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Veröffentlicht am 24.07.2024

Interessante Fortsetzung der Mittsommer-Trilogie

Signum
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Mit dem Thriller „Signum“ setzt John A. Lindqvist die Mittsommer-Trilogie fort. Die Geschichte mit dem Hacker Kim Ribbing und der Schriftstellerin Julia Malmros geht in dem zweiten Buch nahtlos weiter. ...

Mit dem Thriller „Signum“ setzt John A. Lindqvist die Mittsommer-Trilogie fort. Die Geschichte mit dem Hacker Kim Ribbing und der Schriftstellerin Julia Malmros geht in dem zweiten Buch nahtlos weiter. Jetzt ist es klar, was Kim so akribisch geplant hat: er entführt seinen ehemaligen Psychiater den Schockdoktor Martin Rudbeck und hält ihn in dem Keller seiner Villa fest. Dabei verändert sich wesentlich Kims Rolle in dieser dramatischen, fast absurden Geschichte: jetzt will er seinen damaligen Peiniger quälen, die schmerzvolle Erinnerungen verarbeiten, und womöglich sogar Rache nehmen. Doch sein im Detail ausgearbeiteter Plan zerbricht an einem unvorhergesehenen Zufall und plötzlich befindet sich Kim in einer scheinbar ausweglosen Lage.

Kann er jetzt mit Julias Malmros Unterstützung rechnen? Es ist ungewiss, denn Julia zweifelt an ihrer Beziehung, zieht sich zurück und beschließt an einem neuen Roman zu schreiben.

Beide Handlungsstränge laufen parallel nebeneinander her und werden durch einige weitere ergänzt. Den Handlungsstrang über die Entführung und deren dramatische Folgen fand ich sehr spannend. Auch die m.E. Kims umstrittenes Handeln, die Beweggründe für seine Untaten und seine raffinierte Vorgehensweise sind interessant und eines Thrillers würdig.

Doch die vielen anderen Nebengeschichten, wie die über Julias schriftstellerische Angelegenheiten, Jonny Munthers neue Liebesbeziehung oder familiäre Probleme des Polizisten Christof Adler machen diesen Roman langatmig, verringern die hier und da aufflammende Spannung.

Auch wenn man auf die Weise alle Protagonisten besser kennenlernen kann, über manche Ereignisse sogar schmunzeln muss, gehen das Gefühl der Bedrohung und der Nervenkitzel dabei verloren.
Interessant fand ich die Passagen mit und über Wahren Schweden, eine nationalistische Partei, die an die Macht will und ihr eigenes Symbol der Macht bereits besitzt. Ein brisantes Thema, hochinteressant.
Der Thriller „Signum“ ist ein vielschichtiger Roman mit vielen spannenden Handlungssträngen, flüssig geschrieben, leicht zu lesen – eine durchaus lesenswerte Unterhaltung.

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Veröffentlicht am 02.07.2024

Ein Thriller zum Nachdenken

Hast du Zeit?
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Hast du Zeit? – fragt er jedes Opfer, das auf seiner immer länger werdenden Liste steht. Denn er will so viel Zeit wie möglich zurückhaben, all die Zeit, die man ihm gestohlen habe. Sorgfältig plant er ...

Hast du Zeit? – fragt er jedes Opfer, das auf seiner immer länger werdenden Liste steht. Denn er will so viel Zeit wie möglich zurückhaben, all die Zeit, die man ihm gestohlen habe. Sorgfältig plant er seine Taten, er denkt an alles:
„Sorge dich nicht. Ich habe die Ewigkeit für dich vorbereitet.“ (200)

Viele Menschen verschwinden spurlos, es gibt keine Verbindungen zwischen den Fällen. Die Polizei ist ratlos, die Vermisstenanzeigen werden ad acta gelegt. So wie im Falle von Conny Goldmann, die seit einiger Zeit in Angst lebte, fühlte sich beobachtet und verfolgt. Doch die Polizei nimmt ihre Anzeige nicht ernst, und auch der diskrete Schutz von Lars Erik Grotheer, dem pensionierten Bundestagspolizisten, hilft der jungen Frau nicht. Wenig später ist sie tot.
Erik Grotheer fühlt sich Connys Todes schuldig und versucht auf eigene Faust den Mörder zu finden. Unterstützung bekommt er von der Fotografin Lilly Constanzo, deren Freundin Felicitas an einer offenen Straße überfallen und entführt wurde.

Auch Michelle, die Tochter von Erik Grotheer und die beste Freundin von der getöteten Conny, verschwindet plötzlich spurlos. Erik und Lilly müssen den Täter unverzüglich finden, denn die Zeit rennt ihnen davon.

Mit dem eindrucksvollen Cover macht der neueste Thriller von Andreas Winkelmann auf sich aufmerksam. Eine Sanduhr auf dem Coverbild und der Titel „Hast du Zeit“ verdeutlichen, worum es in dem Buch geht. Der fesselnde Anfang erzählt über Menschen, deren Zeit – so wie der Täter es will - abgelaufen ist. Der Täter sucht sich immer neue Opfer aus und bleibt selbst unentdeckt. Zwischendurch verrät er seine Gedanken, erzählt die Geschichte seines Lebens, erklärt seine Ansichten bezüglich der Zeit.

