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Veröffentlicht am 10.01.2019

Hype meets Hype

Warcross (Band 1) - Das Spiel ist eröffnet
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Emika Chen versucht sich als Kopfgeldjägerin so gut es geht über Wasser zu halten. Als sie jedoch eines Tages ein Jobangebot von Hideo Tanka erhält, kann sie nicht wiederstehen. Denn Hideo ist ihr größtes ...

Emika Chen versucht sich als Kopfgeldjägerin so gut es geht über Wasser zu halten. Als sie jedoch eines Tages ein Jobangebot von Hideo Tanka erhält, kann sie nicht wiederstehen. Denn Hideo ist ihr größtes Idol, hat er doch Warcross entwickelt. Das Spiel, von dem die gesamte Welt spricht. Undercover begibt sie sich auf die Jagd nach einem Spieler, der nicht nur die Zukunft von Warcross, sondern damit auch Hideo selbst bedroht.

Ich hatte anfangs große Befürchtungen, dass das Buch eine abgespeckte Variante von Ready Player One sein wird. Zum Glück bewahrheiteten sie sich nicht.
Auch wenn ich das Buch innerhalb von ein paar Tagen regelrecht verschlungen habe, weil mich die Geschichte so gefangen nahm, so kann ich das nur auf den wirklich tollen Schreibstil der Autorin und nicht auf Plot oder Charaktere schieben. Marie Lu zauberte in meinem Kopf eine ganz fantastische und eindrucksvolle Welt und vermittelte mir so gestochen scharfe Bilder durch ihre Beschreibungen der Umwelt, dass ich fast meinte, mitten drin dabei zu sein. Doch bevölkerte sie leider diese Welt mit nichtssagenden Charakteren und einem an den Haaren herbeigezogenen Plot.
Emika blieb leider trotz der 400 Seiten ziemlich flach und wurde nicht gut genug ausgearbeitet. Die einzigen Szenen, in denen sie etwas Farbe bekam, waren die, in denen sie über ihre Familie sprach.
Hideo gefiel mir noch mit am besten, hatte er noch so seine Ecken und Kanten und wirkte nicht so flach wie Emika. Was an sich sehr traurig ist, ist Emika doch die Protagonistin und Hideo nur ein Nebencharakter.
Die weiteren Charaktere waren auch nur bedingt ausgearbeitet, bis auf kleine Ausnahmen wirkten alle anderen Warcross Spieler so auf mich, als hätte man mit Copy & Paste mehrere Avatare erstellt und ihnen jeweils nur ein einziges Merkmal verpasst. Hier hätte sich deutlich mehr Zeit genommen werden können, um den Charakteren mehr Farbe und Leben zu verleihen.
Und dann gab es leider etliche Szenen, die ich noch immer nicht vollkommen nachvollziehen kann. Hideo, Entwickler und Millionär, kann in seiner eigenen virtuell erstellten Welt keinen Hacker ausfindig machen aber ein bettelarmes, nicht ausgebildetes Mädchen findet Hinweise innerhalb kürzester Zeit? Ist er ansonsten auch nur von einfältigen Idioten umgeben oder warum hat er in seinem Millionenunternehmen keine geeignete Person dafür? Und warum kennt Emika sich in der Darkworld ja so gut aus und keiner von Hideos Leuten? Und wie funktioniert jetzt eigentlich die gesamte Technik?
Über die Darstellung des „Hackens“ will ich gar nicht sprechen. Wahrscheinlich wurde die Autorin hierfür von den miesesten Darstellungen in Film und Fernsehen inspiriert.
Ich hatte mich dank des Klappentextes bereits auf eine Liebesbeziehung eingestellt, doch dass es eine solche Insta Love werden würde, hätte ich wirklich nicht erwartet. Schade, ich dachte wir hätten diese Phase im Jugendbuchbereich langsam mal überwunden.
Das ganze wirkt nun nach Beenden des Buches auf mich wie eine jugendfreie Variante von Shades of Grey und Ready Player One, kurzum Hype (wenn auch für mich vollkommen unverständlich) gepaart mit Hype (den RPO absolut verdient hat). Doch diese Paarung verschafft einem nicht automatisch einen Hauptgewinn, für mich ging das ganze absolut nach hinten los.
Der Fokus lag hier ganz klar auf der Interaktion der Charaktere und der Beschreibungen der Spiele und nicht darauf, eine schlüssige und verständliche Welt zu erstellen. Jegliche Technik wurde nicht weiter ausgeführt oder beschrieben, so dass die Geschichte sehr viel an Authentizität einbüßen musste. Bis jetzt weiß ich noch nicht, wie man Warcross eigentlich richtig spielt, da es nie verständlich erklärt wurde. Wem dies nicht wichtig ist, der wird auf jeden Fall seinen Spaß mit dem Buch haben. Gewohnt bin ich es aus wahnsinnig tollen SF-Büchern und anderen Gaming-Büchern definitiv nicht.
Nichtsdestotrotz werde ich höchstwahrscheinlich auch den zweiten Band noch lesen, um die Reihe abzuschließen. Unter anderem auch deswegen, weil das Ende dann doch die ein oder andere Überraschung parat hielt.

