Platzhalter für Profilbild

SofieWalden

Lesejury Star
offline

SofieWalden ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit SofieWalden über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.07.2024

60 Jahre Ehe und wenn es zu Ende geht

Warte auf mich am Meer
0

An die 60 Jahre sind Evelyn und Joseph verheiratet. Sie haben gemeinsam das Oyster Shell Inn betrieben, drei Kinder bekommen und gelebt, direkt am Meer, an einem herrlichen Ort. Das Leben hatte Höhen und ...

An die 60 Jahre sind Evelyn und Joseph verheiratet. Sie haben gemeinsam das Oyster Shell Inn betrieben, drei Kinder bekommen und gelebt, direkt am Meer, an einem herrlichen Ort. Das Leben hatte Höhen und Tiefen, genau wie ihre Ehe selbst, aber sie haben es zusammen hinbekommen. Doch nun hat Evelyn eine Diagnose bekommen, die zur Folge hat, dass sich die beiden Eheleute Gedanken machen müssen, was sie tun, mit der Zeit, die ihnen noch bleibt, der Zeit, in der die Einschränkungen noch nicht so groß sind. Sie beschließen, ein Jahr noch wollen sie intensiv gemeinsam erleben, sich Träume erfüllen. Dazu sollen auch ihre Kinder gehören. Und so versammeln sie ihre Familie um sich und erzählen ihnen davon. Ihre Kinder sind erst einmal schockiert, schon auch wegen der Krankheit selbst, aber vor allem wegen dem, was ihre Eltern beschlossen haben, letztendlich zu tun, nämlich gemeinsam in den Tod zu gehen.
Diese Geschichte, auch für die Leser ist diese Ankündigung ein Schock, ein schweres Thema dazu und die Entscheidung zu akzeptieren, dazu nimmt uns die Autorin mit auf diesen langen Weg einer Ehe, getragen von seinen Menschen und den Widrigkeiten, die nun mal dazugehören, zum Leben. Man erwartet nun vielleicht ein berührendes Dabeisein, an dieser einzigartigen Zweisamkeit. Doch die Realität, dass man sie nicht beschönigt, ist ja an sich etwas Positives, sieht doch ganz anders aus. Da ist Joseph, der Mann, der alles anstrahlt, vor allem seine Frau und schon fast das konträre Gegenstück dazu,Evelyn, kein allzu sympathischer Mensch, mit ihrer eher negativen Sicht auf die Dinge, oft unzufrieden und frustriert, ob der Chance auf etwas besseres, die sich ihr nicht wirklich geboten hat. Und das kreidet sie auch durchaus ihrem Mann an. Die Kinder sind auch nicht die uneingeschränkte Erfüllung und deren eigenes Beitragen hat auch wenig positive Elemente. Ergibt sich daraus tatsächlich die Entscheidung, die Welt gemeinsam zu verlassen, weil man ohne den Anderen nicht mehr will. Es muss wohl so sein und wer hat schon das Recht, so Persönliches von außen werten zu wollen.
Als Anstoß, sich selbst zu erlauben oder vielleicht auch eher sich zu zwingen, über Krankheit und das Sterben in dieser Form nachzudenken, bietet dieses Buch sicherlich so einiges, über das man sich Gedanken machen wird. Schließlich betrifft es nun einmal jeden. Aber die Geschichte an sich stellt sich ein wenig zu oberflächlich dar und gerade das ist hier ja auf alle Fälle angebracht, Tiefgang. So bleibt man am Ende doch mit leicht unguten Gefühlen zurück, zumindest mir geht es so.
Aber jeder erlebt diesen Roman sicher anders und so soll es ja auch sein.

Veröffentlicht am 29.02.2024

Was das Leben bisher so ausmacht und das meiste war doch ziemlich genau richtig

Der Lärm des Lebens
0

Der Schauspieler Jörg Hartmann erzählt aus seinem Leben, nicht in Form einer Biographie, denn als so ein 'wichtiger' Mensch fühlt er sich nicht. Es ist mehr eine gedankliche Reise, die mal vor mal zurückschwenkt ...

Der Schauspieler Jörg Hartmann erzählt aus seinem Leben, nicht in Form einer Biographie, denn als so ein 'wichtiger' Mensch fühlt er sich nicht. Es ist mehr eine gedankliche Reise, die mal vor mal zurückschwenkt in der Zeit, an einigen Orten etwas länger verharrt wie an anderen und bei der er seine Betrachtungen anstellt, was all das Leben mit einem gemacht hat, so das er heute da steht, wo er beruflich und privat angekommen ist. Er denkt an seine Kindheit zurück, am Rande des Ruhrgebiets, einfach, aber glücklich, an seine taubstummen Großeltern, die die Nazizeit durchlebt haben, mit zusätzlicher Angst. Und auch die Demenz des Vaters und das Abschiednehmen wird erwähnt. Und dann ist da das große Paket rund um seinen Beruf, die mühsamen Anfänge, das unbedingte Wollen, den Schauspielberuf zu seinem erfolgreichen Broterwerb zu machen. Und dazu kommt der ganz normale Alltag, der bei jedem von uns auch irgendwie nicht anders ist, in dem Empfinden, was schief läuft oder eben in die falsche Richtung. Auch er hat hier seinen Platz und dabei hält der Autor direkt oder etwas subtiler, mit entsprechenden sprachlichen Mitteln, mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg.
Diese Betrachtungen, sie sind gut geschrieben, lassen auch ein angenehmes Quentchen Humor nicht vermissen und haben durchaus Unterhaltungswert. Gerade die Einblicke bzgl. seiner familiären Wurzeln im Ruhrgebiet waren sehr interessant und hatten auch die Substanz, die einigen anderen Passagen dieses Buches vielleicht ein wenig fehlen.
Alles in allem, wer ein größeres Interesse an der Person Jörg Hartmann hat, wird hier durchaus fündig.

Veröffentlicht am 19.12.2023

Sich Gewalt anzutrainieren, das macht etwas mit dem Menschen

NOVA
0

Der Neurochirug Davide führt mit seiner Frau Barbara und Tommasco, dem inzwischen zum Jugendlichen herangewachsenen Sohn ein recht zufriedenes Leben. Seine Arbeit erfüllt ihn, bald steht eine Beförderung ...

Der Neurochirug Davide führt mit seiner Frau Barbara und Tommasco, dem inzwischen zum Jugendlichen herangewachsenen Sohn ein recht zufriedenes Leben. Seine Arbeit erfüllt ihn, bald steht eine Beförderung an und das Leben läuft in ruhigen Bahnen, bis zu diesem einen Tag. In einem Restaurant werden Ehefrau und Sohn von einem Mann geradezu übergriffig belästigt und er schaut dem Ganzen, wie gelähmt, zu. Er greift nicht ein. Das tut dann ein Anderer für ihn und klärt die Situation auf recht brutale Weise. Davide ist geschockt über sich selbst und hat das Gefühl, ein Feigling zu sein. Er war immer ein Mann der Worte und jetzt 'hat er versagt'. Das beschäftigt ihn so sehr, dass er beschließt, der Gewalt, der körperlichen Durchsetzungskraft mehr Gewicht zu geben. Und das führt, ganz langsam, auch zu Wandlung seiner selbst.
Dies ist mal eine ganz andere Art, sich mit dem Thema Gewalt auseinanderzusetzen. Ein Mensch versucht sich nicht, ihrer zu entledigen, nein, er trainiert sie sich, sozusagen bewusst, an, um ein Mann zu sein und vor sich selbst zu bestehen. Das ist spannend in der Konzeption, doch die Umsetzung in diesem Buch hat mich nicht überzeugt. Emotionen, Intensität, eine Geschichte, die einen mitreißt, das ist die Vorstellung, die einem dabei geradezu entgegenspringt, doch dies hier ist 'schön'. Im wahrsten Sinne des Wortes, schön, sprachlich ganz großes Kino. Hier liebt einer den Umgang mit seiner Sprache und setzt sie dementsprechend äußerst kunstvoll, literarisch gehoben ein. Aber der Autor will uns ja auch eine Geschichte erzählen, sie an uns Leser herantragen und uns begeistern. Und da ist hier noch viel Luft nach oben. Ich bin überzeugt, wünsche es mir zumindest, er bekommt das hin, beim nächsten Mal. Ein bisschen objektive Fachkunde seitens des Verlags hätte sicherlich nicht geschadet. Und es ist ja noch kein Meister vom Himmel gefallen. Also die vertraute 'Wohlfühlzone' verlassen, Mut zur Emotion und dann ist man auch gerne wieder mit dabei.

