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Veröffentlicht am 12.05.2017

~ romantisch ~ tiefe Gefühle ~ bezaubernde Kulisse ~ Eine absolute Leseempfehlung

Wellenglitzern
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„Wellenglitzern“ von Marie Merburg lernte ich bei einer Blogtour kennen, verliebte mich in die Geschichte und war traurig, als ich das Buch zuschlag, weil ich mich von liebgewonnenen Protagonisten trennen ...

„Wellenglitzern“ von Marie Merburg lernte ich bei einer Blogtour kennen, verliebte mich in die Geschichte und war traurig, als ich das Buch zuschlag, weil ich mich von liebgewonnenen Protagonisten trennen musste.

Sophie erfüllt sich ihren Traum – den Segelschein zu machen, und reist nach Rügen, nachdem ihr Ex-Mann sich weigerte mitzufahren, was zur Trennung führte. Dort angekommen trifft sie als erstes auf den mürischen Teenager Leonie, die am Empfang der kleinen Pension Meeresruh in Glowe sitzt.
Am nächsten Tag beginnt ihr Segelkurs und sie lernt ihren Segellehrer Ole kennen, der in ihr Gefühle weckt, die sie nach einer Kühlschrank-Ehe nicht für möglich gehalten hätte. Ist Ole ihr Schlüssel zum Glück und der Start für einen Neuanfang?

Nach nur wenigen Seiten war ich in der Geschichte eingetaucht. Marie Merburg hat einen flüssigen und bildhaften Schreibstil, der kleinste Details der Landschaft Rügens in sich aufgenommen und an mich weitergegeben hat.
Ich konnte das Meer riechen, das Salz auf meinen Lippen schmecken und spürte den Wind durch mein Haar pusten. Ich habe die Insel noch nicht real erlebt, aber dank der Schriftstellerin war es mir möglich das Gefühl zu bekommen, als wäre ich vor Ort. Ich glaube, ich habe mich in Rügen verliebt.

Die Hauptprotagonistin Sophie ist mir ans Herz gewachsen. Sie entwickelte sich im Laufe der Story zu einer starken Persönlichkeit. Wo sie anfangs noch unsicher war, ist sie zum Schluss hin selbstbewusst und geht ihren Weg. Ole war mir sympathisch, doch sein hin und her machte mich zeitweise wahnsinnig.
Die Nebencharaktere sollten nicht außer Acht gelassen werden, denn dort lernte ich humorvolle, tollpatschige und liebenswürdige Menschen kennen, die ich im „echten Leben“ gern getroffen hätte, wie z.B. Jutta & Leonie, Enrico und Björn.

Das Segeln hat einen festen Platz in der Geschichte, und für mich als Nicht-Seglerin war es interessant. Ich lernte ein paar Segelbegriffe und zitterte mit der Besatzung bei jeder Übung mit, um nicht aus der Jolle zu fallen.

Die Emotionen und der Spannungsbogen bauten sich langsam auf, es folgte eine actionreiche Szene und endete mit einem Happy End.
Der Verlauf war zwar vorhersehbar, was mich nicht störte, weil Marie Merburg mich mit ihrem Ostsee-Flair verzauberte und ich den Weg bis zum Schluss einfach nur genossen habe.

Fazit:
„Wellenglitzern“ von Marie Merburg ist ein Ostseeroman mit Witz & Charme. Die Story erzählt von einer gescheiterten Ehe, den Mut zum Neuanfang und dem Liebesglück.~ romantisch ~ tiefe Gefühle ~ bezaubernde Kulisse ~ Eine absolute Leseempfehlung

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine Missbrauchsgeschichte die schonungslos über die Taten berichtet.

Du nanntest mich Teufelskind
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Zum Buch:
Das kleine Mädchen und der Titel haben mir die erste Gänsehaut über den Rücken gejagt. Der Blick und der Ausdruck in ihrem Gesicht lässt nichts Gutes erahnen. Oftmals habe ich während des Lesens ...

Zum Buch:
Das kleine Mädchen und der Titel haben mir die erste Gänsehaut über den Rücken gejagt. Der Blick und der Ausdruck in ihrem Gesicht lässt nichts Gutes erahnen. Oftmals habe ich während des Lesens das Kind betrachtet und mir kamen die Tränen, weil es so furchtbar war, was ich da las.
Am Rand des Buchcovers ist ein farblicher Balken mit der Aufschrift "Erfahrungen" abgedruckt, damit sofort ersichtlich ist, dass es sich hier um eine wahre Geschichte handelt.

