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Veröffentlicht am 15.07.2024

Auf der Jagd nach dem Kandinsky

Die Farbe der Sterne
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Vorneweg, wer einen klassischen Krimi erwartet mit Verbrechen, Ermittlungen und dem Sieg der Gerechtigkeit , sollte überlegen , ob er das Buch lesen will. Es ist eher die Geschichte eines verhinderten ...

Vorneweg, wer einen klassischen Krimi erwartet mit Verbrechen, Ermittlungen und dem Sieg der Gerechtigkeit , sollte überlegen , ob er das Buch lesen will. Es ist eher die Geschichte eines verhinderten Verbrechens mit vielen unerwarteten Wendungen, einer wilden Verfolgungsjagd und dem Marder Giacomo in einer tragenden Rolle.

Leo Sailer erbt das heruntergekommene Familienhotel am Kochelsee von seinem Vater Johannes, den er seit Jahren nicht mehr gesehen hat.. Der Vater wollte das Hotel verkaufen, um dem Sohn diese Bürde zu nehmen und er hatte Julia angestellt, die dafür die Finanzen ordnen sollte. Dann gibt es noch Margarete, Leos Tante, die mangels Alternativen sich mit Gin vergnügt. Hinzu kommt das Faktotum Marco und sein Haustier Giacomo, besagter Marder.

Auf der anderen Seite befindet sich der zwielichtige Farkas, der das Hotel unbedingt haben will, wenn es sein muss auch mit unlauteren Mitteln. Das Pärchen Zäk und Toto, Kunstdiebe, die hier ihre große Chance wittern.

Über dem Empfangstresen hängt seit ewigen Zeiten das Bild "Sternennacht über dem Kochelsee", die Kopie eines verschollenen Gemäldes von Kandinsky. Per Zufall findet Leo in einem Geheimversteck den echten Kandinsky, das der Künstler seinem Urgroßvater geschenkt hatte. Um das Original , das im Ausland verkaufen werden soll, was aber wegen gesetzlicher Bestimmungen nicht geht, soll nun die Kopie ins Spiel kommen. Leider für die Beteiligten, aber zu meiner großen Freude werden die Bilder vertauscht. Jetzt versucht jeder in den Besitz des Originals zu kommen. denn meist hat er nur die Kopie in Händen, das nun wieder loszuwerden und gegen das echte Bild zu tauschen gilt. Die Geschichte gipfelt in einer wilden Verfolgungsjagd und endet in meinen Augen absolut passend und wie das ganze Buch mit Augenzwinkern und Humor.

Der Roman war für mich sehr unterhaltsam und witzig. Manchmal wurde auch die Grenze des guten Geschmacks überschritten. Das sollte man aushalten können. So bekomme ich Einblicke in das Seelenleben des Marders, der der Handlung immer wider eine neue , turbulente Richtung gibt. Oder ich werde Zeuge wie Margarte mit allen Mitteln versucht, den unwilligen Farkas in ihr Bett zu bekommen. Mich hat es amüsiert, wie aus Kleinigkeiten sich unaufhaltsam neue Katastrophen entwickelt haben. Ein wenig hat mich das Buch an alte Louis de Funes Filme erinnert. Mir hat das Buch viel Spaß gemacht und ich war sehr gespannt, was als nächstes passieren wird.

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Veröffentlicht am 09.07.2024

Spiegelbild der sozialen Verhältnisse in Italien von 1950 - 1968

Die geheimnisvolle Freundin
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Selten empfand ich den Titel und die Inhaltsangabe eines Romans so wenig zutreffend wie hier. Das ist ärgerlich, weil es Erwartungen weckt, die das Buch nicht erfüllen kann und der Leser dadurch enttäuscht ...

Selten empfand ich den Titel und die Inhaltsangabe eines Romans so wenig zutreffend wie hier. Das ist ärgerlich, weil es Erwartungen weckt, die das Buch nicht erfüllen kann und der Leser dadurch enttäuscht wird. Und Leser, die genau so etwas gerne lesen, nehmen es gar nicht erst in die Hand.

Die Autorin erzählt Ninas Geschichte, eine Geschichte von Leid, Ungerechtigkeit, missbrauchter Freundschaft und innerer Befreiung. Nina wird gleich nach der Geburt in einem Nonnenkloster abgegeben. Sie ist ein Findelkind und Mädchen und steht damit in der Hierarchie des Waisenhauses ganz unten. Das Leben dort ist geprägt von Strenge, Disziplin, Entbehrungen, starren Moralvorstellungen, fehlender Liebe und Ungerechtigkeit. Als die Waise Lucia ins Kloster kommt, ändert sich Ninas Leben. Sie fühlt sich für Lucia verantwortlich, beschützt sie und übt zu ihren Gunsten Verzicht. In meinen Augen hat Lucia Ninas Liebe nicht verdient. Lucia ist verwöhnt, selbstgefällig, manipulativ und immer auf ihren Vorteil bedacht. Als Nina für Lucia auf die Möglichkeit einer Adoption verzichtet, verlässt Lucia das Kloster ohne Abschied. Nina bleibt zurück. Nina verlässt fast erwachsen das Waisenhaus und wird Arbeiterin in der ortsansässigen Tabakfabrik, dem größten Arbeitgeber am Ort. Als die Eigentümer Entlassungen und sogar die Schließung des Werkes planen, wehren sich die Arbeiterinnen mit Streik. Und Nina, die aus Selbstschutz ihr Herz nicht mehr verschenken wollte und nur auf ihr eigenes Wohl bedacht war, lernt Freundschaft und Solidarität kennen. Es ist das Jahr 1968 und die Welt ist im Umbruch.

Der größte Teil des Romans schildert Ninas Leben im Waisenhaus. Ich habe das als sehr belastend empfunden, weil die Zustände in meinen Augen unmenschlich und nicht Kind gerecht waren. Bildung beschränkt sich auf das notwendigste. Die Welt draußen hält keinen Einzug. Ich konnte Nina nur bewundern, das sie sich nicht brechen lässt. So bleibt Nina nach dem Auszug aus dem Kloster nur die Stelle als ausgebeutete Dienstmagd und als erster Schritt der Selbstbestimmung die Arbeit in der Fabrik. Nina ist intelligent und wissbegierig und lernt , die Welt draußen zu begreifen. Dass Nina am Ende so was wie Glück findet, hat mich sehr berührt. Bezeichnend dafür ist das Bild, das die Autorin am Ende beschreibt. Es ist ein einzigartiger Moment der Hoffnung und Befreiung.

Für mich war das Buch lesenswert, auch wenn es über weite Strecken nur schwer zu ertragen war, aber es zeigt nach meinem Dafürhalten ein realistisches Bild der damaligen Zeit.

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Veröffentlicht am 07.07.2024

Tod auf dem Jahrmarkt

Sündiges Grab (Zwischen Mord und Ostsee - Küstenkrimi 6)
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Die Kommissare Ina Drews und Jörn Appel stehen kurz vor ihrem Abschied aus Flensburg und sitzen quasi auf gepackten Koffern. da kommt der Mord an der jungen Wiebke auf dem Jahrmarkt eher zur Unzeit. als ...

Die Kommissare Ina Drews und Jörn Appel stehen kurz vor ihrem Abschied aus Flensburg und sitzen quasi auf gepackten Koffern. da kommt der Mord an der jungen Wiebke auf dem Jahrmarkt eher zur Unzeit. als die beiden mit den Ermittlungen beginnen, ahnen sie nicht, welcher Sumpf aus Überheblichkeit, Egoismus, Gewalt und Kaltherzigkeit sie trocken legen müssen.

Die Tote wollte sich mit ihrem Lehrer treffen, der kurz darauf ebenfalls ermordet wird. Wiebkes bester Freund Daniel ist voller Trauer und Wut und sinnt auf Rache. War er der Mörder ? Und welchen Rolle spielen die getürkten Schulnoten ? Ein Mordmotiv ?

Was mir an diesem Krimi besonders gut gefallen hat, war wie ein Stückchen Wahrheit zum nächsten führt. Das war logisch ausgeführt und dabei unglaublich spannend. Einer der Dreh-und Angelpunkte ist Daniel. Er sinnt auf Rache und könnte Täter sein. Gleichzeitig ist er Opfer. So richtig gut leiden konnte ich ihn nicht, seine Treue gegenüber Wiebke hat mich dennoch sehr beeindruckt. Was mich sehr erschreckt hat - obwohl es keine Überraschung sein sollte - , dass Geld fast alles kann und die, die es haben keine Skrupel zeigen, es für sich einzusetzen. Ein gutes Beispiel ist, dass ein Vater gute Noten für seinen Sohn kauft und einige Lehrer willfährige Helfer sind. Das ist nur die Spitze des Eisbergs. So konnte ich die Genugtuung und Schadenfreude der Beamten teilen, als sie die Täter mit wasserdichten Beweisen überführen konnten. Was mir nicht so gut gefallen hat, die neuen Kollegen, die Ina und Jörn ersetzen werden. Die beiden konnten bereits am Fall mitarbeiten und ich fand sie nicht wirklich sympathisch.

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Veröffentlicht am 01.07.2024

Große Gefühle im romantischen Schottland

Sommerträume im Sunset Hill House (Herzklopfen in Schottland)
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Lara arbeitet als Altenpflegerin. Seit ihrer Scheidung vor 2 Jahren ist dies ihr ganzer Lebensinhalt. Private Kontakte, Hobbies, Ausgehen - Fehlanzeige. Da erhält sie die Nachricht eines schottischen Rechtsanwaltes, ...

Lara arbeitet als Altenpflegerin. Seit ihrer Scheidung vor 2 Jahren ist dies ihr ganzer Lebensinhalt. Private Kontakte, Hobbies, Ausgehen - Fehlanzeige. Da erhält sie die Nachricht eines schottischen Rechtsanwaltes, sie habe ein Haus in Schottland geerbt. Ihre Mutter erklärt Lara, dass ihr Vater, der kurz nach ihrer Geburt gestorben war , aus Schottland stammt und der Erblasser dessen Bruder war. Plötzlich scheint es für Lara durch die Erbschaft möglich, ihren Traum von einer Strandbar an der Ostsee zu realisieren. Aufgeregt und voller Vorfreude fliegt sie nach Schottland. Dort fühlt sie sich sofort vom Zauber des Landes umfangen. Die Bewohner des kleinen Fischerdorfes Fallbury begegnen ihr herzlich und sie fühlt sich seit langem , wieder in eine Gemeinschaft aufgenommen. Das mit der Erbschaft gestaltet sich schwieriger , als erwartet. Jonathan, der Ziehsohn vom Sohn des Onkels, setzt sich für dessen Anspruch ein. Als Kompromiss beschließen Lara und Jonathan, das Haus gemeinsam auszuräumen und nach einem möglichen neuen Testament zu suchen. Was sie finden, ist die Liebe.

Ich konnte mich von der ersten Seite an, mit Lara identifizieren. Sie ist warmherzig und liebt ihren Beruf. Auch dass sie sich nach der Scheidung zurückgezogen hat, konnte ich verstehen. Ebenso wie ihre Vorfreude auf das unerwartete Erbe. Die Beschreibungen der schottischen Landschaft und von Fallbury sind einfach nur schön und man möchte sofort dorthin reisen. Zu erleben, wie Lara aufblüht und der Liebe wieder einen Platz in ihrem Leben gibt, hat mich glücklich gemacht. Das war von der Autorin sehr gut beschrieben und berührend. Zumal auch Jonathan ein sehr einfühlsamer und gutaussehender Mann ist.

Die Botschaft war für mich, dass man Liebe nicht planen kann, aber wenn man sie findet, sollte man sie annehmen, obwohl es keine Garantie für immer währendes Glück gibt. Hier gibt es ein Happyend, das perfekt zu Lara und Jonathan passt.

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Veröffentlicht am 17.06.2024

KI versucht sich als Künstler

Die nackte Kuh
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Den Autor schätze ich sehr für seine spannenden und unterhaltsamen Krimis. Deshalb war ich neugierig, ob mich sein Ausflug in die Welt der KI überzeugen kann.

Ausgangspunkt ist, dass der Autor der KI ...

Den Autor schätze ich sehr für seine spannenden und unterhaltsamen Krimis. Deshalb war ich neugierig, ob mich sein Ausflug in die Welt der KI überzeugen kann.

Ausgangspunkt ist, dass der Autor der KI Vorgaben für eine bildliche Darstellung gibt. Die KI gibt ihr bestes innerhalb der ihr gesetzten Grenzen von Ethik und der Vermeidung von Gewalt. Zuerst war ich irritiert ob der Ergebnisse. Die Bilder erinnern mich stark an Werke der naiven Malerei. Dann überwog eindeutig der Spaß. Besonders gut gefallen hat mir das Bild mit den Kühen. Nacktheit ist der KI verboten, deshalb hat sie die Kühe kurzerhand mit Kleidung versehen. Auch mit Metaphern hat sie ihre Probleme, um nicht zu sagen, sie hat leicht autistische Züge. So ist sie mit dem Begriff "Schäfchenwolke" überfordert und lässt zu meine Freude Schafe am Himmel schweben..

Mich hat das Buch sehr gut unterhalten und auf eine witzige Weise, die Schwächen der KI aufgezeigt. Ich werde mir die Bilder sicher noch mehrmals zu Gemüte führen, um alle Details zu erfassen und darüber lachen.

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