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Veröffentlicht am 24.10.2024

Im 17. Jahrhundert ein angeblicher Kindermord

Die Lungenschwimmprobe
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Inhalt - nach wahren Begebenheiten und gut erforscht spielt der Roman im
barocken Leipzig.

Autor Renberg hat akribisch vor Ort recherchiert, er ist bei einer Theaterprobe auf den rechtsmedizinischen ...

Inhalt - nach wahren Begebenheiten und gut erforscht spielt der Roman im
barocken Leipzig.

Autor Renberg hat akribisch vor Ort recherchiert, er ist bei einer Theaterprobe auf den rechtsmedizinischen Fall von Dr. Schreyer und der 15jährigen Anna und ihren verstorbenen Säugling gestoßen. (Und siehe da, laut Internet gibt es Hinweise auf Dr. Schreyer und auch den Fall Anna... ). Leipzig 1681. Es ist das ausgehende Mittelalter, noch die dunkle Zeit, aber Beginn der Aufklärung und somit das Aufeinanderprallen der alten und der neuen Zeit.
Wer weiß wie viele junge Frauen aufgrund eines Säuglingtodes von der Obrigkeit ermordet wurden... Doch im Leipziger Fall gelingt es dem famosen Dr. Schreyer die junge Frau zu retten.

Das Umschlagsbild – außergewöhnlich und auffallend so wie auch der schräge Titel. Was lässt sich darunter vorstellen? Zuerst einmal nicht viel... Klappentext – doch dann hat es der Klappentext in sich und verspricht eine spannende Geschichte.

Die Geschichte lässt erschaudern. Wie viele Frauen wohl einen grausamen Tod erleiden mussten, bis moderne Forensik sie rettete. Auch heute noch sind die Beobachtungsregeln massiv. Sobald eine Frau schwanger ist, gehört ihr Körper nicht mehr ihr, sondern der Allgemeinheit. Ich habe selbst den Fall einer Freundin mit Hausgeburt erlebt, die eine Todgeburt erlitt. Die Kripo kam und nahm ihr das totgeborene Kind weg. Doch dann sind die Mütter mit ihren Kindern auf sich alleine gestellt... und oft wird nicht mehr hingeschaut, was mit den Kindern passiert...

So habe ich den Roman mit einem interessiert wissenschaftlichen Auge verfolgt und mit einem schauderlichen Gefühl, was wohl alles zuvor passierte und wie die Umwelt, dieser schreckliche Schultheiß, auf Frauen in Notlage reagierte... Ein aufregendes Buch! Der Autor ist zu beglückwünschen sich des heißen Themas angenommen zu haben (denn, so wie es aussieht, wird auch die Abtreibungsfrage im US-Amerikanischen Wahlkampf entscheidend sein... doch wie viele der Erzkonservativen kümmern sich um notleidende Frauen?)

Der norwegische Autor, in seinem Heimatland nicht unbekannt, wird Gastautor auf der Leipziger Buchmesse sein, 2025!

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Veröffentlicht am 23.08.2024

Ishikli Caner, eigenwillig und famos!

Das falsche Blut (Ishikli-Caner-Serie 2)
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Das Buch „Das falsche Blut“ von Philipp Gravenbach ist der zweite Band über Ishikli Caner, Türkin durch Geburt, Weltbürgerin aufgrund ihres Lebens. Zuvor, in Band 1, war sie noch Auftragskillerin wider ...

Das Buch „Das falsche Blut“ von Philipp Gravenbach ist der zweite Band über Ishikli Caner, Türkin durch Geburt, Weltbürgerin aufgrund ihres Lebens. Zuvor, in Band 1, war sie noch Auftragskillerin wider Willen einer türkischen Mafia-Organisation. Nun wurde sie vom MAD als Agentin eingesetzt, doch ihr Identität musste streng geschützt bleiben. Denn a) der Mafia entkommt man nicht so leicht und b) sollen Agenten immer geheim bleiben. Doch genau dieses Geheimnis wird kolportiert, als ein völlig verängstigtes Mädchen, mit einer Fotografie in der Hand von Ishikli als junge Frau und ihrem Namen Polizisten in die Arme läuft.
Das ist der erste Strang im Krimi – Ishikli und das Mädchen. Was hat die Kleine mit ihr zu tun?

