauen Augen ein stiller Schmerz lauert. Doch als Meeresschützer auf Orasay auftauchen, muss Leonie zu ihren Überzeugungen stehen und gerät damit zwischen die Fronten. Können die beiden es schaffen, gemeinsam zu kämpfen? Für die Insel, für das Meer, für sich selbst – und für ihre Liebe?“ (Produktbeschreibung)

Gedanken zum Jugendbuch:

Das Cover ist ein wahrer Blickfang. Die raue Natur der Hebriden und das tiefe Blau des Ozeans sind hier wunderschön in Szene gesetzt. Am oberen Rand ist ein Sonnenaufgang (oder Sonnenuntergang) zu sehen, der darauf hindeuten kann, dass hier große Veränderungen im Leben der Protagonisten anstehen. Die Szenerie strahlt außerdem Hoffnung und Romantik aus. Mitten im abgebildeten Meer prangt der Titel in weißer Schrift, mal geschwungen, mal recht statisch, was die Unterschiede der Menschen und deren verschiedenen Lebensweisen aufgreift. Außerdem gibt es goldene Schlieren, in welchen ein Delfin schwimmt, der eine besondere Rolle im Buch spielen wird. Die Erstauflage der Printversion hat einen wunderschönen Farbschnitt, der das Cover rund herum weiter führt.

Antje Babendererde hat eine so ruhige, tiefsinnige Art zu schreiben, dass man einfach so in die Geschichte gleitet und tief berührt ist, von dem was die Protagonisten erleben oder erlebt haben. Es entsteht eine intensive Atmosphäre, die sehr zu Herzen geht, dabei aber nicht zu beschwerend ist.
Die Sprecher des Hörbuchs haben die Protagonisten mit ihren Stimmen regelrecht zum Leben erweckt und sehr authentische und emotionale Bilder geschaffen, die ganz wunderbar mit der Erzählung der Autorin harmonierten. Das Hörbuch ermöglicht es außerdem, der schottischen Sprache zu lauschen, da Begriffe, kurze Unterhaltungen und Sprichwörter im Gälischen eingestreut werden. Ein riesiger Pluspunkt für die Audio Version also.

Zitat: „Wie lange habe ich mich nicht mehr so gefühlt – so leicht und unbeschwert. So losgelöst von Vergangenheit und Zukunft. Einfach nur im Hier und Jetzt.“ (Antje Babendererde: Triff mich im tiefen Blau, Seite 138)

Erzählt wird die Geschichte aus zwei Perspektiven. Leonie, das Mädchen aus Berlin, welche eine tiefe Trauer durchlebt, erzählt in der Ich-Form. Tam, der Junge, der sein Leben lang auf der Insel war, Träume hat, diese aber wegen der Verantwortung seiner Familie gegenüber nicht weiter nachgeht, beschreibt seine Eindrücke in der 3. Person. So kann man die beiden Blickwinkel auch beim Lesen gut auseinanderhalten und es bedarf keiner weiteren Erklärung, wer gerade erzählt.

Besonders gefallen hat mir die Thematik der jungen Leute, die sich für die Umwelt einsetzen und dabei an das Ende ihrer Kräfte geraten, Zukunftsängste entwickeln und nicht mehr aus ihrer gedanklichen Abwärtsspirale herausfinden. Das sind ganz aktuelle Themen, die viele Jugendliche heute bewegen. Die Art und Weise, wie sich die Autorin dieses Themas annimmt, habe ich so bisher noch nicht gelesen, dabei ist es so wichtig, auch einmal zu beleuchten, was die ständig aufkommenden Krisen bei den jungen Menschen auf emotionaler Ebene bewirken. Schließlich ist es ihre Generation, die darunter leiden wird, was seit Jahren schief geht oder ignoriert wird. Es ist die Zukunft jener Kinder und jungen Erwachsenen, die weniger lebenswert sein wird.

Zitat: „Erlebe wilde und abgründige Sachen. Lege dich ins Gras und halte dein Gesicht in die Sonne. Sei unbeschwert, so wie eine Siebzehnjährige sein sollte.“ (Antje Babendererde: Triff mich im tiefen Blau, Seite 334)

Die Insel, auf der die Geschichte spielt, ist ein magischer und ursprünglicher Ort. Hier kann Leonie zu sich selbst finden, heilen und neuen Mut schöpfen. Man erfährt einiges über das Meer, deren Lebewesen, die Veränderungen durch den Klimawandel, die alteingesessenen Inselbewohner, ihre Ansichten sowie ihren Glauben und ganz besonders ihre Verbundenheit zur Insel. Immer wieder werden Informationen über die Fauna der Insel eingestreut und man lernt außerdem einiges über die Fischerei als Lebensgrundlage der Inselbewohner und die Frage, wie man damit umgeht, dass die Weltmeere immer weiter verschmutzen.

Was genau Leonie in der Vergangenheit passiert ist, erfährt man zwar erst eher spät, das ist aber vollkommen okay. Die Überraschung war aber doch ziemlich groß. Welches Ausmaß ihr Trauma hatte, hätte ich so nicht erwartet. Aber auch Tam hat einen schweren Schicksalsschlag in seiner Vergangenheit erlebt, welcher sein Handeln in der Gegenwart bestimmt.

Fazit:

"Triff mich im tiefen Blau" ist eine tiefgründige und berührende Geschichte mit spannenden Wendungen. Die Protagonisten sind nicht perfekt und somit absolut authentisch und greifbar. Und auch die Seele der Insel und ihre Inselbewohner haben sich in mein Herz geschlichen. Die Auswirkungen der Klimakrise auf die Psyche der Kinder und jungen Erwachsenen wurde behutsam vermittelt und ist ein sehr wichtiges Thema unserer Zeit. Wie es gelingt, wieder Mut zu schöpfen und ins Hier und Jetzt zu finden, hat die Autorin ganz wunderbar dargebracht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.07.2024

Coinnich rium ann an gorm domhainn (das war Gälisch)

Triff mich im tiefen Blau
0

Antje Babendererdes Bücher sind geprägt von ihrer Tiefsinnigkeit. Die Menschen und Orte, von denen die Autorin schreibt, werden lebendig und man fühlt sich immer, als sei man mitten dabei. Man verschenkt ...

Antje Babendererdes Bücher sind geprägt von ihrer Tiefsinnigkeit. Die Menschen und Orte, von denen die Autorin schreibt, werden lebendig und man fühlt sich immer, als sei man mitten dabei. Man verschenkt sein Herz ganz schnell. So ging es mir auch mit ihrem neusten Buch "Triff mich im tiefen Blau". Es spielt in Schottland auf den äußeren Hebriden und erzählt die Geschichte von Leonie und Tam, die um ihre Zukunft hadern. Klimakrise, alte Gewohnheiten und tief verwurzelte Gefühle stehen hier im Zentrum der Geschichte.

Zitat: „Erst jetzt begreife ich, welch große Sehnsucht nach Leben sich in mir angestaut hat und wie nun nach und nach das Gefühl in mir entsteht, wieder Teil der Welt zu sein.“ (Antje Babendererde: Triff mich im tiefen Blau, Seite 112)

Die Autorin und die Sprecher:

Antje Babendererde (geboren 1963) arbeitete als Hortnerin, Arbeitstherapeutin und Töpferin, bis sie sich ganz der Schriftstellerei widmete. Besonders die Kultur, Geschichte und heutigen Situation der Indianer liegen ihr am Herzen und so verarbeitet sie die Themen in ihren Werken. So auch in Schneetänzer. Gestützt werden die Fakten auf diversen Recherchereisen in den USA.

Leonie Landa (geboren 1994) ist bereits seit ihrem achten Lebensjahr auf Theaterbühnen unterwegs. Nach dem Abitur machte sie eine Schauspielausbildung in New York und Hamburg. Leonie Landa war seither in zahlreichen Fernsehserien wie Notruf Hafenkante und Morden im Norden zu sehen. Seit 2005 ist sie außerdem als Synchron-, Hörspiel-, und Hörbuchsprecherin tätig.

Jonas Minthe (geboren 1989) studierte an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. Danach hatte er diverse Theater-Engagements und war außerdem in TV-Produktionen wie Tatort oder SOKO Leipzig zu sehen. Seit 2023 spielt er die Rolle des Kommissars Gregor Michalski in der ARD-Krimiserie Morden im Norden.

