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Veröffentlicht am 18.08.2024

Die Tradition falscher Entscheidungen

Der Papierpalast
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Die Handlung konzentriert sich auf einen Tag, den 01. August. Das Jahr kennen wir nicht. Elle Bishop verbringt mit ihrer Familie die Sommerferien im Sommerhaus der Familie, dem sogenannten Papierpalast. ...

Die Handlung konzentriert sich auf einen Tag, den 01. August. Das Jahr kennen wir nicht. Elle Bishop verbringt mit ihrer Familie die Sommerferien im Sommerhaus der Familie, dem sogenannten Papierpalast. Eigentlich ist sie glücklich mit Peter, einem Engländer, verheiratet und Mutter dreier heranwachsender Kinder. Trotzdem hat sie in der vergangenen Nacht ihren Mann mit ihrem Jugendfreund betrogen. Das Nutzen etwas vulgären Vokabulars fand ich in diesem Zusammenhang unpassend. In zahlreichen Rückblenden lernen wir die Familie kennen und gehen bis zu zwei Generationen zurück. Es geht um drei Generationen Frauen, Nanette, Wallace und Eleanor (Elle). Es ist eine von Frauen bestimmte Familie, allerdings verliefen die Beziehungen meistens nicht sehr harmonisch und die Ehen wurden geschieden. Die Kinder blieben bei ihren Müttern, die Väter waren eher schwach und spielten nur noch eine Nebenrolle. Interessant ist dabei aber, dass die Großeltern für jede Generation wichtig und ein Dreh- und Angelpunkt waren. Beim zweiten Nachlesen einzelner Passagen wurde mir auch klar, warum. Die Großeltern nahmen sich Zeit für die Kinder, sie spielten mit ihnen, sie kochten ihnen, was sie gerne aßen, sie förderten sie. Bei den Eltern kam immer ein neues Projekt, die Arbeit oder ihr eigenes Privatleben in Person eines/r neuen Partners/in dazwischen.

Es dauert ein wenig, bevor man sich in der Handlung zurechtfindet. Immer wieder springt die Autorin von der Gegenwart in die Vergangenheit und dann innerhalb eines Kapitels auch wieder zurück.

Jonas ist Elles Jugendfreund. Die beiden sind schon als Kinder unzertrennlich, Elle hätte sich mit 11 Jahren nie vorstellen können, dass der damals noch neunjährige Jonas einmal eine Rolle in ihrem Leben spielen wird. Ganz im Gegenteil, sie fühlte sich für ihn verantwortlich, aber sie fühlte sich auch wohl mit ihm und diese Vertrautheit und Freundschaft können die beiden über die Jahre eigentlich ins Erwachsensein hinüberretten, wäre da nur nicht ein schlimmes Ereignis, das irgendwie immer zwischen ihnen steht.

Und so trennen sich die Wege von Jonas und Elle für viele Jahre. Elle lernt in London Peter kennen und lieben, zwischen ihr und Jonas gibt es nur noch zufällige Treffen.

Erst als die Familien doch wieder die Sommer auf Cape Cod verbringen, nähern sie sich wieder einander an.

Es scheint in der Familie Tradition zu sein, dass die Frauen Entscheidungen treffen, von denen sie nicht sicher sind, dass es die richtigen waren. Bei Elle beginnt das schon, als sie eigentlich noch eine Heranwachsende war. War es richtig, die Familie zu schützen und Dinge über sich ergehen zu lassen, die sie als total abstoßend empfand? Hätte ihr Leben ganz anders verlaufen können, wenn sie damals geredet hätte? Hätte auch das Leben anderer Familienmitglieder anders verlaufen können?

Nach dem Sex mit Jonas empfindet sie ihr Leben als eine Folge von falschen Entscheidungen, „jeder einzelnen schlechten Entscheidung, wann immer sich der Weg gabelte“. Dabei war nicht Peter die falsche Entscheidung, sondern die Tatsache, dass sie ihn nie an ihren schlimmsten Erinnerungen hatte teilhaben lassen. Sie hatte die Beziehung von vornherein mit einer Lüge begonnen.

Nun steht sie wieder am Scheideweg und ich hatte das Gefühl, dass sie selbst bis zum Schluss nicht wusste, wie ihre Entscheidung aussehen würde.

