Platzhalter für Profilbild

Cleopatra0103

Lesejury Star
offline

Cleopatra0103 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Cleopatra0103 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.07.2024

So eindringlich geschrieben, dass es wehtut

Das Lied des Propheten
0

Ein wirklich ganz besonderes Buch, das aufrüttelt und wehtut. Der Schreibstil ist ungewöhnlich. Dialoge werden aneinander gereiht, eine schnelle Abfolge von Eindrücken, Gedanken, Gesagtem. Das forderte ...

Ein wirklich ganz besonderes Buch, das aufrüttelt und wehtut. Der Schreibstil ist ungewöhnlich. Dialoge werden aneinander gereiht, eine schnelle Abfolge von Eindrücken, Gedanken, Gesagtem. Das forderte und überforderte mich stellenweise, dennoch konnte ich das Buch nach wenigen Seiten nicht mehr aus der Hand legen. Im Mittelpunkt steht eine ganz normale Familie in Irland. Eines Tages wird der Vater verhaftet und verschwindet einfach. Danach ist nichts mehr wie es war. Diktatur, Polizeigewalt und Angst sind an der Macht, Demonstration und Auflehnung wird verfolgt und bestraft. Eilish, die Ehefrau, versucht die Familie zusammenzuhalten, Gefahr abzuhalten und kümmert sich nebenbei um ihren dementen Vater. Ihre Gefühle, ihre Angst und Zerrissenheit sind sehr gut eingefangen. Die politischen Ereignisse spitzen sich weiter zu. Ein Sohn schließt sich dem Widerstand an, auch er verschwindet. Das Leid und die Verzweiflung der Familie ist so greifbar, schwingt in jeder Zeile mit. Doch Eilish will Irland nicht verlassen und nach und nach stürzt die Welt um sie herum ein. Als Leser habe ich gehofft und gebangt, doch der Autor hat keine Gnade. So bleibt man Kapitel um Kapitel hoffnungsloser, verzweifelter und bestürzter zurück. Dieses Buch ist so eindringlich geschrieben, dass es schmerzt und trifft damit genau den richtigen Ton. Ein wichtiges Buch, das aufrüttelt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.07.2024

Über eine lebenslange Liebe

Bevor wir uns vergessen
0

Dieses kleine Buch macht mich sprachlos. Es bewegt mich, bringt mich zum Lachen, zum Weinen und wühlt mich stellenweise auf. Das erste Kapitel hat so einen Zauber, dass ich das Buch nicht mehr aus der ...

Dieses kleine Buch macht mich sprachlos. Es bewegt mich, bringt mich zum Lachen, zum Weinen und wühlt mich stellenweise auf. Das erste Kapitel hat so einen Zauber, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann. Jules und Alice treffen sich auf einer Bank im Jardin du Luxembourg. Beide sind alt, haben ein Leben gelebt und erkennen sich nicht mehr. Über 70 Jahre zuvor haben sie sich auf genau dieser Bank kennengelernt. Ihr gemeinsames Leben und ihre Liebe wird rückwärts erzählt. Trotz der großen Zeitsprünge zwischen den Kapiteln bekommt der Leser ein sehr eindringliches Bild der Beziehung. Ich fühle mich fast wie ein stummer Gast in den Wohnzimmern und Häusern der beiden, wohne Hochzeiten und Geburtstagen, Streitigkeiten und liebevollen Momenten bei. Beide sind starke Charaktere. Jules, der Macher, Architekt, Ernährer, selbstbewusst, charismatisch. Alice, die intelligente Journalistin, die sich irgendwann in der Mutterrolle verliert. Irgendwann schleicht sich Desinteresse, Gereiztheit und Wut in die Ehe. Es erschüttert mich wie es soweit kommen konnte. Beide haben Affären, Alice will Jules verlassen, doch letztlich ist die Liebe beständig. Das letzte Kapitel bildet einen wunderbaren Rahmen zum ersten. Ich habe beide mehrfach gelesen. Sprachlich und emotional absolut bewegend und das Buch wird mich sicher noch lange beschäftigen. Der Schauplatz Paris ist ebenfalls gut gewählt und passt zur Stimmung. Es entstehen sofort Bilder der Plätze, Parks und Cafés im Kopf. Eine absolute Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.07.2024

Ein Twist nach dem anderen

Anna O.
0

Ich war schon etwas um das Buch herumgeschlichen bevor ich mich dann entschieden habe. Der Hype war mir etwas zu viel. Doch schon nach den ersten Seiten war es um mich geschehen. Spannung pur von Beginn ...

Ich war schon etwas um das Buch herumgeschlichen bevor ich mich dann entschieden habe. Der Hype war mir etwas zu viel. Doch schon nach den ersten Seiten war es um mich geschehen. Spannung pur von Beginn an. Anna O. liegt nach einem begangenem Mord in einer Art Koma. Der Psychiater Ben soll sie erwecken, um sie vor Gericht zu stellen. Soweit so gut, was dann passiert ist aber das wirkliche Grauen. Seite um Seite entblättern sich aus verschiedenen Perspektiven verborgene Geheimnisse, Intrigen und ein Geflecht aus Lügen und falscher Annahmen. Im letzten Drittel jagt dann ein Twist den nächsten und erst im letzten Kapitel wird das Geheimnis gelüftet. Ist Anna O. eine Mörderin oder unschuldige Schlafwandlerim? Kurze Kapitel und ein knackiger Schreibstil gefallen mir und die Perspektivenwechsel sorgen wir immer wieder neue Einblicke. Ein wirklich spannender Thriller mit einem raffinierten Ende.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.06.2024

Von Schuld und Gerechtigkeit

Grenzgänger
0

Ein erschütternder Roman, der sprachlich auf den Punkt ist und den Leser auf eine beklemmende Reise in die 50er und 70er Jahre nimmt. Die kleine Henni muss früh für die Familie sorgen, erst muss der Vater ...

Ein erschütternder Roman, der sprachlich auf den Punkt ist und den Leser auf eine beklemmende Reise in die 50er und 70er Jahre nimmt. Die kleine Henni muss früh für die Familie sorgen, erst muss der Vater in den Krieg, nach seiner Rückkehr ist nichts mehr wie es war. Gemeinsam mit ihrer Mutter bestreitet sie den Lebensunterhalt. Nachdem die Mutter stirbt, kümmert sie sich um die drei Geschwister, schmuggelt Lebensmittel, um die Familie über die Runden zu bringen. Der Vater ist passiv, hat aufgegeben. Als eines der Geschwister stirbt, muss Henni in eine Besserungsanstalt, die Brüder ins Heim. Was sie dort erleben, ist grausam und bewegt mich sehr. Letztlich kommt es zur Katastrophe und jeder muss mit der Frage nach Schuld und Gewissen leben. Die tragischste Figur ist für mich Thomas, ein Junge aus dem Kinderheim, der erst Freund und dann unter tragischen Umständen zum Verräter wird. Als Henni vom Schicksal ihrer Brüder erfährt, schwört sie Gerechtigkeit, dann Rache. Doch letztlich ist alles ganz anders als gedacht, die Katastrophe aber nicht mehr aufzuhalten. Der Vater lässt mich sprachlos und wütend zurück. So ohne Empathie und Vertrauen zu seinen Kindern zu sein, erschreckt mich. Ein wirklich berührender Roman, der mich sicher noch einige Zeit beschäftigen wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.06.2024

Vom Ende der Serenissima

Acqua alta
0

Venedig - für mich ein Sehnsuchtsort, an den ich immer wieder gern zurückkehre. Der Untergang dieser verletzlichen und wundervollen Stadt voller Geschichte und Geschichten ist ein Albtraum. In „Acqua Alta“ ...

Venedig - für mich ein Sehnsuchtsort, an den ich immer wieder gern zurückkehre. Der Untergang dieser verletzlichen und wundervollen Stadt voller Geschichte und Geschichten ist ein Albtraum. In „Acqua Alta“ wird er zur Realität. Die Stadt bricht unter dem Druck einer Flutwelle zusammen. Es bleiben Trümmer, Staub und die Erinnerung an das, was einmal die schönste und auch mächtigste Stadt der Welt war. Auf jeder Seite weht dem Leser die Liebe zur Stadt, die Verzweiflung ob des drohenden Untergangs und die Wut darüber, sehenden Auges ins Unglück zu rennen, entgegen. Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive von Guido, Maria Alba und Léa. Eine Familie, die der Kampf um das Überleben Venedigs auseinander reißt. Guido, der aus einfachen Verhältnissen stammt und es bis ins Wirtschaftsministerium der Stadt gebracht hat, geht es um Geld, Macht und Wählerstimmen - vor allem vom Festland. Die Stadt muss immer weiter ausgepresst, „die Ströme“ maximiert werden. Seine Frau Maria Alba, Nachfahrin einiger Dogen, verliert sich in dem Traumgebilde vergangener Zeiten. Léa schließt sich Aktivisten an, um die Stadt zu retten. Klar und in toller Sprache entsteht das Bild einer zerrissenen Familie vor der Kulisse einer Stadt am Abgrund. Alles spitzt sich auf eine Katastrophe zu. Als Guido durch die Trümmer der zerstörten Stadt irrt, sehe ich mich im Geiste mit ihm verschütteten Plätzen und Palazzi nachspüren. Die Trauer und Wut überträgt sich auf den Leser. Doch Guidos Verzweiflung hält nicht lange an, schnell kommt ihm der Gedanke wie selbst aus dem Resten der Lagunenstadt noch Profit zu schlagen ist. Das macht mich wütend und entsetzt mich. Ein sehr gut recherchierter und geschriebener Roman über Venedig, der zum Nachdenken über den Ausverkauf dieses so besonderen Ortes anregt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere