Nina hat es nicht leicht
Die geheimnisvolle FreundinDie Autorin Simona Baldelli versucht in ihrem Roman „Die geheimnisvolle Freundin“ zwei Geschichten miteinander zu verbinden, die jede für sich ein Buch wert gewesen wären, mich so aber nicht voll überzeugen ...
Die Autorin Simona Baldelli versucht in ihrem Roman „Die geheimnisvolle Freundin“ zwei Geschichten miteinander zu verbinden, die jede für sich ein Buch wert gewesen wären, mich so aber nicht voll überzeugen konnten.
Das Buch schildert das Leben von Nina zu Beginn der 50iger Jahre in einem Waisenhaus in den Abruzzen und das der erwachsenen Nina als Arbeiterin in einer Tabakfabrik.
Das Leben im Waisenhaus ist geprägt durch Lieblosigkeit und Demütigungen von Seiten der Nonnen. Nina sehnt sich nach Wärme und Zuneigung, möchte einfach als der Mensch gesehen werden, der sie ist und nicht als das Findelkind, das von Geburt an niemand wollte. Ihr Leben scheint sich zu besseren, als Lucia, eine Waise, in das Heim kommt. Doch Lucia ist keine wirkliche Freundin und nutzt Ninas Gutmütigkeit nur aus. Nina verzichtet auf die Möglichkeit einer Adoption und lässt Lucia den Vortritt. Dadurch trennen sich ihre Wege.
Nachdem Nina das Heim Jahre später verlassen hat, bekommt sie eine Anstellung in einer Tabakfabrik und findet mit Marcella – die sie schon aus dem Heim kennt – und Clara – eine Intellektuelle, dje ihre eine neue Welt erschließt – zwei Freundinnen. Als die Tabakfabrik geschlossen werden soll, engagiert sie sich mit den anderen Arbeiterinnen und streikt für ihre Rechte.
Dann ist auf einmal Lucia wieder da und fordert von Nina einen Gefallen, wobei sie natürlich wieder nur sich selbst im Auge hat und Nina Vorwürfe macht und ihr ein schlechtes Gewissen einredet.
Der Autorin gelingt es vortrefflich, die düstere Atmosphäre im Waisenhaus einzufangen. Die Lieblosigkeit der Nonnen und die dort herrschende Gewalt werden wortgewaltig geschildert, so dass man das Gefühl hat, als Betrachter dabei zu sein. Diese Abschnitte haben mich sehr berührt.
Auch die Schilderungen während des Streiks, die Mutlosigkeit und dann der absolute Wille durchzuhalten, um etwas an der Situation zu ändern, sind glaubhaft beschrieben.
Das erneute Zusammentreffen von Nina und Lucia wirkt dagegen sehr konstruiert, die Geschichte dünn und wenig glaubhaft.
Nicht alle Handlungen der beteiligten Personen konnte ich nachvollziehen.
Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich sehr gut lesen. Der Buchtitel ist irreführend, gibt es doch keine geheimnisvolle Freundin, zumindest ich konnte sich nicht finden. Auch der Klappentext weckt eine Erwartung, die nicht erfüllt wird. Nina und Lucia verbindet keine jahrelange Freundschaft und auch kein dramatisches Missverständnis erschüttert ihr Vertrauensverhältnis.
Bei beiden Teilen der Geschichte hätte man tiefer in die Materie einsteigen können. Vieles wird nur angerissen oder bleibt oberflächlich. Auch das Bild der beiden jungen Frauen auf dem Cover passt nicht wirklich zum Inhalt der Geschichte.