Profilbild von satzliebe

satzliebe

Lesejury Profi
offline

satzliebe ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit satzliebe über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.07.2024

Nina hat es nicht leicht

Die geheimnisvolle Freundin
1

Die Autorin Simona Baldelli versucht in ihrem Roman „Die geheimnisvolle Freundin“ zwei Geschichten miteinander zu verbinden, die jede für sich ein Buch wert gewesen wären, mich so aber nicht voll überzeugen ...

Die Autorin Simona Baldelli versucht in ihrem Roman „Die geheimnisvolle Freundin“ zwei Geschichten miteinander zu verbinden, die jede für sich ein Buch wert gewesen wären, mich so aber nicht voll überzeugen konnten.
Das Buch schildert das Leben von Nina zu Beginn der 50iger Jahre in einem Waisenhaus in den Abruzzen und das der erwachsenen Nina als Arbeiterin in einer Tabakfabrik.
Das Leben im Waisenhaus ist geprägt durch Lieblosigkeit und Demütigungen von Seiten der Nonnen. Nina sehnt sich nach Wärme und Zuneigung, möchte einfach als der Mensch gesehen werden, der sie ist und nicht als das Findelkind, das von Geburt an niemand wollte. Ihr Leben scheint sich zu besseren, als Lucia, eine Waise, in das Heim kommt. Doch Lucia ist keine wirkliche Freundin und nutzt Ninas Gutmütigkeit nur aus. Nina verzichtet auf die Möglichkeit einer Adoption und lässt Lucia den Vortritt. Dadurch trennen sich ihre Wege.
Nachdem Nina das Heim Jahre später verlassen hat, bekommt sie eine Anstellung in einer Tabakfabrik und findet mit Marcella – die sie schon aus dem Heim kennt – und Clara – eine Intellektuelle, dje ihre eine neue Welt erschließt – zwei Freundinnen. Als die Tabakfabrik geschlossen werden soll, engagiert sie sich mit den anderen Arbeiterinnen und streikt für ihre Rechte.
Dann ist auf einmal Lucia wieder da und fordert von Nina einen Gefallen, wobei sie natürlich wieder nur sich selbst im Auge hat und Nina Vorwürfe macht und ihr ein schlechtes Gewissen einredet.
Der Autorin gelingt es vortrefflich, die düstere Atmosphäre im Waisenhaus einzufangen. Die Lieblosigkeit der Nonnen und die dort herrschende Gewalt werden wortgewaltig geschildert, so dass man das Gefühl hat, als Betrachter dabei zu sein. Diese Abschnitte haben mich sehr berührt.
Auch die Schilderungen während des Streiks, die Mutlosigkeit und dann der absolute Wille durchzuhalten, um etwas an der Situation zu ändern, sind glaubhaft beschrieben.
Das erneute Zusammentreffen von Nina und Lucia wirkt dagegen sehr konstruiert, die Geschichte dünn und wenig glaubhaft.
Nicht alle Handlungen der beteiligten Personen konnte ich nachvollziehen.
Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich sehr gut lesen. Der Buchtitel ist irreführend, gibt es doch keine geheimnisvolle Freundin, zumindest ich konnte sich nicht finden. Auch der Klappentext weckt eine Erwartung, die nicht erfüllt wird. Nina und Lucia verbindet keine jahrelange Freundschaft und auch kein dramatisches Missverständnis erschüttert ihr Vertrauensverhältnis.
Bei beiden Teilen der Geschichte hätte man tiefer in die Materie einsteigen können. Vieles wird nur angerissen oder bleibt oberflächlich. Auch das Bild der beiden jungen Frauen auf dem Cover passt nicht wirklich zum Inhalt der Geschichte.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 30.04.2024

Imme füreinander da

Die Telefonistinnen - Stunden des Glücks
2

Die Telefonistinnen – Stunden des Glücks – ist der erste Teil einer Trilogie von Nadine Schojer. Dieser beginnt im Jahre 1948, spielt in Köln, und lässt uns teilhaben am Leben und Arbeiten von Gisela, ...

