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Veröffentlicht am 24.08.2024

Hat mich nicht ganz überzuegt

Die Villa der Architektin
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Wenn heute endlose Touristenströme durch Rom fluten und über die prunkvollen Palazzi staunen, wird man kaum daran erinnert, dass auch Frauen als Künstlerinnen ihren Anteil hatten.

In ihrem historischen ...

Wenn heute endlose Touristenströme durch Rom fluten und über die prunkvollen Palazzi staunen, wird man kaum daran erinnert, dass auch Frauen als Künstlerinnen ihren Anteil hatten.

In ihrem historischen Roman "Die Villa der Architektin" schildert die italienische Autorin Melania G. Mazzucco das Rom des 17. Jahrhunderts in seiner ganzen Widersprüchlichkeit. Die Stadt erlebt in dieser Zeit einen Bau-Boom und wächst in ihrem barocken Glanz. Wie es in diesem Business, heute wie damals üblich ist, hofieren mächtige Männer andere mächtige Männer und schanzen sich gegenseitig prestigeträchtige Aufträge zu.

Frauen führen in dieser Zeit ein Leben im Verborgenen. Die meisten sind Ehefrauen und Mütter manche Kurtisanen oder Klosterfrauen. Künstlerinnen sind sie kaum, auch wenn so manche Tochter eines Künstlers Malunterricht erhält. Sie dürfen sich an kleinformatigen Blumenbildern wagen, bis es zu ihrer Verheiratung kommt. Danach sind sie - siehe oben - Ehefrauen und Mütter.

Eine Ausnahme hier ist die Römerin Plautilla Bricci (1616-1705), die als Tochter eines Malers und Komödianten Malunterricht erhält. Schon als Kind malt sie Heiligenbilder, die angeblich durch göttliche Eingebung entstanden sind - zumindest verkauft sich diese Geschichte recht gut. Berühmt wird sie durch das Altargemälde „Madonna mit Kind“, das sie mit 13 Jahren als Auftragsarbeit malt. Damit ist sie die erst vierte Frau, die einen solchen Auftrag aus dem Klerus erhält. Später wird sie für ein paar Jahre als Ehrenmitglied in die Accademia di San Luca, einer 1577 gegründeten Künstlervereinigung, aufgenommen.

Sie arbeitet mit dem Bildhauer Gian Lorenzo Bernini zusammen und macht die Bekanntschaft mit dem kunstsinnigen und umtriebigen Abt Elpidio Benedetti. Dieser ist der Kunstagent von Kardinal Jules Mazarin und König Ludwig XIV.. Mit Elpidio Benedetti wird sie zeitlebens ein Verhältnis haben, das vermutlich über eine reine Freundschaft hinausgeht, bevor sie sich entschließt, ihren Lebensabend hinter Klostermauern zu verbringen.

Benedetti verschafft ihr zahlreiche Aufträge. Unter anderem gestaltet sie in der Kirsche San Luigi dei Francesi eine barocke Kapelle. Bekannt ist Plautilla Bricci durch die 1663 von in Trastevere ihr entworfene Villa Benedetta. Dort feilscht sie mit dem Baumeister um passendes Baumaterial und eignet sich Kenntnisse in der Verarbeitung von Stuck an. Das Bauwerk als „Il Vascello“ (Das Schiff) bekannt, wird während des Risorgimentos und den damit verbundenen Kämpfen durch französische Truppen 1849 zerstört.

Obwohl Plautilla Bricci als erste Architektin gilt, sind kaum Dokumente oder Bauten überliefert. Melania G. Mazzucco hat zahlreiche Archive durchforstet. In der Urkunde zur Villa Benedetta lässt sich der Begriff „architettice“, also die weibliche Form zu „architetto“ entdecken.

Soweit die wenigen Fakten, die belegt sind. Die großen Lücken dazwischen füllt die Autorin mit Geschichten und G’schichtln aus der damaligen Zeit, sowie mit viel Fantasie aus. Manche Stellen ihres Romans ähneln jenem über das Leben einer anderen Barockkünstlerin: Artemisia Gentileschi (1593 - 1654). Intrigen bestimmen das Leben beider Frauen, wechselnde Vermögensverhältnisse ebenso. Briccis Familie muss mehrmals umziehen, da man die Miete nicht mehr zahlen kann und sie daher schuldig bleibt - Mietnomaden im Barock.