Die abenteuerliche Suche nach den Vermissten und dem Täter, von Grotheer und Lilly auf eigene Faust unternommen, verläuft nur müßig. Der gemütliche Schreibstil, in dem der Autor die jeweilige Gegend beschreibt und über das Leben der zahlreichen Protagonisten erzählt, lässt die anfängliche Spannung deutlich abflachen. Den Teil des Buches habe ich wie einen interessanten Krimi empfunden.

Ein bisschen philosophisch ist dieser ungewöhnliche Thriller, in dem die Zeit eine wichtige Rolle spielt. Zum Schluss nimmt die Handlung wieder an Fahrt auf. Der Wettlauf mit der Zeit beginnt erneut, die Spannung steigt auf Höchstniveau, man fiebert mit.
Gerne habe ich meine Zeit mit diesem spannenden Thriller verbracht.

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Veröffentlicht am 05.06.2024

In der Fremde

Der große Wunsch
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„Migration verändert Menschen, vor allem aber deren Kinder.“ (17)
meint Murad, der nach seiner in Nahen Osten verschollenen Tochter Naima sucht. Murad, ein Sohn der kurdischen Einwanderer, hat längst ...

„Migration verändert Menschen, vor allem aber deren Kinder.“ (17)
meint Murad, der nach seiner in Nahen Osten verschollenen Tochter Naima sucht. Murad, ein Sohn der kurdischen Einwanderer, hat längst mit seinem Herkunftsland abgeschlossen; als Sozialarbeiter in Berlin hat er seinen Platz in der neuen Heimat gefunden. Völlig unvorbereitet traf ihn deswegen die Nachricht über das Verschwinden von Naima, die mit ihrem westlichen Lebensstil, kurzen Röcken, Make-up und Fingernägel-Design wie jedes andere Mädchen in Berlin wirkte. Aber Naima lernte einen französischen Glaubenskrieger kennen, ist ihm nach Syrien gefolgt, hat sich dem Kalifat angeschlossen.

Voller Unverständnis für Naimas Entscheidung und von Selbstvorwürfen geplagt, will Murad seine Tochter in Syrien finden und sie zurück nach Deutschland bringen.

Der Roman von Sherko Fatah spricht viele brisanten Themen unserer Zeit an. Eines der Wichtigsten ist die Migration, die seit dem Ausbruch des Krieges in Syrien sehr stark zugenommen hat. Überzeugend schildert der Autor das Leben in der Fremde, spricht über Parallelgesellschaften und die Sehnsucht nach dem Vertrauten, nach der Zugehörigkeit. Oft geschieht dann, dass „eine Hinterhofmoschee voller >Landsleute< aus aller Herrenländer zur Ersatzheimat“ wird. (29)

Doch das Hauptthema des Romans ist die Suche nach der Tochter, die ihr westliches Leben aufgegeben hat, um in den barbarischen Krieg in einem fremden, ihr unbekannten Land zu ziehen. Murads Suche entpuppt sich als ständiges Warten; das Warten auf den Boten der Schleuser, das Warten auf irgendwelche Infos über Naima, an eine Nachricht von ihr. Es ist ein Warten voller Hoffnung und Zweifel. Wie schwer Naimas jetziges Dasein ist, erfährt Murad aus den Fragmenten des Audiotagebuches, die ihm die Schleuser in einiger Zeitabständen zusenden. Es sind verstörende Nachrichten, manche sind schwer zu ertragen, auch für mich als Leserin.

Die Geschichte wirft viele Fragen auf, doch auf keine von ihnen findet man eine eindeutige, klare Antwort. Die Erzählung, auch wenn sie in einer bildhaften Sprache erfasst ist, zieht sich – genauso wie Murads Warten – in die Länge.
Angeregt von der spannenden Kurzbeschreibung des Buches habe ich diesen Roman mit großem Interesse gelesen.

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Veröffentlicht am 23.04.2024

Grenzfall IV - Komplizierte Beziehungen

Grenzfall – In den Tiefen der Schuld
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Das plötzliche Verschwinden seiner Kollegin Roza Szabo beunruhigt Bernhard Krammer zutiefst. In aller Eile hat die Kommissarin Szabo das LKA in Insbruck verlassen, auch in ihrer Wohnung findet man sie ...

Das plötzliche Verschwinden seiner Kollegin Roza Szabo beunruhigt Bernhard Krammer zutiefst. In aller Eile hat die Kommissarin Szabo das LKA in Insbruck verlassen, auch in ihrer Wohnung findet man sie nicht. Dafür aber entdeckt man dort eine männliche Leiche mit einer Tauchermaske im Gesicht.
Krammer will Roza unbedingt finden, doch verunsichert über ihr zuletzt merkwürdiges Verhalten, glaubt er an ihre Unschuld nicht und ermittelt inoffiziell. Alexa Jahn, die In Krammers Schuld steht, bittet ihm sofort ihre Hilfe an. Auch ihr Kollege Kommissar Florian Huber von der Inspektion Weilheim ist dabei.
Die Ermittler beginnen mit der Suche an Walchensee, wo Roza auch vor kurzem gesehen wurde. Doch als eine erfahrene Polizistin weiß Szabo ihre Spuren zu verwischen; die Ermittlungen wurden immer komplizierter, brauchbare Beweise schwer auffindbar.

