Cover-Bild Nachtlichter
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18,00
inkl. MwSt
  • Verlag: btb
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Biografien und Sachliteratur
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 352
  • Ersterscheinung: 09.10.2017
  • ISBN: 9783442757336
Amy Liptrot

Nachtlichter

Bettina Münch (Übersetzer)

Die ursprüngliche Kraft einer einzigartigen Landschaft lässt alte Wunden heilen: Mit Anfang dreißig spült das Leben Amy Liptrot zurück an den Ort ihrer Kindheit - die Orkney Islands, im dünn besiedelten Schottland wohl die abgelegenste Region. Hier schwimmt die britische Journalistin morgens im eiskalten Meer, verbringt ihre Tage als Vogelwärterin auf den Spuren von Orkneys Flora und Fauna und ihre Nächte auf der Suche nach den »Merry Dancers«, den Nordlichtern, die irgendwo im Dunkeln strahlen. Und hier beginnt sie nach zehn Jahren Alkoholsucht wieder Boden unter den Füßen zu gewinnen. Mit entwaffnender Ehrlichkeit erzählt Amy Liptrot von ihrer Kindheit, ihrem Aufbruch in die Stadt, nach Edinburgh, weiter nach London. Vom wilden Leben, dem Alkohol, dem Absturz. Vom Entzug und der Rückkehr zu ihren Wurzeln auf Orkney, wo sie der Natur und sich selbst mit neuen Augen begegnet.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.12.2017

Wirklich gut

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Meine Meinung:

Bei diesem Roman hat mich vor allem das große erzählerische Talent der Autorin begeistert. Sie hat einen tollen Entwicklungsroman erschaffen. Ihre Protagonistin wirkt über alle Maßen realistisch. ...

Meine Meinung:

Bei diesem Roman hat mich vor allem das große erzählerische Talent der Autorin begeistert. Sie hat einen tollen Entwicklungsroman erschaffen. Ihre Protagonistin wirkt über alle Maßen realistisch. Die Alkoholabstürze wirken detailliert obgleich die Autorin beabsichtigt nicht alles preisgeben will, was währenddessen passiert ist.

Sie setzt die Alkoholkrankheit und die daraus resultierenden Abstürzen gekonnt in Kontrast zu der Flora und Fauna der Islands. Der Leser bekommt ein ganz tolles und vor allem erzählerisch gekonnt geschildertes Bild präsentiert. Hier bemerkt man welche Macht Wort haben und welche Bilder sie entstehen lassen können ohne, dass man als Leser selbst je dort war.

Der Entzug wird in all seinen schrecklichen Einzelheiten durchlebt. Die Autorin schildert hier autobiografisch ihren Leidensweg und ist dabei schonungslos ehrlich. Es ist keine leichte Kost. Auch ist es noch lange keine Selbstverständlichkeit, dass man so offen mit seinen eigenen Fehlern umgeht und über seine Probleme schreibt.

Dieses Buch hat mich ob seiner drastischen Gegensätze beeindruckt. Es war abseits meiner Lesegewohnheiten aber genau das muss ich öfter machen. Ein tolles Buch, lediglich hätte ich mir ein wenig flüssigeren Schreibstil gewünscht, sodass es sich flotter lesen ließe.

Veröffentlicht am 19.11.2017

Der Kampf aus dem Sucht-Sumpf

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Amy wächst auf den Orkney-Inseln auf, einer schottischen Inselgruppe, die in diesem Buch so herrlich vielfältig und anschaulich beschrieben wird, dass ich mir sogleich vorstellen konnte, direkt dort zu ...

Amy wächst auf den Orkney-Inseln auf, einer schottischen Inselgruppe, die in diesem Buch so herrlich vielfältig und anschaulich beschrieben wird, dass ich mir sogleich vorstellen konnte, direkt dort zu sein. Die einzelnen Beschreibungen vom Leben auf der Insel, von den Urgewalten die dort herrschen, von der bezaubernd ursprünglichen Landschaft sind überwiegend so bildlich und direkt beschreiben, dass mein persönliches Bild von Schottland noch weiter ausreifen konnte.
Nach ihrer Schul-/ und Jugendzeit zieht es Amy aufs Festland, direkt hinein in die Großstadt, wo das Leben nicht gegensätzlicher hätte sein können. Sie ertrinkt im Laufe der nächsten Jahre in einem Sud von Job-/Wohnungswechseln, Partys, körperlichem und seelischem Verfall durch Alkohol und anderer Drogen - und um sich aus diesem Sumpf wieder herauszuarbeiten, vollbringt Amy Liptrot u.a. dieses autobiographische Werk.
Die Autorin berichtet auf schonungslose und abrechnende Art und Weise von sich selbst. Sie scheut sich nicht, dem Leser auf berührende, offene Art ihr bisher schweres Leben zu erläutern; nimmt dabei kaum ein Blatt vor den Mund während sie von ihren Abstürzen berichtet, von den Gefühlen, die dabei ausgelöst werden. Amy berichtet vom Leben in ihrer Kindheit - gefangen auf einer Insel mit Eltern, die oftmals scheinbar ihr eigenes Leben kaum bewältigen können und sich dann mit ihren Kindern schwertun; von der Flucht in die (erdrückende) Großstadt und dem dort beginnenden Abstieg in Alkohol-/Drogenexzessen, nächtelangen Party etc...
Ebenso wenig scheut sich die Autorin zu berichten, wie sie versucht aus diesem Sumpf wieder herauszufinden, wie sie versucht wieder Fuß in dieser Welt zu fassen ohne Drogen etc und wie schwer ihr dies fällt.
Hingebungsvoll offen und absolut ehrlich beschreibt sie ihren bisherigen Lebensweg, ohne dabei alles auf Wolke 7 zu setzen und schönzuschreiben - für mich als Leser kommen ganz klar immer wieder Momente, alles zu überdenken und nochmals zu lesen.

Der Schreibstil der Autorin ist trotz einiger anstrengender Phasen sehr locker zu lesen, auffällig ist, dass kaum Dialoge genutzt werden und alles eher einer Erzählung gleicht. Einzig die Wechsel aus Jetzt und Früher sind manchmal etwas zu schroff und unklar. Dagegen bieten die tollen Beschreibungen der Natur etc eine klare Vorstellung vom Leben auf einer rauhen, schottischen Insel.
Ich finde, diese Buch strotzt vor Kummer, Leid, Scham - aber eben auch vor Mut: Mut, sich selbst so darstellen zu können; Mut sich und seine Sucht zu outen.
Dies Buch bekommt eindeutig eine Leseempfehlung - wobei man es unbedingt auch mehrfach lesen kann!

Veröffentlicht am 10.11.2017

Selbstfindung auf den Orkneyinseln

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In ihrem autobiographischen Roman schildert Amy Liptrot ihren Weg von einem alkoholabhängigen Leben in London zum Entzug und zurück zu ihren Wurzeln auf den kargen Orkney-Inseln im Norden Großbritanniens.
Zunächst ...

In ihrem autobiographischen Roman schildert Amy Liptrot ihren Weg von einem alkoholabhängigen Leben in London zum Entzug und zurück zu ihren Wurzeln auf den kargen Orkney-Inseln im Norden Großbritanniens.
Zunächst fiel es mir schwer, mich auf dieses Buch einzulassen. Amy Liptrot beschreibt ihre Alkoholexzesse so distanziert, als ob sie jemand anderem passiert wären. Der Leser erhält die nackten Fakten, Gefühle kommen nicht ins Spiel. Dies hat es mir sehr schwer gemacht, Empathie mit der Autorin zu empfinden. Trotzdem hat es mich schockiert zu lesen, wie sehr ein alkoholabhängiger Mensch seiner Sucht ausgeliefert ist. Als Amy Liptrot betrunken um Haaresbreite einer Vergewaltigung entgeht, ist ihr erster Gedanke danach, die glückliche Wendung in einer Bar zu feiern.
Nachdem sie alkoholbedingt ihren Job verliert und die Beziehung zu ihrem Freund in die Brüche geht, schafft sie den Entzug und beschließt, dorthin zurückzukehren, von wo sie als Jugendliche gar nicht schnell genug wegkommen konnte: in ihre Heimat, den Orkney-Inseln. Dort gibt es zwar keine Versuchung in Form von Nachtclubs oder Bars, trotzdem ist das Verlangen nach Alkohol ständig präsent und natürlich wäre es ihr ein Leichtes, sich auch auf Orkney mit Alkohol einzudecken. Doch Amy Liptrot schafft es stark zu bleiben. Die Lücke, die der Alkohol und all die damit verbundenen Highs in ihrem Leben hinterlassen hat, versucht sie nun mit Anderem zu füllen: stundenlangen Wanderungen durch die karge Landschaft, die Beobachtung seltener Vogelarten und der Gestirne, Schwimmen und Schnorcheln im eiskalten Meer.
Diesen Aspekt des Buchs habe ich sehr genossen. Die detaillierten Schilderungen der einzelnen Inseln und ihrer Geschichte und Tierwelt sind wirklich sehr interessant. Auch die Tatsache, dass die Autorin über ihr Smartphone ständig den Kontakt zur Außenwelt hält und sie mit Hilfe bestimmter Apps zum Beispiel die Sternenkonstellationen bestimmen kann, fand ich faszinierend. Anscheinend ist es einfacher, auf der allerkleinsten Orkneyinsel eine verlässliche Internetverbindung zu haben als hier auf dem Land mitten in Deutschland!
„Nachtlichter“ ist ein durchaus interessanter und lesenswerter Roman. Dass das Buch, wie vom New Statesman angekündigt, „ein zukünftiger Klassiker“ wird, glaube ich allerdings nicht.