Dieser historische Roman, als Biografie kann ich das Buch nicht sehen, zeichnet ein von Männern dominiertes Bild des Barock, in dem auch Herrscherinnen wie Anna von Österreich (Ehefrau von Ludwig XIII., also Königin von FRankreich) als mögliche Mäzenin Briccis, wenig ausrichten können.

Vielleicht finden sich ja in anderen Archiven mehr Hinweise auf Plautilla Briccis Werke. Ganz kann ich die Vorschusslorbeeren, die Mazzuccos Roman erhält, nicht nachvollziehen. Die Persönlichkeit Plautilla wird durch die Beschreibung des Zeitgeschehens wie hohe Säuglings- und Müttersterblichkeit sowie der Pestepidemie von 1656 und den Quarantänemaßnahmen überlagert. Breiten Raum nimmt das (wahrscheinliche) Liebesverhältnis zwischen Elipidio und Plautilla ein. Dass hohe Geistliche Geliebte und Kinder haben, ist im Rom des Barock nichts Außergewöhnliches.

Das Buch liest sich angenehm und ist durchaus lesenswert, auch wenn es eher Abbild der Zeit mit allen ihren Intrigen, Glanz und Elend sowie der barocken Üppigkeit ist, als die Biografie einer Frau, die Malerin und Architektin war.

Fazit:

Diesem historischen Roman, der versucht, der lange in Vergessenheit geratenen Plautilla Bricci ein literarisches Denkmal zu setzen, gebe ich gute 3 Sterne.

Veröffentlicht am 27.07.2024

Auftakt einer neuen Krimi-Reihe

Riviera Express - Dynamit in der Villa Nobel
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San Remo - die durch ihr Musikfestival bekannte Blumenstadt an der italienischen Riviera direkt an der Grenze zu Frankreich gelegen, wird von einem brutalen Mord erschüttert. Der bekannte Rechtsanwalt ...

San Remo - die durch ihr Musikfestival bekannte Blumenstadt an der italienischen Riviera direkt an der Grenze zu Frankreich gelegen, wird von einem brutalen Mord erschüttert. Der bekannte Rechtsanwalt Mario Boeri liegt tot im Garten der Villa von Alfred Nobel, in seinem Mund eine Stange Dynamit.

Der neue Chef der Polizia die Stato, der Kriminalpolizei, Commissario Tomas Gallo, beginnt gemeinsam mit seinem Team die Ermittlungen. Recht bald ist klar, dass die Stange Dynamit nur eine Attrappe ist. Doch was sind die Hintergründe zu diesem Mord? Und spielt der Selbstmord von Boeris Klientin direkt vor dessen Kanzlei eine Rolle? Und wenn ja, welche?

Je tiefer er in die Geschäfte der Anwaltskanzlei eindringt, desto komplexer wird der Fall.

Meine Meinung:

Zunächst einmal ist das Setting in San Remo sehr ansprechend. Die Idee hat mir in ihrer Komplexität auch sehr gut gefallen und die Charaktere sind gut ausgearbeitet. Zwar werden einmal die Klischees des nervenden Vorgesetzten sowie des ungewöhnlichen Ermittlers inklusive eines Mitarbeiters mit einer Inselbegabung bemüht, doch passen die Charaktere recht gut zusammen.

Nervig hingegen ist, und das kostet den 4. Stern, dass das handelnde Personal mehrmals sogar mit dem selben Wortlaut vorgestellt wird. Wir Leser können und das schon merken, dass Gallo ein Spross einer uralten Adelsfamilie ist und mit vollem Namen Tomaso Galimberti della Casa heißt. Oder dass Sub-Commissario Antonio Rubbano ein sogenannter Savant ist, der nicht nur über ein fotografisches Gedächtnis verfügt, Gallo unbedingt loyal gegenüber ist, und seine Rituale braucht, um gute Arbeit leisten zu können. Das muss nicht mehrmals extra wiederholt werden, zumal am Ende des Krimi die Charaktere nochmals detailliert beschrieben aufgelistet sind. Solche dramatis personae wären zu Beginn des Krimis nützlicher.

