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Veröffentlicht am 30.11.2018

Wahrheit und Fiktion - ein Experiment

NSA - Nationales Sicherheits-Amt
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Ich hatte bisher noch kein Buch des Autors gelesen, aber der Klappentext klang für mich so interessant, daß ich dieses 800-Seiten-Werk unbedingt lesen wollte. Die Geschichte zeichnet sich dadurch aus, ...

Ich hatte bisher noch kein Buch des Autors gelesen, aber der Klappentext klang für mich so interessant, daß ich dieses 800-Seiten-Werk unbedingt lesen wollte. Die Geschichte zeichnet sich dadurch aus, daß der Autor die historischen Vorkommnisse mit fiktiven Fakten ausgestaltet hat. Und ich gestehe offen, auf den ersten 50 Seiten konnte ich nicht gleich eintauchen in die Story, es dauerte einige Zeit bis es mich gepackt hat. Bewegend und schwierig zu lesen war für mich beispielsweise das Auftauchen von Anne Frank und den Geschwistern Scholl. Da Andreas Eschbach eine alte Schreibweise gewählt hat, wurde dem Leser immer wieder klar vor Augen geführt, daß wir uns nicht in der Gegenwart, sondern in der Vergangenheit befinden. Erwähnenswert finde ich, daß die Abschaffung des Bargeldes schon stattgefunden hatte.

Es beginnt in Weimar 1942. Hauptfiguren sind die Programmstrickerin Helene Bodenkamp und ihr Chef, der Analyst Eugen Lettke, die im NSA arbeiten - für mich GUT und BÖSE. Helene macht im Laufe der Zeit eine beachtliche Entwicklung durch. Von der naiven Programmiererin wird sie zur Geliebten eines Deserteurs, kämpft für ihre Liebe und versucht ihn zu retten. Eugen Lettke hingegen war mir bereits von Anfang an wegen seiner absolute Treue zum System und seines Rachefeldzuges unsympathisch und das hat sich auch bis zum Ende nicht geändert.

Ein Roman, der seine Leser zum Nachdenken und zur Frage aufrütteln sollte – Was gebe ich von mir im großen www. preis? Vor allem was weiß das www. ohnehin schon von uns aufgrund unserer Kartenzahlungen, Buchungen, Bewertungen – abgesehen von Facebook, Instagram & Co.

Ein Buch und Experiment, das mir bestimmt noch länger im Gedächtnis bleiben wird.

Veröffentlicht am 26.11.2018

Die Familie ist alles, egal was passiert

Flucht in die Schären
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Flucht in die Schären ist der mittlerweile 9. Band mit Thomas Andreasson und Nora Linde.

Dieser Thriller beginnt nicht mit einer Leiche und der Suche nach dem Täter, sondern der Leser ist Zeuge einer ...

Flucht in die Schären ist der mittlerweile 9. Band mit Thomas Andreasson und Nora Linde.

Dieser Thriller beginnt nicht mit einer Leiche und der Suche nach dem Täter, sondern der Leser ist Zeuge einer unsagbaren Flucht. Mina Kovac mit ihrem drei Monate alten Sohn Lukas flieht vor ihrem gewalttätigen Ehemann Andreis und seinen Freunden. Andreis Kovac steht bei den Behörden bereits im Fokus von Ermittlungen hinsichtlich Drogen, Geldwäsche und Steuerhinterziehung. Aktuell haben die Behörden – und hier Nora Linde - einen anonymen Hinweis erhalten.

Die Story wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Zum einen in Rückblicken auf den Balkan Anfang der 90er Jahre als das Dorf, das Haus und die Familie Kovac in den Strudel des Krieges gerieten. Jeder von uns kann sich an diesen Krieg erinnern und auch an die Gräueltaten, die hier durchaus detailliert beschrieben werden. Am Ende gelingt der Familie die Flucht nach Schweden.

Der zweite Strang behandelt die Gegenwart, als eben dieser Andreis Kovac als mittlerweile erwachsener Ehemann seine Frau nicht nur einmal verprügelt und mißhandelt, sondern immer wieder und sie dermaßen einschüchtert, daß Mina aus Angst jedes Mal wieder bei ihm bleibt - das vor allem wegen ihres Sohnes. Aber irgendwann ist das Maß voll und sie schafft nach einem Krankenhausaufenthalt und mit Unterstützung der Polizei den Absprung ins Frauenhaus. Nur Andreis gibt nicht auf, denn die Familie ist für ihn alles. Aus seiner Kindheit erinnert er sich an den Satz seines Vaters „Wir sind eine Familie und halten zusammen, ganz egal was passiert“ und so setzt sich die Hetzjagd fort bis zum bitteren Ende. Als auf dem Weg dahin noch eine Leiche auftaucht, wird Thomas eingeschaltet. Nora und Thomas arbeiten wieder zusammen und gehen ein großes Risiko ein. Wie es ausgeht, das muß jeder selbst lesen!


Nachdem mich bereits Band 7 (Tödliche Nachbarschaft) nicht überzeugen konnte, hatte ich beim 8. Fall (Mörderisches Ufer) den Eindruck, daß die Autorin zu ihrer alten Form zurückgefunden hat. Leider muß ich nach dem Lesen des vorliegenden Thrillers feststellen, daß die Autorin in diesem 9. Fall mit seiner ganzen sowohl physischen als auch psychischen Brutalität bei mir nicht punkten konnte. Die Geschichte hat sich ohne Frage rasant und temporeich lesen lassen. Die Rückblicke zu den Grausamkeiten des Balkankrieges und die Gegenwart mit den Brüdern Andreis und Emir Kovac waren mir persönlich zu brutal, das war ich in dieser Form von der Autorin nicht gewohnt. Wobei außerdem die Kriegstraumata keinesfalls Entschuldigung für die Taten sein dürfen. Mit Mina Kovac musste ich mitleiden und ich fand diesen Teil der Geschichte erschütternd. Wobei ich auch zu denen gehöre, die die Nachgiebigkeit der Frauen nicht nachvollziehen können. Außerdem fand ich es unrealistisch und dumm, daß sie ihr eigenes Handy weiterhin benutzt hat, denn auch ihr hätte Handyortung ein Begriff sein müssen.

Das Privatleben von Thomas und Nora spielt im vorliegenden Buch keine besonders große Rolle, so daß Neueinsteiger kein Problem damit haben werden in die Geschichte hineinzufinden.

Positiv erwähnen möchte ich, daß der Verlag die Covergestaltung und Buchgröße bei allen Bänden beibehalten hat.

Dieser Thriller ist für mich auf jeden Fall spannend, aber auch brutal, eindringlich und erschütternd. Er unterscheidet sich m. E. total von den Vorgängern und es werden nur die eine Lesefreude entwickeln, die Krimis der härteren Gangart bevorzugen, denn dieses Buch ist nichts für zart Besaitete. Auch das Lektorat hätte an einigen Stellen gründlicher sein dürfen. Ich werde jetzt abwarten, was die Autorin als Nächstes abliefert, um zu entscheiden, ob ich ihr treu bleibe!

Veröffentlicht am 15.08.2024

Enttäuschung

Pi mal Daumen
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Die Kurzbeschreibung hatte mich neugierig gemacht.
Hauptfiguren des Romans sind der Ich-Erzähler Oscar Maria Wilhelm Graf von Ebersdorff, 16 Jahre, mit autistischen Zügen, hochintelligent, daher auch begeistert, ...

Die Kurzbeschreibung hatte mich neugierig gemacht.
Hauptfiguren des Romans sind der Ich-Erzähler Oscar Maria Wilhelm Graf von Ebersdorff, 16 Jahre, mit autistischen Zügen, hochintelligent, daher auch begeistert, endlich mit dem Mathematikstudium starten zu können, sowie seine 53jährige Kommilitonin Moni Kosinsky, schrill, empathisch, mit diversen Jobs und großer Familie.

Mit den beiden gegensätzlichen Hauptfiguren lernt man das Leben an der Uni kennen. Die unterschiedlichen Charaktere, Lebensformen und die Freundschaft fand ich anfangs interessant. Moni, weil sie spät mit dem Studium beginnt, dies vor ihrer Familie verheimlicht und deshalb geht ihr Clan davon aus, daß Moni immer erreichbar und einsetzbar ist. Oscar, weil er als Mathe-Nerd sein Ziel erreicht hat, studieren kann und durch Moni das wahre Leben kennenlernt. Das vertrauliche Kaffeetrinken der beiden Erstsemesterstudenten mit den Professoren hingegen war mir schlichtweg zu unrealistisch.

Die Geschichte läßt sich flott lesen, zuerst auch witzig und teils tragisch, aber in der zweiten Hälfte driftete es für mich ab und wurde unglaubwürdig, überzogen, klischeehaft und die Story hat mich einfach nicht mehr gepackt und mitgenommen.

Sehr gelungen finde ich das Cover und auch die Ausstattung des Buches mit einem Lesebändchen und im Buchinnendeckel der „kreative“ Stammbaum von Moni.

Ich hatte von der Autorin schon Baba Dunjas letzte Liebe, Schallplattensommer und Barbara stirbt nicht gelesen, die mir wesentlich besser gefielen. Dieser Roman hatte einen vielversprechenden Plot, die Idee fand ich gut, aber die Umsetzung konnte mich persönlich leider nicht überzeugen.

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Veröffentlicht am 05.07.2024

Clara und der dunkle Abgrund

Dunkler Abgrund
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Clara Lofthus wird zur neuen Justizministerin ernannt und hat schon klare Vorstellungen, was sie in der neuen Position verändern möchte. Sie ist verwitwet und hat zwei Jungs – Zwillinge. Jetzt muß sie ...

Clara Lofthus wird zur neuen Justizministerin ernannt und hat schon klare Vorstellungen, was sie in der neuen Position verändern möchte. Sie ist verwitwet und hat zwei Jungs – Zwillinge. Jetzt muß sie sich in ein Leben voll gestopft mit Terminen, Leben mit einem Bodyguard und der Alleinerziehung hinein finden. Das alles zusammen ist fast nicht unter einen Hut zu bekommen und am meisten leiden die Kinder darunter. Und dann passiert es, sie kommt nach Hause und findet einen Brief, daß ihre Jungs entführt wurden. Es gibt die Anweisun, die Polizei nicht zu informieren und eine weitere Bedingung (die kann ich nicht verraten). Sie ist in heller Aufregung, weiht aber vertrauensvoll Stian, ihren Chauffeur/Bodyguard ein und bittet ihn um Hilfe. Werden sie die Kinder ohne die Polizei lebend finden?


Den ersten Band der Trilogie kenne ich nicht, vielleicht wurde darin bereits über die Vergangenheit von Clara berichtet. Für mich waren es gerade diese Ereignisse in der Vergangenheit, die mir im Zusammenhang mit dem neuen Job unglaubwürdig vorkamen. Die Geschichte wird in kurzen Kapiteln immer wieder von unterschiedlichen Figuren erzählt und springt zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart. Das erzeugte für mich einen gewissen Lesesog. Aber ich hätte z.B. gerne mehr über den Zwillingsbruder Nikolai erfahren. Clara war mir durch ihre Vergangenheit und die fehlende Empathie absolut unsympathisch. Die Autorin hat verschiedene mögliche Täter/Entführer ins Spiel gebracht und dann war es doch ganz anders. Das eigentliche Ende ging mir zu schnell ließ mich unzufrieden zurück.

Der Thriller war ohne Frage spannend und flüssig geschrieben, aber die Hauptfigur konnte bei mir nicht punkten. Manches an dem Plot war mir zu unrealistisch und an den Haaren herbeigezogen. Vielleicht wäre meine Meinung mit den Kenntnissen aus Band 1 positiver ausgefallen.

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Veröffentlicht am 21.10.2023

Netter Regionalkrimi

Schwarz ist die Gier
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Schauplatz Freiburg
In die Galerie Hellstein & Oehring kommt eine ältere Dame und bietet verschiedene Bilder zum Verkauf an. Sie hat alles am Dachboden in einem Schrankkoffer gefunden, den vor vielen ...

Schauplatz Freiburg
In die Galerie Hellstein & Oehring kommt eine ältere Dame und bietet verschiedene Bilder zum Verkauf an. Sie hat alles am Dachboden in einem Schrankkoffer gefunden, den vor vielen Jahren Gäste zurückgelassen und nie mehr abgeholt haben. Dr. Martin Oehring erkennt bei der ersten Durchsicht gleich das Original einer Ölskizze von Franz Marc zum Turm der blauen Pferde. Da er durch seine Dissertation mit dem Thema Franz Marc bestens vertraut ist, weiß er um den Wert des 40 x 60 großen Bildes. Seine Habgier wird geweckt, vor allem weil er einen Interessenten hat. Er beauftragt den Praktikanten Julian Jeltsch, eine Kopie anzufertigen. Julian erledigt dies und stürzt bei einem Empfang vom 2. Stock in die Tiefe. Jetzt beginnt der eigentliche Kriminalfall, in dem es einige Leichen geben wird, so daß Kriminalhauptkommissar Johann Briamonte und seine Kollegen ermitteln müssen. Am Ende werden sie diesen Fall mit großem Einsatz erfolgreich abschließen können.


Es handelt sich bei dem Krimi um den zweiten Band mit KHK Briamonte. Ich hatte Band 1 nicht gelesen, hatte aber als Neueinsteigerin keinerlei Probleme. Die Autorin schreibt flüssig rund um das Thema Kunst bzw. Kunstfälschung. Die Arbeit der Polizei kann man sehr gut mit verfolgen und mit rätseln. Johann Briamonte war mir sympathisch, auch sein Privatleben wird detailliert und wohl dosiert eingestreut. Seine Liebe zu Polizeioberkommissarin Kristina Precht entwickelt sich langsam, da beide mit ihrer Vergangenheit erst abschließen möchten, bevor sie eine neue Beziehung eingehen wollen. Bei den Ermittlungen ist man als Leser wegen des Wissensvorsprungs ganz klar im Vorteil. Die Autorin überrascht im letzten Teil mit einem Twist, der mit gut gefiel. Er bringt den eigentlichen Pfeffer in die Geschichte und war für mich der Grund, das Buch doch noch als unterhaltsam einzustufen.

Ich fühlte mich zwar gut unterhalten, trotzdem werde ich werde diese Reihe nicht weiter verfolgen. Mir hat schlußendlich etwas die Raffinesse gefehlt.

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