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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.07.2024

Eine starke Frau

Bittersüße Mandeln
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„...Für meinen Bruder und für mich war das nicht einfach. Wurzeln haben wir nie kennengelernt. Manchmal hatte ich als Kind das Gefühl, nicht im Boden verankert zu sein...“

Diese Worte sagt Stella am Krankenbett ...

„...Für meinen Bruder und für mich war das nicht einfach. Wurzeln haben wir nie kennengelernt. Manchmal hatte ich als Kind das Gefühl, nicht im Boden verankert zu sein...“

Diese Worte sagt Stella am Krankenbett ihrer Mutter in Griechenland zu ihrem Onkel Oddy. Ihre Mutter hatte die Verbindung zur Familie gekappt. Stella weiß nichts über ihre Familie. Es ist Oddy, der nun die Zeit nutzt, um die Lücken zu schließen.
Die Autorin hat einen bewegenden Familienroman geschrieben. Die Geschichte spielt in zwei Handlungsebenen. Die Rahmenhandlung, die immer mal wieder aufgegriffen wird, ist in der Gegenwart verortet. Stella will ihre Mutter in ein Krankenhaus in München überführen lassen. Das dauert und das gibt Oddy Zeit für seine Erzählung. Der Strang der Vergangenheit beginnt 1944.
Der Schriftstil ist fein ausgearbeitet. Er bindet gekonnt die historischen Ereignisse in die Handlung ein.
Stellas Großeltern Manolis und Anna leben in dem kleinen Bergdorf Mikro Chorio auf Peloponnes. Anna hat drei Kinder und ist wieder schwanger. Manolis hatte sich der Nationalen Befreiungsfront angeschlossen. Er erscheint kurz im Dorf, um Anna zu warnen. Der Ort soll angegriffen werden.
Mit drei Kindern und einem Leiterwagen mit den wichtigsten Habseligkeiten gelingt Anna in letzter Minute die Flucht. Mit mehreren Zwischenstationen bei Verwandten gelangt sie zu Fuß nach Athen.

„...Ein Leben auf der Straße erschien ihnen fürchterlich. Anna versprach, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis sie endlich ein Dach über dem Kopf hätten...“

Anna kommt mit den Kindern bei zwei Tanten unter. Deren Felder nutzt sie für den Gemüseanbau. Bald kann sie überschüssige Erträge verkaufen und sich so ein Unternehmen aufbauen, obwohl sie weder Lesen noch Schreiben kann. 1952 erscheint Manolis. Schnell begreift Anna, dass er nicht mehr der Mann ist, den sie geheiratet hat. Heute würde man von PTBS oder Depression sprechen. Doch die Regeln in Griechenland sind hart. Der Mann bestimmt, wo es lang geht.

„...Bald fühlte Manolis sich den neuen Aufgaben gewappnet und verbannte Anna von ihrem Arbeitsplatz. Sie sollte sich nur noch um die Kinder kümmern...“

Anna beugt sich der Entscheidung. Sie möchte aber, dass ihre Kinder ausreichend Bildung bekommen. Das war in Griechenland auch ein finanzielles Problem.
Sehr spannend fand ich die Einblicke in die griechische Politik. Gerade die USA hat sich hier nicht mit Ruhm bekleckert. Es zählte das große Weltgeschehen. Der kleine Mann hatte sich zu fügen. Deshalb auch hielten sich auf den Dörfern alte Denkstrukturen. Das zeigt sich besonders, wenn über die Hochzeit der Töchter diskutiert wird.

„...Wie oft wurde eine Person auf Äußerlichkeiten reduziert, nicht als Mensch gesehen, der sich dahinter verbarg, daran gehindert, die eigene Persönlichkeit zu entfalten...“

Außerdem gilt die Regel, dass erst die älteste Tochter verheiratet sein muss oder ins Kloster geht, falls sich kein passender Mann findet. Wir schreiben 1967!!
Oddy fasst das Ganze gegenüber Stella zusammen:

„...Vielleicht kannst du verstehen, dass es nicht immer einfach war, für mich, für deine Mutter, für uns alle, in einer Welt, die von engstirnigen Menschen dominiert wurde...“

Anna ist eine starke Frau, Immer wieder nimmt sie das Zepter in die Hand und sorgt für die Familie. Fast jede Niederlage steckt sie weg. Sie weiß, es muss weiter gehen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ermöglicht den Blick in eine Welt und eine Gesellschaft, die von archaischen Strukturen geprägt ist. Den Kindern ist es gelungen, eigene Wege zu gehen. Der Preis dafür war manchmal hoch.

