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Veröffentlicht am 06.09.2024

Gute Krimiunterhaltung im Ostseenebel

Ostseenebel
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In "Ostseenebel" schickt Eva Almstädt ihre Ermittlerin Pia Korittki zum 18. Mal ins Rennen, der Krimi erscheint im Lübbe Verlag.

Pia Korittki wird zur Unterstützung der örtlichen Polizei an den Küstenort ...

In "Ostseenebel" schickt Eva Almstädt ihre Ermittlerin Pia Korittki zum 18. Mal ins Rennen, der Krimi erscheint im Lübbe Verlag.

Pia Korittki wird zur Unterstützung der örtlichen Polizei an den Küstenort Stüvensee geschickt. Dort wurde im Garten eines Ferienhauses von der Urlauberin Alva Dohrmann ein brutal zugerichteter Toter gefunden, bei dem es sich um den umstrittenen Bürgermeister des Ortes handelt. Pia ermittelt in alle Richtungen. Der Fall wird brisant als die Urlauberin spurlos verschwindet und eine weitere Leiche gefunden wird.

Der Fund eines erschlagenen Bürgermeisters im Seerosenteich führt Pia Korittki und ihr Kollege Broders von der Kripo Lübeck nach Stüvensee, sehr zum Unmut des örtlichen Revierleiters Holger Jansen. Sie finden heraus, dass der Tote einige Feinde hatte und die Nichte und Alleinerbin des Toten und andere Bewohner haben eher dürftige Alibis. Und Alva Dohrmanns Verhalten mutet merkwürdig an, als sie verschwindet, stehen für die Ermittler noch mehr Fragen offen.
Wie gewohnt ist "Ostseenebel" ein gut geschriebener Krimi mit einer Prise Lokalkolorit, in dem Eva Almstädt ihre Protagonistin Pia in einen mysteriösen Mordfall schickt und mit reichlich Ermittlungstätigkeit eindeckt. Der tote Bürgermeister hatte einige Feinde und es gibt viele Tatverdächtige, die alle irgendetwas zu verbergen haben. Als unterhaltsame Note wird wie gewohnt Pias Privatleben einbezogen und das Miteinander mit den Kollegen zeigt das kollegiale und freundschaftliche Verhältnis, das in keinem der Bände fehlen darf. Der Fall enthält einige falsche Fährten und Wendungen, die den Leser zum Miträtseln einladen und die nebelige Atmosphäre an der Ostsee sorgt für den passenden Hintergrund dieses Krimis.

Die Hauptcharaktere sind wie gewohnt gut gezeichnet und ich habe mich gefreut, Pias Privatleben mit ihrem Sohn Felix weiter verfolgen zu können. Das nimmt in diesem Band aber nur wenig Raum ein. Die Handlung ist gut aufgebaut und liest sich flüssig, dafür sind die Wendungen und falschen Fährten auf undurchschaubare Figuren aufgebaut, was auf mich doch sehr konstruiert wirkt. Man kann hier zwar mitraten, aber die vielen Verdachtsmomente werden so schnell durch weitere Spuren überlagert, dass man keinen klaren Durchblick hat, was oder wer wirklich dahinter stecken könnte.

Zum Ende sorgt ein Alleingang Pias noch einmal für einen Anstieg der Spannungskurve, die Auflösung erfolgt dann aber doch recht plötzlich und bei einigen Figuren bleiben Fragen offen. Im Nachhinein habe ich das Gefühl, sie wurden alle nur erfunden, um vom Täter abzulenken.

Dieser Krimi fügt sich lückenlos in die Reihe der Ostseekrimis von Eva Almstädt ein und lässt Pia einige Geheimnisse der Ortsbewohner aus der nebeligen Stimmung aufdecken und einen Täter dingfest machen.

Gute Krimiunterhaltung im Ostseenebel, bei der mir das gewisse Etwas gefehlt hat!

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Veröffentlicht am 19.08.2024

Starker Auftakt, aber laues Ende

Die Gräfin
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Bei Hanserblau erscheint Irma Nelles Debütroman "Die Gräfin".

1944 Hallig Südfall: Diana Gräfin von Reventlow - Criminil ist bereits eine alte Dame, den Sommer über lebt sie auf Südfall, ihr Knecht Maschmann ...

Bei Hanserblau erscheint Irma Nelles Debütroman "Die Gräfin".

1944 Hallig Südfall: Diana Gräfin von Reventlow - Criminil ist bereits eine alte Dame, den Sommer über lebt sie auf Südfall, ihr Knecht Maschmann und ihre Haustochter Meta helfen ihr bei den anfallenden Arbeiten. Sie kümmern sich um ausgemusterte Pferde und Diana verhilft auch Menschen, die vor den Nazis fliehen müssen, zur Flucht. Im Watt finden sie den mit seinem Flugzeug abgestürzten englischen Pilot John, den sie bei sich aufnehmen und somit vor der Gestapo beschützen.


Irma Nelles erzählt in ihrem Roman aus dem Leben der Hallig-Gräfin Diana Reventlow-Criminil, die von 1863 - 1953 lebte. Auf dieser kleinen Hallig verschaffte Diana vielen Menschen die Chance zur Flucht.

Der angenehm ruhig erzählte Roman startet sehr spannend und mit atmosphärischen Beschreibungen des Lebens auf einer Hallig. Es wird anschaulich beschrieben, welche täglichen Arbeiten anfallen und wie Ebbe und Flut, Sturm und Hochwasser das Leben auf der Hallig bestimmen.

Die Figuren sind friesisch wortkarg und machen deutlich, wie sie sich Fremden gegenüber zunächst etwas zurückhaltend benehmen, sich aber aufopfernd um die Verletzung des Piloten und die Bergung des Flugzeugs kümmern. Es wirkt sehr authentisch, dass Maschmanns seine Gespräche in Platt abhält und das verstärkt den regionalen Bezug und ich konnte den Gesprächen auch gut folgen. Für manche Leser könnte das aber auch ein Verständnisproblem sein.
Die Handlung baut sich rund um die Figuren auf und man erfährt Näheres aus dem früheren Leben der Gräfin. Sie beschreibt Abläufe und Erlebnisse aus dem Leben ihrer Familie, was einerseits interessant ist, mir aber für so ein kurzes Buch zu ausufernd vorkam.

In den Gesprächen zwischen der Gräfin und dem Piloten erkennt man gegenseitiges Interesse, doch vieles bleibt nur angedeutet und es wird auch nicht in die Tiefe gegangen, wie ich es erwartet hatte.

Dieses Debüt ist eine atmosphärische Erzählung, die das Leben auf einer Hallig sichtbar macht und mit der Rettung von politisch Verfolgten für Interesse sorgt. Aber so interessant und stark wie die Geschichte anfängt, so offen und interpretationswürdig endet sie auch. Von mir gibt es 3.5 Sterne, die ich aufrunde.

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Veröffentlicht am 09.07.2024

Vegetarisch, aber besonders und mit dem speziellen Pfiff!

Gemüse gut, alles gut
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Im Südwest Verlag erscheint Matthias Gfrörers vegetarisches Kochbuch "Gemüse gut, alles gut!" Der Sternekoch führt eine Gutsküche auf dem Bioland Gut Wulksfelde bei Hamburg, die mit dem Grünen Stern des ...

Im Südwest Verlag erscheint Matthias Gfrörers vegetarisches Kochbuch "Gemüse gut, alles gut!" Der Sternekoch führt eine Gutsküche auf dem Bioland Gut Wulksfelde bei Hamburg, die mit dem Grünen Stern des Michelin ausgezeichnet ist.

Früher wurde hauptsächlich Gemüse gegessen und nur einmal in der Woche Fleisch, nämlich den üblichen Sonntagsbraten. Inzwischen ist saisonales Gemüse aus der Region wieder angesagt, es bietet viele Vitamine und ist vor allem gut für die Umwelt. Zur Zeit werden wieder viele alte Gemüsesorten neu entdeckt und bieten eine große Auswahl in der Gemüse-Küche.

Gemüse ist die Hauptgrundlage von Matthias Gfrörers Gerichten, er stellt von seinen Lieblingsgemüsen unterschiedliche Rezepte vor, die zwischen simpel bis kreativ anzusiedeln sind. In einer Einleitung gibt er Informationen zum jeweiligen Gemüse und Tipps für die Zubereitung der folgenden Rezepte.

Die Aufmachung des Buches und die hochwertigen Food-Fotos der perfekt angerichteten Gerichte sind eine Augenweide. Die Anordnung der Rezepte ist von der Aufteilung her bunt gemixt, was mir nicht so gut gefällt. Ich hatte eher eine alphabetische Aufstellung der Gemüsegerichte oder eine jahreszeitliche Abfolge erwartet. Im hilfreichen Register findet man unter den jeweiligen Gemüsen jedoch die einzelnen Rezepte.

- Provenzalische Zucchini
- Zwiebelkuchen
- Deep-Purple Wurzeln (lila Möhren)
- Ochsenherz-Steak
- Pinsa mit Kirschtomaten und Kapernbeeren
- Blumenkohl mit Kaviar
- herzhafte Kürbismaultaschen mit Rapa und Schwarzkohl
- Fenchel-Spaghettini (mein Favorit)

Zum Abschluss folgen Rezepte für Trinkschokolade, zum Einkochen, für Gremolata, Tomatenpesto, Nudelteig und Brot.
Bei diesem Buch hätte ich mir denken können, dass die raffinierte Kochkunst von Matthias Gfrörer weit über meinem Kochhorizont liegt und ausgefallene Gerichte vorstellt und keine normale Alltagsküche bietet. Denn Gfrörer ist ein erfahrener Sternekoch und kocht keine einfachen Standard-Rezepte, sondern er kreiert exklusive Gerichte mit hochwertigen Zutaten, die dem erlesenen Gaumen schmeicheln.

Die Variationen sehen appetitlich aus und würden mir sicher schmecken, nur für die Zubereitung mit den zahlreichen Komponenten fehlt mir der Sinn und auch die nötige Zeit in der Küche. Und viele Zutaten (lila Möhren, runde Zucchinis oder Knollenziest) gibt es einfach nicht in meinen umliegenden Supermärkten oder Hofläden.

Die Zubereitung ist klar beschrieben, die Gerichte erfordern schon einige Arbeitsschritte mehr als es in der schnellen Küche nötig wäre. Die Zutatenlisten manchmal recht lang, doch wer etwas Besonderes kochen will, nimmt das in Kauf. Was mich aber stört, sind Angabe von Zubereitungszeit und Personenzahl. Das muss man aufgrund der Produktmenge selbst einschätzen und ist für mich definitiv ein Kritikpunkt.

Nicht unbedingt mein Kochbuch, aber meine Empfehlung für raffinierte Gemüse-Küche und für alle Hobbyköche, die einem Sternekoch nacheifern wollen!

Veröffentlicht am 19.05.2024

Das Erblühen der Lavendelfrau

Bonjour Agneta
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Bei DTV erscheint der schwedische Bestseller "Bonjour Agneta" von Emma Hamberg.

Agneta ist 49 Jahre alt, ihr Leben ist eingefahren und sie fühlt sich wie eine unsichtbare Person, die am Leben nicht teilnimmt. ...

Bei DTV erscheint der schwedische Bestseller "Bonjour Agneta" von Emma Hamberg.

Agneta ist 49 Jahre alt, ihr Leben ist eingefahren und sie fühlt sich wie eine unsichtbare Person, die am Leben nicht teilnimmt. Die Kinder sind aus dem Haus und ihre Beziehung mit Magnus ist eingerostet. Er stellt Essregeln auf und frönt seinem Fitnesswahn, während es sich Agneta am liebsten mit Käse und Wein auf dem Sofa gemütlich macht. Sie möchte aus ihrem jetzigen Leben ausbrechen und meldet sich spontan auf eine Au-pair Stelle in der Provence. Ihr Mann hält sie für verrückt, denn Agneta spricht kein Wort Französisch, er glaubt, dass sie spätestens nach einer Woche wieder zu ihm nach Schweden zurückkehren wird. Doch Agneta gibt nicht klein bei, auch nicht, als sie entdeckt, dass sie sich um einen älteren schwedischen Mann kümmern soll, der sich ziemlich merkwürdig verhält. Sie findet Freunde, genießt die Zeit in Frankreich und entdeckt, dass sie hier glücklich sein kann und wieder im Leben angekommen ist.


"Bonjour Agneta" ist ein Buch, das mich sehr überrascht hat. Die Story an sich ist nicht neu, eine Frau hat genug vom täglichen Einerlei, bricht aus ihrem Alltag aus, wagt etwas Neues und entdeckt, dass es auch außerhalb ihres Horizonts noch viel zu entdecken gibt und lebt dort regelrecht auf. Solche Geschichten sind immer unterhaltsam, aber eben auch nichts was man noch nie gelesen hat. Bei dieser Story hat mich der lockere und spritzige Erzählstil auf eine Reise mitgenommen, bei der mich die speziellen und interessanten Charaktere und die besondere Sichtweise der charmanten Protagonistin besonders beeindruckt hat. Es braucht Mut oder Verzweiflung, um ohne Sprachkenntnisse in ein anderes Land zu reisen. Agneta muss sich um einen dementen Mann kümmern, der ihr immer mehr ans Herz wächst. Dabei entdeckt sie es, wie es ist, eine eigene Identität zu leben und sich wohl zu fühlen. Dieses Gefühl hat sie an der Seite ihres Mannes Magnus vermisst.

Ganz nebenbei erfahren wir die Lebensgeschichte von Einar, die recht traurig anmutet und doch sieht er nur das Gute, was das Leben ihm geboten hat.

Dieses Buch macht Sorgen, Ängste und Gefühle sichtbar, die Frauen in dieser Lebensphase häufig mitmachen. Ich konnte mich gedanklich gut in Agneta hinein versetzen und habe im ersten Drittel des Buches oft schmunzeln müssen und habe ihre Erlebnisse in Frankreich gespannt verfolgt. Manche Dinge konnte ich es nicht nachvollziehen, da reist Agneta ohne Mobiltelefon und dabei wäre im Grunde die Sprach App als Übersetzungs-Programm durchaus sinnvoll. Auch die klaren Phasen der dementen Person fand ich zu "normal" und zu klar in der Denkweise. Aber das habe ich für den Verlauf der Handlung einfach mal so akzeptiert.

Im Mittelteil wurde die Handlung etwas langatmig und zog dann erst gegen Ende mit überraschenden Ereignissen wieder an.

Am meisten hat mich Agnetas Aufblühen, ihre neu entdeckte Lebensfreude und das Miteinander der Personen interessiert und erfreut. Die Autorin schafft es auf sensible Weise die Themen Homosexualität, Entfremdung, Demenz und Freundschaft anzusprechen und konnte mich damit packen. Ich blieb bis zum Ende gespannt bei der Sache und wollte unbedingt wissen, wie die Story ausgeht.

Ganz nebenbei wird französisches Lebensgefühl vermittelt und es wird gekocht, geschlemmt und das Leben trotz aller Probleme von der rosigen Seite betrachtet.

Der Roman bietet eine gute Unterhaltung und beschreibt eine Frau in einem gewissen Alter, die sich nicht mehr beachtet fühlt und dabei in der Lage sind, eigene Lebensträume und Pläne umsetzen können. Das Leben muss man anpacken, auch wenn es vielleicht mal außerhalb der Komfortzone sein sollte.

Ein liebenswerter und mitnehmender Roman über die Liebe, einen Neuanfang und über das Leben an sich!

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Veröffentlicht am 01.04.2024

Ein umfangreiches Familienepos über sizilianische Frauen!

Die Frauen der Familie Carbonaro
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Im Goldmann Verlag erscheint der zweite Band Die Frauen der Familie Carbonaro von Mario Giordano.

Drei Frauen der deutsch-italienischen Familie Carbonaro erzählen ihre Geschichte. Matriarchin Pina will ...

Im Goldmann Verlag erscheint der zweite Band Die Frauen der Familie Carbonaro von Mario Giordano.

Drei Frauen der deutsch-italienischen Familie Carbonaro erzählen ihre Geschichte. Matriarchin Pina will herrschen, ihre Schwiegertochter Anna will singen und Enkelin Maria will Hosen tragen. Doch in einer archaisch geprägten Familie im Sizilien Ende des 19. Jahrhunderts hat der Patriarch das Sagen und Blutsverwandtschaft ist entscheidend in der Familie.

Die Geschichte erzählt die Entwicklung der Familie, die sich von Sizilien nach Deutschland ausgeweitet hat. Sie erzählt von Heimat und Fremdsein und wie man Glück verliert und wieder findet.

"Die wahre Liebe war etwas Reines, Zartes, das sich öffnete wie eine Knopse. Falsche Liebe dagegen war, wenn beide in Raserei auf den Divan sanken...Falsche Liebe war zum Scheitern verurteilt." Zitat Seite 46


Mario Giordanos Roman beschreibt die Entwicklung einer Familien im sizilianischen Süden. Dabei fangen der beschriebene Lebensalltag, die Sitten und Gewohnheiten und unterschiedlichen Stimmungen und persönlichen Erlebnisse die besondere Atmosphäre einer italienischen Familie gut ein und man erlebt die Schattenseiten und untergeordnete Rolle der Frauen in einer italienischen, mafiösen Familienstruktur hautnah mit. Dieser Roman erzählt von Liebe, Hass, Träumen, Ängsten und Sehnsüchten und zeigt viele Aspekte der sizilianischen Lebensweise in einer patriarchischen Familie auf. Die Entwicklung der Familie verläuft in einer Zeitspanne von 1896 bis 1972 und aus der sizilianischen Heimat wandern einige Familienmitglieder nach München aus.

Seine vielfältigen Charaktere zeichnet Giordano mit einzigartigen Eigenschaften, die sie lebendig und unverwechselbar machen. Großmutter Pina ist die Matriarchin der Familie, sie hat über 22 Kinder geboren, von denen nur wenige überlebt haben. Ihre Schwiegertochter Anna muss sich in der Familie ihren Platz behaupten und die Enkelin rebelliert, bis sie ihren Weg gehen darf. Diese Figuren erlebt man mit alle Facetten ihrer Charaktere und es ist interessant, die Entwicklung dieser Personen im Laufe des Buches zu beobachten. Aber ich muss auch sagen, dass mir die ausführlich beschriebenen Frauen trotz ihrer verständlichen Sehnsüchte und Wünsche nicht wirklich nahe kamen. Es blieb eine gewisse Distanz, mit der sie zum Teil in ihrer Schattenwelt verblieben. Dennoch hat mir die Auswahl an weiblichen Figuren gut gefallen und ich habe mit den Gefühlen, Ängsten und Hoffnungen mit ihnen gebangt war auf die persönliche Weiterentwicklung gespannt. Mario Giordano beherrscht es mit einer unglaublichen Feinheit, das Zwischenmenschliche einzufangen und vor allem die Veränderung der Lebensweise zwischen früher und heute darzustellen.

Besonders beeindruckt hat mich der grandiose Schreibstil, der zwischen poetisch, ausschweifend und treffend beschreibend wechselt, darin liegt die Stärke des Autors. Es ist beeindruckend, wie Pina ihre Lebensvorstellungen durchsetzt, wie sie sich behauptet und auf ihre Weise einen Weg des Lebens gefunden hat. Die Auseinandersetzung mit der Familienstruktur zeigt eindringlich wie der Padron über seine und andere Familien herrschte.

Im Laufe der Geschichte kommen auch die Hausgeister zur Sprache, die mir zeigen, wie Aberglauben in früherer Zeit die Menschen ängstigte. Interessant beschrieben ist der harte Arbeitsalltag in den Zitronenplantangen. Mario Giordano baut in seinem Roman auch reale Ereignisse der Weltgeschichte ein, wie Kriege und erlebte Bombennächte, die gesunkene Titanic, sowie Veränderungen in der Mode und die Beschreibung technischer Errungenschaften, die zeitliche Veränderungen aufzeigen und die Geschichte mit Leben füllen.


Dieses umfangreiche Familienepos lässt uns den Blick in eine sizilianische, von der Mafia geprägte Familie werfen und zeigt das Schicksal der Frauen und ihre Entwicklung sichtbar und nachfühlbar auf.

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