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Veröffentlicht am 11.07.2024

Wurde mir nochmal zu sehr dunkel

Auch am hellsten Tag
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Ali Kassemyar hat mich mit seinem Erstlingswerk, „Selbst in dunkelster Nacht“, gut unterhalten. Auch wenn er das Genre nicht neu erfunden hat, so hat er sehr echte Figuren geschaffen, auch bei den Nebenfiguren ...

Ali Kassemyar hat mich mit seinem Erstlingswerk, „Selbst in dunkelster Nacht“, gut unterhalten. Auch wenn er das Genre nicht neu erfunden hat, so hat er sehr echte Figuren geschaffen, auch bei den Nebenfiguren und er hat viele Emotionen mit leisen, sanften Tönen erzeugt. So überzeugend ich ihn als Erzähler also fand, so habe ich gleichzeitig schon am Ende gedacht, warum ein zweiter Band? Auch wenn es natürlich einen Cliffhanger nach Band 1 gab, so fühlte sich die Geschichte nicht unendlich weit vom Happy End entfernt. Wie ist nun also dieser zweite Band geworden, der sich nicht so anfühlte, als müsste es ihn geben?

Das Marketing von reverie hat es sehr geschickt gemacht, denn die Dilogie war auf jeden Fall alleine optisch mit der Idee der dunklen und hellen Seite hervorstechend. Die Idee ist natürlich auch passend, denn in Band 1 haben wir Liora und Kieran in all ihrem Leid kennengelernt und nun haben sie das Potenzial zur Genesung, so dass sie wieder das Licht im Leben sehen können. Dementsprechend bin ich schon mit gewissen Hoffnungsgefühlen in die Geschichte reingegangen, denn auch wenn ich Band 1 nicht schwermütig fand, aber ich fand es dennoch an der Zeit, da quasi den Frühjahrsputz zu machen, um die Figuren mit gutem Gewissen gehen lassen zu können. Dementsprechend erdrückend war dann aber der Einstieg in Band 1. Kierans ganze Art war diesmal wirklich extrem schwermütig und runterziehend. Aber auch in der Kleinstadt bei Liora liegt so viel Leid über dem Geschehen und dann noch Jos Schicksal… Es war wirklich sehr, sehr viel Dunkles zum Einstieg, durch das ich mich erstmal graben musste.

Letztlich hat mir hier das Zurückgreifen auch weiteres Leid auch gezeigt, dass dieser Band 2 nicht unbedingt die clevere Wahl war, denn der Inhalt alleine hat nur den Umfang eines runden Buches, zumindest in meinem Empfinden. Das wurde dann auch später deutlich, indem immer nochmal ein Schlenker dazu erfunden wurde, um die Geschichte auf eine typische Buchlänger zu bringen. Vielleicht hat sich das im Schreibprozess für Kassemyar so gar nicht angefühlt, aber ich fand es konstruiert. Auch wie Liora und Kieran sich dann näherkommen, nur damit er dann doch nochmal Abstand und Zeit braucht. Es ist aus wenig nochmal viel versucht worden zu machen, aber es ist einfach nur ein Versuch. Denn mir fiel auch auf, dass es fast nur noch Kierans Geschichte war. Auch wenn wir weiterhin beide Perspektiven haben, aber bei Liora ging es fast nur noch um Kieran. Jos Gesundheit war natürlich nochmal ein Punkt, der vor allem sie betraf und ihre Verlustängste, aber das war auch nur ein kleiner Teil. Ihre Familie spielte keine große Rolle mehr und auch sonst gab es für sie kein Material zum Wachsen mehr.

Kieran war dagegen die sehr dominante Figur und auch wenn ich finde, dass es gelungen ist, sein Gefühlschaos nachvollziehbar darzustellen, so sorgte die Einseitigkeit doch auch dafür, dass ich an manchen Stellen etwas genervt von ihm war. Das hat sich zum Glück immer schnell wieder aufgelöst, weil er eben mit Luke, aber dann auch später mit Chris wirklich emotional und nahbar umgeht. Da fällt es wirklich schwer, genervt zu sein. Deswegen denke ich auch wirklich, dass es einfach ein Nachteil infolge des einseitigen Schwerpunktes war. Denn so wirkte Kieran deutlich egoistischer, während Liora ihre Gefühle quasi geopfert hat und brav wartete. Aber die Geschichte wird tatsächlich noch hell und ich finde auch, dass am Ende alles wirklich schön und rund zusammenkommt. Aber das wäre auch am Ende von Band 1 schon drin gewesen.