Veröffentlicht am 01.11.2017

Tolle Geschichte

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Die britische Journalistin Amy Liptrot kommt mit Anfang dreißig in ihre alte Heimat Schottland zurück. Die Orkney Islands sind eine sehr abgelegene Region. Sie schwimmt im Meer, ist tagsüber als Vogelwärterin ...

Die britische Journalistin Amy Liptrot kommt mit Anfang dreißig in ihre alte Heimat Schottland zurück. Die Orkney Islands sind eine sehr abgelegene Region. Sie schwimmt im Meer, ist tagsüber als Vogelwärterin unterwegs und nachts sucht sie die Nordlichter. Nach zehn Jahren Alkoholsucht gewinnt sie nach und nach wieder den Bezug zur Realität und erzählt von ihrer Kindheit.

Der Klappentext hat mich neugierig gemacht auf das Buch und auch das doch etwas ungewöhnliche, aber sehr passende Cover hat meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Der Schreibstil ist flüssig und die Geschichte sehr detailliert und spannend erzählt. Für mich war es ein Buch, abseits des üblichen Genres, und eine berührende Geschichte.

Veröffentlicht am 19.10.2017

Losgerissene Kühe flogen wie Drachen durch die Luft

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Die Elemente spielen eine große Rolle in Amy Liptrots „Nachtlichtern“: das Meer, der Wind, die Steine. Liptrot schreibt ein Bekenntnis über ihren Abstieg aus ihrer Heimat den Orkneys nach London in den ...

Die Elemente spielen eine große Rolle in Amy Liptrots „Nachtlichtern“: das Meer, der Wind, die Steine. Liptrot schreibt ein Bekenntnis über ihren Abstieg aus ihrer Heimat den Orkneys nach London in den Abgrund des Alkoholismus und ihrer Rückkehr ins Leben und nach Orkney. Sie lebte immer in Extremen, ob es sich um die Exzesse in der Londoner Partywelt handelt oder um die Extreme der am Rande der Weltkarte liegenden Orkney-Inseln. Und sie schafft es, den Leser mitzunehmen sowohl in die Abgründe ihrer Alkoholabhängigkeit, wo sie soziale Umfelder mit ihren Abstürzen verbraucht wie andere Taschentücher, als auch in das raue und extreme Klima der Inseln zwischen Nordsee und Atlantik, wo die Stürme so heftig sind, dass losgerissene Kühe wie Drachen durch die Luft gewirbelt werden. (S. 325)

Die „Nachtlichter“ sind dann besonders stark, wenn man mit Liptrot hinausgeht in die völlige Finsternis der orkadischen Nacht, wo die Lichter des Firmaments oder der Seezeichen und Schiffe besonders eindringlich funkeln; sie hat die Diskokugel gegen den Sternenhimmel getauscht. Oder wenn man sie auf das Außenfeld begleitet, wo sie Lämmern auf die Welt zu kommen hilft. Oder wenn sie schwimmen geht und in der Kälte des Meeres die Wärme zu sich selbst wiederfindet.

Liptrot ist schonungslos zu sich selbst, und wenn sie die Auswirkungen ihrer Sauftouren beschreibt, tut die Lektüre zuweilen weh. Einerseits erspart sie den Lesern die meisten Details ihrer Abstürze, andererseits wirft sie Schlaglichter auf die peinlichen Erinnerungsfetzen ihrer Fehlschläge im Suff und vor allem darauf, wie sie sich dabei und danach gefühlt hat. „Ich will den Neuankömmlingen nicht ewig erzählen, was ich zu mir genommen habe, zu welchen Handlungen ich dadurch getrieben wurde und wie ich es wieder losgeworden bin. Ich will mit meiner Befreiung etwas anderes anstellen.“ (S. 257) Genau das, was sie über ihre Haltung zu Treffen der Anonymen Alkoholiker angemerkt hat, bringt Liptrot zustande: ein Buch nämlich, das Weg und Ziel ihrer Befreiung ist und gleichzeitig eine Liebeserklärung an die Orkneys, ohne sie zu verklären.

„Nachtlichter“ ist eine wahre Entwicklungsgeschichte, die man mit Gewinn liest.