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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.08.2024

Die große Liebe x2

Sieben Sommer
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Die abwechselnde Erzählweise aus verschiedenen Zeitebenen gefällt mir immer sehr.
Die Grundstimmung und der Schreibstil des Buches sind recht ruhig. Die Gedanken- und Gefühlswelt der Protagonisten sind ...

Die abwechselnde Erzählweise aus verschiedenen Zeitebenen gefällt mir immer sehr.
Die Grundstimmung und der Schreibstil des Buches sind recht ruhig. Die Gedanken- und Gefühlswelt der Protagonisten sind nachvollziehbar beschrieben, Finn und Tom mochte ich sehr gern. Auch Livs Bruder Michael, der das Downsyndrom hat, hat die Autorin mit den spezifischen Eigenschaften der Krankheit nachvollziehbar und liebevoll dargestellt.

Das letzte Drittel hat mir fast am besten gefallen, da die Handlung nochmal richtig Fahrt aufgenommen hat. Mit dem Ende habe ich so nicht gerechnet, aber es war passend und richtig gut. Es sind sogar ein paar Tränchen bei mir geflossen.

Das Buch hat mir ein paar schöne Lesestunden beschert.

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Veröffentlicht am 06.07.2024

Emotionale Handlung auf zwei Zeitebenen

Das Ende von gestern ist der Anfang von morgen
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Die Geschichte wird abwechselnd auf zwei Zeitebenen - 1974 und Gegenwart - in London erzählt.

In der Gegenwart lernen wir Gilly kennen - Ende 20, etwas planlos und nicht gerade glücklich in ihrem Job ...

Die Geschichte wird abwechselnd auf zwei Zeitebenen - 1974 und Gegenwart - in London erzählt.

In der Gegenwart lernen wir Gilly kennen - Ende 20, etwas planlos und nicht gerade glücklich in ihrem Job bei einem Online-Magazin. Als ihre Beziehung zu ihrem langjährigen Freund zerbricht, macht sie sich auf die fast aussichtslose Suche nach einer bezahlbaren Wohnung. Doch sie hat Glück und findet eine kleine Wohnung in einem alten Mietshaus, das seine besten Jahre schon hinter sich hat. Nach und nach lernt sie die Nachbarn kennen: eine Männerstudenten-WG, ein ältliches Pärchen, den zurückgezogenen Dokumentarfilmer Owen und die skurile Mrs. Dewbre. Als der Eigentümer des Hauses verstirbt, soll das Haus verkauft und luxussaniert werden. Doch die Wohngemeinschaft versucht dies mit allen Mitteln zu verhindern. Dabei stoßen Gilly und Owen auf die Vergangenheit des Hauses, die stark mit Pippa und Oz verbunden ist...

Die Verknüpfung der beiden Erzählstränge hat mir sehr gut gefallen. Ich mag es, wenn sich nach und nach die einzelnen Puzzleteile zusammensetzen. An einigen Stellen wurde es sehr emotional, da sind bei mir auch ein paar Tränen geflossen. Der Schreibstil ist flüssig und die Kapitellänge genau richtig. An einigen Stellen war die Geschichte etwas vorhersehbar, dennoch hatte ich ein paar schöne Lesestunden.

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Veröffentlicht am 16.06.2024

Nachdenklich und wütend

Und alle so still
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Nachdem mir "Die Wut, die bleibt" so gut gefallen hat, war ich natürlich sehr gespannt auf Mareike Fallwickls neuen Roman "Und alle so still".

"Da liegen Menschen, Ruth, auf der Straße. Frauen. Da liegen ...

Nachdem mir "Die Wut, die bleibt" so gut gefallen hat, war ich natürlich sehr gespannt auf Mareike Fallwickls neuen Roman "Und alle so still".

"Da liegen Menschen, Ruth, auf der Straße. Frauen. Da liegen überall Frauen". (Seite 94)

Frauen legen plötzlich nicht nur ihre unbezahlte Care-Arbeit nieder, sondern auch ihre nicht ausreichend bezahlte Arbeit, weil sie einfach nichts mehr tun wollen und auch nicht mehr können; weil sie einfach nur müde sind; weil gesellschaftlich nicht anerkannt wird, was sie leisten; weil sie "nicht gehört, nicht gesehen, nicht geachtet werden" (Seite 173); weil einfach vorausgesetzt wird, dass sie immer so weiter machen, wie bisher. Und dann bricht alles zusammen: die Gesellschaft, die Wirtschaft.

"Kann ihr doch keiner erzählen, dass das hier ein Care-Streik ist. Alle, die das behaupten, verstehen nicht einmal ansatzweise, worum es wirklich geht. Nicht um die Arbeit an sich, nicht um das Füreinandersorgen und Umeinanderkümmern, sondern um die Unsichtbarkeit dieser Arbeit. Die wertgeschätzt werden sollte, weil sie lebenswichtig ist." (Seite 350)

Beängstigend beschreibt die Autorin, wie die Männer auf die neuen Umstände reagieren. Anstatt sich Gedanken zu machen und Lösungen zu finden, greifen sie zu Gewalt.

Mareike Fallwickl hat wesentliche Daten und Fakten zu diesem Thema zusammengetragen und gekonnt in einer Erzählung einfließen lassen, die mich als Leserin wieder wütend und ohnmächtig zurücklässt und wachgerüttelt hat.

In Ruths Figur konnte ich mich am besten hineinversetzen, wahrscheinlich weil ich auch aus dem Gesundheitsbereich - wenn auch nicht aus der Pflege - komme. Auch Nuris Figur hat mir gut gefallen und mir auch leid getan mit seinen vielen unterbezahlten Jobs. Mit Elin konnte ich irgendwie am wenigsten anfangen; sie ist mir relativ fremd geblieben.

Ich habe leider mehrere Kapitel gebraucht, um mich an den Schreibstil zu gewöhnen. Die Sonderkapitel aus Sicht der Pistole, der Gebärmutter und der Berichterstattung fand ich präzise, klar und auf den Punkt gebracht.

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Veröffentlicht am 28.04.2024

Authentisch und einfühlsam

Bergland
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"Es war alles noch kein Plan, es war nur ein Anfang, es war Wünsch dir was. Das Aufspüren von Sehnsüchten, von dem, was fehlte oder etwas, das verloren gegangen war und wonach sich zu suchen lohnte. [...], ...

"Es war alles noch kein Plan, es war nur ein Anfang, es war Wünsch dir was. Das Aufspüren von Sehnsüchten, von dem, was fehlte oder etwas, das verloren gegangen war und wonach sich zu suchen lohnte. [...], auch auf den anderen Höfen suchten sie neue Wege und stellten erstaunt fest, dass diese manchmal zurückführten. Und trotzdem richtig waren." (Seite 260)

Wir begleiten die Entwicklung des Innerleithofs über 3 Generationen hinweg.

Zuerst erfahren wir wie Rosa als alleinige Besitzerin des Hofes aller Anstrengung, Wetterlagen und persönlichen Niederlagen zum Trotz den Hof erfolgreich führt. Rosa versteht wie niemand sonst, ihr Land zu lesen; sie weiß wie die Erde beschaffen sein muss, damit auf ihr die Pflanzen wachsen und gedeihen.
Später übernimmt ihr Sohn Sepp den Hof, der ihn durch die Umnutzung in einen Milchbetrieb wirtschaftlicher und rentabler gestalten möchte. Rosa und Sepp sind in ihren Ansichten, den Hof in eine erfolgreiche Zukunft zu führen, so unterschiedlich, dass sich unausgesprochene Konflikte zwischen ihnen bilden. Obwohl Sepp voller Tatendrang und Optimismus ist, kann er sich seinen Traum nicht erfüllen.
Als dann Sepps Sohn Hannes zusammen mit seiner Frau Franziska den Innerleit zu einem Ferienhof umwandelt, werden auch sie vor Herausforderungen gestellt, die fast unmöglich erscheinen, um sie bewältigen zu können.

Jarka Kubsova beschreibt das Leben auf und die Bewirtschaftung eines Hofes - egal in welcher Generation - sehr eindrücklich und nachvollziehbar. Rosa mit ihrer Beobachtungsgabe und ihrem Gespür für die Natur haben mich besonders beeindruckt. Das Ende des Buches empfand ich als sehr stimmig und optimistisch. Leseempfehlung für all diejenigen, die sich in den Bergen zu Hause fühlen.

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Veröffentlicht am 19.04.2024

Kritik an der Buchbranche

Yellowface
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Auch ich muss meinen Senf noch zu "Yellowface" abgeben, auch wenn ich wohl keine neuen Erkenntnisse beisteuern kann. 😂 Ich kann mir fast niemanden vorstellen, der das Buch nicht gelesen hat, nachdem es ...

Auch ich muss meinen Senf noch zu "Yellowface" abgeben, auch wenn ich wohl keine neuen Erkenntnisse beisteuern kann. 😂 Ich kann mir fast niemanden vorstellen, der das Buch nicht gelesen hat, nachdem es so gehyped wurde. Oder?

Jedenfalls hat mir das Buch ziemlich gut gefallen, aber ein Highlight war es nicht. Optisch ist das Buch aber ein Augenschmaus. 😍

Den Inhalt setze ich jetzt mal voraus. Ich glaube, ihr alle habt in diesem Zusammenhang die Schlagwörter Rassismus, kulturelle Aneignung, Social Media Mobbing, Neid etc. bereits gelesen.

Ich fand den Einblick in die Verlagswelt sehr interessant, auch wenn ich nicht wirklich beurteilen kann, inwieweit die geäußerte Kritik allzu überspitzt dargestellt wurde. Aber ich gehe davon aus, dass ganz viel Realität dahinter steckt.

Folgendes Zitat passt perfekt dazu:
"Doch jetzt verstehe ich, dass die Mühen der Autorin gar nichts mit dem Erfolg eines Buches zu tun haben. Bestseller werden auserkoren. Es ist egal, was du tust. Du kannst die Reise einfach genießen." (Seite 92)

Ich habe die Protagonistin June nicht als nervig empfunden, sondern eher bewundernswert und zugleich grotesk, wie sie die Gegebenheiten so zurecht gelegt hat, dass sie ihr am meisten nutzen und sie dadurch immer weiter in den Strudel ihrer Lügen gezogen wird.

Ich konnte Junes Ängste sehr gut nachvollziehen. Welche/r Autor/in möchte nicht einen weiteren Bestseller schreiben? Wer möchte von der Verlagswelt und der Leserschaft vergessen werden? Wer möchte auf das Geld und den Ruhm verzichten? Wer einmal ganz oben war, möchte da auch bleiben. Verständlich oder?

Dies hat mir auch der Schluss des Buches gezeigt, den ich als so absurd und doch so passend empfand...

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