Fazit: „Auch am hellsten Tag“ hat mich leider nicht so überzeugen können wie noch der erste Band von Ali Kassemyar. Ich hatte sowas schon befürchtet, weil sich die dargestellte Handlung für mich zu wenig für zwei Bände anfühlte. Das hat sich bestätigt und dazu fand ich auch, dass nochmal viel neues Leid drauf gepackt wurde und dann waren die Perspektiven bzw. die Herausforderungen für Kieran und Liora nicht gerecht verteilt. Es fühlte sich zu sehr nach Kierans Spielweise an. Aber das Ende war auf jeden Fall rund und sehr angemessen für alle.

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Veröffentlicht am 03.07.2024

Leider zu wenig Inhalt, da zu viel Spice

Rule of the Aurora King
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Den ersten Band der Reihe „Die Artefakte von Ouranos“ habe ich als Hörbuch gehabt und ich wurde gut unterhalten. Den zweiten Band, „Rule of the Aurora King“ habe ich jetzt normal gelesen und dadurch wurde ...

Den ersten Band der Reihe „Die Artefakte von Ouranos“ habe ich als Hörbuch gehabt und ich wurde gut unterhalten. Den zweiten Band, „Rule of the Aurora King“ habe ich jetzt normal gelesen und dadurch wurde mir nochmal sehr bewusst, wie unterschiedlich es doch ist, da ich mir zu den nicht ganz gewöhnlichen Namen immer mehr ein Lautbild gemacht habe, als wirklich eine Vorstellung von der Schreibweise zu haben. Dazu natürlich auch die Stimmen von Lor und Nadir, die unweigerlich Persönlichkeit mitgeben und so war ich jetzt wieder mehr auf mich gestellt, aber ich denke, ich hätte dennoch die gleichen Kritikpunkte gefunden.

Denn der zweite Band plätscherte für mich inhaltlich viel zu sehr vor sich hin. Wenn ich nochmal Revue passieren lasse, was auf den ganzen Seiten passiert ist, dann ist das nicht viel. Gefangenschaft in dem geheimen Haus, Rückkehr in den Palast zu einer mehrtägigen Festivität, Ausflug in Lors Heimat und wieder zurück, dazu die Rückblenden und fertig wären wir. Dennoch fühlt sich die Geschichte nicht so schmal an, wie sie sich letztlich bei mir gesetzt hat, denn gerade im Palast ist das Buch angereichert von jede Menge erotischer Szenen. Auch wenn im ersten Teil, als Lor mit Atlas agiert, diese Erzählweise, dass Nisha J. Tuli gerne mit solchen Szenen arbeitet, deutlich wurde, so war sie da dort ein kleiner Teil von vielen. Dieses Urteil kann ich für den zweiten Band so nicht mehr fällen, denn es ist kein Teil mehr von vielen, es ist DER Teil. Etwas gehässig könnte ich sagen, wenn man vier Bände verkaufen will, dann muss man irgendwo auch Inhalt hernehmen, aber ich denke nicht, dass Tuli so denkt. Es ist einfach ihr Stil und ich finde es auch vollkommen okay, Fantasy sexy zu machen, aber eben nicht drauf aufhören und dafür in dem sonstigen Mysterium zu wenig anbieten.