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Veröffentlicht am 01.07.2024

Ein Abenteurroman mit Humor

Die Kinder des verlorenen Fischers
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„...Lean schnellte hoch. Das kam von draußen. Von wegen Traum – jemand war im Garten. In ihrem Garten. Das Herz trommelte ihr gegen die Brust...“

Seit Tagen vermissen Lean und Willin ihren Vater, der ...

„...Lean schnellte hoch. Das kam von draußen. Von wegen Traum – jemand war im Garten. In ihrem Garten. Das Herz trommelte ihr gegen die Brust...“

Seit Tagen vermissen Lean und Willin ihren Vater, der mit dem Fischerboot unterwegs war. Die Laute im Garten können nur eins bedeuten: Gefahr.
Der Autor hat einen spannenden historischen Roman geschrieben, der in der Mitte des 17. Jahrhunderts angesiedelt ist. Der Schriftstil passt in die Zeit. Er ist sehr vielfältig und stellenweise untersetzt mit Dialekt. Damit hatte ich aber kein Problem. Mir gefällt der trockene Humor und die manchmal überraschenden Wendungen.
Lean und Willin gelingt die Flucht durchs Fenster. Aus der Ferne sehen sie, wie ihr Elternhaus niederbrennt. Sie hoffen, bei ihrem Onkel unterzukommen. Als sie sich aber unterwegs vor Reitern verstecken und deren Gespräch belauschen, ist ihnen klar, dass dies keine Option ist.
Sie erreichen eine Insel und werden dann auf einem Schiff mit nach Tunis genommen. Der Besitzer kannte ihren Vater und hat ihn geschätzt. Auf dem Schiff lernen sie Limes kennen. Der junge Mann ist ein Markgraf aus Deutschland, will aber die Welt kennenlernen. Seinen Humor mag ich. Auf die Frage nach seiner Herkunft äußert er:

„...“Hört man das nicht? Das kleine Kuhkaff ohne Flair, ohne Berge oder Meer? Sagt dir nichts?“ Limes sah zu Lean. „Nein! Berlin. Muss man nicht kennen“...“

Das Leben in Tunis wird sehr ausführlich beschrieben. Lean muss sich daran gewöhnen, dass sie sich als Frau dort zu verhüllen hat. Das ist auch besser so, denn ihre Feinde haben Tunis ebenfalls erreicht.
Tunis hat sich durch die dort stattfindenden Gladiatorenkämpfe einen gewissen Ruf erarbeitet. Wer seine Sklaven dort einsetzen kann, hat das Ziel erreicht. Der Besuch ist kostenlos. Das ist allerdings ein raffiniertes Geschäftskalkül.

„...Ich habe den Eintritt gespart, lass doch mal wetten. Am Ende verwetten die meisten viel mehr, als sie für den Eintritt gezahlt hätten….“

In Tunis erleben die beiden manch Abenteuer, sei es beim Besuch der verschiedenen Märkte oder bei der Suche nach einem Schiff, das sie aus der Stadt und dem Land bringt.
Es gibt ernste Szenen und Stellen, die an eine Satire oder eine Komödie erinnern. Näheres dazu zu schreiben, würde zu viel verraten. Es macht Spaß, die unterschiedlichen Facetten der Geschichte zu entdecken.
Die Geschichte hat mich sehr gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 29.06.2024

Empfehlenswertes Kinderbuch

Leseprofi – Ella und die Coole von der Schule, 2. Klasse
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„...Ella hält Mamas Hand ganz fest Die neue Schule ist so groß! Viel größer als ihre alte Schule auf dem Dorf…

Mit diesen Zeilen beginnt ein inhaltsreiches Kinderbuch. Es wird ab der zweiten Klasse empfohlen. ...

„...Ella hält Mamas Hand ganz fest Die neue Schule ist so groß! Viel größer als ihre alte Schule auf dem Dorf…

Mit diesen Zeilen beginnt ein inhaltsreiches Kinderbuch. Es wird ab der zweiten Klasse empfohlen. Dem schließe ich mich an. Die Schriftgröße passt, die Zeilenabstände sind groß, die Sätze kurz und die Abschnitte klar gegliedert.
In der Schule meldet sich Anne, um Ellas Patin zu werden. Ella wäre aber auch gern mit Mia befreundet, die in der Klasse bestimmt, wo es langgeht. Viele getrauen sich nicht, sich gegen Mia zu stellen. Mia mobbt gern andere. Ella muss sich entscheiden. Wird sie zu Anne stehen?
Ab und an gibt es Profilfragen zum Text mit drei vorgegebenen Antwortmöglichkeiten. Am Schluss des Buches gibt es nochmals drei unterschiedliche Aufgaben.
Viele schöne Illustrationen veranschaulichen die Handlung..
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt, was es nötig ist, einen klaren Standpunkt zu vertreten.