Erster Satz:
"Ich möchte, dass Sie Ihre Augen schließen und sich in eine imaginäre Welt versetzen."

Meine Meinung:
Dies ist die Biografie von Victoria Spry, die mit Hilfe der Ghostwriterin Kate Moos zu Papier gebracht wurde. Ich war bereits mit dem Fall durch die Medien vertraut und wollte darüber mehr erfahren, weshalb ich zu diesem Buch gegriffen habe.

Victoria wird bereits als Baby von ihrer Adoptivmutter adoptiert und schon sehr früh fast täglich misshandelt. Sie wird für alles was passiert als schuldig erklärt, um anschließend betraft zu werden. Doch auch ohne Grund wird sie geschlagen, eingesperrt oder mit wochenlanger Hungerkur bestraft. Die Lieblingsgeschwister werden dabei verschont und diese tyrannisieren Victoria ebenfalls, obwohl sie sich um die anderen Kinder und den Haushalt kümmert. Die Adoptivmutter behandelt sie wie eine Sklavin und tobt sich auf sadistische Art & Weise an den Kindern aus. Schafft es Victoria, aus dieser Hölle zu entfliehen?

Ich wusste von Anfang an, dass dies keine leichte Lektüre werden wird, doch damit habe ich einfach nicht gerechnet.
Bereits nach den ersten Seiten musste ich eine Lesepause einlegen, weil mir unsagbar übel wurde und ich schockiert war, über dass, was ich da las. Doch es wurde zunehmend schlimmer. Victoria schildert nach und nach ihre Kindheit und eine Misshandlung folgt der nächsten. Es war kein Ende in Sicht und ihre Adoptivmutter ließ sich immer andere sadistische Folterungen einfallen, wobei ich mich fragte: Was ist sie nur für ein Mensch, der seine Kinder so quält? Warum tut sie das? Ist das im Sinne der Zeugen Jehovas?
Diese Fragen bleiben mir immer noch ein Rätsel und einige werden es wahrscheinlich auch immer bleiben.
Was ich ebenfalls sehr schockierend empfand neben den Misshandlungen, war, dass keine Hilfe in Sicht war. Die Ämter, Ärzte, Nachbarn und Freunde waren einfach untätig und blind von den Erklärungen, welche die Adoptivmutter ihnen gab.

Victorias Geschichte hat mich unheimlich mitgenommen, berührt, wütend gestimmt und unbeschreiblich schockiert. Es ist mir nie in den Sinn gekommen, dass ein Mensch zu solch grausamen Taten imstande ist.

Ab der Mitte des Buches konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen. Ich war wie in Trance und habe auf die guten Dinge gehofft. Das Ende hat mich beruhigt, doch fängt hier die meiste Arbeit erst an - die Verarbeitung der grausamen, seelischen und körperlichen Qualen. Ich hoffe für Victoria und ihren Geschwistern, dass sie das erlebte hinter sich lassen und ein "normales Leben" führen können.

Liebe Mitmenschen, schaut bitte nicht weg und meldet Euren Verdacht eines Missbrauchs umgehend dem Jugendamt oder der Polizei. Lieber eine Kontrolle zu viel, als ein Kind leiden zulassen und ihm die kostbarste Zeit des Lebens zu zerstören/nehmen.

Fazit:
In "Du nanntest mich Teufelskind" erzählt Victoria Spry unverblümt über ihre eigene Geschichte über den Missbrauch von ihrer Adoptivmutter. Eine Missbrauchsgeschichte die schonungslos über die Taten berichtet. Dieses Buch hat mich erbarmungslos gezeichnet und wird noch lange in meinem Gedächtnis nachhallen. ~ schockierend ~ brutal ~ unbegreiflich

Veröffentlicht am 12.07.2024

Hat mich emotional abgeholt - eine Story die unter die Haut geht ...

Wenn ich nicht vertraue
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Zum Cover:

Nun hat auch der zweite Band in der Neuauflage ein neues Cover erhalten und ich bin sehr begeistert über die Farbgestaltung und dem modernen Stil. Es wurde passend zum ersten Teil gestaltet ...

Zum Cover:

Nun hat auch der zweite Band in der Neuauflage ein neues Cover erhalten und ich bin sehr begeistert über die Farbgestaltung und dem modernen Stil. Es wurde passend zum ersten Teil gestaltet und auch hier ist im Titel ein Wort in einem anderen Schreibstil hervorgehoben. Und der neue Titel macht unheimlich neugierig auf die Geschichte.

Meine Meinung:

Auch der zweite Band "Wenn ich nicht vertraue" der Formelsammlung Trilogie von Heike Söht konnte mich erneut packen und ich fieberte mit den Charakteren und deren verzwickten Dreiecksbeziehung mit.

Khalea ist schwanger, doch wer der Vater ist, verheimlicht sie zunächst. Sie möchte mal wieder alles im Alleingang durchziehen. Ängste plagen sie, ob sie Beruf und Muttersein unter einem Hut bekommt. Mal ist sie kampfessicher, mal hoffnungslos einsam und von Selbstzweifeln erfasst. Wie wird ihr Arbeitgeber und ihre Kollegen auf die Schwangerschaft reagieren, zumal sie gerade erst Befördert wurde? Die Vergangenheit holt die immer wieder ein. Zu Tief ist die Trauer um ihre Mutter und zu stark die Vorwürfe, warum Malou sie mit ihrem Vater allein gelassen hat. Ob sie jemals ihrer Mutter verzeihen kann? Und dann sind da noch Tim und Mark, für die sie Gefühle hat. Doch bei wem ist das Herzklopfen stärker?

Die Geschichte geht nahtlos am ersten Teil weiter und ich fand mich sehr schnell wieder in die Erzählung ein. Kleine Rückblenden erleichterten mit dies. Ich las in der Gegenwart 2020 und in der Vergangenheitsform 1997, in dem Khalea noch ein Kind war und Malou ihre Mutter sich dazu entschloss, zu gehen - um ihren Seelenfrieden zu finden, auch wenn dies bedeutet, ihren Mann und Kind allein zurückzulassen. Diese Szenen waren besonders ergreifend für mich, zu fühlen, was Malou durchgemacht hat und weshalb Khalea oftmals mit Selbstzweifeln zu kämpfen hat, wurde nachvollziehbar erzählt.

Khaleas Gedankengespräche, wie Engelchen und Teufelchen auf ihren Schultern sitzend, haben mir wieder sehr gefallen. Dadurch kam ihr Gedankengut richtig gut zur Darstellung ihrer inneren Zerissenheit. Die Dreiecksbeziehung zu Tim und Mark geht in die zweite Runde und auch wenn ich Khalea nicht immer verstand in ihrem Handeln, fand ich darin viele Emotionen. Zu gern hätte ich sie bei den Schultern gepackt und wachgerüttelt. Dass sie die Wahrheit endlich zugibt und sich dem stellt, was sie getan hat. Und ihre Mauern zum einstürzen bringt, sich dem annimmt, ihrer Vergangenheit und der Gegenwart, zu verzeihen und auf sich selbst vertraut.

Handlungstechnisch passierte in diesem Teil nicht ganz soviel und ich hätte mir ein klein wenig mehr erhofft, etwas weiter in der Beziehung zu Tim und Mark zu kommen, oder über ihre Zukunft zu erfahren. Zu sehr verstrickt sich Khalea in einem Strudel, aus dem sie nur schwer herausfindet, um einen Fortschritt zu machen. Ich hatte dadurch manchmal das Gefühl in der Geschichte auf der Stelle zu treten.

Die Autorin hat einen enorm emotionalen und berührenden Schreibstil, der sich anfühlt, wie an die Hand genommen zu werden - man muss sich nur darauf einlassen und führen lassen.

Das Ende hat mich emotional sehr ergriffen und das Happy End war zum Greifen nahe und dann folgte ein fieser Cliffhanger, der mich wirklich in Stücke gebrochen hat. Heike, was hast du mir nur angetan? Ich bin daher sehr gespannt, wie es weitergehen wird und hoffe auf ein gutes Ende.

Fazit:

"Wenn ich nicht vertraue" ist der zweite Band der "Formelsammlung Trilogie" von Heike Söht der mich emotional abgeholt hat, auch wenn ich aus dem Strudel der Dreiecksbeziehung noch auf der Stelle getreten bin. Ein fieser Cliffhanger am Ende ließ mich zurück und macht mich neugierig auf das Finale.

~ Neuauflage ~ tief bewegend ~ Dreiecksbeziehung ~ Trauerbewältigung und Vergebung ~ Selbstzweifel loslassen lernen ~ eine Story die unter die Haut geht.

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Veröffentlicht am 08.07.2024

~ mitfühlend & teils herausfordernd geschrieben ~

Wie ein Schaf unter Wölfen
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Zum Cover:

Das Cover strahlt eine unheimliche Ruhe aus und der Titel passt hervorragend zum Inhalt des Buches.