Inhalt:

„Wild wogen die Wellen um die kleine Hebrideninsel Orasay, wo Leonie bei ihrer Mutter Zuflucht sucht. In Leonie dagegen ist alles verstummt, denn sie trägt ein Geheimnis mit sich herum, das sie fast erdrückt. Erst die Begegnung mit dem Inseljungen Tam und seine besondere Verbindung zu einem wilden Delfin wecken ihre Neugierde. Stück für Stück locken Tam und der Delfin Leonie zurück ins Leben und sie öffnet sich der Magie der Insel und dem faszinierenden Jungen, hinter dessen sturmgrauen Augen ein stiller Schmerz lauert. Doch als Meeresschützer auf Orasay auftauchen, muss Leonie zu ihren Überzeugungen stehen und gerät damit zwischen die Fronten. Können die beiden es schaffen, gemeinsam zu kämpfen? Für die Insel, für das Meer, für sich selbst – und für ihre Liebe?“ (Produktbeschreibung)

Gedanken zum Jugendbuch:

Das Cover ist ein wahrer Blickfang. Die raue Natur der Hebriden und das tiefe Blau des Ozeans sind hier wunderschön in Szene gesetzt. Am oberen Rand ist ein Sonnenaufgang (oder Sonnenuntergang) zu sehen, der darauf hindeuten kann, dass hier große Veränderungen im Leben der Protagonisten anstehen. Die Szenerie strahlt außerdem Hoffnung und Romantik aus. Mitten im abgebildeten Meer prangt der Titel in weißer Schrift, mal geschwungen, mal recht statisch, was die Unterschiede der Menschen und deren verschiedenen Lebensweisen aufgreift. Außerdem gibt es goldene Schlieren, in welchen ein Delfin schwimmt, der eine besondere Rolle im Buch spielen wird. Die Erstauflage der Printversion hat einen wunderschönen Farbschnitt, der das Cover rund herum weiter führt.

Antje Babendererde hat eine so ruhige, tiefsinnige Art zu schreiben, dass man einfach so in die Geschichte gleitet und tief berührt ist, von dem was die Protagonisten erleben oder erlebt haben. Es entsteht eine intensive Atmosphäre, die sehr zu Herzen geht, dabei aber nicht zu beschwerend ist.
Die Sprecher des Hörbuchs haben die Protagonisten mit ihren Stimmen regelrecht zum Leben erweckt und sehr authentische und emotionale Bilder geschaffen, die ganz wunderbar mit der Erzählung der Autorin harmonierten. Das Hörbuch ermöglicht es außerdem, der schottischen Sprache zu lauschen, da Begriffe, kurze Unterhaltungen und Sprichwörter im Gälischen eingestreut werden. Ein riesiger Pluspunkt für die Audio Version also.

Zitat: „Wie lange habe ich mich nicht mehr so gefühlt – so leicht und unbeschwert. So losgelöst von Vergangenheit und Zukunft. Einfach nur im Hier und Jetzt.“ (Antje Babendererde: Triff mich im tiefen Blau, Seite 138)

Erzählt wird die Geschichte aus zwei Perspektiven. Leonie, das Mädchen aus Berlin, welche eine tiefe Trauer durchlebt, erzählt in der Ich-Form. Tam, der Junge, der sein Leben lang auf der Insel war, Träume hat, diese aber wegen der Verantwortung seiner Familie gegenüber nicht weiter nachgeht, beschreibt seine Eindrücke in der 3. Person. So kann man die beiden Blickwinkel auch beim Lesen gut auseinanderhalten und es bedarf keiner weiteren Erklärung, wer gerade erzählt.

Besonders gefallen hat mir die Thematik der jungen Leute, die sich für die Umwelt einsetzen und dabei an das Ende ihrer Kräfte geraten, Zukunftsängste entwickeln und nicht mehr aus ihrer gedanklichen Abwärtsspirale herausfinden. Das sind ganz aktuelle Themen, die viele Jugendliche heute bewegen. Die Art und Weise, wie sich die Autorin dieses Themas annimmt, habe ich so bisher noch nicht gelesen, dabei ist es so wichtig, auch einmal zu beleuchten, was die ständig aufkommenden Krisen bei den jungen Menschen auf emotionaler Ebene bewirken. Schließlich ist es ihre Generation, die darunter leiden wird, was seit Jahren schief geht oder ignoriert wird. Es ist die Zukunft jener Kinder und jungen Erwachsenen, die weniger lebenswert sein wird.