Dann fiel mir auch auf, dass einige Enthüllungen, die wir in Band 2 nun angeboten bekommen haben, nicht so recht passend zu Band 1 erschienen. Wenn man bedenkt, wie viele Geheimnisse Lor hatte, weil sie diese nicht mehr ergründen musste, sondern aktiv mit Tristan und Willow geteilt hat, dann ist es schon verwunderlich, wie wenig davon in Band 1 durchgeschienen ist. Mir ist bewusst, dass es immer ein schmaler Grat zwischen Vorhersehbarkeit und Spannung durch Überraschung ist, aber es ist auch nicht geschickt, wenn es so wirkt, als wäre der Autorin in Band 2 aufgefallen, dass sie doch noch ein paar Geheimnisse einstreuen könnte, an die sie in Band 1 so selbst gar nicht gedacht hat. Wenn ich diese beiden großen Kritikpunkte aber mal wegpacke, dann habe ich dennoch ein unterhaltsames Buch bekommen, das sich schnell weglesen ließ.

Da Lor und Nadir in Band 1 nur ganz wenige gemeinsame Szenen miteinander hatten, ging ihre gemeinsame Geschichte nun erst so wirklich los und in meiner Einschätzung ist eine wirklich gute Chemie entstanden. Gerade wenn man bedenkt, dass wir in Band 1 noch so offensiv Lor und Atlas hatten und das kann man so natürlich nun ideal vergleichen. Generell sind die meisten Figuren in der Reihe ja auch sehr ambivalent, was ich auch positiv finde, aber so fällt natürlich auf, dass weder Nadir noch Atlas klassische Helden sind. Während Atlas natürlich ohnehin schon enttarnt wurde, aber so fand ich es auch wichtig, dass diese dunkel-gefährliche Aura, die Nadir für mich in Band 1 hat, nicht verloren gegangen ist. Er ist auch weiterhin auf eine Art düster, aber es wurde gut ergründet, welche respektablen Züge er hat und was ihn individuell auszeichnet. Aber hat auch Schwächen, die Lor auch mehrfach kritisch anspricht und das finde ich positiv. Territoriales Besitzdenken ist wirklich ekelhaft und es ist gut, dass das Buch es offensiv anspricht.

Bei der Ambivalenz haben wir natürlich auch die Rückblenden, mit denen wir Serce und Wolf, die Großeltern von Lor, näher kennenlernen. Anfangs dachte ich noch, ui, auch so eine mit allen Wassern gewaschene Lady, die für sich einsteht, aber es war doch auch ein rücksichtloses Machtstreben zu bemerken, dass mich etwas geschockt hat, aber letztlich doch auch begeistert. Serce ist nicht unsere Heldin. Wir sehen dennoch viel von ihr in Lor und es ist auch ein interessantes Spannungsfeld, dass sie vielleicht mit ihrer Macht auch irgendwann vor ähnlichen Entscheidungen steht. Aber wir sehen bei Lor auch schon ganz andere Züge, die wieder sehr gut mit Tristan und Willow unterstrichen wurden, aber auch mit ihrem Mitgefühl für Low Fae und natürlich weiterhin Nostraza. Sie hat da ganz andere Seiten in sich und wäre es nicht oft so spicy, dann hätte Lor noch viel mehr Erzählraum. Deswegen bin ich auch trotz meiner Kritikpunkte weiterhin interessiert an der Reihe. Die spicy Szenen werden nicht verschwinden, das ist mir klar, aber ich hoffe doch, dass ich am Ende eine runde Geschichte habe.

Fazit: „Rule of the Aurora King“ ist für mich nach dem guten Einstieg in die Reihe von Nisha J. Tuli schwächer einzustufen, weil inhaltlich deutlich weniger passiert ist und auch etwas zusammengebastelt wirkte. Dafür gab es Spice ohne Ende, der mich nicht völlig gestört hat, aber es fehlte die ideale Balance. Aber die Reihe bleibt interessant und sie wird sich auch noch retten können.

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Veröffentlicht am 31.05.2024

Leider zwiegespalten

Flat-Out Love
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„Flat-Out Love“ von Jessica Park ist schon einige Jährchen alt, tatsächlich hat die Geschichte die zehn Jahre schon überschritten, da ist es durchaus verwunderlich, dass sie es jetzt noch auf den Buchmarkt ...