Die Telefonistinnen – Stunden des Glücks – ist der erste Teil einer Trilogie von Nadine Schojer. Dieser beginnt im Jahre 1948, spielt in Köln, und lässt uns teilhaben am Leben und Arbeiten von Gisela, Erna, Hanni, Julia und Charlie.
Gisela wartet noch immer auf die Rückkehr ihres Mannes aus dem Krieg, obwohl sie nichts mehr von ihm gehört hat. Vielleicht hofft sie auch eher für ihren Sohn Peter, schwärmt sie doch heimlich für den Finanzchef der Versicherung Anton von Siebenthal.
Erna, die Empfangsdame und gute Seele der Versicherung, hofft auf die Rückkehr ihres Sohnes aus Kriegsgefangenschaft und ist für jeden Klatsch und Tratsch zu haben.
Hannelore, genannt Hanni, träumt von einer Karriere in der Modebranche, lebt mit Eltern und Geschwistern zusammen und wird von ihrem Vater misshandelt und ausgenutzt.
Julia ist neu in der Versicherung und fällt durch ihr Äußeres aus dem Rahmen und hat es bisher nicht leicht gehabt, wurde ausgegrenzt und gemobbt. Sie verfügt über gute Ideen und einen ausgeprägten Geschäftssinn.
Als Letzte stößt Charlie zu den Frauen, eigentlich Charlotte. Sie scheint die reiche, verwöhnte Verwandte des Finanzchefs zu sein. Nur warum muss sie denn dann arbeiten?
Die Frauen unterstützen sich gegenseitig und sind füreinander da. So entwickeln sich Freundschaften und es wird miteinander gebangt und gehofft.
Gerade dieser Zusammenhalt wird wichtig, als sich der Sohn von Gisela bei einem Unglück schwer verletzt und sich die Rückkehr ihres Mannes aus Kriegsgefangenschaft als Irrtum herausstellt.
Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich sehr gut lesen. Die Handlungen der Protagonistinnen sind glaubwürdig aber leider auch vorhersehbar. Insgesamt fehlt mir hier die Tiefe. Erst im zweiten Teil des Romans nimmt dieser Fahrt auf. Die Nachkriegszeit mit alle ihren Beschränkungen wird authentisch beschrieben und der Wunsch nach einen Neuanfang ist glaubwürdig dargestellt.
Die Geschichte ist gut erzählt, doch leider hat mich die Autorin nicht wirklich mitgenommen. Sie hat bei mir – zumindest im ersten Teil – kaum Emotionen ausgelöst und war im zweiten Teil zu vorhersehbar. Für mich insgesamt zu wenig.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Thema
Veröffentlicht am 17.02.2024

Die Industrialisierung macht Probleme

Die Waffen des Lichts
0

Die Waffen des Lichts ist der 5. Band der Kingsbrigde-Saga und Ken Follett nimmt uns mit in den Anfang des 19. Jahrhundert und lässt uns teilhaben am Leben der Arbeiter, Fabrikbesitzer und Soldaten. Wie ...

Die Waffen des Lichts ist der 5. Band der Kingsbrigde-Saga und Ken Follett nimmt uns mit in den Anfang des 19. Jahrhundert und lässt uns teilhaben am Leben der Arbeiter, Fabrikbesitzer und Soldaten. Wie bei Ken Follett üblich, ist auch dieser Roman sehr gut recherchiert. Mit seinen knapp 900 Seiten ist er meines Erachtens jedoch etwas zu lang geraten und hätte in einigen Passagen gestrafft werden können (Krieg in Frankreich).
Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich sehr gut lesen. Ken Follett gelingt es, Kingsbridge vor unseren Augen entstehen zu lassen. Man hat das Gefühl, mitten auf dem Marktplatz zu stehen, die Kathedrale vor sich und die Protagonisten bei ihrem Tun zu begleiten.
Der Anfang der Industrialisierung und die damit einhergehenden Probleme zwischen Arbeitern und Fabrikbesitzern werden glaubhaft geschildert. Die Weiterentwicklung der Protagonisten ist für mich nicht in allen Fällen glaubhaft. Die verschiedenen Handlungsstränge sind gut verknüpft, so dass es nicht schlimm ist, dass es in diesem Band nicht den Einen Hauptcharakter gibt.
In meinen Augen lässt das Buch die nötige Spannung vermissen. Mir war nach 100 Seiten klar, wie sich die Geschichten um Amos und Elsie sowie David und Arabella entwickeln werden. Bei einem historischen Roman muss sich für mich nicht alles in Friede, Freude, Eierkuchen auflösen.
Das Buch selbst ist sehr schön gestaltet. Besonders gut haben mir die Illustrationen zu Beginn eines neuen Zeitabschnitts gefallen.
Da in diesem Band sehr viele Personen handeln, wäre es schön gewesen, ein entsprechendes Verzeichnis zu finden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.01.2024

Ende gut, alles gut

Das Mädchen aus Ostpreußen
0

Karin Lindberg nimmt uns mit in die Jahre 1945 und 1993 und schafft es gekonnt, die Geschichen von Nettie und Johanna zu verknüpfen. Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich sehr gut lesen. Das Cover ...

