Anna flüchtet während des griechischen Bürgerkriegs mit ihren Kindern aus einem Dorf auf der Peloponnes ins ferne Athen. Sie hat nur einen Gedanken, sie möchte das Überleben ihrer Familie sichern und den Kindern bessere Lebensbedingungen schaffen. Die junge Frau setzt sich in der von Männern dominierten Welt durch und baut in der Hauptstadt ein florierendes Unternehmen auf. Als ihr Mann Manolis Jahre später, gebrochen an Leib und Seele, aus einem Gefangenenlager zurückkehrt, muss sie erkennen, dass sie als Frau kein Mitspracherecht hat. Anna fügt sich in das Leben ein und bleibt an der Seite ihrer Liebe. Ihr Ziel verliert sie jedoch nicht aus den Augen: Ihre Kinder, auch die Töchter, sollen eines Tages ein selbstbestimmtes Leben führen können, frei von den von der Gesellschaft auferlegten Zwängen. Doch das hat seinen Preis. Vor dem Hintergrund eines halben Jahrhunderts griechischer Geschichte erzählt Hanna von Feilitzsch von Liebe und Schuld, vom „Bösen“, das eine nicht greifbare, omnipräsente Rolle spielt, und vom Zusammenhalt einer Familie und der Sehnsucht der einzelnen Familienmitglieder, gesehen und angenommen zu werden.
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Der Roman erzählt uns die Familiengeschichte der Griechin Anna in der Zeit vom Ende des zweiten Weltkriegs bis in die 70er Jahre. Im Zeitenwechsel erleben wir in der Gegenwartsebene Annas Enkelin Stella, ...
Der Roman erzählt uns die Familiengeschichte der Griechin Anna in der Zeit vom Ende des zweiten Weltkriegs bis in die 70er Jahre. Im Zeitenwechsel erleben wir in der Gegenwartsebene Annas Enkelin Stella, die gemeinsam mit ihrem Onkel Oddy am Krankenbett von Stellas Mutter wacht.
Zuviel soll hier von den familiären Zusammenhängen noch nicht verraten werden. Es ist jedoch die Geschichte einer starken Frau, die in einem Land und zu einer Zeit, in der Frauen eher im zweiten Glied stehen, ihren Weg geht, um das Glück ihrer Familie und vor allem ihrer Kinder kämpft und dennoch nie die gesamte Familie einschießlich ihres Ehemans aus den Augen verliert.
Der Roman hat mich mit diesem tollen Mix aus Historie und familiären Strukturen total fasziniert. Ein südeuropäisches Land, dessen jüngere Geschichte mir dennoch so unbekannt ist, sowie familiäre Strukturen, die man sich in unserer Generation nur noch schlecht vorstellen kann, werden von der Autorin durch ihren klaren und ausgefeilten Schreibstil, der dennoch gut und leichtgängig lesbar ist, so toll beschrieben, dass ich über die ganze Zeit hinweg mit Anna mitgefiebert, gelitten und mich auch gefreut habe. Ein Leben gepägt von Armut, Fleiss, familiärem Zusammenhalt, aber auch Streit zwischen den Generationen, in denen hier insbesondere die Frauen sehr im Mittelpunkt des Erzählten stehen. Die griechische Nachkriegsgeschichte wurde dabei für mich von der Autorin hervorragend recherchiert und dargestellt.
Die Erzählweise aus der Gegenwart, in der Annas Sohn Oddy quasi rückblickend seiner Nichte Stella die gesamte Familiengeschichte nach und nach nahebringt, hat mir dabei als Stilmittel hervorragend gefallen, ich hatte keine Schwierigkeiten, mich auf die wechselnden Zeitebenen einzustellen.
Eine außergewöhnlliche Geschichte, ein wenig abseits des Mainstreams, wurde hier für mich sprachlich hervorragend dargestellt, eine klare Leseempfehlung für Liebhaber von Familiengeschichten mit historischem Hintergrund!
Stella befindet sich im Krankenhaus in Athen, ihre Mutter hatte einen Schlaganfall. Sie versucht einen Krankentransport zu organisieren, zu sehr misstraut sie dem griechischen Gesundheitssystem und weiß ...