Ganz anders als bei manchen Kritiken schien bei mir nicht am Anfang schon durch, wie Elle sich am Ende entscheiden wird und schon wieder bin ich mir auch nicht sicher, ob es dieses Mal die richtige Entscheidung ist. Egal wie die Entscheidung ausfällt, sie wird positive und negative Folgen haben.

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Veröffentlicht am 01.08.2024

Happy End nach zehn langen Jahren

One last shot - Macht es am Ende doch noch Klick?
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Betty Cayouette schreibt, macht Filme und kreiert Content. Ihr 2021 gegründeter TikTok und Instagram-Kanal unter dem Namen @bettysbooklist gehört inzwischen zu den beliebtesten Buchempfehlungs-Accounts ...

Betty Cayouette schreibt, macht Filme und kreiert Content. Ihr 2021 gegründeter TikTok und Instagram-Kanal unter dem Namen @bettysbooklist gehört inzwischen zu den beliebtesten Buchempfehlungs-Accounts der Welt. Mit „One last Shot“ hat sie ihren ersten Roman geschrieben. Dort bringt sie ihre Erfahrungen als Videografin mit bekannten Mode und Lifestyle-Marken ein.

Emerson ist hochbezahltes Model und hat es ganz nach oben geschafft. Ihr Beruf ist ihr Leben – gezwungenermaßen. Eigentlich sehnt sie sich nämlich nach der wahren Liebe und die ist ihr trotz zahlreicher oberflächlicher Affairen bisher noch nicht über den Weg gelaufen. Alle ihre Partner vergleicht sie mit Theo, ihrem Jugendfreund, den sie mit 18 verließ und von dem sie seitdem nie wieder gehört hat. Wäre da nicht dieser Pakt, den die beiden vor 10 Jahren schlossen: nämlich einander zu heiraten, wenn sie mit 28 immer noch ledig und frei wären. Diese Nachricht ploppt eines Tages auf Emersons Handy auf. Und Emerson beschließt zu handeln.

Theo ist insgesamt zufrieden mit seinem Leben und seinem sicheren Job als Fotograf für kommerzielle Modemarken. Seine jugendlichen Träume von eigenen kunstvollen Fotoausstellungen in Galerien und Museen hat er längst hinter sich gelassen, doch einen Traum kann er nicht vergessen: seine Jugendliebe Emerson.

Eigentlich müsste es bei dieser klaren Gefühlslage doch ganz easy sein. Sie treffen sich wieder und alles wird gut! Aber so einfach ist es nicht! Das Happy End braucht mehr als 450 Seiten, viele Verwicklungen, Intrigen, Missverständnisse, Rückblenden und bringt beide an ihre gefühlsmäßigen Grenzen.

Die Handlung spielt in großen Teilen vor dem Hintergrund der Cinque Terre, einer wunderschönen Region in Ligurien an der italienischen Küste.

Emerson hat sich für eine Kampagne buchen lassen, die eigentlich unter ihrem Niveau liegt und entsprechend verärgert reagiert ihr Umfeld. Ihr Agent Matt legt ihr Steine in den Weg, wo immer er kann. Aber Theo ist der Fotograf dieser Kampagne und ihn will Emerson ja unbedingt wiedersehen. Anfangs reagiert er eher zurückhaltend auf ihr plötzliches Auftauchen. Es scheint ihm gar nicht zu gefallen. Doch mit jedem Tag kommen die beiden sich näher und die alte Vertrautheit kommt zurück. Mit den beiden fährt man durch schmale Straßen, deren bunte Häuser die hügelige Landschaft zieren. Von den Klippen kann man das türkisfarbene Meer sehen, man hat einen atemberaubenden Ausblick auf zahlreiche Hügel, pinkfarbene Häuser an Steilhängen und breite, wunderschöne Strände. Kein Wunder, dass es vor dieser schönen Kulisse mit Emerson und Theo doch noch Klick machen muss.

Das Buch liest sich trotz seiner Länge gut und auch mit den zahlreichen Rückblenden und den Schilderungen aus beider, Emersons und Theos Sicht kommt man gut klar. Die Triggerwarnung am Anfang wäre für mich verzichtbar gewesen, denn das, was nun wirklich in der Jugend zur Trennung der beiden führte, wird nur einmal am Rand mit wenigen Worten gestreift.

Dafür lernen wir die manchmal etwas komplizierten Gedankengänge der beiden umso besser kennen, verlieren uns schon mal in Bedenken und Rücksichten und dabei hätten die beiden alle diese Umwege doch gar nicht gebraucht. Allen Kollegen, Freunden und Verwandten war von vornherein klar, dass es vernehmlich zwischen den beiden knisterte und dass in diesem Fall die Chemie wirklich stimmte.

Es handelt sich hier nicht um anspruchsvolle Literatur, aber das will das Buch sicher auch nicht sein. Es ist eine entspannende Urlaubslektüre, Sommerlektüre mit Happy End oder wie man heute sagt: Friends to Lovers und Second Chance Trope vor wunderschöner Kulisse.

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Veröffentlicht am 03.07.2024

Wer ist Freund, wer ist Feind?

Was der See birgt
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Ich hatte bereits mehrere Südtirol-Krimis von Lenz Koppelstätter gelesen und war daher direkt davon angetan, auch einmal einen Krimi vom Gardasee in die Hand zu nehmen. Und tatsächlich grüßt uns Riva vom ...

Ich hatte bereits mehrere Südtirol-Krimis von Lenz Koppelstätter gelesen und war daher direkt davon angetan, auch einmal einen Krimi vom Gardasee in die Hand zu nehmen. Und tatsächlich grüßt uns Riva vom Cover entgegen.

Im Jachthafen von Riva wird ein Toter gefunden. Gianna Pitti, Polizeireporterin der Lokalzeitung ist immer zur Stelle, wenn am See etwas passiert. Mit Entsetzen stellt sie fest, dass sie das Opfer kannte. Mehr noch: Sie war eine der Letzten, die den jungen Mann lebend gesehen hat. Während die Polizei im Dunkeln tappt, beginnt die Journalistin zu recherchieren. Unterstützung bekommt sie von ihrem Onkel Francesco und der Chefredakteurin Elvira.

Das Buch ist jeweils aus der Sicht eines der Hauptprotagonisten geschrieben. So lernt man Gianna, ihren Onkel Marchese Francesco Pitti-Sanbaldi und die Chefredakteurin des Messaggero di Riva Elvira Sondrini kennen. Von der Staatsanwaltschaft ist außerdem Staatsanwalt Foscolo mit von der Partie.

Häppchenweise erfährt der Leser mehr über die Hauptpersonen und den Hintergrund des Falles. Der Mord scheint außerdem etwas mit dem mysteriösen Verschwinden von Giannas Vater und Francescos Bruder Arnaldo, einem bekannten und engagierten Journalisten zu tun zu haben und macht somit die Ereignisse für Gianna und Francesco zu Ereignissen, die sie auch persönlich betreffen.

Zunächst aber ist Gianna hauptsächlich an Filippos Schicksal interessiert. Wer war er? In welcher Sache recherchierte er? In Sisyphusarbeit verfolgt sie seine letzten Schritte und die Tage vor ihrem Treffen. Ihr Weg führt sie nach Saló, nach Lazise und Sirmione und vor allem zum Vittoriale degli Italiani, wo alles zusammenläuft.

Der Leser lernt eine Geschichte Italiens kennen, von der man glaubte, dass sie der Vergangenheit angehört. Tatsächlich habe ich während des Lesens kurz zu Logen und Freimaurern in Italien recherchiert und fand vieles bestätigt. Da gibt es einen Staat im Staate und man weiß nie, wer zu welcher Gruppe gehört und wen unterstützt. Das muss auch Gianna erfahren, die sich von ihrem engeren Umfeld verraten sieht.

Von den Protagonisten gefiel mir der Marchese am besten. Er ist ein authentischer Charakter, ist sich seiner Schwächen bewusst und lebt damit und steht für seine Überzeugungen ein. Gianna war mir noch zu sehr Heißsporn, aber ihre Aktionen erhöhen natürlich die Spannung. Toll fand ich, mit wieviel Chuzpe sie sich in polizeiliche Ermittlungen einschaltet und hier Hürden überwindet.

Das Buch endete mit einem Cliffhanger. Und so werde ich wahrscheinlich auch Band 2 der Reihe um Gianna Pitti lesen, denn das Schicksal Arnaldos bleibt ja ungeklärt und bedarf noch einer Auflösung.