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Veröffentlicht am 29.06.2024

Brisante Inhalte

Bedrohliche Provence
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„...An der Oberfläche wirkte das Leben der meisten Menschen normal, doch wenn man hinter die Fassade blickte, dann taten sich fast immer Abgründe auf...“

Und genau dieser Punkt spielt im Buch eine entscheidende ...

„...An der Oberfläche wirkte das Leben der meisten Menschen normal, doch wenn man hinter die Fassade blickte, dann taten sich fast immer Abgründe auf...“

Und genau dieser Punkt spielt im Buch eine entscheidende Rolle.
Der Autor hat erneut einen spannenden Krimi geschrieben. Es ist mein erstes Buch aus der Reihe, aber sicher nicht das letzte. Der Schriftstil hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Auf die eine oder andere Stelle komme ich später
nochmals zurück.
Ex-Commissaire Albin Leclerc wird von einem guten Freund um Hilfe gebeten. Seine Nichte und deren Freund sind verschwunden. Wenige Stunden später werden die beiden erschossen in ihrem Auto gefunden. Natürlich lässt es sich Albin nicht nehmen, selbst zu ermitteln.

„...Albin war wie eine Katze, obwohl er einen Hund besaß. Er tauchte in der Regel aus dem Nichts auf und tat so, als sei es das Selbstverständlichste auf der Welt….“

Die Ermittlungen der Polizei nehmen gehörig an Fahrt auf, als ein zweites totes Ehepaar gefunden wird. Mir gefällt, dass an verschiedenen Stellen eine möglicher Ablauf des Tathergangs geschildert wird. Dabei wird auch deutlich, was nicht zu dieser Vorhersage passt. So habe ich als Leser die Möglichkeit, mir eine eigen Meinung zu bilden.
Zu den sprachlichen Höhepunkten gehört für mich das von Albin im Gefängnis geführte Gespräch mit Kanga, einem afrikanischen Warlord, dessen Gefangennahme Inhalt des Prologs ist. Hier wird mehr verschleiert als gesagt. Sprichwörter und Redewendungen sind das Mittel der Wahl.

„...Man fährt doch immer besser, wenn man mit dem Wind segelt...“

Trotzdem erhält Albin alle Informationen, die er braucht. Er teilt sie auch mit seinen ehemaligen Kollegen von der Polizei. Die sind trotzdem nicht amüsiert, denn Albin ist oft schneller.
Einen Protagonisten darf ich auf keinen Fall vergessen. Dies ist der Mops Tyson, Albins Hund. Beide kommunizieren an wenigen Stellen gedanklich miteinander.
Es bleibt außerdem Raum für die privaten Sorgen von Albin.
Nicht zuletzt wirft der Krimi einen ungeschminkten Blick auf die Außenpolitik von Frankreich in Afrika.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es verfügt über einen hohen Spannungsbogen und enthält sehr brisante Infornationen.

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Veröffentlicht am 28.06.2024

Gemeinsam ist es zu schaffen

Meck und Schneck. Spaß hat, wer trotzdem lacht
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„...Gemeinsam schaffen wir es bestimmt...“

Schneck sagt diese Worte zu Meck. Ersterer glaubt, in einiger Entfernung einen Salatbaum gesehen zu haben. Er möchte sich dahin auf den Weg machen. Doch Meck ...

„...Gemeinsam schaffen wir es bestimmt...“

Schneck sagt diese Worte zu Meck. Ersterer glaubt, in einiger Entfernung einen Salatbaum gesehen zu haben. Er möchte sich dahin auf den Weg machen. Doch Meck hat Bedenken.
Der Autor hat eine wunderschönes Kinderbuch geschrieben. Auffallend ist das große Format. Das lässt Raum für die farbigen und fein ausgearbeiteten Bilder.
Die Teste sind kurz, die Absätze klar gegliedert. Der Umfang eignet sich gut zum Vorlesen.
Unterwegs haben die beiden nicht nur ungefährliche Begegnungen mit anderen Tieren. Doch Schneck findet die richtigen Worte, um das Zebra zu besänftigen, lässt sich vom Gerede der Spinnen nicht beeindrucken und hat auch eine Antwort für sie beide parat, wie sie am Büffel vorbeikommen. Wie hieß es am Anfang des Buches?

„...Wo ein Problem ist, ist doch immer auch eine Lösung...“

Dann aber kommt ein Sturm auf. Wie sollen sie sich verhalten? Plötzlich verändern sich ihre Rollen. Der bisher kritische und ängstliche Meck hat die passenden Ideen und Schneck ist nun derjenige, der eher skeptisch wirkt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt den Wert der Freundschaft und wie man sich gegenseitig helfen und ergänzen kann.

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