Japanisches Lesevergnügen
Das Loch“Das Loch” von Hiroko Oyamada erzählt vom Leben eines jungen Paares, welches von der Großstadt aufs Land zieht. Das Haus neben den Schwiegereltern steht leer und bietet sich an, dort günstig zu leben. ...
“Das Loch” von Hiroko Oyamada erzählt vom Leben eines jungen Paares, welches von der Großstadt aufs Land zieht. Das Haus neben den Schwiegereltern steht leer und bietet sich an, dort günstig zu leben. Nur gibt es auf dem Dorf weder Arbeit, noch Vergnügen. Man sieht kaum Menschen auf der Straße und Asahis Leben verwischt zwischen Realität und Phantastik.
Die junge Frau Asahi gibt ihren Beruf nach dem Umzug auf und wird Hausfrau. Obwohl keine Kinder erwartet werden und das Pendeln in die Stadt möglich wäre, sieht sie keinen Sinn, diese Strapaze auf sich zu nehmen.
Die Tage auf dem Land plätschern dahin und Asahi versteht den Traum der Frauen nicht endlich nur Hausfrau sein zu dürfen. Ihr Leben ist überschaubar, der tägliche Weg zum Supermarkt, die Wäsche erledigen und ab Mittag nur noch Langeweile. Nach kurzer Zeit wird dieser Zustand jedoch zur Normalität.
Auf dem Weg zum Bankautomaten in einem 7-Eleven-Shop begegnet Asahi einem Tier ohne Namen und folgt diesem in Richtung Uferböschung in das Gebüsch.
Plötzlich fällt sie in ein Loch, es roch nach Gras und frischer Luft - nicht unangenehm und doch war ein Herauskommen alleine nicht möglich. Nur durch Hilfe konnte sich Asahi aus dem Loch befreien.
Seit diesem Vorfall wurde alles anders und die Grenzen zwischen der Realität und Einbildung verschwimmen oder war es schon vor ihrem Sturz in das Loch?
Die Autorin versteht es perfekt die japanische Literatur in Szene zu setzen. Der Roman wurde in der Ich-Form geschrieben, die Protagonistin wird in ihrer Rolle als Frau und vor allem Hausfrau sehr gut beschrieben.
Der Alltag des jungen Paares und das Familienleben werden bildlich wiedergegeben und das Leben in der japanischen Gesellschaft, vor allem im Dorf, dem/der Leser:in nahe gebracht.
Ihr Mann ist in seinem neuen Job sehr eingespannt und zieht seine Arbeit und das Handy der Gesellschaft seiner Frau vor. Kann Asahi mit ihrem Mann über den verwirrten Großvater und den Schwager, den niemand bisher erwähnte sprechen? Will sie ihn mit ihren Gedanken und Sorgen belästigen?
Auf wenig Seiten gibt es viele Wendungen und ich wurde in das abstrakte Leben der jungen Frau gezogen.
Was ist ihre Bestimmung und ist es für sie von Wert, diese zu finden?
Ihre Wahrnehmung spiegelt falsche Tatsachen oder ist es ihre Realität? Was passiert mit ihrem Geist, ihren Sinnen und ihrem Leben? Findet sie ihren Weg?
Es bleiben viele offene Fragen und nachdenklich bleibe ich als Leser:in zurück. Ein Lesevergnügen für Freunde der japanischen Literatur.