Karin Lindberg nimmt uns mit in die Jahre 1945 und 1993 und schafft es gekonnt, die Geschichen von Nettie und Johanna zu verknüpfen. Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich sehr gut lesen. Das Cover ist hübsch, passt aber meines Erachtens nicht so gut. Im Frühjahr 1945 ist niemand so auf die Flucht gegangen.
Die von der Autorin geschilderten Ereignisse nach Ende des zweiten Weltkrieges sind authentisch wiedergegeben und decken sich mit den Erzählungen meiner Mutter, die im Frühjahr 1945 aus Ostpreußen fliehen musste. Das Gefühl im Westen nicht willkommen zu sein, der Hunger und die Entbehrungen auf der Flucht und danach sind sehr berührend geschildert.Viele haben auch nach Jahrzehnten nicht gerne über das Erlebte gesprochen.
Die Geschichte von Johanna ist eher dürftig. Sie ist zwar durch einen Schicksalsschlag aus der Bahn geworfen worden und immer noch auf der Suche nach dem Glück..Leider hat mich ihre Geschichte nicht wirklich berührt?
Als sie das Foto eines britischen Offiziers in den Unterlagen ihrer Großmutter findet, wittert sie ein Geheimnis und zwingt durch ihre Rückfragen ihre Großmutter dazu, sich mit der Vergangenheit auseinandersetzen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.11.2023

Fortsetzung mit kleinen Schwächen

Die Zuckerbaronin
1

Bei der Zuckerbaronin – Gwendolyns Hoffnung – handelt es sich um den zweiten Teil der Reihe. Dieser kann auch gelesen werden, wenn man den ersten Teil nicht kennt. Zum besseren Verständnis würde ich jedoch ...

Bei der Zuckerbaronin – Gwendolyns Hoffnung – handelt es sich um den zweiten Teil der Reihe. Dieser kann auch gelesen werden, wenn man den ersten Teil nicht kennt. Zum besseren Verständnis würde ich jedoch empfehlen, mit dem ersten Band zu beginnen (Die Zuckerbaronin – Marthas Geheimnis). Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich sehr gut lesen. Vor dem geistigen Auge entstehen das Herrenhaus der Wallendorfs, die Zuckerfabrik und der Schinderhof. Wenn man die Augen schließt, glaubt man, den Geruch von Melasse in der Nase zu haben.
Seit dem Tod des Vaters sind drei Jahre vergangen und auch im Bayrischen Wald ist das Leben weitergegangen. Martha hat Benno geheiratet und führt den Schmuggel von Saccharin fort, im Andenken an ihren Vater.
Gwendolyn hat es in ihrer Ehe mit Alexander nicht leicht. Dieser zeigt wenig Interesse an der Zuckerfabrik und überlässt alle Entscheidungen seiner Frau. Er fühlt sich mit allem überfordert und beginnt zu trinken und zu spielen.
Die jüngste der Schinderschwestern, Helena, verliebt sich auf einer Hochzeit in der Schweiz in Andrin Brunner, einen Saccharinlieferanten. Fast zu spät merkt sie, dass dieser ein Psychopath ist. Sie kehrt traumatisiert nach Bayern zurück.
Gwendolyn versucht alles, sich mit ihren Schwestern auszusöhnen, scheitert aber an der Sturheit von Martha. Um Martha vom Saccharinschmuggel abzuhalten und Helena zu schützen, begeht sie einen schweren Verrat.
Die Handlungen einzelner Charaktere sind für mich nicht immer nachvollziehbar und wenig glaubwürdig. Am Ende muss ein happy End her. Für mich einfach zu viel Friede-Freude-Eierkuchen.
Für mich ist die Geschichte auserzählt. Ich kann mir keinen dritten Teil mit Helena als Hauptprotagonisten vorstellen, da alle Konflikte ja beseitigt sind.
Der zweite Teil kommt an den ersten nicht heran, ist aber durchaus lesenswert.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre