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Veröffentlicht am 28.03.2022

Es ist wundervoll, einander zu haben und alles zu zweit erleben zu können.

Eine Oase in Regensburg
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Mit „Eine Oase in Regensburg“ endet nunmehr die berührende Trilogie von Rüdiger Marmulla rund um die wiedergefundene Jugendliebe von Richard.

Worum geht es?
Als Dana und Richard den Dachboden ihres Hotels ...

Mit „Eine Oase in Regensburg“ endet nunmehr die berührende Trilogie von Rüdiger Marmulla rund um die wiedergefundene Jugendliebe von Richard.

Worum geht es?
Als Dana und Richard den Dachboden ihres Hotels ausbauen wollen, um gemeinsam mit einem Schriftsteller eine Schreibwerkstatt zu eröffnen, findet sich in einem Versteck eine Fliegerbombe, deren Entsorgung ihr Projekt nicht nur verzögert, sondern bedroht. Zudem zieht ein schwerer Unfall Danas schlimme Folgen nach sich und stellt die Liebe der beiden auf eine harte Probe.

Wie die Vorgängerbände punktet auch diese Novelle durch die liebenswürdigen Akteure, die harmonische Atmosphäre, viel Gefühl und Verständnis. Wie groß die Probleme auch sind, die auf die Protagonisten herab prasseln, sie meistern alles mit unerschütterlichem Optimismus und tief empfundener Liebe.

Ich habe dieses rund 80 Seiten umfassende Buch diesmal in einem Zug ausgelesen. Es ist leicht und flüssig verfasst, meist bloß eine Seite pro Kapitel. Durch die vorwiegende Dialogform fühlt man sich sehr vertraut mit Dana und Richard. Schnell ist man mitten im Geschehen, es ereignet sich ja so einiges, man fühlt und bangt mit ihnen mit. Detaillierte Beschreibungen von Örtlichkeiten oder Personen bietet der Autor nicht, hier bleibt das meiste der Fantasie des Lesers überlassen. Auch wenn ich das eine oder andere fürs Kopfkino vermisst habe, so verstand ich doch, dass das Emotionale im Mittelpunkt stand.

Es erstaunt mich immer wieder, wie es dem Autor gelingt, trotz minimalistischer Ausschmückung so stark Gefühle zu vermitteln. Stichwort: bedingungslose Liebe. Und es ist genau das, was einen als Leser:in berührt, die tiefe Liebe, die sich durch das gesamte Buch, durch die gesamte Trilogie zieht. Nach dem Motto: „Es ist wundervoll, einander zu haben und alles zu zweit erleben zu können.“ Wer ersehnt sich das nicht? Oder wer, der die Liebe des Lebens fand, hatte diesen Gedenken noch nicht: „Der Winter des Lebens ist die Zeit, in der der Partner gegangen ist und man allein übrigbleibt. Daran mag ich jetzt gar nicht denken. Ich will, dass der Herbst, in dem wir jetzt sind, noch lange anhält. Ich will dich nicht verlieren.“ Ich jedenfalls konnte mich da voll identifizieren.

Die Trilogie wurde mit einer Rückblende auf den Beginn des ersten Bandes, auf die erste Begegnung Richards mit Dana, als Jugendlicher bei einem Schulfest, harmonisch abgerundet und schließt mit einem optimistischen Blick in die Zukunft.

Die Geschichte ist in sich abgeschlossen, man muss also die Vorgängerbände nicht gelesen haben, aber ich würde es empfehlen. Denn gewisse Nuancen und Reaktionen der Protagonisten vermag man eben nur zuzuordnen, wenn man die komplette Serie kennt.

Es waren wieder sehr beglückende und besinnliche Lesestunden, die mir dieses Büchlein beschert hat, ein Abdriften in ein bisschen heile Welt – das tut in Zeiten wie diesen besonders gut.

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Veröffentlicht am 03.06.2021

Malerische, mörderische Provence

Provenzalischer Sturm
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Chef de police Pierre Durand kannte ich bereits von früheren Fällen, war aber nicht völlig am Laufenden. Immerhin ist „Provenzialischer Sturm“ der 8. Band dieser Reihe. Dennoch kam ich nicht nur rasch ...

Chef de police Pierre Durand kannte ich bereits von früheren Fällen, war aber nicht völlig am Laufenden. Immerhin ist „Provenzialischer Sturm“ der 8. Band dieser Reihe. Dennoch kam ich nicht nur rasch in den Fall hinein, sondern fand mich auch problemlos im Umfeld von Pierre Durand zurecht.
Kurz zum Inhalt:
Das romantische Wochenende in einem eleganten Hotel, das Pierre plant, um Charlotte einen Heiratsantrag zu machen, steht unter keinem guten Stern. Zunächst stören die beiden zur Besuch kommenden Väter die Zweisamkeit, schließlich erleidet Charlotte einen Unfall und Pierre stößt bei seinen Ermittlungen nach dessen Ursache auf weitere, als Unfälle getarnte Morde.
Der locker-flüssige Schreibstil liest sich flott, man versinkt in die landschaftlichen Schönheiten der Provence und deren verlockende kulinarische Genüsse. An dem Dinner der Fernsehköche hätte ich gerne teilgenommen. Die französischen Ausdrücke und Phrasen unterstreichen das Ambiente und können notfalls im angefügten Glossar nachgeschlagen werden. Die kriminalistischen Ermittlungen werden durch Familiäres, etwas Romantik und auch humorvoll in Person der beiden charakterlich so unterschiedlichen Vaterfiguren aufgelockert.
Der Kriminalfall ist exzellent aufgebaut. Es fehlt weder an einer ansehnlichen Anzahl von Verdächtigen, noch an vielerlei Spuren und Motiven, sodass man als Leser wunderbar eigene Mutmaßungen anstellen kann.
Nicht nur Pierre und seine Partnerin Charlotte sind sympathisch gezeichnet, ebenso seine Mitarbeiter. Auch die übrigen Charaktere, ob Chefköche oder Weinbauern, wirken anschaulich und facettenreich.
Da der Tod eines Weinbauern im Zentrum der Ermittlungen steht, spielt die Thematik des Weinanbaus sowie das Interesse chinesischer Investoren an Weingütern eine wesentliche Rolle – in der Tat wissenserweiternde Ausführungen, mir waren sie etwas zu detailliert und zu ausgiebig.
Der Spannungsbogen fällt nach einem spektakulären, aufwühlenden Beginn im Zuge der anfangs schwer in Gang kommenden inoffiziellen Ermittlungen (Pierre Durand agiert lediglich als Privatperson) bzw. infolge der umfassenden Informationen über die Probleme der Weinbauern etwas ab, um schlussendlich in einem furiosen Finale eine völlig unerwartete Lösung zu offenbaren.
Mir hat das Buch erquickliche, spannende Lesestunden beschert und Lust auf weitere Kriminalfälle mit Pierre Durand gemacht.

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Veröffentlicht am 14.07.2024

Ein Blick in menschliche Abgründe

Dunkler Abgrund
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„Dunkler Abgrund“ von der norwegischen Autorin Ruth Lillegraven ist die Fortsetzung von "Tiefer Fjord", ein Spannungsroman mit Clara Lofthus im Mittelpunkt.

Worum geht es?
Clara Lofthus, Mutter von Zwillingen ...

„Dunkler Abgrund“ von der norwegischen Autorin Ruth Lillegraven ist die Fortsetzung von "Tiefer Fjord", ein Spannungsroman mit Clara Lofthus im Mittelpunkt.

Worum geht es?
Clara Lofthus, Mutter von Zwillingen und seit dem Tod ihres Mannes Alleinerzieherin, erreicht einen Höhepunkt ihrer Karriere: sie wird zur Justizministerin ernannt, was ihrerseits vollen Einsatz verlangt. Für ihre Kinder hat sie immer weniger Zeit. Eines Tages sind sie verschwunden. Entführt.

Das Cover mit der im tiefen Wasser schwimmenden Frau strahlt bereits in Verbindung mit dem Buchtitel eine gewisse bedrohliche Situation aus – das tiefe Wasser, das sie hinab zieht oder hinab ziehen könnte, in den Abgrund. Die Originalausgabe erschien 2021 unter dem Titel „Av mitt blod“ (=Von meinem Blut). Aus dem Norwegischen übersetzt wurde diese von Günther Frauenlob. Die deutschsprachige Ausgabe erschien 2024. Unterteilt ist der Roman in drei Teile (Arbeit, Die Kinder, Gebirge). In kurz gehaltenen Kapiteln entwickelt sich die Geschichte chronologisch, indem abwechselnd aus Sicht verschiedener Protagonisten jeweils in Ich-Form erzählt wird. Ich fand diesen Erzählstil gewöhnungsbedürftig. Die stetigen Perspektivenwechsel, die meist noch neben Gegenwärtigem Vergangenes offenlegen, gestalten die Handlung einerseits abwechslungsreich, erzeugen aber andererseits irgendwie einen unruhigen Lesefluss. Davon unabhängig ist der Schreibstil schon flüssig, gut beschreibend, auch im Hinblick auf das Umfeld, die typische norwegische Landschaft.

Für mich war es das erste Buch dieser Autorin. Dass es sich bei "Dunkler Abgrund" um einen Fortsetzungsroman handelt, war mir nicht bekannt. Ich bin dennoch ohne Vorkenntnisse gut in die Geschichte hineingekommen, da ja sukzessive die Vorgeschichte ans Tageslicht kommt. Nichtsdestotrotz bin ich überzeugt, dass es von Vorteil ist, Band 1 zuvor gelesen zu haben.

Im Mittelpunkt der Handlung steht Clara Lofthus, eine Karrierefrau. Als Alleinerzieherin und frisch ernannte Justizministerin ist sie zunehmend mit der Betreuung ihrer Kinder überfordert. Zu Lebzeiten ihres Mannes hat dieser primär sich um die Zwillinge gekümmert, Freizeitaktivitäten mit ihnen geteilt. Erst als die Kinder verschwunden sind, wir ihr bewusst, wie sehr sie sie liebt. Auf einmal ist ihr der Beruf weniger wichtig. Als weitere erzählende Protagonisten agieren primär ihr Vater Leif, der beste Freund ihres verstorbenen Mannes, Alex, der in Clara verliebt ist und ihr bzw. ihren Söhne im Alltag hilft, sowie Andreas, einer der Zwillinge. Primär geht es um Schuld, Gerechtigkeit, auch Rache, aber auch um familiäre Bande, Verstrickungen, seelische Abgründe.

Was den Spannungsbogen anbelangt, so treibt einen selbstverständlich die Suche nach den entführten Kindern an weiterzulesen. Zudem fragt man sich natürlich, wer dahinter steckt. Denn es bieten sich so nach und nach immer wieder andere Verdächtige an. Überraschende Wendungen und Aktionen führen letztlich zu einem Ende, das ich so nicht erwartet habe und das mich auch nicht wirklich befriedigt hat, und mich in der Annahme bestärkt, dass es eine Fortsetzung geben wird.

Durch die Ich-Form eröffnet sich die Gedanken- und Gefühlswelt der Personen, auch so manches Geheimnis. Trotzdem wurde ich mit keiner der Figuren wirklich warm, insbesondere Clara war mir von Beginn an nicht sympathisch, erst recht nicht im Laufe der Handlung, als ich mehr und mehr über ihren Charakter erfuhr. Im Großen und Ganzen sind alle maßgeblichen Personen gut vorstellbar gezeichnet.

„Dunkler Abgrund“ ist ein spannendes Buch mit typisch skandinavischer dramatisch-tragischer Handlung. Diese triste Stimmung, die wenig sympathische Hauptfigur und das mehr oder weniger offene Ende waren nicht ganz meins. Nichtsdestotrotz ist das Buch gut geschrieben, somit vergebe ich 4 Punkte.

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Veröffentlicht am 03.07.2024

Ein Außenseiter spielt mit der Macht

Der Nachtläufer
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„Der Nachtläufer“ von der norwegischen Autorin Karin Fossum ist der Auftakt für eine neue Krimireihe mit Kommissar Eddie Feber als Ermittler.

Worum geht es?
Nachts schleicht sich ein Mensch in fremde ...

„Der Nachtläufer“ von der norwegischen Autorin Karin Fossum ist der Auftakt für eine neue Krimireihe mit Kommissar Eddie Feber als Ermittler.

Worum geht es?
Nachts schleicht sich ein Mensch in fremde Schlafzimmer, nicht als Dieb, sondern er bedroht die Opfer mit einer Waffe, noch ohne zu töten. Warum? Und wann wird es den ersten Toten geben? Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt für die Polizei.

Das Cover vermittelt ebenso das norwegische Flair wie die nächtliche Situation, wenn der Täter unterwegs ist. Die Originalausgabe erschien 2022 unter dem Titel „Natteløperen“ (=Nachtläufer). Aus dem Norwegischen übersetzt wurde diese von Roland Hoffmann. Die deutschsprachige Ausgabe erschien 2024. Es gibt keinerlei Unterteilung in Kapitel, trotzdem sind die Perspektivenwechsel zwischen Täter und Polizeiaktionen problemlos nachvollziehbar. Der Schreibstil ist flüssig, gut beschreibend, auch im Hinblick auf die Schauplätze, auf das etwas düstere, auch einsame Umfeld, eben darauf, dass die Handlung in Norwegen spielt. Nicht vorrangig, doch unterschwellig werden Anderssein, Behinderung und die Probleme der Betroffenen bzw. die Akzeptanz durch andere Menschen thematisiert.

Das Besondere dieses Kriminalromans liegt erstens darin, dass man von Beginn an den Täter kennt, dessen Umfeld, dessen Charakter und somit in gewissem Maße auch dessen Handlungen nachvollziehen kann. Folglich verfügt man als Leser auch über einen Wissensvorsprung gegenüber den Ermittlern. Die Spannung kreiert sich aus den bedrohlichen Szenen, wo man mit den im Schlaf überraschten Opfern mitleidet, mitzittert, bzw. daraus, wann es der Polizei gelingen wird, den Täter zu stoppen. Doch der Täter hat sich ein perfides Spiel ausgedacht.

Die zweite Besonderheit ist das sehr intensive Charakterbild des Täters, das vermittelt wird. Ein unscheinbarer Außenseiter findet eine Waffe. Zitat (S. 39): „Die Waffe veränderte etwas in ihm.“ Ich fand es faszinierend, seine Entwicklung zu verfolgen, was er sich da ausdenkt, und wie dann doch nicht alles so verläuft, wie er sich das vorgestellt hat, wie die Reaktionen seiner Opfer auf ihn wirken, ihn beeinflussen. Die Waffe gaukelt ihm Stärke und Macht vor, hebt sein Selbstbewusstsein. Im Kern seiner Persönlichkeit bleibt er unsicher, kann er seine Herkunft nicht abschütteln, dieses bisher verspottete, ungeliebte Dasein. Er verkörpert die Sorte von Täter, die man als Leser bemitleidet. Er ist nicht von Grund auf böse, ihn treibt Verzweiflung, auch der Wunsch nach Anerkennung, nach Liebe, die Suche nach seinen Wurzeln. Letztlich mündet sein Plan in einer total unerwarteten, aber gerecht scheinenden Lösung, in einem dramatischen und tragischen Ende.

Auch sein Gegenspieler, Kommissar Eddie Feber, ist eine ungewöhnliche Persönlichkeit. Ein Familienmensch, Vater von acht Kindern, teilweise mit besonderen Bedürfnissen, verheiratet mit einer Kriminalautorin. Er hat nicht nur ein besonderes Gespür und Verständnis für seine Kinder, sondern er strahlt generell eine positive Aura aus, was sich in harmonischer Zusammenarbeit mit seinem Team ebenso äußert wie bei seine Befragungstaktik Verdächtigen gegenüber. Was die Tiefe der Charakterschilderung anbelangt, so lag das Hauptaugenmerk in diesem Band eindeutig beim Täter. Ich hoffe, dass die Folgebände über die rein sympathische Ausstrahlung noch etwas mehr Einblick in Eddie Febers Seele und Gedankenwelt geben werden. Generell sind die weiteren Personen gut vorstellbar beschrieben, jedoch eher nur oberflächlich.

„Der Nachtläufer“ ist ein Kriminalroman mit einer ungewöhnlichen Grundidee, einer eher psychologisch angesetzten Handlung. Ich fand das Buch interessant, aber es ist kein Pageturner. Auch ist es schwierig, mit den Protagonisten richtig warm zu werden, vor allem Eddie Feber hat für mich noch etwas zu wenig charakterliche Struktur. Dennoch bin ich neugierig auf die Fortsetzung. Dieses Buch empfehle ich vor allem an jene weiter, die einmal „einen etwas anderen Krimi“ lesen möchten. Ich vergebe 4 Punkte.

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Veröffentlicht am 18.04.2024

Liebe erst auf den zweiten Blick

Liebe kann doch jedem mal passieren
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„Liebe kann doch jedem mal passieren“ von Anne Sanders ist ein Liebesroman ohne bösartige Schwingungen, ein Roman, bei dem man sich von der ersten bis letzten Seite richtig wohl fühlt.

Worum geht es?
Die ...

„Liebe kann doch jedem mal passieren“ von Anne Sanders ist ein Liebesroman ohne bösartige Schwingungen, ein Roman, bei dem man sich von der ersten bis letzten Seite richtig wohl fühlt.

Worum geht es?
Die Zahnärztin Julie braucht eine Auszeit und mietet in Brighton ein Zimmer, muss aber feststellen, dass es nur ein „halbes“ Zimmer ist, das ihr zusteht. Dass sie es sich mit Anwalt Alex teilen muss. Nach anfänglicher Distanz und Abneigung kommt es aber wie es kommen muss: man lernt sich näher kennen und verliebt sich ineinander, doch die Zukunftspläne der beiden divergieren …

Das Cover ist ansprechend, symbolisiert Julies Ankunft, zeigt das Mehrfamilienhaus mit dem italienischen Lokal. Das Buch erschien 2024 und bildet den Auftakt zur „Das Haus in der Chesternut Road-Reihe“. Die Handlung spielt in der Gegenwart. Erzählt wird abwechselnd in Ich-Form aus der Perspektive von Julie und Alex. Der Schreibstil ist flüssig, locker und humorvoll. Einige Szenen brachten mich zum Schmunzeln, einige Male musste ich sogar hellauf lachen. Die Handlung verläuft eher ruhig, ohne Intrigen, böswilliger Aktionen oder dergleichen. Es passiert nichts Spektakuläres. Das Happy-End ist vorhersehbar. Die Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wird, ist liebenswürdig und amüsant. Aus anfänglicher Distanz und Aversion entwickelt sich im Laufe des näheren Kennenlernens ehrliche und tiefe Zuneigung.

Bevölkert wird der Roman bis auf Nebenfiguren ausschließlich von äußerst liebenswerten, sympathischen Menschen. Insbesondere die Atmosphäre in dem italienischen Restaurant ist heimelig, voller Wärme und Herzlichkeit. Meine Favoritin war natürlich Alex‘ Großmutter, die mit reicher Lebenserfahrung und großer Güte schließlich alles zu einem glücklichen Ende führt. Im Mittelpunkt stehen natürlich Julie und Alex, wobei mir Alex durch seine ruhige, zuvorkommende und rücksichtsvolle Art von Beginn an sympathischer war als Julie, weil sie einerseits mit der unerwarteten Situation des geteilten Zimmers nicht gut zurechtkam, andererseits weil sie generell für ihr Alter so entscheidungsschwach wirkte. Durch die Perspektivenwechsel sind die Gedankengänge und Gefühle der beiden Protagonisten sehr gut nachvollziehbar, zeigen sich deren Wesenszüge sehr deutlich, die Stärken und Schwächen, Zweifel, Ängste, freudige und traurige Stimmungen. Jedoch sind nicht nur Julie und Alex gut charakterisiert, sondern sämtliche agierenden Personen sind ausgezeichnet vorstellbar, verfügen über besondere Merkmale und Eigenschaften.

„Liebe kann doch jedem mal passieren“ ist ein Roman zum Entspannen, zum Ausklinken aus dem Alltag, zum Versinken in ein bisschen heile Welt, wo sich noch so große Probleme ganz leicht in Wohlgefallen auflösen. Mir hat das Buch unterhaltsame Lesestunden beschert und Lust auf weitere Romanzen im Haus in der Chesternut Road gemacht.

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