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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.07.2024

Eine klare Leseempfehlung!

Was Populisten wollen
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Die Wahl zum Europäischen Parlament 2024 hat gezeigt, dass rechte Populisten auf dem Vormarsch sind. Neben Giorgia Meloni in Italien, Herbert Kickl (FPÖ) in Österreich, Marine Le Pen (Rassemblement National), ...

Die Wahl zum Europäischen Parlament 2024 hat gezeigt, dass rechte Populisten auf dem Vormarsch sind. Neben Giorgia Meloni in Italien, Herbert Kickl (FPÖ) in Österreich, Marine Le Pen (Rassemblement National), Viktor Orbán (Fidesz) in Ungarn und die AfD in Deutschland: Der Aufstieg des Populismus scheint unaufhaltsam und die bisherigen Gegenstrategien gescheitert. Doch nicht nur Europa ist davon betroffen. Auch die USA mit Donald Trump und Argentinien mit Javier Milei lehren die Welt das Fürchten.

In sechs großen Kapitel, die noch weiter unterteilt sind, beschreibt die Methoden der Populisten, analysiert ihre Strategie und zeigt erfolgreiche Gegenstrategien.

Was Populisten unter Demokratie verstehen: Wahre Demokraten
Wen Populisten für das Volk halten: Identitäten und Scheinkonsens
Wie Populisten sich inszenieren: Widerstand
Wie Populisten das System verändern: Wir Alleinherrscher
Wer Populisten wählt: Wir hier unten
Was wir gegen Populisten tun können: die Stunde der Pluralisten


Anhand zahlreicher Beispiele, die uns verdeutlichen, welche Methoden die Populisten anwenden, um ihre potentiellen Wähler hinters Licht zu führen. Teilweise sind die Strategien aus dem Lehrbuch der Propaganda entnommen. Wie bei der Propaganda gilt auch für den Populismus: Erkenne die Methoden und Mechanismen, dann kannst du sie entlarven und ihnen etwas entgegen setzen.

Ein plakatives Beispiel ist Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán. Einst hat er von genau jenem Establishment und jenem Mann profitiert, das und den er jetzt mit einem Hass verfolgt, der schon an Paranoia grenzt: George Soros.

Als Österreicherin beschäftige ich mich schon lange mit den Themen Propaganda und Populismus. Als nach den Wahlen zum Nationalrat von 1999 die erste schwarz-blaue Regierung unter Bundeskanzler Wolfgang Schüssel gebildet wurde, war der empörte Aufschrei in ganz Europa laut und deutlich zu hören. Österreich wurde seitens EU mit Sanktionen belegt.

Und heute, 2024? Rechte Regierungen erfreuen sich beim Volk (?) größter Beliebtheit. Der Aufschrei der Medien ist verstummt, weil sie zum Teil von Inseraten der Regierungen abhängig sind oder die staatlichen Rundfunkanstalten überhaupt gleich abgeschafft und durch willfährige Helfer ersetzt werden/worden sind. Kommt einem das bekannt vor? Damals hieß das „Gleichschalten der Medien“.

Die Rechtspopulisten versprechen das sprichwörtliche Blaue vom Himmel. Doch wenn sie dann an der Macht sind, entwickeln sie genau jene Attitüden, gegen die sie zuvor gekämpft haben: Da werden Ministerien und staatsnahe Firmen mit Günstlingen, Vertrauten und Parteigängern besetzt. Bei uns in Österreich heißt das lautmalerisch „umfärben“. Kollateralschäden wie die Zerschlagung des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BVT) waren gewollt oder billigend in Kauf genommen.

Auch mit der „Politik für den kleinen Mann“ (Wo bleiben eigentlich die Frauen, die in Österreich die Mehrheit sind?) ist es schlagartig vorbei, wenn Populisten an die Macht kommen. So werden Sozialleistungen gekürzt, obwohl zunächst mehr Wohlstand für alle versprochen wurde. Wobei „alle“ wohl im Sinne der eigenen Parteigänger verstanden werden muss.

Wie sieht das Wahlprogramm einer populistischen Partei aus? Die meisten Wahlvorschläge enthalten „gegen etwas zu sein“. Konkrete Alternativen werden nur selten aufgezeigt.

Ob die im letzten Kapitel aufgezeigt Gegenstrategien Erfolg haben werden? Ich befürchte Schlimmes. Österreich wählt am 29. September 2024 zum 28. Mal seine Abgeordneten zum Nationalrat.

Rechtspopulismus ist leider salonfähig geworden.

Fazit:

Gerne gebe ich dieser glasklaren Analyse, wie es zum Erstarken und zur Akzeptanz der Populisten gekommen ist, und welche Gegenmaßnahmen dringen erforderlich sind, 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 07.07.2024

Eine gelungene Fortsetzung

Der goldene Tod
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"Der goldene Tod" von Florian Wacker ist bereits der zweite Krimi rund um die Frankfurter Staatsanwältin Greta Vogelsang, die sich mit der Aufklärung von Straftaten im Bereich Umwelt und Artenschutz befasst. ...

"Der goldene Tod" von Florian Wacker ist bereits der zweite Krimi rund um die Frankfurter Staatsanwältin Greta Vogelsang, die sich mit der Aufklärung von Straftaten im Bereich Umwelt und Artenschutz befasst. Diesmal allerdings hat sie es gleich mit zwei, eigentlich mit drei, Fällen zu tun: Robert Altmann, Ex-Lover und militanter Linker, übergibt ihr heimlich ein Kuvert mit brisanten Informationen. Wenig später wird er ermordet im Sperrmüll hinter einem besetzten Haus aufgefunden.

Der zweite Fall ist nicht weniger brisant, werden sie und ihr Kollege doch von ihrem Vorgesetzten beauftragt, heimlichen Ermittlungen gegen Oberstaatsanwalt Richard Wassermann-Schlotz anzustellen. Der steht im Verdacht, in unsaubere Geschäfte verwickelt zu sein.

Gleichzeitig stirbt der egozentrische Geschäftsmann Marc Bretone nachdem er auf seiner Geburtstagsparty ein mit Blattgold überzogenes Steak gegessen hat, an einer Vergiftung mit Milzbrand besser bekannt als Anthrax. Niemand kann sich zunächst erklären, wo er sich mit diesem gefährlichen Bazillus angesteckt hat.

Ob und wie die drei Handlungsstränge zusammenhängen, kann man in diesem fesselnden Krimi lesen.

Daneben muss ich Greta noch um ihre demente Mutter kümmern. Alles in allem balanciert Greta Vogelsang am Rande eines Burnout, denn der Mord an Robert Altmann geht ihr näher als sie es vermutet hat, denn die beiden haben eine gemeinsame Vergangenheit.

Meine Meinung:

Dem Vernehmen nach beruht dieser Krimi auf wahren Vorfällen, die vor einiger Zeit die Frankfurter Staatsanwaltschaft erschüttert haben. Als Österreicherin habe ich davon nicht mitbekommen, dafür einen spannenden Krimi gelesen. Interne Ermittlungen sind für niemanden angenehm. Weder für die Ermittler noch für den ins Visier geratenen oder die Behörde.

Zunächst einmal ist mir der Schmuggel mit illegal eingeführtem Fleisch afrikanischer Wildtiere nicht bekannt gewesen. Nun ja, die Dekadenz und Geschäftemacherei kennt wohl keine Grenzen. Es wird schon etwas Wahres dran sein, denn auch in Wien gibt es das eine oder andere Lokal in dem man exotische Speisen konsumieren kann. Woher die Zutaten kommen? Keiner weiß es und will es vermutlich auch gar nicht wissen. Ich halte mich lieber an österreichisches Fleisch. Der Schmuggel mit bushmeat scheint ein lukrativer Job zu sein, wobei die afrikanische Jäger davon am wenigsten haben. Obwohl das Risiko beim Schmuggeln erwischt zu werden, nicht allzu groß ist, sind die Gewinnmargen riesig.

Wie schon im ersten Fall („Spur der Aale“) entwickelt sich der aus Sicht der Staatsanwaltschaft verfasste Krimi nur langsam und kommt ohne quietschende Reifen bei Verfolgungsjagden aus. Das bedeutet aber nicht, dass beim Lesen Langeweile aufkommt. Im Gegenteil! Wir dürfen hinter die Kulissen der Arbeit der Staatsanwälte blicken. Der Leser ist den Staatsanwälten immer einen Schritt voraus. Trotzdem ist für Spannung gesorgt. Wie heißt es so schön? „Der Weg ist das Ziel“. Das ist auch hier der Fall. Es ist eher der Weg zu Aufklärung, das Thema bushmeat und korrupte Behördenvertreter, die für Spannung im Krimi sorgen.