  • Einzelne Kategorien
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 27.06.2023

Ein Bildertraum mit Geschichte

Träumer
0

Dieses Buch, seine Bilderwelt, sie ist wirklich ein wahrer Traum. Ein Vater fährt mit dem Sohn, auf dem Weg nach Hause, durch eine Waldlandschaft. Der Sohn ist bedrückt und der Vater fragt nach dem Warum. ...

Dieses Buch, seine Bilderwelt, sie ist wirklich ein wahrer Traum. Ein Vater fährt mit dem Sohn, auf dem Weg nach Hause, durch eine Waldlandschaft. Der Sohn ist bedrückt und der Vater fragt nach dem Warum. Alle in der Schule haben schon eine Vorstellung davon, was sie einmal werden wollen, nur Aron selbst, er denkt noch nicht an die Zukunft, hat noch keinen konkreten Gedanken, was in dieser Welt einmal aus ihm werden soll. Und so gehen Vater und Sohn ein Stück durch den unendlichen lichtdurchfluteten Wald und der Junge bekommt ein Bewusstsein dafür, dass seine Art zu sein, vielleicht ein Träumer, genau richtig ist und dass Menschen wir er, das Leben der Anderen eines Tages mit dem, was immer sie tun, sehr viel schöner machen werden. Und dann, dann fahren sie nach Hause.
Dieses Buch durchzublättern, mit dem Fokus auf seine wahrlich künstlerische atmosphärisch wunderbar gelungene Bildgestaltung, träumerisch, umhüllt von der Faszination, die Wald so sehr zu bieten hat und die wir alle sicherlich schon einmal erlebt haben, das ist wirklich wunderschön. Bei so einer Vorgabe ist es für die Geschichte dazu natürlich von Anfang an sehr schwer, mitzuhalten. Doch sie bindet sich erst einmal gut ein, begleitet, lässt Anteil nehmen. Und dann ist da der Bruch. Plötzlich wird man herausgerissen, aus dem traumthematischen Geschehen. Im wahrsten Sinn, ein Wutsch und dann haben wir da auch schon das Ende.

Ein tolles Bilderbuch, mit einer Geschichte, die ein wenig hackt. Ein paar Worte mehr, wo keine sind, hätten ihr gut getan.

Veröffentlicht am 15.04.2023

Im Reich auch der Vampire, einmal anders

Tallulah und der goldene Kolibri
0

Die 17-jährige Tallulah liebt die Nacht und schleicht sich abends oft hinaus, um ins Kino zu gehen. Seitdem ihre Mutter weggegangen ist, ist ihr Vater sehr auf ihre Sicherheit bedacht und ihre nächtlichen ...

Die 17-jährige Tallulah liebt die Nacht und schleicht sich abends oft hinaus, um ins Kino zu gehen. Seitdem ihre Mutter weggegangen ist, ist ihr Vater sehr auf ihre Sicherheit bedacht und ihre nächtlichen Ausflüge würde er gar nicht verstehen. Eines Nachts wird sie überfallen und nur dank eines geheimnisvollen jungen Mannes mit glitzernden Augen entkommt sie dieser Situation unbeschadet. Als sich 'ihr Held' dann als Vampyyri herausstellt und sie selbst eine Yövaeltaja sein soll, nimmt die Geschichte einen sehr fantastischen und abenteuerlichen Verlauf, mit jeder Menge fantastischer Wesen aus dem Reich rund um die Untoten, Vampire und Co.
Dieser Roman ist wirklich sehr fantastisch und nicht das Übliche, was man aus der Welt der Vampire so kennt. Das ist durchaus unterhaltsam, hat aber auch seine Defizite, denn all die eigenartigen Gestalten, sie nehmen einfach überhand. Und auch bei der Handlung ruckelt es ordentlich und überzeugt nicht immer. Die Geschichte bietet in seiner Hörbuchform nette Zwischendurchunterhaltung, nicht mehr und nicht weniger. Denn auch die Erzählerstimme klingt, gerade auch bei Tallulahs Vater, eher aufgesetzt und macht die Figur ungewollt unsympathisch.
Alles in allem, etwas nettes Anderes.