„Flat-Out Love“ von Jessica Park ist schon einige Jährchen alt, tatsächlich hat die Geschichte die zehn Jahre schon überschritten, da ist es durchaus verwunderlich, dass sie es jetzt noch auf den Buchmarkt geschafft hat. Denn „180 Seconds“ von der Autorin ist auch nicht total frisch, so dass man sich erklären könnte, als Werke nun zu übersetzen. Aber möglicherweise ist das Buch bei TikTok etc. viral gegangen und da ich in dieser Welt nicht so zuhause bin, geht sowas einfach an mir vorbei. Ich fand auf jeden Fall den Titel schon interessant und wollte deswegen einfach mal reinlesen.

„180 Seconds“ habe ich tatsächlich nicht gelesen, weswegen der Stil der Autorin für mich völlig neu ist. Ich fand auf jeden Fall, dass sie gut schreibt, aber dennoch war schnell einiges auffällig. Das eine ist, dass sie sehr ausführlich ist. Ich habe gerade bei New Adult oft das Gefühl, dass sich die Lager da sehr spalten, wer mag es kurz und knackig und wer mag es lieber mehr ausgeführt. Park auf jeden Fall hat etwas zu sagen und ist da nicht mit wenigen Worten durch. Ich bin eigentlich mehr ein Fan davon, weil es Oberflächlichkeiten vorbeugt. Warum es mir doch auch hier manchmal etwas zu viel wurde, führe ich gleich nochmal aus. Bleiben wir aber nochmal beim Stil und da finde ich, dass die ganze Geschichte schon sehr außergewöhnlich ist. Park hat es dich also eindeutig nicht einfach gemacht und einfach einen aktuellen Trope-Trend bedient, stattdessen hat sie eine sehr individuelle Geschichte geschrieben, die ich so in der Art noch nicht gelesen habe. Durch Matt und Celestes Familie war es nicht nur auf eine Liebesgeschichte ausgelegt, sondern auch auf etwas eben sehr Familiäres und Tiefgründiges. Bezeichnend war ein Gespräch von Julie mit einem Psychologie-Dozenten, bei dem deutlich wurde, dass dieses Buch die Figuren doch sehr intensiv ausgearbeitet hat. Also rein stilistisch kann ich gut erahnen, dass mir Park grundsätzlich gut liegt.

Dennoch bin ich nicht der allergrößte Fan von „Flat-Out Love“ geworden. Ein großer Knackpunkt war für mich die Darstellung von Julie. Ich fand sie am Anfang furchtbar übergriffig, wertend und dadurch unsympathisch. Sie ist auf ein falsches Wohnangebot reingefallen, war also die Deppin der Nation, aber kaum ist sie in der neuen Familie, urteilt sie über alles ständig und überall. Das fand ich sehr deplatziert, denn nichts konnte ihr eigentlich etwas recht machen. Diesen sehr vorverurteilenden Eindruck hat Julie irgendwann zum Glück etwas abgebaut, dennoch ist sie eindeutig das Lowlight des Buchs. Da sie selbst familiär Baustellen hat, ist auch aufgefallen, dass diese nicht so intensiv angegangen wurden und auch am Ende fand ich Julie noch einmal sehr strikt-wertend, was völlig übertrieben war. Durch ihre Art war mir das Beschreibende deswegen stellenweise zu viel, weil wenn man es durch die Augen einer Person hat, die einen aufregt, ja, dann kann man sich den Rest denken. Die anderen Figuren um sie herum waren nicht so, sondern sie waren auf eine besondere Art und Weise ausgearbeitet. Lassen wir den Vater nochmal außen vor, aber Erin, Celeste und Matt (sowie Finn) sind gut präsentiert worden. Sie waren alle für sich sehr ikonisch, sie sind keine Charaktere von der Stange gewesen, sondern echt Figuren, die mir aus unterschiedlichen Gründen gefallen haben.

Die Geschichte ist auf eine Art vorhersehbar. Ich habe mir schnell gedacht, was eigentlich vorliegt, aber ich denke auch nicht, dass Park daraus ein riesiges Geheimnis machen wollte. Alleine schon, dass es nur Julies Perspektive gibt, ist eigentlich schon Hinweis genug. Aber ich fand es nicht schlimm, mir diesen Teil denken zu können, auch weil es mir früh viel zu Matt erklärt hat, der in sich wirklich ein toll nachvollziehbarer Charakter wurde. Auch wenn ich mit Julie so meine Probleme hatte, aber die Liebesgeschichte hat mir doch ganz gut gefallen. Sie hat ihre Schwächen, das ist letztlich auch nochmal das sehr abrupte Happy End, aber sie ist auch sehr süß und trotz allem innig. Aber es ist eben nicht nur die Liebesgeschichte alleine, sondern auch eine Geschichte über Trauer, Verlust, Zurückweisung, Schuldgefühle und so vieles mehr.

Dazu wurde zur eigentlichen Geschichte auch noch gleich eine Novella veröffentlicht. Da das von Park wie gesagt schon älter war, hatte der Verlag hier die Möglichkeit, die ganzen Bonuskapitel aus Matts Sicht gleich mit zu veröffentlichen. Ich finde es in jedem Fall eine wertvolle Ergänzung, zumal die Kapitel auch Mehrwert darstellen. Nicht nur, dass sie mit Matt aus der Sicht der mir lieberen Figur sind, nein, sie verraten inhaltlich nochmal Neues. Das hat sich also gelohnt.

Fazit: „Flat-Out Love“ hat mir von der Grundidee her sehr gut gefallen. Es ist – wenn auch eine ältere Geschichte schon – frisch und neu gewesen. Doch Julie war als Figur eine große Herausforderung, die mich in ihrer Art gerade im ersten Drittel oftmals genervt hat. Dadurch wurde auch der ausführlichere Schreibstil behäbiger. Aber Park kann gut schreiben und rettet über die Baustellen immer wieder hinweg. Insgesamt gut zum Weglesen, aber mit Schwächen.

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Veröffentlicht am 16.04.2024

Unerwartete Irritation

Wenn der Frost dein Herz berührt
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Bei Brittainy C. Cherry bin ich es langsam gewöhnt, dass ihre Reihen manches Mal leicht zusammenhängend sind, aber manchmal auch so gar nicht und das ist auch völlig okay, wenn ich es ehrlicherweise aber ...

Bei Brittainy C. Cherry bin ich es langsam gewöhnt, dass ihre Reihen manches Mal leicht zusammenhängend sind, aber manchmal auch so gar nicht und das ist auch völlig okay, wenn ich es ehrlicherweise aber schon zu schätzen weiß, wenn sich bei Reihen schöne Verbindungen ergeben. Manches Mal tue ich mich sogar schwer, bei Cherry zu erkennen, warum diese Geschichte von ihr eine Reihe bilden sollen. Das ist bei „Wenn der Frost dein Herz berührt“ nun auch der Fall. Es ist der zweite und auch schon wieder letzte Band der „Coldest Winter“-Reihe und hat mit dem ersten Band keine deutlich sichtbaren Verbindungen, außer vielleicht dass beide Frauen betrogen wurden und davon aus eine neue Liebesgeschichte ausgeht. Aber letztlich ist die Verbindung auch egal, denn ich will ohnehin jedes Buch für sich bewerten.

Da fängt „Wenn der Frost dein Herz berührt“ tatsächlich mit einem Ausrufezeichen an, denn gleich am Anfang ist eine sehr explizite Szene gesetzt, die auch ganz schön lange andauert. Im Grunde fand ich die Szene auch ganz charmant, aber sie gehört zu dem nachfolgenden Inhalt dazu und wenn ich diese beiden Aspekte in einen Zusammenhang bringen möchte, dann wird es schon schwierig. Ich hatte stellenweise tatsächlich das Gefühl, dass ich zwei verschiedene Bücher lese. Der anfangs unbekannte Mann wird uns als echter ‚Mann‘ vorgestellt, ein echter Hengst, wenn man so will. Und dann stellt die nächste Begegnung alles auf den Kopf und wir erfahren, dass der Hengst heißt Milo und ist noch Schüler, wenn auch immerhin volljährig. Ich war dennoch etwas entsetzt, denn auch wenn es ohne Frage auch 19-Jährige gibt, die schon sehr reif aussehen und auch agieren, so gibt es dennoch eigentlich ein Gespür dafür und da habe ich die Beschreibung aus der Nacht nicht nachvollziehen kann. Es war wirklich lange irritierend, zumal ich in Milo dann auch überhaupt nicht mehr den Mann aus der Szene wiedererkennen konnte.