Greta Vogesang balanciert am Rande eines Burnout, denn der Mord an Robert Altmann geht ihr näher als sie es vermutet hat, denn die beiden haben eine gemeinsame Vergangenheit. Auch die Belastung durch ihre demente Mutter ist heftig, denn mehrmals muss Greta sie, gemeinsam mit ihrem Lebenspartner Mike und ihrem Vater, in der Stadt suchen. Wir lernen nicht nur die toughe Staatsanwältin kennen, sondern eine Frau, die an ihrem Job zweifelt. Das macht sie sehr menschlich.

Die Samen für einen dritten Fall ist auch schon gelegt, denn Mikes Schwester, die in einer Firma arbeitet, die sich mit industrieller Produktion von Wasserstoff arbeitet, kommt unverhofft zu Besuch.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem, von einem wahren Ereignis inspirierten, Krimi 5 Sterne.

Veröffentlicht am 07.07.2024

Ein sehr gut gelungenes Krimi-Debüt

Kleopatras Grab
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"Gerechtigkeit erfordert bisweilen Opfer."

Alexandria, die ägyptische Stadt am Mittelmeer hat eine wechselhafte Geschichte. Sie hat zahlreiche Herrscher kommen und gehen gesehen. Daher ist sie ein Konglomerat ...

"Gerechtigkeit erfordert bisweilen Opfer."

Alexandria, die ägyptische Stadt am Mittelmeer hat eine wechselhafte Geschichte. Sie hat zahlreiche Herrscher kommen und gehen gesehen. Daher ist sie ein Konglomerat ihrer Vergangenheit. Moderne trifft Tradition, unterschiedliche Religionen existieren nicht immer friedlich nebeneinander und das Patriarchat erfreut sich bei Männern größter Beliebtheit. Frauen in einem Männerberufen? Etwa bei der Polizei?

Das ist der Hintergrund dieses Krimis in dem Kommissarin Theodora „Theo“ Costanda den Mord an einem griechisch-orthodoxen Priester aufklären soll. Dazu wird ihr der junge Fadi al-Sawi zur Seite gestellt. Theo ist gewöhnt, alleine zu arbeiten und vermutet überdies in Fadi einen Konkurrenten zumal er kurzfristig nach Alexandria versetzt worden ist.

Bei den Ermittlungen stoßen sie im Umfeld des Toten auf eine Mauer des Schweigens, aber auf einen reichen französischen Hobby-Archäologen, der sich ein ehrgeiziges Ziel gesteckt hat: Er will das geheimnisumwitterte Grab der Kleopatra finden.

Wenig später, Theo und Fadi gehen einer vagen Spur nach, werden ihre Ermittlungen nicht nur behindert, nein, Theo wird von diesem Fall abgezogen. Fadi al-Sawi soll alleine weiterarbeiten.

Doch Aufgeben ist für Theo keine Option. Das entspricht nicht ihrem Charakter, zudem ist schon viel zu tief in die Materie eingedrungen. Noch ahnt sie nicht, wie nahe sie jenem Geheimnis ist, das um jeden Preis, auch um den des eigenen Lebens, geschützt werden muss.

Meine Meinung:

Dieses Krimi-Debüt des Nachrichtensprechers Constantin Schreiber, der sich als arabisch sprechender Kenner Berater zahlreicher Politiker einen Namen gemacht hat, hat mir sehr gut gefallen.

Obwohl in Alexandria so ziemlich jedes Gebäude, jeder Stein auf seine Historie abgeklopft worden ist, scheint die Suche nach einer bislang unbekannten archäologischen Sensation weiter zu gehen. Er beleuchtet die unterschiedlichen Gruppierungen innerhalb der Gesellschaft bzw. der Religionen ebenso wie die Politik. Es gelingt ihm sehr gut, die Spannungen in der Gesellschaft aufzuzeigen. Obwohl es den Anschein hat, dass Christen, säkulare und traditionell denkende Muslime, wenn schon nicht miteinander, zumindest nebeneinander existieren können, brodelt es unter der dünnen Lackschicht. Ein Klima, in dem alte und neue Geheimgesellschaften regen Zulauf finden. Und es ist genau dieses Umfeld, in dem die toughe Kommissarin ermitteln muss. Nichts ahnend, dass die Arme einer dieser elitären Geheimbünde bis weit in die Regierungskreise hineinreichen. Immerhin gibt es ein Geheimnis, das um jeden Preis, auch um den des eigenen Lebens, geschützt werden muss.

Constantin Schreiber gelingt es sehr gut, das pulsierende Leben in Alexandria darzustellen. Das schließt auch häusliche Gewalt, in der Ehemänner ihre Frauen und Väter ihre Töchter misshandeln mit ein. Die Frauen haben keine Hilfe von außen zu erwarten. Auch die (männlichen) Vertreter der griechisch-orthodoxen Kirche verweigern ihnen Hilfe. Frauen hätten einfach zu dienen - Punktum.

"Anklage erheben? Wir? Frauen? Männer misshandeln in dieser unseren Gesellschaft Frauen und bekommen Recht!"

Sehr geschickt werden historische Fakten über Kleopatra und ihre Schwestern Arsinoë und Berenike, die ja griechische Prinzessinnen waren, sowie die politische Liebesgeschichten mit Caesar und Marcus Antonius in den Krimi eingeflochten. Die Herleitung des Marienkultes in vielen christlichen Bekenntnissen wird vielleicht für den einen oder anderen Leser neu sein. Mir ist diese Verknüpfung von alten vorchristlichen Riten mit dem Christentum schon lange bekannt.

Der Schreibstil ist sehr gut gelungen. Durch die gewählte Erzählzeit, das Präsens, ist der Leser nahe am Geschehen dran.

Der Spannungsbogen ist hoch gehalten, denn Theodora Costanda weiß lange Zeit nicht, wer Freund oder Feind ist. Ich hatte recht bald eine Idee, wer der Maulwurf im Kommissariat sein müsse und bin letztlich bestätigt worden. Der Showdown gliedert sich in zwei Teile, von denen der erste recht spektakulär ist und der zweite stark an Agatha Christies Auflösungen erinnert.

Die Charaktere, allen voran Theodora Costanda sind sehr gut ausgearbeitet.

Eine Fortsetzung ist bereits angekündigt. In „Echnatons Fluch“ bekommt es Theodora Costanda mit einer Endzeitsekte zu tun. Erscheinungstermin Mai 2025. Ich freue mich schon drauf.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem gelungenen Krimi-Debüt, das durch einen spannenden und vielfältigen Plot, gut gestalteten Charakteren und geschichtlichem Hintergrund Ägyptens aufwarten kann, 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 05.07.2024

Eine Hommage an eine fast Vergessene

Der Blick einer Frau
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„Für Gerda Taro, die ein Jahr an der spanischen Front verbrachte und dort blieb.“

Caroline Bernard, die schon mehrere Romanbiografie über bekannte Frauen wie Frida Kahlo, Lisa Fittko oder Alma Mahler-Werfel ...

„Für Gerda Taro, die ein Jahr an der spanischen Front verbrachte und dort blieb.“

Caroline Bernard, die schon mehrere Romanbiografie über bekannte Frauen wie Frida Kahlo, Lisa Fittko oder Alma Mahler-Werfel geschrieben hat, widmet sich in dieser hier einer beinahe Vergessenen: Nämlich Gerta Pohorylle, die 1910 als älteste Tochter eines aus Galizien (Österreich-Ungarn) eingewanderten jüdischen Ehepaares geboren wurde. Wie aus der Sozialistin Gerta Pohorylle die Fotografin Greta Tao wird, erzählt Caroline Bernard in diesem Roman.

Als die junge Christina 1996 bei der Entrümpelung eines Hauses in Mexico City auf dessen Dachboden einen alten Koffer mit Negativen findet, ist ihr, als Fotografin recht schnell klar, dass sie einen interessanten Fund gemacht hat. Wie wertvoll diese Fotos, die großteils im Spanischen Bürgerkrieg entstanden sind und welche Bedeutung ein besonderes Foto für sie haben wird, ist die Rahmenhandlung zu Greta Taros Geschichte.

Man schreibt das Jahr 1935. Gerta lebt wie viele andere deutsche Juden im Pariser Exil. Ohne Aufenthalts- und Arbeitsbewilligung ist das Leben ein Drahtseilakt. Sie lernt Endre Friedmann kennen, einen jüdischen Flüchtling und Fotografen aus Ungarn. Friedmanns Fotos verkaufen sich schlecht, vor allem weil er einen ungepflegten Eindruck macht. Gerta erkennt sein Potenzial und ihre Chance. Endre, der sich in Paris André nennt, soll sie das Fotografieren lehren und sie kümmert sich um den Verkauf der Bilder. Gemeinsam streifen sie durch Paris und fotografieren, was ihnen vor die Linse kommt. Dabei entwickelt Gerta für ein und dasselbe Motiv ihren eigenen Blick: Den Blick einer Frau. Um nicht als jüdische Flüchtlinge erkannt zu werden, denen Zeitungen und Agenturen nur einen Bruchteil des üblichen Honorar zahlen, ändert sie ihre Namen in Gerda Taro und Robert Capa. Das kongeniale Duo ist geboren.