Krammer dagegen versucht Rozas Vergangenheit zu durchleuchten, dort brauchbare Hinweise zu finden, und auf diese Weise auf die Spuren von Roza zu gelangen. Bald sind sich die Ermittler sicher, dass Roza in höchster Lebensgefahr schwebt.

Als begeisterte Leserin der Grenzfall-Reihe konnte ich auf die Fortsetzung mit Alexa Jahn und Bernhard Krammer nicht verzichten. Den aktuellen Fall mit Rozas Verschwinden und der nicht identifizierbaren Leiche in ihrer Wohnung fand ich sehr spannend. Genauso spannend fand ich die Erzählung einer geheimnisvollen Frau, die über ihre verhängnisvolle Vergangenheit schonungslos berichtet. Und obwohl die Ermittlungen im Fall Roza schleppend vorangehen, bringt die „Beichte“ der Frau immer neue Lichtblicke in die Geschichte; einige Zusammenhänge mit dem aktuellen Fall wurden erkennbar.
Viel Platz im Roman finden die zahlreichen Anmerkungen über die konfliktreiche Beziehung zwischen Krammer und Alexa. Da ich alle Bücher der Reihe und somit die Vergangenheit der Protagonisten kenne, empfand ich sie manchmal als störend.

Dank der flüssigen, leicht zu lesenden Schreibweise der Autorin ist das Buch schnell zu Ende gelesen. Die kurzweilige Lektüre bietet gute Unterhaltung und die Leseprobe des nächsten Buches im Anhang weckt Neugier auf die Fortsetzung der Reihe.

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Veröffentlicht am 15.04.2024

Mysteriöse Botschaften – das zweite Buch mit Jan Nygård

Totenlichter
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Ein nächtlicher Einbrecher hinterlässt in der Wohnung von Anna Wasmuth einen Briefumschlag. Beunruhigt benachrichtigt sie Jan Nygard über den Vorfall. In dem Umschlag finden sie eine Todesanzeige aus einer ...

Ein nächtlicher Einbrecher hinterlässt in der Wohnung von Anna Wasmuth einen Briefumschlag. Beunruhigt benachrichtigt sie Jan Nygard über den Vorfall. In dem Umschlag finden sie eine Todesanzeige aus einer Tageszeitung. Es ist die Todesanzeige von Evelyn Meier, einer jungen Frau, die vor sieben Tagen sich das Leben nahm. Im Briefumschlag befindet sich außerdem ein Zettel mit einer mysteriösen Nachricht.
Bei der Obduktion der Leiche von Evelyn findet Rechtsmediziner Brandt eine Kapsel, in der ebenso ein Zettel mit einer geheimnisvollen Nachricht steckt.
Jan beginnt zu ermitteln und entdeckt eine ganze Reihe von Selbstmorden, deren Opfer vor kurzem einen schrecklichen Busunfall im Elbtunnel überlebt haben. Auch die mit Lammesblut geschriebenen Botschaften wurden bei den Opfern gefunden. Ist die Nachricht für Anna in dem Zusammenhang eine Warnung oder sogar eine Drohung? Die fieberhafte Suche nach dem Täter beginnt.

„Totenlichter“ ist ein zweites Buch mit dem Ermittlerduo Jan Nygård und Anna Wasmuth. Diesmal gerät auch Anna in eine lebensbedrohliche Lage. Lange bleibt es rätselhaft, wie das Ganze mit den untersuchten Fällen zusammenhängt. Ist ihr Verfolger auch der von der Polizei gesuchte Täter?
Diese Ungewissheit und das Gefühl der Bedrohung, mit dem Anna diesmal an den Ermittlungen teilnehmen muss, erhöhen die bereits am Anfang aufgebaute Spannung. Der Autor lässt auch die übrigen Protagonisten zu Wort kommen; in kurzen Kapiteln erzählen sie abwechselnd ihre Geschichten. Da es offensichtlich ist, dass einer von ihnen der Täter sein muss, bleibt es bis zum Schluss sehr spannend.

Jan Nygård, von den verheerenden Ereignissen in seiner Vergangenheit gezeichnet, versucht mit allen Mitteln für Annas Sicherheit zu sorgen. Auch bei den Ermittlungen setzt er sich immer durch, riskiert dabei oft sein Leben.

Das Rätsel um die mysteriösen Selbstmorde und die geheimnisvollen Botschaften, spannende Ermittlungen und die Geschichten mancher Überlebenden des Busunglücks – all das sorgt für die kontinuierliche Spannung. Die gekonnt ausgelegten falschen Fährten regen zum Miträtseln an, aber erst zum Schluss erfolgt eine spektakuläre Auflösung.
Der Thriller in einer flüssigen, bildhaften Sprache verfasst, lässt sich zügig lesen; das Buch ist ein wahrer Pageturner. Sehr zu empfehlen.

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