Die Handlung selbst ist komplex und wir Leser wissen immer ein wenig mehr als der Commissario. Auch deswegen, weil es in kursiver Schrift Einschübe gibt, die zunächst nicht ganz einzuordnen sind, aber im Laufe der Ereignisse sehr gt zusammengeführt werden.

Der Krimi bietet hohe Spannung und unterhält durch die wechselnden Schauplätze (Gallo macht auch einen Abstecher ins französische Menton) sowie durch die Komplexität der Handlung.

Fazit:

Ein komplexer Fall, der so manchen Abgrund aufzeigt. Wegen der nervigen Wiederholungen (siehe oben) ziehe ich den 4. Stern wieder ab, daher nur 3 Sterne.

Veröffentlicht am 17.07.2024

Leichte Sommerlektüre

Mörderisches Santorin - Zoe und die tödliche Kreuzfahrt
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Dieser 2. Krimi rund um Zoe Dahlmann, Halbgriechin und Restaurantbesitzerin auf Santorin, ist ein netter Urlaubskrimi, der sich in wenigen Stunden am Pool eines Kreuzfahrtschiffes oder am Strand lesen ...

Dieser 2. Krimi rund um Zoe Dahlmann, Halbgriechin und Restaurantbesitzerin auf Santorin, ist ein netter Urlaubskrimi, der sich in wenigen Stunden am Pool eines Kreuzfahrtschiffes oder am Strand lesen lässt. Es muss ja nicht unbedingt Griechenland sein.

Die Überraschung ist gelungen, als Sonja, eine Freundin von Zoe aus Frankfurt im Restaurant erscheint und noch größer das Erstaunen, als Sonja wegen Mordverdachts festgenommen wird. Sonjas Kabinennachbarin auf dem Kreuzfahrtschiff ist erstickt worden.

Ausgerechnet Kommissar Spanos, der schon im ersten Fall für Zoe seine Unfähigkeit unter Beweis stellen durfte, ist Chefermittler. Deshalb bleibt Zoe und ihrem Freund Leon nichts anderes übrig, auf eigene Faust den Mörder zu finden ...

Meine Meinung:

Wie schon erwähnt, gehört dieser Krimi in das Subsubgenre Urlaubskrimi. Leicht zu lesen, ein dümmlicher und ignoranter Polizist und Laien, die ermitteln. Daneben lernen wir Land und Leute kennen, dürfen die kulinarischen Köstlichen und das Flair der griechischen Inseln genießen. Und ja, eine Katze, pardon, ein Kater darf auch nicht fehen.

Hier werden wenige Klischee ausgelassen wie allein reisende ältere Frauen, die von Toyboys angesprochen werden oder das Ambiente eines Kreuzfahrtschiffes.

Fazit:

Wer eine sommerliche Lektüre ohne allzu viel Tiefgang zu Entspannung lesen will, ist hier richtig. Von mir gibt’s 3 Sterne.

Veröffentlicht am 06.07.2024

Ein gelungener Auftakt einer neuen Reihe

Baskerville Hall - Das geheimnisvolle Internat der besonderen Talente
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Auch Bestsellerautoren waren ein Mal jung und Schüler. Hier wird mit viel Fantasie und Humor die fiktive Schulzeit von Arthur Conan Doyle, der wie man weiß Autor der Sherlock Holmes Kriminalromane ist, ...

Auch Bestsellerautoren waren ein Mal jung und Schüler. Hier wird mit viel Fantasie und Humor die fiktive Schulzeit von Arthur Conan Doyle, der wie man weiß Autor der Sherlock Holmes Kriminalromane ist, präsentiert. Natürlich ist dieses Buch keine Biografie, sondern ein Abenteuerroman für Kinder ab 10 Jahren.

In diesem Auftakt zu einer mehrteiligen Krimi-Reihe begegnen wir dem analytisch denkenden Arthur Conan Doyle, der frustriert die Schule Schule sein lassen will, weil ihm langweilig ist und alle bisherigen Rätsel gelöst sind. Als er einem Baby das Leben rettet, wird er als Held gefeiert. Wenig später erhält er die Einladung für das geheimnisumwitterte Internat Baskerville Hall.

"Wir verschwenden unsere Zeit nicht mit Grammatiklektionen oder halten uns mit sinnlosen Benimmregeln auf."
erklärt Mr. Challenger, der Direktor des Internats, der seinen neuesten Schüler mit einem Luftschiff abholt.