Als 1936 der Spanische Bürgerkrieg ausbricht, reist das Paar nach Spanien. Schon die Anreise ist recht spektakulär: Das Flugzeug legt in der Nähe von Barcelona eine Bruchlandung hin. Wenig später beginnen sie Fotos zu machen.
Während Robert Capa möglichst heldenhafte Posen für seine Fotos sucht, fotografiert Gerda vor allem Frauen, abseits jeder Heldenverehrung.

So entstehen die berühmten Fotos. Capas Bild eines jungen Soldaten just im Augenblick des Todes sowie Gerdas Fotos von jungen Frauen, die in ihrem Mono Azul, einer Art Uniform exerzieren und das Schießen lernen.

Auf der Suche nach spektakulären Fotos dringen sie immer tiefer in den Bürgerkrieg ein, schließen sich Soldaten oder Flüchtlingskolonnen an und werden dabei beschossen.

„Robert Capa ist immer auf der Suche nach dem spektakulärstem Foto, dem gefährlichsten. Du willst die fliegende Kugel zeigen. Ich zeige, was die Kugel mit dem Menschen macht, den sie trifft.“

Dabei kommt es immer wieder zu Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden, denn wenn ihre Fotos erscheinen, wird ausschließlich Capas Name genannt, auch wenn das Foto von Gerda und ihrer Mittelformatkamera stammt.

Gerda Taro stirbt am 26. Juli 1937 an ihren schweren Verletzungen, die sie bei der Kollision ihres Lastwagens mit einem Panzer erlitten hat - Berufsrisiko? Kollateralschaden? Sie wird an ihrem 27. Geburtstag, dem 1. August 1937 auf dem Friedhof Père Lachaise beigesetzt. Zunächst wird sie von den Kommunisten als Heldin gefeiert und gerät wenig später in Vergessenheit. Erst mit dem Auffinden des sogenannten „mexikanischen Koffers“ im Jahr 1996 erfährt die Weltöffentlichkeit von Gerda Taro, der ersten Kriegsfotografin, der im Zweiten Weltkrieg Frauen wie Lee Miller folgen werden.

Meine Meinung:

Caroline Bernard erzählt die Geschichte Gerda Taros in eindringlichen Worten. Ihr Leben als jüdischer Flüchtling in Paris gleicht den Tausenden anderen, die vor dem NS-Regime geflüchtet sind. Da ich diese Beschreibungen schon aus zahlreichen anderen Büchern kenne, waren diese Kapitel für mich persönlich zu ausführlich. Wir begegnen in Paris zahlreichen Persönlichkeiten wie dem späteren deutschen Bundeskanzler Willy Brandt, dessen Untergrundtätigkeit die meisten von uns eher in den Norden Europas verorten, bevor Paris und später ganz Frankreich von den deutschen Truppen besetzt wird.

Ich hätte mir ein wenig mehr über die politischen Hintergründe zum Spanischen Bürgerkrieg gewünscht, über den im Allgemeinen nur wenig bekannt ist. Ja, viele wissen, dass es die Internationalen Brigaden, die an der Seite der Republikaner gekämpft haben sowie die sogenannte „Legion Condor“, jener deutsche Luftwaffenverband, der Franco unterstützt hat, gegeben hat. Man kennt berühmte Namen wie Pablo Picasso, der untrennbar mit dem Bombardement der Stadt Guernica verbunden ist, Ernest Hemingway, George Orwell oder zahlreiche andere Prominente, die gegen den Faschismus aufgetreten sind.

„Wenn dieser Krieg verloren geht, wenn Franco und seine Generäle und die Pfaffen gewinnen, dann hat nichts mehr Bestand, dann werden die Faschisten die Welt in Brand setzen, dann war Spanien nur der Anfang, ein Probelauf. Dann können wir Juden und alle, die an Gerechtigkeit glauben, nur beten.“

Geschickt verknüpft die Autorin Fakten und Fiktion. Darüber berichtet sie im Nachwort. Des weiteren erfahren wir vom späteren Leben Robert Capas und anderen Weggefährten der beiden. Gerta Pohorylles Familie wird bis auf ein Familienmitglied in den Vernichtungslagern des NS-Regimes ermordet.

Fazit:

Eine beeindruckende Romanbiografie einer jungen Frau, die beinahe vergessen worden ist. Gerne gebe ich hier 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 04.07.2024

Penibel recherchiert und opulent erzählt

Der Königsmord von Bamberg
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Dieser penibel recherchierte und opulent erzählt historische Roman entführt uns Leser zunächst in das Bamberg von 1208. Die deutschen Fürsten sind seit langem in zwei Lager geteilt: Die einen halten zu ...

Dieser penibel recherchierte und opulent erzählt historische Roman entführt uns Leser zunächst in das Bamberg von 1208. Die deutschen Fürsten sind seit langem in zwei Lager geteilt: Die einen halten zu den Staufern, die anderen zu den Welfen. Ein Konflikt, der bereits Jahre dauert und zahlreiche Tote fordert, da Mordkomplotte geschmiedet und ausgeführt sowie Mitwisser werden beseitigt.

Eines dieser Mordkomplotte ist das zentrale Thema dieses Romans, der weit reichende Folgen für Sophie von Weichselburg und ihre Familie haben wird.

Doch von Anfang an:

Der römisch-deutsche König Philipp von Schwaben (1177-1208) wird am Tag der Hochzeit seiner Nichte Beatrix in Bamberg ermordet. Sophie, die neugierige zwölfjährige Nichte des Bamberger Bischofs Ekbert wird Augenzeugin des Mordes und muss mit ihrer Familie fliehen, denn die Königsmörder wollen die gefährlich Zeugin beseitigen. Die gesamte Familie wird geächtet und mit dem Reichsbann belegt. Man flieht über Prag nach Wien und trifft später in Ungarn ein, wo sie bei Verwandten Unterschlupf finden. Die Verfolger sind ihnen immer auf den Fersen, das sich in den eigenen Reihen ein Verräter befindet.

Werden sie den wahren Mörder anklagen können und ihre Güter sowie ihre Ehre wieder erlangen?

Meine Meinung:

Dieser penibel recherchierte und fesselnd erzählte historische Roman lässt ein Stück der europäischer Geschichte lebendig werden. Das Mittelalter ist reich an Intrigen der deutschen Fürsten bei deren Gerangel um die Macht auch die katholische Kirche und ihre Bischöfe sowie der Papst mitmischen.

Der Roman liest sich wie das Who-is-Who des Mittelalters. Wir begegnen zahlreichen (mitunter auch umstrittenen) Persönlichkeiten wie Richard Löwenherz, Friedrich Barbarossa, dessen Leben und Tod ja auch einen gewichtigen Anteil an den Konflikten hat, oder Otokar Przemysl von Böhmen, dem Babenberger Leopold VI. und Papst Innozenz III..
Um die vielen Ottos, Heinrichs und Beatrixen auseinanderhalten zu können, gibt es im Anhang eine Zeittafel sowie ein Personenverzeichnis. So behält der beherzte Leser den Überblick über die stellenweise verworrenen Verhältnisse und häufig wechselnden Allianzen.

Erzählt werden die Ereignisse von der alternden Sophie, die ihre Erlebnisse niedergeschrieben hat und einen regen Briefwechsel mit ihrer Enkelin Ela führt. Sehr geschickt gemacht - so können wir Leser in die Vergangenheit eintauchen. Wir erhalten an Hand Sophies Geschichte auch Einblick in den Klosteralltag sowie die Stellung der Frauen kennenlernen. Selbst Königinnen sind vor einer Ermordung nicht gefeit wie das Beispiel Gertrud von Ungarns zeigt.

Der Schreibstil ist sehr gut zu lesen und lässt das Mittelalter mit all seinen Facetten wieder auferstehen. So wird opulent getafelt, rülpsen und furzen inklusive, die Gäste dürfen dem Minnesängern und ihrem schlüpfrigen Gesang lauschen. Gleichzeitig werden mörderische Intrigen gesponnen und Gewalt ausgeübt. Daher sollten sich Zartbesaitete darauf vorbereiten, dass das eine oder andere blutige Gemetzel beschrieben wird.

Sehr geschickt sind die historischen Ereignisse in den Roman hineingewoben.

Fazit:

Ein penibel recherchiertes und opulentes Mittelalterepos, das aus der Sicht einer Frau geschrieben ist, und dem ich gerne eine Leseempfehlung und 5 Sterne gebe.