Ich vergebe 2.5 Sterne. Wer großer Marie Lu Fan ist, wird auch mit diesem Buch wahrscheinlich seinen Spaß haben. Wer jedoch ein Buch rund ums Gaming beziehungsweise VR lesen möchte, der sollte vorher lieber „Ready Player One“ von Ernest Cline lesen.

Veröffentlicht am 24.04.2018

Zu wenig Namibia

Namibia
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„Namibia Über das weite Land“ passte so gut zu meinen Plänen, dass ich das Buch einfach lesen musste. Schließlich habe ich mir einen meiner Lebensträume erfüllt und fliege im September dieses Jahres nach ...

„Namibia Über das weite Land“ passte so gut zu meinen Plänen, dass ich das Buch einfach lesen musste. Schließlich habe ich mir einen meiner Lebensträume erfüllt und fliege im September dieses Jahres nach Namibia!
Ich hatte also sehr hohe Erwartungen an das Buch, das versprach so viel mehr zu sein als nur ein gewöhnlicher Reisebericht.
Und so viel sei vorweggenommen, anders ist das Buch auf jeden Fall. Meine Erwartungen hingegen wurden leider überhaupt nicht erfüllt.
Die Autorin selber schildert dem Leser ihre eigenen Eindrücke und Empfindungen aus Namibia, wo sie mit ihrem Mann für etliche Jahre lebt. Sie verknüpft Informationen über Namibia mit Kapitel über das Distanzreiten, dem Sport, den sie selber in Namibia tatkräftig ausgeführt hat.
Mir war zwar bewusst, dass das Distanzreiten seinen Platz in diesem Buch finden wird, kündigt doch der Klappentext eben dies an. Als ehemalige Reiterin und absolutes Pferdemädchen in jüngeren Jahren war ich doch auch schon sehr gespannt auf die Berichte der Distanzritte, da ich noch nie Berichte in der Art gelesen habe beziehungsweise viel über diesen Sport vorher wusste.
Leider muss sich jedoch sagen, dass genau diese Kapitel mir irgendwann nicht mehr gefielen. Statt eines Berichtes über Namibia mit gelegentlichen Einschüben über Distanzritte – also eben so, wie Klappentext, Cover und Titel es mir versprachen – verhielt es sich genau andersherum. Lange Kapitel über Distanzritte wurden von wirklich kleinen Einschüben des täglichen Lebens in Namibia unterbrochen.
So wurden meine Erwartungen an das Buch leider sehr enttäuscht, versprach ich mir doch einfach mehr Schilderungen über Namibia. Schade.
Die Distanzritte sind ohne Frage auch spannend und interessant, doch wollte ich kein Buch über das Distanzreiten lesen, sondern eben eines über Namibia.
Leider kamen zu meinen unerfüllten Erwartungen noch mehr Punkte hinzu, die mir nicht gefielen.
Das Buch ist in abgewandelter Form von Tagebucheinträgen verfasst. Vielleicht sollte so das Bild geschaffen werden, dass es sich um ganz persönliche Eindrücke handelt. Den Gedanken finde ich tatsächlich gut, nur leider haperte es an der Umsetzung.
Die einzelnen „Einträge“ enden oftmals vollkommen abrupt, schon geht es danach mit dem nächsten Thema weiter. Es war mir nicht möglich, das Buch in einem angenehmen Lesefluss zu lesen, sondern musste wirklich aufpassen, dass ich am Ball bleibe.
Außerdem gab es viel zu viele Gedankensprünge innerhalb der Kapitel, dass es für mich als Leser, also als vollkommen Außenstehender, oft schwer war, dem Geschriebenen vernünftig zu folgen.
Was mir jedoch sehr gut gefiel, war der Glossar am Ende, zu dem ich immer wieder gerne blätterte.
Ich denke jedoch, dass ich ein Buch der Autorin einzig über das Reiten gerne lesen würde. Denn ich meinen Augen (auch wenn ich natürlich ein absoluter Laie was Pferde angeht bin), so liegt hier ihre wahre Stärke und da sie schon so viel in der Welt herumgekommen ist, wäre ein Vergleich der unterschiedlichen Länder und Kulturen hinsichtlich Reitarten und dem Umgang mit Pferden, den unterschiedlichen Rasseportraits und einzigartigen Pferden wirklich interessant.

Ich vergebe 2.5 Sterne. Weniger Distanzritte und mehr Informationen über den Alltag in Namibia hätten mir sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 08.07.2024

Zu oberflächlich

Als Rangerin im Politik-Dschungel
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Auch wenn ich von Afrika bisher nur Teile gesehen habe, so habe ich mich in diese ausgewählten Länder doch Hals über Kopf verliebt. Und mit Namibia habe ich einen absoluten Sehnsuchtsort gefunden, mit ...

Auch wenn ich von Afrika bisher nur Teile gesehen habe, so habe ich mich in diese ausgewählten Länder doch Hals über Kopf verliebt. Und mit Namibia habe ich einen absoluten Sehnsuchtsort gefunden, mit einem fast unstillbaren Fernweh. Um dieses Fernweh abzumildern, lese ich alles, was mir über dieses wunderbare Land und diesen spannenden Kontinent unter die Finger kommt. Gesa Neitzels „Frühstück mit Elefanten“ (und auch ihre weiteren Bücher) vermochte es wie kein anderes Buch, diese Sehnsucht in mir etwas zu stillen. Seitdem bin ich wie eine Verdurstende in der Wüste verzweifelt auf der Suche nach noch mehr Geschichten wie der von Gesa.
Und da kam das Buch von Maria Henk gerade richtig. Ich hätte es auch gelesen, wenn es ein reiner Reisebericht über ihre kurze Zeit in der Rangerausbildung gewesen wäre. Aber die Verknüpfung mit der politischen Landschaft in Deutschland machte mich sehr neugierig und ich war gespannt auf die Umsetzung.

Denn von dem politischen Geschehen in Deutschland hat die Autorin definitiv eine Ahnung, schließlich arbeitete sie als Pressesprecherin für die Grünen. Und genau dieser Job ist es, der in ihr den Wunsch groß werden lässt, die eigenen Grenzen neu auszuloten, etwas neues zu wagen, einen anderen Alltag zu entwickeln. Und kurzerhand reist sie für eine vierwöchige Rangerausbildung nach Botswana.
Den sehr lockeren, teils umgangssprachlichen Schreibstil mochte ich gerne. Mit Augenzwinkern betrachtet Maria Henk ihre neue Umgebung in Botswana und vergleicht sie mit dem politischen Geschehen aus ihrer Erfahrung. Buhlt und balzt sich in einem Moment ein Webervogel fast um den Verstand, erkennt sie darin das Werben der Parteien umeinander nach einer Wahl, um Koalitionspartner zu finden. Ich fand die Parallelen ganz unterhaltsam und witzig. Außerdem ist die Autorin auch relativ selbstironisch, nimmt sich selber nicht zu ernst und auch gerne mal auf die Schippe. Alles in allem also eigentlich eine wirklich fantastische Grundlage, leider hat das Buch für mich persönlich aber einige Schwächen.

Ja, ich finde die Parallelen von der Natur zur Politik ganz unterhaltsam. Leider kann ich aber nun nach Beenden des Buches nicht sagen, dass ich viel Neues mitnehmen konnte. Die Geschichte bleibt sehr oberflächlich, hat wenig Tiefe und umschifft etliche Problematiken. Die Ausbildung als solche wirkte auf mich eher wie ein Abenteuerurlaub für vermögende Europäer, schließlich kostet sie ein paar Tausend Euro.
Ich hatte mir sehr viel mehr Eindrücke in die Ausbildung erhofft als die paar Anekdoten, die doch sehr oberflächlich bleiben. Und ich ärgerte mich doch etwas über den gewählten Titel und den Klappentext. Denn die Ausbildung wird gar nicht erst abgeschlossen (muss man ja auch nicht, aber sich dann als Rangerin betiteln finde ich sehr überzogen) und was bleibt von der gesamten Unternehmung ist ein unglaublich privilegierter Ausflug raus aus der Komfortzone. Ich hatte mir einfach noch tiefere Einblicke gewünscht als nur Szenen, die in jeder 0815-Tierdoku vorkommen.

Für mich bleibt das gesamte Buch viel zu oberflächlich, einen wirklichen Mehrwert habe ich durch Lesen des Buches nicht gehabt. Schade, die Verknüpfung von Politik und Safari klang anfangs so interessant. Ich bleibe weiterhin auf der Suche nach Büchern, die mein Fernweh etwas stillen können.

Veröffentlicht am 04.06.2024

Sehr viel schwächer als erhofft

Weil ich an dich glaube – Great and Precious Things
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Wie so viele andere Leser:innen konnten mich die beiden Bücher Fourth Wing und Iron Flame von Rebecca Yarros vollkommen begeistern. Beide haben eine unglaubliche Sogwirkung auf mich gehabt und ich habe ...

Wie so viele andere Leser:innen konnten mich die beiden Bücher Fourth Wing und Iron Flame von Rebecca Yarros vollkommen begeistern. Beide haben eine unglaubliche Sogwirkung auf mich gehabt und ich habe die Bücher innerhalb kürzester Zeit verschlungen.
Ich war einfach gespannt, wie viel Einfluss die Fantasy-Elemente auf meine Begeisterung hatten, schließlich ist Fantasy mein Wühlfühlgenre. Es ist immer wieder echt spannend zu sehen, wie Autor:innen in verschiedenen Genres schreiben. Aus diesen Gründen war ich sehr neugierig auf das (für mich) erste Romance Buch der Autorin.
Da ich von den Fanatsy Werken so begeistert war, konnte ich leider nicht verhindern, dass ich die Bücher immer wieder mit diesem Buch verglichen habe. Ich konnte dies schon beim Lesen/Hören des Hörbuchs schlecht voneinander trennen, deswegen finden sich die Vergleiche auch immer wieder in dieser Rezension wieder.

Um der Rezension schon einmal vorzugreifen: Von der Geschichte war ich leider am Ende eher enttäuscht.
Es gibt eine Fülle an wirklich wichtigen und spannenden Themen in dem Buch, doch war es für mich einfach ein bisschen zu viel des Guten.
Der Umgang mit einem dementen Angehörigen, Auswirkungen eines traumatischen Erlebnisses, das ethische Dilemma von Dingen, die man als Angehöriger für richtig hält, die für die betreffende Person jedoch die falschen sind, die starren und unveränderlichen Meinungen in einer Stadt, in der jeder jeden kennt, große Gefühle, die man sich nicht eingestehen möchte, Drama, noch mehr Trauma durch noch mehr schreckliche Vorkommnisse in der Vergangenheit.
Auf fast 500 Seiten wird versucht, sich all diesen Themen anzunehmen und es klappt leider nicht wirklich gut. Ja, jedes Thema bekommt irgendwie einen eigenen Raum in der Geschichte, doch wirklich tiefer gehen sie dann doch nicht.

Ich habe das Hörbuch vor einigen Tagen beendet und muss mir schon jetzt eingestehen, dass ich bereits vieles über die Charaktere schon wieder vergessen habe und mir zum Glück während des Hörens Notizen gemacht habe.
In der Retrospektive ist mir vor allem Cam im Gedächtnis geblieben, der deutlich ausgearbeiteter war als Willow. Willow ist um ehrlich zu sein ein total austauschbarer Charakter. Erstaunlicher Weise ist es hier, anders als in vielen YA und NA Büchern so, dass nicht der männliche Hauptcharakter eine Schablone ist, die mit austauschbaren Elementen versehen wurde, sondern in diesem Fall trifft es mal die weibliche Hauptfigur. Mir sind die Beschreibungen von Willows Haus mehr in Erinnerung geblieben als Informationen über sie.

Ein Punkt, den ich Contemporary Büchern einfach nicht verzeihe, ist körperliche Gewalt. Ja, dies ist durchaus ein Punkt von mir, der kritisiert werden kann, schließlich fand ich Fourth Wing so gut, obwohl es in diesem Buch sehr gewalttätig und brutal zugehen kann. Für mich ist es jedoch „moralisch“ ein Unterschied, ob sich diese in einem fantastischen Setting abspielt, einer Welt, die sich ohnehin weit weg und unerreichbar anfühlt, oder in einem realen Setting wie einer (fiktiven, aber durchaus so bestehend könnenden) Kleinstadt.
Cam wird in einer Szene provoziert (klar, blöde Situation und Provokationen muss man sich nicht einfach gefallen lassen), flippt aber vollkommen aus, obwohl (!) er weiß, dass er stärker und seinem Gegenüber überlegen ist. Für mich ist das einfach vollkommen inakzeptabel.

Ich habe außerdem mit „military fiction“ ein großes Problem und einen Trope gefunden, den ich wirklich ungern lese. Ich denke auch, dass dieses Buch in Deutschland niemals verlegt worden wäre, wäre Fourth Wing nicht so dermaßen eingeschlagen.

Der Twist am Ende, von dem ich in so vielen Rezensionen auf Goodreads gelesen habe, kam jetzt nicht wirklich überraschend. Das Einzige, was mich überrascht hat, war, dass der Plottwist ernsthaft so geschrieben wurde, weil ich ihn unglaublich plump finde. Während mich die Plottwists in Fourth Wing und Iron Flame noch mehr an die Geschichte fesselten, war hier das Gegenteil der Fall. Ich kann nun einige Leser:innen deutlich besser verstehen, die ebendiese Twists in den Fantasy Büchern nicht gelungen fanden. Schon erstaunlich, wie gut Punkte in einem Genre für mich als Leserin funktionieren können, in einem anderen Genre jedoch einen ganz anderen Effekt haben.

Der letzte Punkt könnte ein kleiner Spoiler sein, deswegen der Hinweis an dieser Stelle: Im nächsten Absatz beschreibe ich einen Punkt, der mich etwas gestört hat und der mit einem der Hauptcharaktere zu tun hat. Bitte notfalls überspringen:
Ich verstehe einfach nicht, warum alle Cam so schrecklich finden. Rebecca Yarros hat unheimlich viel dafür getan, ihn als den großen, bösen Außenseiter mit ganz weichem Kern darzustellen, aber es ergibt einfach keinen Sinn. Als ob wirklich eine gesamte Stadt ein Kind (!) schon als böse empfunden und diese Einstellung niemals revidiert hat. Das war mir einfach zu konstruiert und unglaubwürdig.

Es sind alles Kleinigkeiten, Punkte, die eigentlich nicht großartig dramatisch sind, in der Fülle und in ihrer Gesamtheit aber leider dazu führen, dass ich das Buch letztendlich nicht gut fand.
Was in Fantasy Werken durchaus funktionieren kann, funktionierte hier einfach nicht für mich.
Es war für mich einfach nicht die passende Geschichte. Das Buch hat seine Schwächen, ist aber nicht schlecht, doch auch nicht wirklich gut.
Ich werde mich in Zukunft weiterhin wie eine Besessene auf die Fantasy Bücher von Rebecca Yarros stürzen, ihre Romance Bücher jedoch auslassen. Für all jene, die sich an solchen Büchern erfreuen: Bereits im August diesen Jahres wird mit „Alles, was ich geben kann“ ein weiteres Romance Buch von Rebecca Yarros im dtv Verlag erscheinen.

Veröffentlicht am 16.04.2024

kein würdiger Reihentitel, mehr eine Bonusgeschichte auf zu vielen Seiten

Vergissmeinnicht - Was bisher verloren war
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Ich mag die Jugendbücher von Kerstin Gier eigentlich sehr gerne. Klar, an die Edelstein-Trilogie kam bisher keine andere Reihe ran, aber ich mag Kersting Giers Erzählstil und Charaktere eigentlich ganz ...

Ich mag die Jugendbücher von Kerstin Gier eigentlich sehr gerne. Klar, an die Edelstein-Trilogie kam bisher keine andere Reihe ran, aber ich mag Kersting Giers Erzählstil und Charaktere eigentlich ganz gerne.
Doch schon mit dem ersten Band der Vergissmichnicht-Reihe hatte ich so meine Probleme.
Leider erwies sich dieser zweite Band nicht als stärker oder besser, er ist deutlich schwächer und hat mich echt enttäuscht.

Die Sogwirkung, die der erste Teil noch hatte, fehlte mir in diesem Band vollständig. Ich saß monatelang an dem Buch, weil ich einfach keinen richtigen Zugang zur Geschichte gefunden habe.
Das Buch wirkt von vorne bis hinten wie eine Brücke zwischen der Einführung der Welt im ersten Band und dem (wahrscheinlich) großen Finale im nächsten Band. Ich gehe auf Grund der anderen Reihen von Kerstin Gier auch wieder von einer Trilogie aus. Aber die Brücke ist eigentlich gar nicht notwendig, weil die Kluft zwischen den Bänden auch mit einem großen Schritt überwunden werden könnte. So fühlt es sich zumindest nun nach Beenden des Buches an.
Die Geschichte fügt – bis auf eine Ausnahme - einfach wenig Neues zur Handlung des ersten Bandes hinzu. Dampft man das Buch auf die entscheidenden Stellen ein, käme man auf eine handvoll an relevanten Seiten.
Weder für die Charakterentwicklung noch für das Fortschreiten der Handlung hätte man diesen Band benötigt. Das bisschen Plot wurde durch belangloses Erzählen auf über 500 Seiten aufgebauscht und lässt mich echt unzufrieden zurück.
Die Vermarktung als zweiter Teil der Reihe ist für mich vollkommen unpassend. Ich würde das Buch eher als Part 1.5 bezeichnen und damit wäre der Großteil der Kritik auch hinfällig.
Denn der Saum bietet ja unheimlich viel Potential zum Entdecken, Schlendern und Stöbern. Und das wird auch viel getan, doch die Handlung wird dabei kaum vorangetrieben.
Ich kann es absolut nachvollziehen, den Saum noch weiter vor der Leserschaft auszubreiten, aber dann einfach als Zwischenteil und nicht als Weiterführung der eigentlichen Handlung.

Wie schon anfangs erwähnt gab es für mich im ersten Band schon Stolperstellen. Da von Beginn an jedoch schon feststand, dass es kein Einzelband bleiben würde, sondern es der Einstieg in eine neue Buchreihe sein würde, drückte ich bei vielen Dingen nochmals beide Augen zu. Man kann schließlich nicht erwarten, dass in einem ersten Band gleich alle Fragen beantwortet werden. Leider aber trägt auch dieser Band wenig zur Klärung der Fragen bei.
Das Verhältnis von Mathilde zu ihrer Familie beispielsweise wird auch in diesem Band nicht näher beleuchtet. Es ist einfach schlecht und dabei bleibt es, eine Besserung wird auch nicht angestrebt. Bitte nicht falsch verstehen, ich brauche jetzt keine zuckrig-süße, heile Welt Geschichte. Aber auf mich als Leserin wirkte es einfach zu konstruiert und auch zu egal. Es gibt keinen wirklichen Grund, der rechtfertigen würde, warum das Verhältnis so schlecht sei, so hätte man sich das ganze Konstrukt der Familie auch irgendwie sparen können. Nahbarer macht es Mathilda als Protagonistin nämlich auch nicht.

Absolut schön und immer wieder eine Freude ist Kerstin Giers lockerer und witziger Schreibstil. Auch hier wieder gab es etliche Passagen, durch die ich einfach durchgeflogen bin. Im Gegensatz zu den anderen von ihr publizierten Büchern gab es hier jedoch viel zu viele Längen und unglaublich viele Wiederholungen. Das ermüdete mich irgendwann einfach nur noch, was dazu führte, dass ich das Buch wirklich häufig zur Seite legte und tagelang ignorierte. Ein flüssiges Lesetempo war schwer aufrechtzuerhalten und eigentlich hatte ich erst zum Ende hin richtig Spaß am Lesen.

Das Ende fand ich klasse, es riss mich aus der vorher herrschenden Lethargie, brachte echt gutes Tempo in die Geschichte und auch nochmal einiges an Handlung. So oder so würde ich den nächsten Band natürlich lesen, aber bei diesem Cliffhanger wurde dann doch nochmal meine Vorfreude geweckt. Ich bin gespannt, wann dieser erscheinen wird.