Zitat: „Erlebe wilde und abgründige Sachen. Lege dich ins Gras und halte dein Gesicht in die Sonne. Sei unbeschwert, so wie eine Siebzehnjährige sein sollte.“ (Antje Babendererde: Triff mich im tiefen Blau, Seite 334)

Die Insel, auf der die Geschichte spielt, ist ein magischer und ursprünglicher Ort. Hier kann Leonie zu sich selbst finden, heilen und neuen Mut schöpfen. Man erfährt einiges über das Meer, deren Lebewesen, die Veränderungen durch den Klimawandel, die alteingesessenen Inselbewohner, ihre Ansichten sowie ihren Glauben und ganz besonders ihre Verbundenheit zur Insel. Immer wieder werden Informationen über die Fauna der Insel eingestreut und man lernt außerdem einiges über die Fischerei als Lebensgrundlage der Inselbewohner und die Frage, wie man damit umgeht, dass die Weltmeere immer weiter verschmutzen.

Was genau Leonie in der Vergangenheit passiert ist, erfährt man zwar erst eher spät, das ist aber vollkommen okay. Die Überraschung war aber doch ziemlich groß. Welches Ausmaß ihr Trauma hatte, hätte ich so nicht erwartet. Aber auch Tam hat einen schweren Schicksalsschlag in seiner Vergangenheit erlebt, welcher sein Handeln in der Gegenwart bestimmt.

Fazit:

"Triff mich im tiefen Blau" ist eine tiefgründige und berührende Geschichte mit spannenden Wendungen. Die Protagonisten sind nicht perfekt und somit absolut authentisch und greifbar. Und auch die Seele der Insel und ihre Inselbewohner haben sich in mein Herz geschlichen. Die Auswirkungen der Klimakrise auf die Psyche der Kinder und jungen Erwachsenen wurde behutsam vermittelt und ist ein sehr wichtiges Thema unserer Zeit. Wie es gelingt, wieder Mut zu schöpfen und ins Hier und Jetzt zu finden, hat die Autorin ganz wunderbar dargebracht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.07.2024

Bleib dir treu!

Diegos Haus unter dem Knallerbsenstrauch
0

Diego ist eine kleine, freundliche Maus, die unter einem Knallerbsenstrauch lebt und ihr kleines aber feines Zuhause liebt. Eines Tages, gemütlich auf seinem Sofa sitzend, träumt er davon, eine Party zu ...

Diego ist eine kleine, freundliche Maus, die unter einem Knallerbsenstrauch lebt und ihr kleines aber feines Zuhause liebt. Eines Tages, gemütlich auf seinem Sofa sitzend, träumt er davon, eine Party zu feiern und alle seine Freunde einzuladen. Dabei wird er jäh von Herrn Maulwurf unterbrochen, der sich in Diegos Haus umschaut und beim besten Willen nicht verstehen kann, warum er gerade dort eine Party feiern möchte. Verunsichert und voller Sorge, was er denn verbessern könnte, macht er sich auf den Weg, um sich von seinen Freunden Rat zu holen. Was habe ich mit dem kleinen Kerlchen mitgefühlt auf der Suche nach Rat und war am Ende umso mehr entzückt über den unerwarteten Ausgang der Geschichte.

Der Autor und der Illustrator:

Matthew Burgess hat bereits viele Kinderbücher geschrieben, darunter "Bird Boy" ("Vogeljunge"), die Geschichte eines schüchternen Jungen, der durch seine Liebe zu Vögeln auch Freunde unter den Menschen findet, und "The Unbudgeable Curmudgeon" ("Der unverbesserliche Griesgram"), ein Buch, das Kindern hilft, schlechte Laune wegzulachen. Bisher sind seine Geschichten allerdings nur in den USA veröffentlicht worden. "Diegos Haus unter dem Knallerbsenstrauch" ist sein erstes Buch auf Deutsch. Burgess lebt sowohl in New York als auch in Berlin.

Uwe Heidschötter hat das Aussehen von Diego entworfen und die fantastischen Bilder in diesem Buch gezeichnet. Figuren zu kreieren und zum Leben zu erwecken, ist Heidschötter Leidenschaft. Neben dem Zeichnen von Büchern erstellt er auch Animationsfilme. Sein Film "Der Kleine und das Biest" hat weltweit Preise gewonnen, und der Film "Es war einmal…“ nach Roald Dahl, für den Uwe die Figuren gestaltet hat, wurde sogar für einen Oscar nominiert! Viele Kinder und Eltern lieben auch Uwes Comicserie "Kiste", die er nach den Geschichten von Patrick Wirbeleit zeichnet. Er lebt in Berlin.

Inhalt:

„»HIER willst du ein Fest feiern?!« Diego gehen die tadelnden Worte von Herrn Maulwurf gar nicht mehr aus dem Kopf. Was, wenn er nun recht hat und Diegos Haus wirklich nicht gut genug ist, um seine Freundinnen und Freunde zu sich einzuladen? Ob er es schöner machen kann? Wie es den anderen wohl gefallen würde? Aufgeregt eilt Diego los, um sie zu fragen.
Doch je mehr Tiere Diego trifft, desto verwirrter ist er. Labyrinthische Gänge. Ein Blick in die Sterne. Heute hier wohnen und morgen dort. Wie soll Diego all das verwirklichen? An ein Fest ist nicht zu denken! Ein Glück, dass seine Freundinnen und Freunde sich kurzerhand selbst einladen…“ (Produktbeschreibung)

Gedanken zum Bilderbuch:

Auf dem Cover begrüßt uns freundlich eine kleine Maus namens Diego, die gerade die Luke zu ihrem Haus unter dem Knallerbsenstrauch öffnet, der im Hintergrund zu sehen ist. Da der Herbst gerade über das Land zieht, was sich durch die herbstlichen Blätter im Hintergrund erkenntlich macht, hat sich Diego warm eingemummelt. So wie uns Diego herzlich anschaut, wirkt es, als ob uns die kleine Maus in ihr Zuhause einladen oder zumindest herzlich willkommen heißen möchte.

Die Illustrationen sind farbenfroh und detailreich gestaltet. Was mir gut gefällt, ist, dass wir durch die gezeichnete Größe der Akteure nicht nur nah an ihnen selbst sowie auch am Geschehen sind, sondern dass die Geschichte dadurch noch lebendiger wird. Die Bilder in dem Buch fangen das Wirken der Natur und das Geschehen auf eine liebevolle Weise ein. Sie bieten den jungen Lesern viele Einzelheiten zum Entdecken und regen durch ihre ausdrucksstarken Illustrationen die Fantasie der Kinder an.

Die Sprache des Buches ist einfach und kindgerecht, ideal für junge Leser oder zum Vorlesen. Auch durch die oft kurzen aber prägnanten Sätze. Der erzählerische Stil ist warm und einladend, wodurch die Kinder leicht eine Verbindung zu Diego, seinen Freunden und der Handlung aufbauen können. Die Dialoge sind lebendig und tragen zur Dynamik der Geschichte bei. Sie sind teils in Sprechblasen verfasst. Der Autor verwendet eine reiche Bildsprache, die die Vorstellungskraft der Kinder anregt und die Botschaften der Geschichte klar zum Ausdruck bringt.

Fazit:

"Diegos Haus unter dem Knallerbsenstrauch" vermittelt eine kraftvolle Botschaft über Selbstakzeptanz und Authentizität. Es zeigt den Kindern, dass es wichtig ist, sich selbst zu lieben und zu akzeptieren, so wie man ist. Das Buch ermutigt junge Leser, ihre Einzigartigkeit zu schätzen und Selbstvertrauen zu entwickeln. Es lehrt, dass wahre Freunde einen so lieben, wie man ist, und dass man sich nicht verstellen muss, um gemocht zu werden. Auch das unser Zuhause perfekt ist, wenn es uns gefällt und wir darin glücklich sind. Vielleicht schätzen unsere Freunde es gerade wegen seiner Einzigartigkeit. "Diegos Haus unter dem Knallerbsenstrauch" ist ein wundervolles Kinderbuch, das mit seiner herzerwärmenden Geschichte über eine liebenswerte kleine Maus und den bezaubernden Illustrationen sowohl Kinder als auch Erwachsene anspricht. Dieses Bilderbuch bringt nicht nur Unterhaltung, sondern auch wertvolle Lektionen fürs Leben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere