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Veröffentlicht am 07.07.2024

Eine letzte Chance für die Liebe?

One last shot - Macht es am Ende doch noch Klick?
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Emerson ist 28 und eins der gefragtesten Supermodels der Welt, als eine Nachricht auf ihrem Handy aufploppt. „Kleine Erinnerung. Wenn du bis 28 nicht verheiratet bist, heiratest du Theo. Heute in einer ...

Emerson ist 28 und eins der gefragtesten Supermodels der Welt, als eine Nachricht auf ihrem Handy aufploppt. „Kleine Erinnerung. Wenn du bis 28 nicht verheiratet bist, heiratest du Theo. Heute in einer Woche! 😉“ (S. 15) Diesen Deal habe sie mit 16 geschlossen. Theo bekommt den Hinweis zum gleichen Zeitpunkt angezeigt. Das Problem ist nur, dass sie sich vor 10 Jahren zum letzten Mal gesehen haben. Dabei schienen sie die perfekte Beziehung zu haben, aber dann ist etwas passiert ...

„Mir war gar nicht bewusst, wie sehr ich mich dem Glauben hingegeben habe, dass dieser Pakt der Anstoß wäre, den wir brauchten, um wieder Kontakt zueinander aufzunehmen. Uns eine zweite Chance zu geben.“ (S. 60)
Emerson ist sofort klar, wenn es mit irgendeinem Mann klappen kann, dann mit ihm. Aber sie hat nur 7 Tage, um ihn zurückzugewinnen. Da sie ihm die ganzen Jahre heimlich auf Social Media gefolgt ist, weiß sie, dass er Modefotograf geworden ist. Allerdings nicht für High Fashion, sondern Kaufhauskataloge. Also bringt sie ihren Agenten gegen dessen Willen dazu (sie würde sich damit ihr Portfolio versauen), sie in Theos aktuelle Kampagne in Italien zu buchen.

„Jetzt bin ich glücklich darin, der Mann zu sein, der das Alltägliche zum Glänzen bringt – und dadurch verkauft.“ (S. 30) Theo ist gut in seinem Beruf. Er verdient genug Geld und kann viel Zeit mit seinen Eltern und der Familie seines Bruder verbringen. Aber nach Emerson hatte er keine längere Beziehung mehr, keine Frau war wie sie.

„One last Shot“ hat eigentlich alles für den perfekten Sommerroman, aber mich konnte er leider nicht ganz überzeugen. Die Grundidee, aus besten Freunden wird im Teenageralter ein Paar, das sich dann trennt, um sich Jahre später doch zu finden, fand ich echt süß. Aber zum einen zieht sich die Handlung unglaublich, da die 5 Tage in Italien und die verschiedenen Varianten, in denen sie sich ihrem Gegenüber nicht erklären, fast minutiös beschrieben werden, obwohl auch ein paar sehrt amüsante Szenen dabei sind. Zum anderen wird immer wieder auf Emersons Trennungsgrund von Theo angespielt, aber er wird nie genannt, und auch Theo kennt ihn nicht. Mir war allerdings recht bald klar, um was es ging. Die Hinweise hätten also diffiziler sein müssen, oder (zumindest für den Leser) früher aufgelöst werden. Auch fand ich es schade, dass die sehr schwierige Beziehung zu ihrer Mutter nur angerissen wird, da sie Emersons Probleme für mich noch verstärkt haben. Sie hat ihr Selbstvertrauen nämlich von klein auf zerstört: „Wenn dich keiner liebt, bist du es wahrscheinlich nicht wert, geliebt zu werden.“ (S. 97)

Aber wie Betty Cayouette Emersons und Theos Leben beschreibt, die ja beide von der Modefotografie leben, wenn auch auf völlig unterschiedlichen Leveln, hat mir sehr gut gefallen. Sie gibt dabei einen guten Eindruck in das Business, wie es funktioniert und welcher Druck auf den Frauen lastet. „Mein Beruf ist mein Leben, trotzdem erschöpft es mich immer noch, ständig perfekt aussehen zu müssen.“ (S. 14) Man merkt, dass sie sich da auskennt.

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Veröffentlicht am 01.02.2024

Familiengeheimnisse

Season Sisters – Frühlingsgeheimnisse
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„Es ist nicht alles so einfach, wie es auf den ersten Blick erscheint.“ (S. 20)
Als Spring wegen Drogengeschäften zu Sozialstunden verurteilt wird, leistet sie die als Haushalthilfe bei der 80jährigen ...

„Es ist nicht alles so einfach, wie es auf den ersten Blick erscheint.“ (S. 20)
Als Spring wegen Drogengeschäften zu Sozialstunden verurteilt wird, leistet sie die als Haushalthilfe bei der 80jährigen Mrs. Fowler ab. Obwohl deren Wohnung sehr verschlissen ist, sieht man, dass sie mal sehr teuer ausgestattet wurde – aber warum muss Sophia dann jetzt jeden Pence umdrehen?
Spring, die genau wie ihre drei Schwestern Summer, Autumn und Winter von ihren Eltern vernachlässigt wurde, hat jetzt mit Mitte 20 zum ersten Mal eine liebevolle aber strenge Bezugsperson, die ihr nicht nur alles übers Waschen und Putzen beibringt, sondern ihr auch jeden Mittag eine warme Mahlzeit serviert und sie versucht zu animieren, etwas aus ihre Leben zu machen und Pläne zu schmieden. „Du musst dir etwas suchen, für das du leben kannst.“ (S. 26) Bald erfährt sie, dass Sophia einen Sohn und zwei Enkel hat, die sie nie kennenlernen durfte – und dass Sophia früher die Herrin von Daffodil Castle war, dem Anwesen, neben dem Spring aufgewachsen ist. Außerdem war ihre erste große Liebe Sophias Enkel Ethan. Sie versucht aus Sophia herauszubekommen, warum die das Anwesen verlassen musste, aber Sophia kann und will nicht darüber reden. „In dieser Familie gibt es ungeheuerliche Geheimnisse, die noch heute Schaden anrichten können. Um meinen Sohn zu schützen, musste ich ihn für immer verlassen …“ (S. 37) Das stachelt Spring nur noch mehr an, sie will Sophias Geheimnis lüften und versuchen, sie mit ihrer Familie zu versöhnen. Dass sie dabei zufällig auch Ethan wiedertrifft, ist ein zusätzlicher Bonus.

„Frühlingsgeheimnisse“ ist der Auftakt der „Season Sisters Reihe“ und erzählt drei Geschichten auf drei Zeitebenen, die eng mit dem Daffodil Castle verbunden sind: Sophias, die ihrer Vorfahren und Springs Kindheit und Jugend.
Ich hatte beim Lesen schnell das Gefühl, dass ich den Erzählstil und die Art der Geschichte (die eines Hauses / Anwesens verbunden mit der einer Familie) von einer anderen Autorin kenne und sah meine Vermutung dann in der Danksagung bestätigt (keine Angst, ich lüfte das Pseudonym hier nicht).

Spring erscheint zu Beginn recht ziellos und will die Sozialstunden nur schnell hinter sich bringen, aber Sophia eröffnet ihr eine völlig neue Welt, in dem sich jemand um sie sorgt und kümmert. Springs Versuch, Sophia mit ihrer Familie zu versöhnen und dem Geheimnis auf die Spur zu kommen, lässt sie weiter zusammenwachsen, dazu tragen auch Ethan und Sophias Schwester Summer bei, die sie dabei unterstützen.

Leider war mir die Geschichte schon ab dem Prolog zu vorhersehbar und konstruiert, mir fehlten die überraschenden Wendungen, die Anna Helford sonst in ihren anderen Büchern einbaut. Auch die vorkommenden Liebesgeschichten sind mir zum Teil zu unglaubwürdig und kitschig, dabei fand ich die Grundidee wirklich gut.

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Veröffentlicht am 16.03.2023

Charlie and His Orchestra

Mr. Goebbels Jazz Band
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… sind 15 vollkommen unterschiedliche Künstler, deren einzigen Gemeinsamkeiten die Liebe zu ihrer Musik und ein perfekt geschnittener Smoking zu sein scheinen. Zu dieser Erkenntnis kommt der österreichische ...

… sind 15 vollkommen unterschiedliche Künstler, deren einzigen Gemeinsamkeiten die Liebe zu ihrer Musik und ein perfekt geschnittener Smoking zu sein scheinen. Zu dieser Erkenntnis kommt der österreichische Schriftsteller Fritz Mahler, der 1941 von William Joyce alias Wilhelm Froehlich engagiert wird. Er soll einen Roman über Joseph Goebbels‘ gegen England gerichteten Propagandasender German Calling schreiben, dessen Zugpferd „Ein hauseigenes Orchester, sozusagen eine musikalische Schattenarmee … die in der Lage sei, die Briten Tag und Nacht mit dem allerfeinsten Propagandajazz zu bombardieren.“ (S. 18) ist.

Mahler wird dafür extra nach Berlin geholt. Doch je länger er dort lebt, sich durch die Nachtclubs treiben lässt, in dem Versuch, sich mit den Musikern anzufreunden, die ihn auf Abstand halten, weil sie ihn für Goebbels Spion halten, um so weniger weiß er, woran er seine Handlung festmachen soll. Ihm fehlt der rote Faden, die Leitfigur. Mehr aus einer Laune heraus rückt er Froehlich in den Mittelpunkt – und plötzlich schreibt sich das Buch fast von allein. Statt eines Romans über den Sender und die Jazzband, die aus Ausländern, Juden und Homosexuellen besteht, versucht er sich an Froehlichs wechselvoller Biographie, der als englischer Nazi nach Deutschland kam. Währenddessen tobt um ihn herum der Krieg, von dem Mahler außer ein paar Bombenangriffen nichts mitzubekommen scheint.

„Lange, verschnörkelte Sätze, altmodische Wörter, manierliche Wendungen …“ (S. 276) sagt Froehlich über Mahlers Roman, und genauso empfinde ich auch Demian Lienhards Schreibstil. Er kommt vom Hundertsten ins Tausendste, verliert sich in scheinbaren Nebensächlichkeiten, in Mahlers wirren Gedanken und Träumen. Alles ist irgendwie surreal, man weiß nie, ob es jetzt Dichtung oder Wahrheit ist und die Schlussbemerkungen inkl. Nachwort verwirren noch mehr. Darin erzählt Lienhard, dass er auf der Suche nach seiner Familiengeschichte in einem Archiv auf das Manuskript dieses Romans gestoßen ist und dieses jetzt veröffentlicht hätte.

Vielleicht verstehe ich das literarische Konzept einfach nicht, vielleicht bin ich auch mit falschen Erwartungen an das Buch gegangen. Ich hatte gehofft, etwas über die einzelnen Musiker und ihre Schicksale zu erfahren und was Joyce im Radio erzählt, um die Hörer zu beeinflussen, stattdessen geht es um Mahlers Ringen um Worte. Wichtige Fakten werden in Nebensätze eingestreut, die man wie Perlen suchen muss. So erzählt ihm einer der Musiker in einer lauen Stunde, dass das Orchester sie vor der Front rette. „Zu wenig Jude, um von der Wehrpflicht befreit zu sein, aber zu viel, um als Deutscher durchzugehen.“ (S. 191)

Auch wenn es nicht mein Buch war, lasst Euch davon bitte nicht abschrecken und bildet Euch eine eigene Meinung.

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Veröffentlicht am 14.03.2023

Geschockt und sprachlos

Es war einmal in Brooklyn
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… lässt mich „Es war einmal in Brooklyn“ zurück. Erwartet hatte ich eine traurig-schöne Liebesgeschichte vor dem Hintergrund des Blackout 1977 in New York, bekommen einen Coming-of-Age-Roman und die Geschichte ...

… lässt mich „Es war einmal in Brooklyn“ zurück. Erwartet hatte ich eine traurig-schöne Liebesgeschichte vor dem Hintergrund des Blackout 1977 in New York, bekommen einen Coming-of-Age-Roman und die Geschichte zweier Familien – und (Spoiler!) eine Vergewaltigung. Für letztere hätte ich mir eine Triggerwarnung gewünscht, denn dann hätte ich das Buch nicht gelesen. Ich habe an der Stelle lange überlegt, ob ich es abbreche, zumal mich auch der Schreibstil nicht richtig packen konnte, habe es dann aber doch zu Ende gelesen. Syd Atlas erzählt sehr weitschweifig, springt zwischen Juliette und David, ihren Familien, der Vergangenheit und Gegenwart hin und her, lässt sogar alternative Varianten der Handlung einfließen, die nicht passieren. Auch ist ihr Erzählton sehr roh, zum Teil brutal, und der Blackout kommt mir zu spät und zu kurz.

Ihre Figuren aber hat sie perfekt ausgearbeitet. Juliette ist die Außenseiter in ihrer Klasse. „Sie ist einfach zu groß, hat immer noch eine Zahnspange und liebt Latein.“ (S. 15) Ihre Großeltern zahlen für die teure Privatschule, ohne zu wissen, dass sie gemobbt wird. Die Ehe ihrer Eltern besteht seit Jahren nur noch auf dem Papier. Ihr Bruder ist nach London geflüchtet, um frei leben zu können. Zum Glück gibt es Davids Familie, ihre direkten Nachbarn, bei denen sie sich mehr zu Hause und geborgen fühlt als bei ihren Eltern. Allerdings wird David im Abschlussjahr todkrank. Er erträgt die Behandlungen und (Für-)Sorge seiner Eltern kaum, ist mehrfach kurz davor, seinem Leben ein Ende zu setzen. „Er kommt sich vor wie ein Käfer unter einer Lupe, kurz davor, von der Sonne verschmurgelt zu werden.“ (S. 26) Doch Juliette kommt, ohne es zu wissen, immer rechtzeitig.
Die beiden kennen sich seit frühester Kindheit. Für David war immer schon klar, dass sie später heiraten würden, wenn sie ihre Erfahrungen gemacht hätten. Aber für Juliette ist er nur ihr bester Freund, fast schon ein Bruder. Als sie mit dem smarten Pizzaboten Rico anbändelt, setzt David alles auf eine Karte.
Rico ist ein extrem unangenehmer Mensch, sehr berechnend, von sich überzeugt und kann sich gut auf andere einstellen. Er schafft es, dass Juliette glaubt, in ihn verliebt zu sein – weil er der erste ist, der nicht die Zahnspange, sondern die Frau in ihr sieht und ihr Komplimente macht. Bei seinen Auftritten hatte ich regelmäßig Gänsehaut.

Auch wenn es nicht mein Buch war, lasst Euch davon bitte nicht abschrecken und bildet Euch eine eigene Meinung.

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Veröffentlicht am 19.07.2022

Mischung aus Mystik und Histo-Krimi

Die Tochter des Salzhändlers
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In der Silvesternacht von 1599 auf 1600 bringt Martha, die Frau des Lübecker Salzbarons Heinrich Schelling, einen Jungen zur Welt, dessen Haut schuppig und Beine zusammengewachsen sind – es sieht aus ...


In der Silvesternacht von 1599 auf 1600 bringt Martha, die Frau des Lübecker Salzbarons Heinrich Schelling, einen Jungen zur Welt, dessen Haut schuppig und Beine zusammengewachsen sind – es sieht aus wie eine Nix. Leider überlebt Martha die schwere Geburt nicht und ihr Mann verzweifelt. Auch seine dreizehnjährige Tochter Lili und deren kleiner Bruder Paul trauern sehr. Als am nächsten Tag Heinrich, Martha und der Nix verschwunden sind, sorgen sich Lili und der Kontorvorsteher Jütte – Heinrich hätte seine Familie nie im Stich gelassen. Außerdem versucht Appolonia, Marthas Schwester, sofort Heinrichs Firma und das Haus an sich zu reißen, weil sie sich ja um die Kinder kümmern muss.
Parallel dazu wird in der Stadt Stimmung gegen die Hebammen gemacht. Die Ärzte neiden ihnen das Monopol für die Geburten, bei denen meistens mit wenig Arbeit gutes Geld zu verdienen ist. Man wirft ihnen Abtreibung, Kindsmord, Erpressung und Zauberei vor. Trine, die erste Hebamme der Stadt, will diese Vorwürfe unbedingt entkräften.
Und dann sind da noch die nebulösen Vorgänge im Lagerhaus eines englischen Kaufmannes und die Treffen einer geheimen Verschwörung, die den Katholizismus zurückwill – und einige andere Handlungsstränge …

„Die Tochter des Salzhändlers“ hat mich zu Beginn wirklich gefesselt – die unglücklich verlaufende Geburt, der Hass auf die Hebammen und der Geheimbund waren spannende Ausgangspunkte, aber leider hat sich der Autor Norbert Klugmann dann in seinen ganzen Ideen verfranzt, sorgte mit immer neuen Handlungssträngen und Personen für Verwirrung und hat einige Stellen konstruieren müssen, damit am Ende dann alles irgendwie (leider nicht immer logisch) aufgeht. Dadurch wurde es mir zwischendrin zu langatmig und sprunghaft. Auch die Mischung aus Mystik und Histo-Krimi konnte mich nicht ganz überzeugen.

Gut gefallen haben mir aber die historischen Hintergründe und wie der Zeitgeist rübergebracht wurde. Auch Lilis Bestrebungen, die Familie zusammenzuhalten und ihre verschwundenen Eltern sowie den Säugling zu finden, waren schlüssig.
Ich habe gesehen, dass das Buch eine (vielleicht erweiterte) Neuauflage von 2007 ist. Damals hatte das Buch reichlich 100 Seiten weniger und frage mich, ob der Autor bei der Überarbeitung noch zu viel unterbringen wollte, was damals vielleicht zugunsten der Spannung gestrichen wurde.

Mein Fazit: Schöne Grundidee, aber etwas zu langatmig, sprunghaft und konstruiert. 2,5 Sterne

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