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Veröffentlicht am 18.06.2024

Gratwanderung zwischen Tradition und Moderne

Nora Webster
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Der Autor ist einer der wichtigsten irischen Autoren der Gegenwart und sein literarisches Werk wurde vielfach ausgezeichnet. Sein Roman „Brooklyn“ wurde auch verfilmt.

Das Buch erschien 2014, die Handlung ...

Der Autor ist einer der wichtigsten irischen Autoren der Gegenwart und sein literarisches Werk wurde vielfach ausgezeichnet. Sein Roman „Brooklyn“ wurde auch verfilmt.

Das Buch erschien 2014, die Handlung allerdings spielt in den 60er Jahren in Irland.

Nora Webster hat gerade ihren Mann verloren, er war die Liebe ihres Lebens und starb viel zu früh. Nora Webster kann mit der Situation nur sehr schwer umgehen. Da kommt so viel auf sie zu, worauf sie gerne verzichtet hätte. Täglich kommen Bekannte, die kondolieren wollen. Und immer wird neben einer Tasse Tee auch etwas Essbares erwartet und die Besucher nehmen sich stundenlang Zeit über Maurice zu reden und dann natürlich über sich selbst. Nora hätte gerne einfach mehr Zeit für sich selbst und für ihre Familie. Wir begleiten sie und ihre Familie in den ersten drei Jahren nach Maurices Tod.

Ihre Familie, das sind 2 Töchter, die bereits aus dem Haus und in der Ausbildung sind und zwei jüngere Söhne, Donal und Connor. Donal ist ca. 12 Jahre alt, als sein Vater stirbt, Connor zwei oder drei Jahre jünger, aber auf jeden Fall auch bereits in der Schule.

Interessant bei der sehr gemächlich fortschreitenden Handlung ist, dass Nora oft ganz anders entschieden hätte, als ihr Mann. Sie trifft klare Entscheidungen, oft auch von der Angst geleitet, nicht genug Geld für die Familie zu haben. Das Ferienhaus am Meer wird schnell verkauft, auch wenn es den Kindern leid tut. Sie geht wieder arbeiten und schließt nahtlos an die Stelle an, die sie vor mehr als 20 Jahre in der gleichen Firma schon begleitete. Und sie tritt der Gewerkschaft bei, auch gegen den Willen ihrer Arbeitgeber.

Es ist eine Gratwanderung zwischen Tradition und Moderne. Nora ist durchaus selbstbestimmt und weiß, was sie will. Ihre Verwandten, von denen es viele gibt, wirken subtil auf sie ein, wenn ihnen Noras Ideen zu weit gehen. Sie können aber auch sehr direkt sein. Aber trotz mancher andersartiger Vorstellungen hat man doch immer das Gefühl, dass da ein ganz enger Zusammenhalt ist. Immer findet sich jemand, der sich Connors und Dolans annimmt, wenn abendliche Verpflichtungen anstehen oder Nora doch einmal verreisen muss oder will. Und die Tanten zahlen wie selbstverständlich das Schulgeld für die Kinder und richten Donal eine Dunkelkammer für die Entwicklung seiner Fotos ein.

Die Geschichte Irlands und die ersten Unruhen in Nordirland werden gestreift, sind aber nicht wirklich im Buch verarbeitet. Als abendliche Nachrichten spielen sie eine Rolle und die zweitälteste Tochter engagiert sich auch für die irische und katholische Sache, mehr allerdings ist sie an sozialer Gerechtigkeit interessiert.

Ich fand das Buch gut, aber nicht überragend und so empfehle ich es mit vier Punkten gerne weiter

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Veröffentlicht am 03.06.2024

Ist das ewige Leben erstrebenswert?

Wir werden jung sein
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Ich hatte mir das Buch auf einer Lesung mit Maxim Leo gekauft und war von ihm bereits ein wenig auf den Inhalt vorbereitet, weil er Passagen aus dem Buch vorgelesen hatte und mit den Zuhörern auch darüber ...

Ich hatte mir das Buch auf einer Lesung mit Maxim Leo gekauft und war von ihm bereits ein wenig auf den Inhalt vorbereitet, weil er Passagen aus dem Buch vorgelesen hatte und mit den Zuhörern auch darüber diskutierte.

