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Veröffentlicht am 29.04.2024

Alltag in der Telefonzentrale

Die Telefonistinnen - Stunden des Glücks
2

"Stunden des Glücks" handelt vom ganz normalen Alltag der Damen in der Telefonzentrale, von ihren Problemen und ihren Sehnsüchten. Es wird sehr schön geschildert, wie sich die Telefonistinnen durchs Leben ...

"Stunden des Glücks" handelt vom ganz normalen Alltag der Damen in der Telefonzentrale, von ihren Problemen und ihren Sehnsüchten. Es wird sehr schön geschildert, wie sich die Telefonistinnen durchs Leben kämpfen und welche Hürden sie dabei zu bewältigen haben. Während der Anfang relativ ereignislos ist und sich eher darauf konzentriert, Leser und Protagonistinnen miteinander bekannt zu machen, so geschehen im 2. Teil des Buches einige unvorhergesehene Ereignisse und Freude und Leid liegen oft gar nahe beisammen. Wie alle Menschen sehnen sich auch die Telefonistinnen nach Liebe, Spaß und Freude und es wird sehr schön aufgearbeitet, in welchem Loyalitätskonflikt sich die Menschen in der Nachkriegszeit oft befanden. Darf man überhaupt wieder glücklich sein, wenn so viele nahe Angehörige im Krieg ihr Leben lassen mussten? Gerade am Beispiel der alleinerziehenden Mutter Gisela wird das sehr deutlich.

Auch die gesellschaftlichen Regeln der damaligen Zeit werden anschaulich geschildert, die Entbehrungen, die die Menschen noch auf sich nehmen mussten und die Hoffnungen in denen sie lebten. Ich finde, das Buch wird dem sehr gut gerecht.

Nadine Schojer ist mit dem 1. Teil der "Telefonistinnen" ein schöner Auftakt für ihre Trilogie gelungen. Die Schilderungen ermöglichen es, sich gut in die damalige Zeit zurück zu versetzen und die Probleme zu verstehen, die damals an der Tagesordnung standen. Auch die gesellschaftlichen Strukturen werden sehr schön verdeutlicht.

Ich persönlich hätte mir ein bisschen mehr Handlung erwartet und ich hätte lieber einen roten Faden gehabt, der sich durch das Buch zieht, anstelle von vielen Einzelereignissen und was mir besonders gefehlt hat, waren die Emotionen der Telefonistinnen, ob all der Ausnahmesituationen in der Nachkriegszeit.

Insgesamt hat mir "Die Telefonistinnen - Stunden des Glücks" aber gefallen und ich freue mich, im nächsten Band mehr über Hanni, Gisela, Julia und Charlie zu erfahren. Ich bewerte das Buch gerne mit 3 Sternen für die ausgereiften Charaktere und die schönen Schilderungen, in Sachen Handlung und Spannung gibt es aber durchaus noch ein bisschen Luft nach oben.

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  • Cover
  • Thema
Veröffentlicht am 31.03.2024

Die Geheimnisse der Division Street

Leuchtfeuer
0

Vorstadtidylle - aber es lasten Geheimnisse auf der Division Street. Ein folgenschwerer Unfall und eine Geburt, beides verändert das Leben zweier benachbarter Familien für immer und hat Auswirkungen auf ...

Vorstadtidylle - aber es lasten Geheimnisse auf der Division Street. Ein folgenschwerer Unfall und eine Geburt, beides verändert das Leben zweier benachbarter Familien für immer und hat Auswirkungen auf jeden einzelnen der Bewohner. Bei einem Verkehrsunfall stirbt ein Mädchen und kurz darauf wird ein kleiner Junge geboren, dessen Leben ursprünglich auch auf des Messers Schneide stand. Die Auswirkungen der beiden Ereignisse erstrecken sich über mehrere Jahrzehnte und verweben die Schicksale der beiden Familien miteinander. Wie gehen die einzelnen Familienmitglieder miteinander um? Schaffen sie es, trotz der Vorkommnisse wieder ein sorgenfreies Leben zu führen? Oder lasten die Geheimnisse der Division Street für immer auf ihren Bewohnern?