Mir hat die Wandlung von Milo eigentlich gefallen, weil er trauernd, durchaus sehr sensibel und respektvoll gut bei mir ankam. Aber in der Gesamtsicht, wie er am Anfang rüberkam und dann auf einmal, ich habe das nicht überein bekommen. Cherry hätte sich da wirklich viel erspart, wenn sie diese Anfangsszene etwas angepasst hätte. Zumal man auch nicht argumentieren kann, dass Milo sich von Szene 1 zu Szene 2 so schnell wandeln kann, denn auch bei seinem zweiten Auftritt ist er noch grob, aber man merkt dennoch einen jungen, verletzlichen Mann, der seine Mutter zu früh verloren hat. Normalerweise haben Cherrys Bücher vorab auch nicht so ausführliche Klappentexte, weswegen ich sie schon gar nicht mehr lese. Hier hätte ich es tun können, denn es wird ‚vorgewarnt‘ und vielleicht hätte ich die erste Szene dann gleich anders eingeordnet.

Aber wenn ich diesen Widerspruch weitestgehend ausblende, dann ist es ein sehr typischer Roman für Cherry. Das Alter ist eher ungewöhnlich, weil sie sich sonst reifere Figuren vornimmt, aber dann wäre die ganze Geschichte nicht aufgegangen. Dennoch ist im Kern diese Tiefsinnigkeit, das Spiel mit Sprache wieder gut rübergekommen. Starlet ist auch eine sympathische Figur, der ich nicht wirklich vorwerfen kann, sich als 21-jährige Studentin in einen Schüler im letzten Jahr verliebt, das habe ich in der Schule selbst bei anderen erlebt. Dennoch würde ich insgesamt sagen, dass es neben dem Anfang und der ganzen Charakterisierung von Milo auch nicht das beste Werk war. Seine Erkrankung war sicherlich auch ein positiver Aspekt, weil ich das Thema so auch noch nirgendwo hatte und dennoch ist es keine Geschichte, die tiefen Eindruck bei mir hinterlassen hat. Cherry muss inzwischen wirklich härter bei mir für den Wow-Faktor arbeiten, das merke ich immer wieder.

Fazit: „Wenn der Frost dein Herz berührt“ lässt sich als Cherry-Fan natürlich gut wie immer weglesen, aber dennoch habe ich kein Highlight dargeboten bekommen. Den Milo aus der Anfangsszene mit dem späteren zusammenbringen, hat mich ehrlich gesagt die gesamte Lesezeit beschäftigt. Neben dieser Irritation kam dann leider auch nichts rüber, was mich nachhaltig bewegt hat. Gute Lektüre, aber für diese spezielle Autorin nicht der große Wurf.

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Veröffentlicht am 03.04.2024

Konnte Rollenbilder nicht wegdrücken

An Optimist's Guide to Heartbreak
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Das Cover von „An Optimist's Guide to Heartbreak” konnte einem schon wegen des Covers nicht entgegen. Starke und auffallende Farben, aber auch die Zusammenführung der beiden Titel dieser Dilogie haben ...

Das Cover von „An Optimist's Guide to Heartbreak” konnte einem schon wegen des Covers nicht entgegen. Starke und auffallende Farben, aber auch die Zusammenführung der beiden Titel dieser Dilogie haben mich sofort angesprochen, weil ich da an den klassischen Widerspruch denken musste, dass Gegensätze sich anziehen, aber gleich und gleich sich auch gerne zueinander gesellt. Daher wollte ich unbedingt mal reinlesen, um zu sehen, was die für mich unbekannte Jennifer Hartmann zu bieten hat.

Ich musste tatsächlich bei „An Optimist's Guide to Heartbreak” eher an die früheren Romane denken, die ich im New Adult-Genre gelesen habe. Ob das nun ein Kompliment oder doch eher Kritikpunkt ist, da bin ich sehr unschlüssig, denn das Buch hat mich an die guten und schlechten Seiten von damals erinnert. Das Schlechte sind wohl die Geschlechterrollen. Zwar spricht es Cal über sich an einer Stelle selbst kritisch an, aber dennoch war er einfach so eine Figur, die ich stellenweise als sehr unangenehm empfand. Seine Übergriffigkeit, seine Eifersucht, die gepaart auch Lucy oft in peinliche Bedrängung gebracht hat, und dazu seine Launenhaftigkeit, grr, es war stellenweise echt schwierig. Und das hat mich insofern auch gestört, weil die Andeutungen zu Cal aus der Kindheit ein anderes Bild zeichnen. Da mag er zwar noch nicht der hormongesteuerte Jugendliche und darüber hinaus gewesen sein, aber er wirkte da sehr offen, sehr verständig und angemessen beschützend. Auch in der Gegenwart hat er seine Momente, aber es ging oft so hin und her mit den Launen, dass die schönen und niedlichen Erlebnisse gleich wieder niedergemäht wurden.

Aber auch Lucy kann ich nicht ganz ohne Kritik lassen. Sie hat mir eindeutig besser gefallen, auch wenn ich keine Optimistin bin, aber da lässt man sich doch gerne mitreißen. Dementsprechend fad ich es schade, dass Lucy oft einfach Worte in den Mund gelegt wurden, um sie in peinliche Situationen zu bringen. Ich kenne auch genug Menschen, die erst reden und dann denken, das ist alles in Ordnung, aber es war gefühlt ständig, dass sie schlüpfrige Dinge sagte. Natürlich braucht es auch immer jemanden, der die Doppeldeutigkeit auch wahrnimmt, aber Lucys Sätze haben oft auch gar keinen Interpretationsspielraum gelassen. Ich fand sie auch in einigen Aspekten nicht konsequent gestaltet. Vieles kann ich aus ihrer Lebensgeschichte heraus verstehen, aber anderes hat dazu auch überhaupt nicht gepasst. Sinnbildlich können immer zwei Herzen in einer Brust schlagen, aber spätestens wenn sie sich dann versucht hat herauszureden, da war es mit dem Verständnis dann wieder schwierig. Dennoch muss man auch sagen, dass so Geschichten, schon im Kindesalter verknallt und als Erwachsene wieder zusammenkommend immer irgendwie funktionieren. Also auch wenn ich mich über genug Aspekte geärgert habe, so stimmte die Chemie zwischen den Figuren.

Ob nun unbedingt eine Dilogie nötig gewesen wäre, abgesehen von dem tollen Wortspiel der Titel? Wohl eher nicht. Dieser erste Band ist schon recht knapp, wenn man andere Bücher aus dem Genre liest. Dazu hätte man den Inhalt etwas stucken können und sich vor allem Cals Launen etwas reduzierter geben können, dann hätten Band 1 und 2 sicherlich gut zwischen einen Buchdeckel gepasst. Ich weiß natürlich noch nicht, wie es ausgehen wird, aber es ist bereits jetzt klar zu erahnen. Diese Geschichten kommen anderen Zielgruppen besser entgegen, die auch gerne mehrere Achterbahnrunden mitleiden, aber für mich ist das einfach etwas zu viel. Ich brauche mehr tiefgründigeres Drama, um das wirklich alles mit durchzustehen.

Fazit: „An Optimist's Guide to Heartbreak” ist keine schlechte Lektüre, keinesfalls, aber sie hat eindeutig auch genug Stellen, die für mich bedenklich sind und das liegt vor allem an der männlichen Rolle Cal. Früher habe ich solche Bücher mit solchen Figuren kritikloser gelesen. Aber ich wusste vorher nicht, was ich bekommen werde. Dementsprechend gut und schnell wegzulesen, aber es ist eindeutig ein Buch, wo jeder ganz individuell entscheiden muss, wie die Darstellung von Liebesgeschichten gewünscht ist und welches Rollenbild sich dahinter verbergen muss. Für mich war es nicht ideal.

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