Das klingt doch nach einer besonderen Schule, oder?

Meine Meinung:

Dieses Buch über ein besonderes Internat ist Auftakt einer Reihe von Detektivgeschichten für Kids ab 10 Jahren.
Über den Inhalt möchte ich nichts verraten.

Freut euch auf die Abenteuer der ungewöhnlichen Schülerinnen und Schüler. Die agierenden Charaktere haben spezielle Namen: Da ist z.B. das Mädchen Pocket, dessen Kleidung nur aus Taschen zu bestehen scheint, und ein Physiklehrer namens Dr. Watson.

Der Schreibstil ist locker und flüssig und lässt die Seiten nur so dahin fliegen. Junge Hobbydetektive werden ihre Freude an den zahlreichen Rätseln haben.

Eine kleine Anmerkung: Das eine oder andere beschriebene Experiment scheint ein wenig waghalsig zu sein. Da hätte ich mir schon eine Anmerkung auf die Gefahren gewünscht. Das kostet einen Stern.

Fazit:

Gerne gebe ich diesen Abenteuergeschichten 3 Sterne.

Veröffentlicht am 04.07.2024

Hat mich nicht überzeugt

Geile Zeit
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Ich gehöre zwar nicht zur bevorzugten Zielgruppe des Autors, da ich im Alter seiner Eltern bin, wollte aber dennoch die Gedanken zu seiner Jugend kennenlernen. Das bunte Cover mit dem frechen Titel hat ...

Ich gehöre zwar nicht zur bevorzugten Zielgruppe des Autors, da ich im Alter seiner Eltern bin, wollte aber dennoch die Gedanken zu seiner Jugend kennenlernen. Das bunte Cover mit dem frechen Titel hat mich einen eher fröhlich gestimmten Rückblick erwarten lassen. Meine Erwartungen haben sich leider nicht zur Gänze erfüllt, denn ich habe eine etwas unstrukturierte Rückschau von Niclas & Co erhalten, die teilweise auch weinerlich auf mich wirkt. Stellenweise habe ich persönlich das Gefühl von Empörung, dass einem zukünftig der Wohlstand nicht mehr in den Schoß fallen wird, sondern dass man sich den erarbeiten wird müssen.

Mir ist schon klar, dass Ereignisse wie 9/11, die Terroranschläge in den verschiedenen Hauptstädten oder die Amokläufe in Schulen viele junge Menschen paralysiert haben (und tun es noch immer). Auch die Pandemie hat das bisher unbeschwerte Leben der jungen Menschen jäh unterbrochen.

Ich erinnere mich an die Baader-Meinhof-Bande, Anschläge der Palästinenser wie München 1972, die Brigate Rosse (1970-1988) oder die IRA, die ebenso Angst und Schrecken verbreitet haben und war selbst nur wenige Stunden vor dem Bombenanschlag vom 2. August 1980 im Bahnhof von Bologna. Aber das alles hat mich längst nicht so aus der Bahn geworfen, wie die Kids der 1990er.

Auch die wirtschaftlichen Krisen verunsichern diese Generation. Doch glaube ich, dass die Erwartungshaltung an den „all-inclusive-Staat“, den viele junge Menschen heute haben, nicht mehr aufrechtzuerhalten ist. Jede/Jeder muss auch selbst etwas dazu beitragen.

Der Schreibstil ist ziemlich einfach und an manchen Stellen ziemlich vulgär. Aber es mag schon sein, dass sich in männlichen Gehirnen alles um Thema Nr. 1 handelt.

Viele der erwähnten TV-Sendungen und Berühmtheiten (?) kenne ich nicht, da es bei uns nur die zwei Programme des staatlichen Rundfunks gab.

Vielleicht liegt meine differenzierte Sichtweise auch daran, dass ich Österreicherin bin und manches anders erlebt habe bzw. ich mit anderen Schwierigkeiten zu kämpfen gelernt habe.

Zeitgenossen von Niclas Seydack werden sich vielleicht in ähnlicher Art an ihre Kindheit und Jugend erinnern.

Fazit:

Nicht ganz das, was ich erwartet habe, daher nur 3 Sterne.