Eine etwas andere Lebensform
WohnverwandtschaftenDieser Roman passt gut in die heutige Zeit, in der es außer der Kernfamilie so viele verschiedene Formen des Zusammenlebens gibt. Eine davon stellt uns diese Geschichte vor. Vier erwachsene Menschen finden ...
Dieser Roman passt gut in die heutige Zeit, in der es außer der Kernfamilie so viele verschiedene Formen des Zusammenlebens gibt. Eine davon stellt uns diese Geschichte vor. Vier erwachsene Menschen finden sich in einer Wohngemeinschaft wieder, begründet von dem bald 70jährigen Jörg nach dem Ableben seiner Ehefrau, zunächst mit der aufgrund ihres Alters in ihren 50ern nicht mehr gefragten Schauspielerin Anke und dem gerne kochenden und gärtnernden Murat. Hinzu stößt – eigentlich nur vorübergehend gedacht - die Zahnärztin Constanze nach der Trennung von ihrem Partner. Alle haben ihre privaten Probleme, stehen aber gut füreinander ein, besonders als einer von ihnen dauerhaft auf Hilfe angewiesen ist.
Die Geschichte ist mit viel menschlicher Wärme geschrieben und wirft auf das WG-Leben, wie es oft noch von Studenten praktiziert wird und unter Älteren vielleicht etwas verrufen ist, ein ganz anderes, positives Licht. Hier wird eine WG zur Ersatzfamilie. In formaler Hinsicht ist der Roman sehr abwechslungsreich gestaltet. Die Kapitel sind mit Kalenderdaten versehen, gestreut über einen Zeitraum von zwei Jahren. In jedem kommt mindestens einer der vier Bewohner zu Wort bzw. werden seine Gedanken wiedergegeben. Manchmal kommt es zu Dialogen, die einem Theaterstück nachempfunden sind. Auf diese Weise erhält man einen umfassenden Einblick in das WG-Leben. Wie die Autorin immer wieder ausführliche Gedanken einzelner Bewohner schildert, habe ich so schon in ihrem Roman „Laufen“ wahrgenommen und scheint typisch für ihre Schreibweise zu sein.
Ein sehr empfehlenswerter, sich flüssig lesender Roman.