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Veröffentlicht am 25.07.2024

Irisches Dorfleben

Feuerjagd
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Das Buch ist der Nachfolgeband von "Der Sucher", das Buch hatte ich schon vor einiger Zeit gelesen.
Die Geschichte über Cal Hooper und das kleine irische Dorf Ardnakelty geht weiter. Cal hat sich um die ...

Das Buch ist der Nachfolgeband von "Der Sucher", das Buch hatte ich schon vor einiger Zeit gelesen.
Die Geschichte über Cal Hooper und das kleine irische Dorf Ardnakelty geht weiter. Cal hat sich um die junge Trey gekümmert und unterstützt sie in jeder Hinsicht. Sie lernt bei ihm Schreinern und kann sich so etwas unabhängig von ihrer desolaten Familie machen. Als ihr seit Jahren in England lebender Vater zurückkehrt und einen "Freund" mitbringt, ändert sich aber die Situation grundlegend, denn der Freund scheint wohlhabend zu sein und will rund um das Dorf nach Gold suchen. Damit weckt er die Gier der Dorfbewohner und Trey sieht eine Möglichkeit sich für den Tod ihres Bruders am Dorf zu rächen. Cal muss das Schlimmste verhindern.
Tana Frenchs Erzählweise ist eher ruhig und bedächtig, trotzdem ist das Buch ungeheuer spannend. Die Situation entwickelt sich langsam und irgendwann bemerkt man, dass das ganze Gefüge des Dorfes mit den eingeübten Rollen ins Rutschen gerät. Dabei hat das Buch auch lustige Passagen, wenn z.B. Cal im Pub wegen seiner Verlobung mit Lena aufgezogen wird.
French kennt das Dorfleben und beschreibt es sehr genau und eindringlich, die Abhängigkeiten, die "unterirdischen" Geflechte, die alten Feindschaften und Freundschaften. Cal bringt als Außenstehender da einige Dinge ins Rutschen und das ist meisterhaft beschrieben.
Es empfiehlt sich "Der Sucher" zuerst zu lesen, dann kommt man besser in die Geschichte hinein. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 15.07.2024

Bewegend

Mitternachtsschwimmer
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Dieses Buch ist für mich eines der besten in diesem Sommer.
Evan ist vom Leben gebeutelt, seine kleine Tochter ist gestorben und er gibt sich die Schuld daran. Seine Ehe zerbricht, er lässt seine Frau ...

Dieses Buch ist für mich eines der besten in diesem Sommer.
Evan ist vom Leben gebeutelt, seine kleine Tochter ist gestorben und er gibt sich die Schuld daran. Seine Ehe zerbricht, er lässt seine Frau und den tauben Sohn in der Stadt zurück und nimmt eine Auszeit in dem kleinen Ort Ballybrady an der Küste. Dort wird er vom Corona-Lockdown überrascht und ist gezwungen zu bleiben, er muss sich mit der Situation arrangieren. Er lernt Grace kennen, eine seltsame, eigenständige Frau, die nachts allein im Meer schwimmt und die Touristen kritisch sieht. Dann muss er auch noch seinen Sohn Luca bei sich aufnehmen, zu dem er ein schwieriges Verhältnis hat.
Das Buch entwickelt sich ganz langsam und bedächtig. So langsam wie sich die Beziehung zu Grace entwickelt, so langsam und vorsichtig nähert sich Evan seinem Sohn an. Während er vorher nur dessen Defizite bemerkte, findet er jetzt einen Zugang zu dem lebhaften, neugierigen Jungen, der viele einzigartige Qualitäten besitzt. Das ist wunderbar zu lesen, manchmal sehr traurig und zu Herzen gehend, manchmal lustig und übermütig, aber immer warmherzig und empathisch. Auch die Nebenfiguren sind eindrücklich beschrieben und sehr nah am richtigen Leben, man muss sie einfach lieben.
Man wünscht sich, dass die Gemeinschaft alle Probleme übersteht und alles gut wird.
Das Buch wäre auch ein wunderbarer, unkitschiger Filmstoff, wenn ihn der richtige Regisseur in die Finger bekommt!

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Veröffentlicht am 06.07.2024

Unbedingt lesenswert

Solito
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Für mich ist "Solito" schon jetzt eines der besten Bücher diesen Jahres.

Schon das Titelbild hat mich sehr angesprochen, ein Junge, in dessen Silhouette Wüste und ein dunkler Himmel projiziert sind, das ...

Für mich ist "Solito" schon jetzt eines der besten Bücher diesen Jahres.

Schon das Titelbild hat mich sehr angesprochen, ein Junge, in dessen Silhouette Wüste und ein dunkler Himmel projiziert sind, das ist auffällig und besonders. Und wie das Cover schon verrät, hat Javier Zamora in dem Buch seine eigene Geschichte als Roman aufgearbeitet.

Javier lebt mit seinen Großeltern und seinen Tanten in einem kleinen Ort in El Salvador, seine Eltern sind wegen des Bürgerkriegs in die USA geflohen. Nun haben sie genug Geld gespart, um ihren Sohn nachkommen zu lassen. Doch alle Bemühungen um ein Visum schlagen fehl und sie wollen ihn einem Schleuser anvertrauen, der ihn über die Grenze zwischen den USA und Mexiko bringen soll. Dafür sind zwei Wochen Zeit vorgesehen. Doch dann geht viel schief, die Reise dauert viel länger und es ist fraglich, ob sie ihr Ziel überhaupt erreichen können. Unterwegs schließt er sich Chino, Patricia und ihrer Tochter Clara an, sie werden wie eine Familie und überstehen Hunger, Durst, Polizeikontrollen und alle anderen Gefahren.

Das Buch hat mich sehr bewegt. War es am Anfang noch etwas langatmig, nimmt die Spannung kontinuierlich zu und man hofft und bangt mit Javier und seinen Mitreisenden. Zamora findet eine sehr schöne Sprache für sein Buch, da merkt man, dass er sonst als Dichter arbeitet. Einzig die immer wieder auftauchenden spanischen Sätze stören den Lesefluss etwas. Ich hätte mir gewünscht, man hätte diese Sätze direkt mit übersetzt, statt sie in einem umfangreichen Anhang unterzubringen.

Das Buch ist hoch politisch und hoch aktuell. Aber nicht nur deshalb finde ich es unbedingt lesenswert, sondern auch, weil die menschlichen Seiten einer solchen Flucht mit der Hoffnung auf ein besseres Leben oft hinter Zahlen und Fakten (oder Fake-Nachrichten) zu kurz kommen.

Man muss sich auf das Buch einlassen, dann ist es eine echte Bereicherung.

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Veröffentlicht am 19.04.2024

Spannend bis zum Schluss

Verraten
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Das ist nun der Abschluss der Reihe um Carl Morck und seine Sonderdezernat Q. Ich werde sie vermissen!

Das Buch beginnt gleich mit einem Knaller, denn Carl wird wegen verschiedener Delikte festgenommen ...

Das ist nun der Abschluss der Reihe um Carl Morck und seine Sonderdezernat Q. Ich werde sie vermissen!

Das Buch beginnt gleich mit einem Knaller, denn Carl wird wegen verschiedener Delikte festgenommen und der Kontakt zu Rose, Assad und Gordon wird unterbrochen. Statt dessen kommt er in ein Gefängnis, in dem brutale Schläger einsitzen und schon bald ist Carl als Polizist in Lebensgefahr. Währenddessen versuchen seine Freunde zusammen mit seiner Frau Mona den Fall aufzuklären und Carls Unschuld zu beweisen, doch immer wieder treten unerwartete Hindernisse auf. Es gibt allerdings auch Unterstützung von unerwarteter Seite.

Das Buch ist ein würdiger Abschluss der Reihe und das Finale ist einfach genial. So wird die Reihe im wahrsten Sinne des Wortes "rund".

Jussi Adler-Olsen schreibt natürlich auch in diesem Band gut lesbar und die Charaktere werden wie immer gut ausgearbeitet. Viele der Handlungsstränge aus den früheren Büchern spielen eine Rolle und deshalb empfiehlt es sich, die Bücher alle in der vorgegebenen Reihenfolge zu lesen. Das ist enorm hilfreich zum Verständnis.

Auch wenn das Buch 600 Seiten dick ist, so ist doch jede Seite lesenswert und die überraschenden Wendungen machen es sehr spannend.

Unbedingte Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 03.04.2024

Dramatisch

Und Großvater atmete mit den Wellen
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Leider hatte ich das erste Buch von Trude Teige "Als Großmutter im Regen tanzte" nicht gelesen, aber ich kam gut in diesen Band hinein und man muss das erste Buch nicht gelesen haben.
Während es im Vorgängerband ...

Leider hatte ich das erste Buch von Trude Teige "Als Großmutter im Regen tanzte" nicht gelesen, aber ich kam gut in diesen Band hinein und man muss das erste Buch nicht gelesen haben.
Während es im Vorgängerband um die Geschichte von Tekla, der Großmutter der Erzählerin, geht, beschäftigt sich das neue Buch vor allem mit Konrad, dem Großvater.
Er war Seemann und sein Schiff wurde im 2. Weltkrieg im Indischen Ozean von den Japanern zerstört. Er überlebte nur knapp und kam dann in diverse Lager der Japaner auf der Insel Java. Dort lernte er die Krankenschwester Sigrid kennen und lieben, doch sie wurden getrennt und versuchten unter schwersten Umständen zu überleben. Für die Japaner zählten Menschenleben nicht, sie verhielten sich grausam und oft sehr brutal gegenüber den Europäern. Nicht alle überlebten diese schwierigen Umstände.
Das Buch ist hervorragend lesbar geschrieben, die Charaktere authentisch und man fühlt mit den Menschen. Manche Szenen sind schwer zu verkraften und gehen unter die Haut, manche sind aber auch sehr berührend. Teige schafft es, dass man mit fiebert und mit hofft, aber auch die Verzweiflung und Not der Menschen fühlt.
Dabei hält sich Teige ganz nah an die Vorgänge während des Krieges auf Java und sie hat erstklassig recherchiert. Auch wenn viele Vorfälle sehr bedrückend sind, so schimmert doch immer der Wert von Mitmenschlichkeit durch, die sich durch nichts beirren und unterdrücken lässt. Dadurch macht das Buch Hoffnung.
Es gibt eine unbedingte Leseempfehlung!

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