Der Krimi beginnt mit einer häßlichen 'crime scene', zu dem ein Polizistenpaar, Meissner und Yvonne Cassel, gerufen werden. Meissner zeigt sich als ein ziemlich Kauz, nicht sehr freundlich und autoritär, sehr eigen, aber wohl auch sachorientiert. Überall liegen Tote, ziemlich brutal hingemetzelt. Doch der schlimmsten Anblick ist der einer Frau (Augen ausgestochen, Fingerkuppen abgeschnitten – also der Versuch ihre Identifizierung zu erschweren). Der zweite Strang im Buch.

Die Pariser Polizei versucht herauszubekommen, wer die gemeuchelte Frau ist und was in dieser Autowerkstatt mit dem seltsamen Mobiliar abging. Bald stellt sich heraus (der MAD), dass eine Agentin des Mossad unauffindbar ist. Wie stehen die beiden Stränge miteinander in Verbindung? Lassen sie sich verknnüpfen?

Das ist genau die Kunst des Autors Philipp Gravenbach innerhalb kurzer Zeit zwar viele Möglichkeiten aufzuzeigen und ein Sammelsurium unterschiedlicher Szenarien aufzuzeigen, doch dann ganz geschickt die Richtung so zu lenken, dass sich die Stränge verbinden. Ishikli Caner lernt Meissner und Yvonne Cassel kennen. Die Verbindung ist tatsächlich das kleine Mädchen. Das Polizistenpaar, das ebenfalls wie Ishikli Caner ein paar Geheimnisse mit sich herumtträgt, filtert aus einer Vielzahl von Möglichkeiten diejenigen heraus, die zu einem Ergebnis führen und zum Zusammentreffen der drei Hauptfiguren. Doch dazwischen entwickelt sich eine rasante Fahrt (wortwörtlich) zwischen Paris, Montpellier und Spanien... auf der rasanten Reise vom Norden in den Süden treffen alle Akteure auf einige (zwielichtige) Gestalten.

Es passieren Dinge, wo der lesende Mensch sich sagt, oh Gott, das ist echt zuviel … aber ach, es ist ja nur ein Thriller. Spannend und wie beim ersten Band Fingernägelkauend... überleben meine Lieblingsfiguren? Nicht alle, tut mir Leid, das sagen zu müssen, es gibt einige Verluste, auch unter bereits liebgewonnenen Mitspielenden... Doch genau recherchiert, vom Autor, und nach etwas Überlegung sagt sich der lesende Mensch - passieren kann so etwas schon, vorkommen auch, nein und soweit aus der Luft gegriffen ist es wohl nicht... es passieren Dinge in diesem Universum.
Einfach sehr gute Unterhaltung und wer die vielen Details nicht überfliegen möchte im rasanten Taumel des Umblätterns, der macht es wie ich und liest mindestens ein zweites Mal das Buch. Und fühlt sich auch weiterhin gut unterhalten.

Philippe Gravenbach ist ein neuer Autor auf dem Thrillermarkt und er versteht es wirklich Suspense aufzubauen und einem stundenlang Gänsehaut zu besorgen.
Das Umschlagsbild des Buches ist schlicht – lediglich eine rote Schrift, aber passend zum Titel 'Das falsche Blut' feinsinnig gewählt. Daneben die Kanüle voller Blut.
Wer einen höchst unterhaltsamen Krimi sucht, ist mit dem zweiten Band der Ishikli Caner Serie genauso gut beraten wie mit dem ersten Band.
Klug aufgebaut, Neuland betretend mit akribische Recherche des Autors, neue Ideen und auch passend zur post-Corona Zeit ... also ein pures Lesevergnügen!

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Veröffentlicht am 03.07.2024

Eine Mörderin

Totenrausch
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Bernhard Aichners Bücher sind im gleichen Stil aufgemacht - blutrote Schrift für Kapitelüberschriften... in Schreibschrift, als hätte jemand das von Hand geschrieben...

Eine Mörderin versucht mit ihren ...

Bernhard Aichners Bücher sind im gleichen Stil aufgemacht - blutrote Schrift für Kapitelüberschriften... in Schreibschrift, als hätte jemand das von Hand geschrieben...

Eine Mörderin versucht mit ihren beiden Kindern in Hamburg ein neues Leben zu beginnen. Jemand will ihr helfen. Das könnte für den Helfenden ebenfalls Gefängnis bedeuten... Brünnhilde Blum. Ihre Kinder schmuggelt sie per Sarg aus dem Land.
Eine liebevolle Mutter. Bestatterin. Mehrfache Mörderin. Fünf Männer habe sie einfach eiskalt ermordet. Ihr Mann wurde durch einen Unfall mit Fahrerflucht getötet. Die fünf Männer waren nicht unschuldig daran...Doch die Realität war eine andere: Fünf angesehene Männer und der Kripomann Blum fand heraus, was sie verbargen. Also war es vorsätzlicher Mord...
Getarnt als Unfall

Ein wunderbarer Krimi über die Doppelmoral der Gesellschaft. Zum einen geben sich die honorablen Bürger als Ehrenmänner, zum anderen sind es brutale Vergewaltiger und Mörder. Mir wurde Angst und Bange beim Lesen, weil ... ja klar, das könnten die Biedermänner 'next door' sein... die auch meine Nachbarschaft unsicher machen.

Der Stil von Aichner ist einfach so präzise, messerscharf und nicht blumig. Bei ihm bekommt man die Worte serviert so wie sie sind. Kurze prägnante Sätze, keine langschweifigen Erklärungen.
Auf jeden Fall wieder einmal eine gelungene Unterhaltung. Doch nicht nur Nachtzeit, sonst könnte die Nachtruhe etwas gestört sein.

Wiederum eine klare Empfehlung für dieses Bernhard Aichner - Buch








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Veröffentlicht am 02.07.2024

Wie böse ist das denn?

Bösland
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Bernhard Aichner - Autor einiger Krimis, deren lakonische und einfache Erzählweise fesselnd ist, hat mit 'Bösland' wieder einen Krimi (oder Thriller, weil er schlimm ist) auf den Markt gebracht, der es ...

Bernhard Aichner - Autor einiger Krimis, deren lakonische und einfache Erzählweise fesselnd ist, hat mit 'Bösland' wieder einen Krimi (oder Thriller, weil er schlimm ist) auf den Markt gebracht, der es in sich hat:

Allein der Einstieg - blutrot geschrieben 'Ich kann mich wieder an alles erinnern'.
Der alte Mann hatte ihn immer geschlagen. Mit dem Gürtel und sagte dabei 'komm mit mir in das Bösland'. Doch eines Tages ist er tot und wird von dem geschundenen Bub gefunden. Die Mutter ist weggeflüchtet. Eine kaputte dystopische Familie. Ben, das Kind, litt.
Und was wurde aus diesem gequälten Kind?

Ein großartiger Text, der sich so gar nicht nach einem Krimi, einem Thriller anhört. Eher ein Psychogramm einer gequälten Seele. Ein zehnjähriger Junge und sein bester Freund, der Felix Kux, Sohn des örtlichen Arztes. Sie machten ein Fest aus dem Selbstmord des schlimmes Vaters. Der hing in Bösland, dort wo er immer seinen verletzlichen kleinen Sohn prügelte, an ihm sein Unvermögen, seine Aggressionen austobte. Ben und Felix luden die Dorfkinder ein, die hängende Leiche zu beschauen. Gegen ein Entgelt. Damit kauften sie eine Torte, denn es war Bens Geburtstag. Und Wein, und sie besoffen sich im Wald, schliefen dort den Rausch aus. Keiner vermisste sie.

Therese ist seine Therapeutin, von dem erwachsenen Ben. Warum hat er getan, was er getan hat. Ja, warum, Gesellschaft?

So tiefgehend geschrieben. 'Inside a murderer', ja warum wurde er denn so wie er geworden war?

Aichner versteht einfach aus den einfachen Worten so viel heraus zu holen. Immer wieder gut zu lesen.

Große Empfehlung.
Auch das Umschlagsbild dazu passend, mysteriös, anders.






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Veröffentlicht am 19.06.2024

Abenteuergeschichte - per Faltboot auf Weltreise!

Der Flussregenpfeifer
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Das Vorwort - unglaublich, reißt einem gleich mit. Wer oder was ist das Monster?

Und dann beginnt die Reise: Die in Ulm an der Donau begann und in Australien aufhörte... Mai 1932. Nur wenig Geld in der ...

Das Vorwort - unglaublich, reißt einem gleich mit. Wer oder was ist das Monster?

Und dann beginnt die Reise: Die in Ulm an der Donau begann und in Australien aufhörte... Mai 1932. Nur wenig Geld in der Tasche und ein paar Lebensmittel in seinem Boot.
Bereits die Reise von Hamburg nach Ulm wird vom Autor Tobias Friedrich so lebendig erzählt, als wäre er damals dabei gewesen. Wie seine Umwelt auf den zukünftigen Weltreisenden reagiert, mit Häme, mit Mitleid. Großartig der Einstieg, mitreißend die Erzählung.
Mit zehn Reichsmark paddeltelt er hinaus in die Große Welt.

Ständig beim Lesen habe ich das Gefühl ich schaue Oskar über die Schulter, leide mit bei jedem Schritt, den er unternimmt. Und doch fühle ich auch die Begeisterung und die Aufbruchstimmung des Weltreisenden.
Allein schon die Vorbereitungen zur langen Reise, der Aufbau des Kajaks (da hat jemand Ahnung, das kann doch nicht nur angelesenes Wissen sein?) bis dann endlich, nach zwanzig Minuten sein 'Sonnenschein' (schwesterlich so getauft) vor ihm lag. Bereit!
Dann die Lutschergeschichte... herrlich! Ehrlich?

Nachvollziehbar die Stationen, von Övelgönne (mir bekannt) nach Ulm (mir bekannt) die Donau entlang (nur stellenweise bekannt) an der Küste entlang im Mittelmeer bis Zypern (mir bekannt). Und dann hinüber nach Arabien (stellenweise mir bekannt) nach Indien (auch bekannt) und so weiter...

Für Abenteuerlustige ein Muss, für Weltinteressierte ein Sollte, für Literaturbegeisterte ein Genuss.

Das Umschlagsbild, das eher Retro wirkt, zeigt einen Kajakfahrer in wildem Wasser, einsam paddelnd, umgeben von exotischen Pflanzenblätter.

Nach einer wahren Geschichte, so der Untertitel:
Oskar Speck lieferte die Vorlage für dieses Buch: Noch in der Weimarer Republik scheiterte der junge Oskar, wie so viele, in der Wirtschaftsrezession. Doch er, der begeisterte Kajakfahrer aus Hamburg, beschliesst nicht klein beizugeben, sondern er bricht auf. Er hörte davon, dass auf Zypern in den Kupferminen Geld zu verdienen sei. Und wie komme man denn nach Zypern - klar doch, mit dem Faltboot. Die Donau ab Ulm lässt es sich noch leicht schippern. Doch auf der Vardar wird es hart. Das erste Mal, dass sein Boot zerstört wird. Insgesamt vier Mal braucht er ein neues Boot auf seiner über sieben Jahre dauernden Reise.
Zypern und die Kupferminen locken ihn letztendlich doch nicht, er will weiter. Über den Euphrat den Persischen Golf entlang nach Indien, in das heutige Sri Lanka, und immer weiter... bis er nach Australien kommt. Dort wird er interniert. Denn inzwischen ist NaziDeutschland im Krieg mit der Welt.
Speck bleibt in Australien und macht sein Leben dort. Er schreibt ein Reisebuch. Doch berühmt wird er leider nie.

Die Schreibe des Autors ist gelungen und macht Lust auf weitere Bücher von ihm!

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