Ihr Leben gerät aus den Fugen, als die Teilnehmer einer Medikamentenstudie an der Berliner Charité plötzlich jünger werden. Fünf Probanden inklusive des forschenden Professors verjüngen sich um durchschnittlich 8 Jahre, obwohl sie eigentlich nur ein Medikament gegen Herzmuskelschwäche testen sollten.

Die Probanden sind Jakob, ein 16-jähriger, der aufgrund seiner Herzmuskelschwäche zwar kein normales Leben führen kann, dafür aber schon Musik für bekannte Bands, für Computerspiele etc. entwickelt. Jakob kann mit seiner Musik seinen großen Schwarm Marie für sich begeistern, nur dummerweise hat das Medikament ein Kind aus ihm gemacht, mehr als Kuscheln geht einfach nicht.

Wenger, ein Immobilienmogul, stand kurz vor seinem Ableben. Das Medikament gibt ihm zusätzliche Jahre, allerdings wären seine Kinder froh, endlich die Herrschaft in seinem Unternehmen antreten zu können. Aber Wenger drängt es zurück an die Macht und an den Schreibtisch. Mehr weiß er nicht mit sich anzufangen.

Die 39 jährige Jenny hat jahrelang versucht, schwanger zu werden. Jeder Versuch endete erfolglos. Das Medikament beschert ihr jetzt diese Schwangerschaft, allerdings ist offenbar nicht ihr Mann der Vater des Kindes, sondern ein Seitensprung mit einem Lehrerkollegen könnte ungeahnte Folgen gehabt haben.

Verena Schlink hatte schon mit 16 Jahren alles geschafft, was sportlich für sie zu erreichen war. Als Schwimmerin erzielte sie bei den Olympischen Spielen drei Goldmedaillen und weitere Auszeichnungen. Mit 33 will sie noch einmal bei einem Wettbewerb mit ihren früheren Mitstreitern auftreten und schwimmt einen neuen Weltrekord. Ist das Doping? Mit ihrem Erfolg wird die Studie publik.

Welche ethischen Folgen ergeben sich aus diesen neuen Möglichkeiten? Kann man es vertreten, Alte immer älter werden zu lassen und jungen Familien eine Familienplanung zu untersagen? Kann man die Alten dazu bringen, bis zum 80. Lebensjahr zu arbeiten? Wollen Menschen nur ein paar Jahre länger leben oder würden sie unersättlich werden und manche das ewige Leben suchen.

In der Folge beschäftigt sich der Autor in Person einer Professorin der Ethik-Kommission mit den ethischen Fragen einer solchen Medikamentenentwicklung. Selbst der Bundeskanzler kommt zu Wort. Und dieses Gespräch der Professorin mit dem Bundeskanzler brachte für mich auf den Punkt, welche Gedanken man sich machen muss, wenn es um eine solche Entscheidung geht. Es muss das Wohl des anderen mitberücksichtigt werden, man muss sich in die Position desjenigen versetzen, der von meinen Handlungen Nachteile erleiden könnte. Hier geht es um den Kant’schen Imperativ, der hier eine ganz praktische Anwendung findet. Wie würden wir es finden, wenn man so mit uns umginge?

Dann aber driftet das Buch meiner Meinung nach etwas ab. Beide „Entführungen“ wären meines Erachtens nicht notwendig gewesen. Sie sind zwar spannend zu lesen, tragen aber zum Problembewusstsein und zur Lösung nicht so viel bei, außer, dass das alte Argument, die Alten würden den Jungen ihre Zukunft nehmen, noch einmal bekräftigt wird.

Das Ende des Buches ist ernüchternd und zeigt, dass auch dazu gewonnene Lebensjahre Menschen nicht glücklicher machen, wenn sie nicht wissen, was sie aus ihrem Leben machen sollen.

Im Endeffekt bleiben die Probleme die gleichen, Wenger merkt schnell, dass ihn niemand mehr will und schließlich entscheidet er mit zwei Jahren Zugabe auch genau so, wie er es vorher schon wollte.

Bis zur Mitte hatte mir das Buch sehr gut gefallen, es wirft Fragen auf, mit denen man sich normalerweise nicht beschäftigt, da sich die Notwendigkeit noch nicht ergibt. Wie aber Maxim Leo in seiner Lesung berichtete, sind wir von solchen Medikamenten nicht mehr weit entfernt. Vieles ist bereits medizinisch möglich und wird in den nächsten Jahren auch auf den Markt drängen.

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