Dani Shapiros Roman lässt uns über mehrere Jahrzehnte mitverfolgen, wie 2 benachbarte Familien mit Schicksalsschlägen umgehen. Über mehrere Zeitebenen erstreckt sich der Roman und Kapitel für Kapitel lernen wir die einzelnen Familienmitglieder kennen, erfahren, wie sie den Unfall bzw. die Geburt des kleinen Waldos erlebt haben und sehen, wie sie im Laufe der Zeit damit zurecht kommen. Welche Bewältigungsstrategien gibt es, um das Erlebte zu verarbeiten? Geschieht das überhaupt oder lasten die Geheimnisse weiter über den einzelnen Menschen.?

Im Roman werden viele Themen angeschnitten, angefangen vom traurigen, durch 2 Teenagern aus Unachtsamkeit verursachten Unfall, bei dem ein Mädchen ums Leben kam, über eine traumatische Geburt, Alkoholsucht, bis hin zur Demenzerkrankung, die die sympathische Mimi ereilt. Alles ist hoch interessant und es gäbe über jedes Thema eine eigene Geschichte zu erzählen. Leider wird jedes Problem nur sehr oberflächlich gestreift und es gelingt aus meiner Sicht nicht, sich wirklich in das Buch hineinzuversetzen. Die Charaktere sind auf den ersten Blick teilweise so farblos wie Ben, manche auch richtig unsympathisch, wie der arrogante Shenkman und man möchte sie eigentlich besser kennen lernen. Sobald man jedoch ein bisschen tiefer eintaucht, ist das Kapitel um, und die nächste Person wird kurz beschrieben. Für mich hat diese Erzählweise das Buch eher mühsam zu lesen gemacht und es ist mir nicht gelungen, mich dafür zu begeistern, auch wenn das ursprüngliche Thema, die auf den Familien lastenden Geheimnisse, sehr interessant geklungen haben.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.07.2024

Wo ist sie nun, die geheimnisvolle Freundin?

Die geheimnisvolle Freundin
1

Das Buch soll von 2 Freundinnen handeln, die sich in einem Kinderheim in den Abruzzen der 1950er Jahre kennenlernen und die ein Missverständnis trennt und ein Geheimnis schließlich wieder auf irgendeine ...

Das Buch soll von 2 Freundinnen handeln, die sich in einem Kinderheim in den Abruzzen der 1950er Jahre kennenlernen und die ein Missverständnis trennt und ein Geheimnis schließlich wieder auf irgendeine Art und Weise verbindet. Soweit der Klappentext - und genau das, würde man auch von dem Buch erwarten. Schon vom Titel her hat man Hoffnung auf die Geschichte einer Freundschaft, die irgendwie besonders und geheimnisvoll ist und auch das Coverbild suggeriert 2 Mädchen, die einander nahe stehen.

Nun, für meinen Geschmack ist das ordentlich daneben gegangen. "Die geheimnisvolle Freundin" sucht man in dem Buch nämlich vergebens, vielmehr handelt die Geschichte von 2 Mädchen, die sich eigentlich gar nicht recht ausstehen können und vieles tun, um der anderen eins auszuwischen, die Freundschaft der beiden war mir bis zum Schluss leider völlig verborgen.

Anstelle dessen erfahren wir viel über das Leben in einem Kinderheim im Italien der 50er Jahre, über die geheimen Machenschaften der Ordensschwestern, über die grausamen Verhältnisse, unter denen die Kinder damals, fein säuberlich getrennt in Findel- und Waisenkinder, aufwachsen mussten. Wir verfolgen im 2. Teil des Buches auch den weiteren Werdegang von Nina und sehen, wie sie ihr Leben selbst in die Hand nimmt, nachdem sie dem Kinderheim entwachsen ist. All das ist als Geschichte nicht schlecht, im Gegenteil, ich hab den 1. Teil des Buches sogar sehr gerne gelesen und fand es interessant zu erfahren, wie die Kinder damals leben mussten und welch Gräueltaten unter dem Deckmantel der katholischen Kirche in diesem Kinderheim so geschahen. Der 2. Teil war mir zu Politik-lastig, all die Demonstrationen, die ausführlich geschildert werden, fand ich in diesem Ausmaß entbehrlich.

Schade, denn eigentlich klang die Geschichte verheißungsvoll und die Freundschaft, die entstehen kann, wenn man unter unliebsamen Verhältnissen aufwächst, stelle ich mir sehr besonders vor. Wahrscheinlich waren meine Erwartungen einfach in diese Richtung gelenkt, sodass mich das Buch leider nicht überzeugen konnte.

Auch wenn "Die geheimnisvolle Freundin" durchaus lesenswert war, so ist sie eine glatte Themenverfehlung. Der Inhalt hat weder mit dem Titel noch mit der Zusammenfassung kaum etwas zu tun und 3 Sterne sind das Maximum, das ich diesem Buch zukommen lassen kann.

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  • Handlung
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  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 25.08.2024

Ausflug in Omas Pensionistenheim

Hortensientage
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In "Hortensientage" erzählt Manuela Inusa die Geschichte ihrer Großeltern Lisa und Werner, über ihre ganz große Liebe und wie diese den 2. Weltkrieg überstanden und all die Schwierigkeiten der damaligen ...

In "Hortensientage" erzählt Manuela Inusa die Geschichte ihrer Großeltern Lisa und Werner, über ihre ganz große Liebe und wie diese den 2. Weltkrieg überstanden und all die Schwierigkeiten der damaligen Zeit überwunden hat. Anhand der Geschichten von Oma Lisa, die sie regelmäßig im Pensionistenheim besucht, anhand von Bildern und Postkarten macht sich Ela ein Bild der Vergangenheit ihrer Großeltern und versucht, die Lisa und den Werner von damals kennenzulernen und mehr über ihre Vergangenheit zu erfahren.

Das Buch ist ein sehr persönliches Buch von Inusa, sie lässt uns an ihrem Familienleben teilhaben, bringt auch immer wieder kurze Episoden vom Zusammentreffen ihrer eigenen Kinder und ihres Mannes mit Oma Lisa ins Spiel, was grundsätzlich nett ist. Großteils schildert Inusa die Geschichte aus ihrer eigenen Sicht, teilweise werden auch Briefe oder die direkten Erzählungen der Oma wiedergegeben.

Grundsätzlich fand ich die Idee des Buches sehr schön, weshalb ich es unbedingt lesen wollte. Die Umsetzung hat mir aber leider nicht gefallen. Ein Großteil der Geschichte spielt im Pensionistenheim von Oma Lisa, wo langatmig die immer gleichen Episoden, die Probleme und Eigenheiten der anderen Bewohner und im Endeffekt die Eintönigkeit des Lebens dort geschildert werden. Das war allerdings nicht das, was der Klappentext versprochen hat, der eigentliche Plot, die Liebesgeschichte und historischen Begebenheiten der Großeltern wurden nur sehr oberflächlich gestreift und kamen für meinen Geschmack viel zu kurz.

Auch empfand ich es als sehr unangenehm, wie sehr Ela ihre Oma gedrängt hat, ihr von früher zu erzählen. Mit einer Beharrlichkeit und beinhahe ohne Respekt vor den Gefühlen der Großmutter, die einen Teil ihrer Geschichte für sich behalten wollte, wurde diese immer und immer wieder mit Fragen bombardiert, die sie einfach nicht beantworten wollte - bis sie schließlich nachgegeben und manche Episoden ihres Lebens erzählt hat. Als Leserin empfand ich das unglaublich respektlos und ich war mehrmals kurz davor, das Buch wegzulegen.

Die Geschichten, die Oma Lisa schließlich erzählt hat, waren, ob bewusst oder unbewusst, oberflächlich geschildert - hätte man einige Seiten ausgelassen, wäre das für den Fortgang des Buches völlig irrelevant gewesen. Ob sich das alles wirklich so zugetragen hat, wieviel hier biografisch ist und was der schriftstellerischen Freiheit entsprungen ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Ich mag Inusas Bücher normalerweise sehr gerne, auch ihr Erzählstil gefällt mir ansonsten gut. Hier ist mir jedoch während des Lesens nicht gelungen, mich in die Geschichte hineinzuversetzen oder mich irgendwie dafür zu begeistern. Schade, denn eigentlich wäre das Thema super spannend gewesen.

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Veröffentlicht am 19.06.2024

Lange Story ohne Ende

Long Island
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Es kriselt in der Ehe von Eilis und Tony, da dieser sein uneheliches Kind im gemeinsamen Haushalt aufziehen will - unter der strengen Herrschaft seiner eigenen Mutter. Eilis flüchtet daher in ihre alte ...

Es kriselt in der Ehe von Eilis und Tony, da dieser sein uneheliches Kind im gemeinsamen Haushalt aufziehen will - unter der strengen Herrschaft seiner eigenen Mutter. Eilis flüchtet daher in ihre alte Heimat Irland, wo sie auf ihre Jugendliebe Jim trifft, ihn hat sie vor 20 Jahren zurück gelassen, um mit Tony in den USA zu leben. Alte Gefühle kochen hoch, Eilis und Jim stehen neuerlich vor einer folgenschweren Entscheidung.

"Long Island" ist die Fortsetzung von Colm Tóbíns Roman "Brooklyn", kann aber durchaus gelesen werden, ohne das erste Buch zu kennen. Die Protagonisten werden ausführlich geschildert, auch auf die Vorgeschichte wird immer wieder Bezug genommen, sodass man der Handlung ohne Probleme folgen kann. Auch die Situation, wie Eilis viele Jahre zuvor von Irland in die USA kam und was sich während eines Heimatbesuches dort zugetragen hat, wird erzählt, sodass man sowohl die Situation in Irland als auch in den USA gut nachvollziehen kann.

Eingangs fand ich diese Schilderungen sehr interessant, auch Eilis war mir durchaus sympathisch. Im Laufe des Buches wurde dieses jedoch immer langatmiger und Eilis stellte sich als recht naive Frau dar. Dass ihre Welt auf den Kopf gestellt wurde, als ihr Mann ein Kind mit einer anderen gezeugt hat, war gut nachvollziehbar und auch ihre Reaktion darauf, zurück nach Irland zu gehen, war verständlich. Doch damit hätte man es belassen können, in Irland geschah nämlich, abgesehen von einem bisschen hin und her und dem verzweifelten Versuch, ihrer ehemals besten Freundin ihren nunmehrigen Verlobten auszuspannen, gar nichts, was die Geschichte irgendwie weiter gebracht hätte. Das Buch strotzte nur so von Heimlichkeiten, man hat durchgehend das Gefühl, die Protagonisten mal auffordern zu wollen, endlich miteinander zu sprechen. Ein Konflikt belastet Eilis und ihre Mutter, auch die Situation mit ihren eigenen Kindern ist alles andere als problemlos. Neue Schwierigkeiten tun sich auf, weil Jim, obwohl offenbar immer noch in Eilis verliebt, bereits mit einer anderen verlobt ist. Es ist ein ewiges Hin und Her ohne klaren Faden und auf mich wirkte das Buch wie eine Aneinanderreihung von Belanglosigkeiten, die am großen Ganzen vorbei zielen. Ob Eilis und Jim schließlich doch ein Paar wurden, was in der Zwischenzeit in den USA geschah, wie sich die Familiendynamik weiterentwickelt hat - all das blieb offen und ließ mich mit dem Gefühl zurück, das Buch umsonst gelesen zu haben und am Ende genauso viel zu wissen, wie ganz zu Beginn. Schade, denn die Hintergründe wären eigentlich spannend und man hätte viel daraus machen können.

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