Stella befindet sich im Krankenhaus in Athen, ihre Mutter hatte einen Schlaganfall. Sie versucht einen Krankentransport zu organisieren, zu sehr misstraut sie dem griechischen Gesundheitssystem und weiß um die gute medizinische Versorgung in ihrer Heimat Deutschland. Während des Wartens auf den Transport lernt sie ihren Onkel Oddy besser kennen und er beginnt ihr die griechische Geschichte ihrer Familie zu erzählen. Mittelpunkt der Schilderungen ist Stellas Großmutter Anna, die sich während der Zeit des Bürgerkriegs in den 1940er Jahren auf die Flucht begeben musste, es danach schaffte, alleine ihre fünf Kinder groß zu ziehen und nebenbei eine erfolgreiche Gemüseanbaufirma zu etablieren. Als ihr Mann aus der Kriegsgefangenschaft zurück kommt, ändert sich ihr Leben schlagartig - Anna wird daran erinnert, dass Manolis, ihr Mann, nun wieder das Sagen hat. Trotzdem er sie und die gesamte Familie in den Abgrund zu stoßen droht, bleibt Anna die starke Säule ihrer Familie...
Hanna von Feilitzsch nimmt uns in "Bittersüße Mandeln" mit in die griechische Zeitgeschichte. Die Hauptprotagonistin Anna bewältigt dabei die allergrössten Schwierigkeiten - sei es die Flucht als Schwangere mit vier kleinen Kindern, die drohende Armut, die sie trotz der Tatsache, dass sie weder lesen noch schreiben kann, erfinderisch und ehrgeizig werden lässt und allen voran die patriarchale Gesellschaft, derer sie sich beugen muss, als ihr Ehemann wider erwarten aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrt. Oft blieb mir der Atem weg, wie Manolis ihr Schaffen ignoriert, negiert und schließlich auch zerstört, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, wie es Anna wohl damit gehen mag. Der Mann hat das Sagen im Haus und kann tun und lassen, was er für richtig hält. Dass er dabei mit starken Depressionen zu kämpfen hat, ausgelöst durch den Krieg und das verräterische Hintergehen eines Verwandten, wird immer mehr klar und auch, dass die Krankheit in dem behandelten Zeitraum (1950er, 1960er) schlicht nicht als solche erkannt wurde. Anna schlägt sich tapfer und fügt sich, immer in der Überzeugung, dass es für ihre Familie das Beste sei. Dieses Sich-Ergeben in den vorherrschenden Strukturen schmerzt beim Lesen sehr, vor allem, weil Anna kaum Anzeichen erkennen lässt, dass sie sich dem widersetzen möchte, zu sehr ist sie in dem Gewohnten verhaftet. Im Laufe der Zeit allerdings erkämpft sie sich durch kleine Schritte eine gewisse Art von Freiheit und schließlich darf sie im Alter einen unerwarteten zweiten Frühling erleben.
Der Erzählstil der Autorin ist recht nüchtern aber gleichzeitig eingängig, sodass ich mich sehr gut in die schwierige Zeit, die geprägt von politischen Kämpfen, Armut und den patriarchalen Strukturen war, hineinversetzen konnte. Es wird dadurch eine ganz besondere, realistische Atmosphäre geschaffen, die die Schlichtheit des Alltags und die Komplexität der politischen Situation anschaulich wiedergibt. Auch die verkrusteten Strukturen des Familienverbands werden in all ihren negativen, aber auch positiven (Stichwort: Zusammenhalt) Facetten beleuchtet. Fällt es mir grundsätzlich schwer, mir viele verschiedene Charaktere zu merken, machte es mir die Autorin in "Bittersüße Mandeln" durch die eindrücklichen Schilderungen der Charaktere ziemlich leicht, mir diese zu merken. Besonders hervorheben möchte ich, dass man nie ahnt, welche Wendungen die Geschichte nehmen wird und so kommt es immer wieder zu überraschenden Ereignissen, die die Handlung in eine unerwartete Richtung laufen lassen. Auch weiß man lange Zeit nicht, welche der Töchter Annas nun Stellas Mutter ist. Die komplexen politischen Vorkommnisse werden so geschickt und einleuchtend in die Geschichte eingebaut, dass man getrost darauf verzichten kann, bei Wikipedia nachzuschlagen. Somit liest man nicht nur einen spannenden und vielschichtigen Generationenroman, sondern lernt auch viel über die griechische Zeit- und Kulturgeschichte, ohne belehrt zu werden.
Mein Fazit: "Bittersüße Mandeln" ist ein komplexer aber eingängiger Generationenroman über eine griechische Familie, der den Weg einer starken Frau und ihrer Familie von den 1940ern bis in die 70er Jahre nachzeichnet. Man lernt nicht nur viel über griechische Zeit- und Kulturgeschichte, sondern trifft auch wunderbare, vielschichtige Charaktere, die im Laufe der Zeit unterschiedliche und überraschende Entwicklungen durchmachen. Die Geschichte der Familie ist noch nicht aus erzählt und so bleibt zu hoffen, dass uns bald eine Fortsetzung dieses tollen Romans beglücken wird!
Als Stella in einem Athener Krankenhaus um das Leben ihrer Mutter bangt, nimmt ihr Onkel Oddy sie mit auf eine Reise in die Vergangenheit. Er erzählt ihr die Geschichte ihrer Familie. Sie reisen zurück ...
Als Stella in einem Athener Krankenhaus um das Leben ihrer Mutter bangt, nimmt ihr Onkel Oddy sie mit auf eine Reise in die Vergangenheit. Er erzählt ihr die Geschichte ihrer Familie. Sie reisen zurück ins Jahr 1944 als ihre Großmutter Anna mit ihren vier Kindern ihr Heimatdorf auf der Peloponnes auf der Flucht vor den Partisanen verlassen muss. Ihr Mann kämpft im Widerstand und so ist Anna komplett auf sich alleine gestellt. Ihr gelingt es letztendlich sich mit ihren Kindern bis nach Athen zu Verwandten durchzuschlagen. Um das Überleben ihrer Kinder zu sichern schafft sie es ein Unternehmen aufzubauen, obwohl sie weder lesen noch schreiben kann. Als ihr Mann nach Jahren zutiefst traumatisiert aus dem Gefangenenlager zurückkehrt, hat es damit jedoch ein Ende. Der Mann ist der Herr im Haus, die Frau hat sich komplett unterzuordnen und keinerlei Mitspracherecht. Oddy entführt Stella in eine Zeit in der Moral und Ehre eine übergeordnete Rolle spielen und auch Ehen noch von der Familie arrangiert werden. Ein Ausbruch aus diesen starren Strukturen so gut wie unmöglich. Auch durch die ständigen Machtwechsel in der Regierung Griechenlands wird es dem Volk in dieser Zeit unnötig schwer gemacht. Doch Anna ist eine Kämpfernatur und aufgeben ist für sie definitiv keine Option. Für sie zählt nur das Wohl ihrer Familie!
Die Autorin hat hier nicht nur eine spannende und tief ergreifende Geschichte erschaffen, sondern als Leser haben wir auch viel über die Geschichte Griechenlands erfahren. Die Wirren und Auswirkungen von Bürgerkriegen und Aufständen, sowie die ständigen Machtspiele diverser politischer Gesinnungen. Frauen hatten keinerlei Rechte, sie hatten das zu tun was erst die Familie und später dann der Ehemann bestimmt hat. Ein Aufbegehren sinnlos!
Dieser Roman ist ein absolutes Wechselbad der Gefühle und nichts für mal ebenso zwischendurch.
Aber dieses Buch hat mich total begeistert und bekommt von mir eine ganz klare Leseempfehlung!
Die Geschichte über ihre Herkunft wird Stella am Krankenbett ihrer Mutter erzählt.
Anna ist eine junge Mutter von fünf Kindern, die im Bürgerkrieg in den 1940er Jahren aus einem kleinen Dorf bis nach ...
Die Geschichte über ihre Herkunft wird Stella am Krankenbett ihrer Mutter erzählt.
Anna ist eine junge Mutter von fünf Kindern, die im Bürgerkrieg in den 1940er Jahren aus einem kleinen Dorf bis nach Athen fliehen muss. Eine waghalsige Reise beginnt, ohne Geld oder Essen.
Sie lässt sich in einem Vorort Athens nieder und schafft es ein großes Geschäft in der Landwirtschaft aufzubauen, vor allem aber ihren Kindern ein angenehmes Leben mit einer Schulbildung zu ermöglichen.
Ihr Mann Manolis ist Kommunist und Freiheitskämpfer. Er wurde verraten, lange Zeit in Gefangenschaft gehalten und kam nach etlichen Jahren gebrochen zurück. Er fährt das Geschäft an die Wand, denn Frauen haben damals keinerlei Rechte. Doch Anna hält immer zu ihm und gemeinsam beginnen sie ein neues altes Leben.
Die Kinder ziehen bald aus und beginnen ihre eigenen Geschichten. Anna bleibt stets wie eine Löwin an ihrer Seite.
Hanna von Feilitzsch hat außerordentliches Talent. Ihr Schreibstil geht runter wie Honig. Das Lesen schmeckt und man möchte Nachschub.
Dieses Buch erzählt vom Leben und der Liebe. Es kombiniert die alten Traditionen, die auf moderne Einflüsse treffen. Es zeugt von Schwächen und Stärken im Leben.
„...Für meinen Bruder und für mich war das nicht einfach. Wurzeln haben wir nie kennengelernt. Manchmal hatte ich als Kind das Gefühl, nicht im Boden verankert zu sein...“
Diese Worte sagt Stella am Krankenbett ...
„...Für meinen Bruder und für mich war das nicht einfach. Wurzeln haben wir nie kennengelernt. Manchmal hatte ich als Kind das Gefühl, nicht im Boden verankert zu sein...“
Diese Worte sagt Stella am Krankenbett ihrer Mutter in Griechenland zu ihrem Onkel Oddy. Ihre Mutter hatte die Verbindung zur Familie gekappt. Stella weiß nichts über ihre Familie. Es ist Oddy, der nun die Zeit nutzt, um die Lücken zu schließen.
Die Autorin hat einen bewegenden Familienroman geschrieben. Die Geschichte spielt in zwei Handlungsebenen. Die Rahmenhandlung, die immer mal wieder aufgegriffen wird, ist in der Gegenwart verortet. Stella will ihre Mutter in ein Krankenhaus in München überführen lassen. Das dauert und das gibt Oddy Zeit für seine Erzählung. Der Strang der Vergangenheit beginnt 1944.
Der Schriftstil ist fein ausgearbeitet. Er bindet gekonnt die historischen Ereignisse in die Handlung ein.
Stellas Großeltern Manolis und Anna leben in dem kleinen Bergdorf Mikro Chorio auf Peloponnes. Anna hat drei Kinder und ist wieder schwanger. Manolis hatte sich der Nationalen Befreiungsfront angeschlossen. Er erscheint kurz im Dorf, um Anna zu warnen. Der Ort soll angegriffen werden.
Mit drei Kindern und einem Leiterwagen mit den wichtigsten Habseligkeiten gelingt Anna in letzter Minute die Flucht. Mit mehreren Zwischenstationen bei Verwandten gelangt sie zu Fuß nach Athen.
„...Ein Leben auf der Straße erschien ihnen fürchterlich. Anna versprach, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis sie endlich ein Dach über dem Kopf hätten...“
Anna kommt mit den Kindern bei zwei Tanten unter. Deren Felder nutzt sie für den Gemüseanbau. Bald kann sie überschüssige Erträge verkaufen und sich so ein Unternehmen aufbauen, obwohl sie weder Lesen noch Schreiben kann. 1952 erscheint Manolis. Schnell begreift Anna, dass er nicht mehr der Mann ist, den sie geheiratet hat. Heute würde man von PTBS oder Depression sprechen. Doch die Regeln in Griechenland sind hart. Der Mann bestimmt, wo es lang geht.
„...Bald fühlte Manolis sich den neuen Aufgaben gewappnet und verbannte Anna von ihrem Arbeitsplatz. Sie sollte sich nur noch um die Kinder kümmern...“
Anna beugt sich der Entscheidung. Sie möchte aber, dass ihre Kinder ausreichend Bildung bekommen. Das war in Griechenland auch ein finanzielles Problem.
Sehr spannend fand ich die Einblicke in die griechische Politik. Gerade die USA hat sich hier nicht mit Ruhm bekleckert. Es zählte das große Weltgeschehen. Der kleine Mann hatte sich zu fügen. Deshalb auch hielten sich auf den Dörfern alte Denkstrukturen. Das zeigt sich besonders, wenn über die Hochzeit der Töchter diskutiert wird.
„...Wie oft wurde eine Person auf Äußerlichkeiten reduziert, nicht als Mensch gesehen, der sich dahinter verbarg, daran gehindert, die eigene Persönlichkeit zu entfalten...“
Außerdem gilt die Regel, dass erst die älteste Tochter verheiratet sein muss oder ins Kloster geht, falls sich kein passender Mann findet. Wir schreiben 1967!!
Oddy fasst das Ganze gegenüber Stella zusammen:
„...Vielleicht kannst du verstehen, dass es nicht immer einfach war, für mich, für deine Mutter, für uns alle, in einer Welt, die von engstirnigen Menschen dominiert wurde...“
Anna ist eine starke Frau, Immer wieder nimmt sie das Zepter in die Hand und sorgt für die Familie. Fast jede Niederlage steckt sie weg. Sie weiß, es muss weiter gehen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ermöglicht den Blick in eine Welt und eine Gesellschaft, die von archaischen Strukturen geprägt ist. Den Kindern ist es gelungen, eigene Wege zu gehen. Der Preis dafür war manchmal hoch.