Meine Meinung:

In "Wie ein Schaf unter Wölfen" erzählt Cristian Nani über die Christenverfolgung ...

Zum Cover:

Das Cover strahlt eine unheimliche Ruhe aus und der Titel passt hervorragend zum Inhalt des Buches.

Meine Meinung:

In "Wie ein Schaf unter Wölfen" erzählt Cristian Nani über die Christenverfolgung in Afghanistan authentisch und abenteuerlich und ich tastete mich das erste Mal an OpenDoors heran.

Nasiri ist ein Hirtenjunge, und somit der unteren Schicht der Gesellschaft angehörend, und lebt zusammen mit seiner Mutter im ländlichen Afghanistan, hin und wieder auch mal bei seiner Schwester. Während eines Militäreinsatzes tritt er auf einer Mine und verliert sein Bein und wurde fast Opfer eines Wolfsrudelangriffs. Er arbeitete als Dolmetscher in einer Klinik und erlebt täglich, wie die Ärzte aus dem Westen selbstlos helfen und sich dabei in Gefahr begeben, ganz anders als seine Kultur. Immer mehr zweifelt er an seinen Glauben zu Allah und interessant sich für "das Buch der Christen - die Bibel" und schließlich geht er dem Christentum nach. Als dies herauskommt wird er wegen seiner Religion und neuem Glauben verhaftet und misshandelt. Doch Nasiri gibt nicht auf. Begibt sich in die Hände Gottes und nimmt jede noch so schlimme Verhörung oder körperliche Gewald an und erzählt sogar den Taliban von Jesus und wird zum Missionar hinter Gittern.

Ich lese sehr gerne Biografien und OpenDoors war für mich vorab Neuland, und ging daher sehr interessiert und neugierig an Nasiris Geschichte heran. Mir wurde sehr schnell klar, dass diese Biografie mir sehr nahe gehen wird. Und so verfolgte ich gebannt seinen Lebensweg, der mich Stellenweise an meine Grenzen brachte und ich das Buch in Schockmomenten auch mal zur Seite legen musste. Ich muss sogar gestehen, dass ich während des Lesens verschiedene Arten von Ängsten ausgeliefert war. Nasiris Stärke war beeindruckend, wie er mit all seinen Erlebnissen mit voller Lebensfreude und der Kraft Gottes durchzustehen wusste. Die furchtbaren Misshandlungen ertrug er, und stand anderen in schweren Lebenslagen bei, obwohl er selbst zum Tode verurteilt wurde, nur seines Glaubens wegen. Allein diese Tatsache war beängstigend und erschütterte mich.

Das Buch liest sich überwiegend sehr flüssig, doch gab es auch Stellen, die etwas schwerfällig im Textfluss waren, die ich teilweise mehrere Male oder hoch konzentriert lesen musste, um den Worten und der Bedeutung darin folgen zu können, was mir nicht immer gelang.

Sehr interessant fand ich auch den Epilog, wo Cristan Nani vom ersten Treffen mit Nasiri berichtet, sein Name und andere Beteiligten in diesem Buch wurden aus Schutz umbenannt, sowie eine kurze Erklärung über den Dienst von OpenDoors.

Diese Geschichte hat mich noch Tage nach dem Auslesen gedanklich beschäftigt und nachgeklungen.

Fazit:

"Wie ein Schaf unter Wölfen" von Cristian Nani ist eine authentisch erzählte Biografie über einen Christen in Afghanistan, der seinen Glauben vor sein Leben stellt und zum Missionar hinter Gittern wird.

~ mitfühlend & teils herausfordernd geschrieben ~ Christenverfolgung in Afghanistan ~ schockierende und brutale Misshandlungen ~ ein Botschafter Gottes ~

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Veröffentlicht am 07.07.2024

Ein Kriminalfall der kaum Lesepausen gewährt und neugierig auf die Fortsetzung macht.

Die Sehenden und die Toten
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Zum Cover:

Das Cover gefällt mir richtig gut mit der düsteren Atmosphäre, die das alte Haus im dunklen Wald vermittelt - so richtig schön schaurig wirkt es auf mich. Besonders gut gefällt mir die glänzende ...

Zum Cover:

Das Cover gefällt mir richtig gut mit der düsteren Atmosphäre, die das alte Haus im dunklen Wald vermittelt - so richtig schön schaurig wirkt es auf mich. Besonders gut gefällt mir die glänzende Folienbeschichtung, die das Motiv und den Autorinnenschriftzug, sowie auf der Rückseite der Klappentext, hervorhebt. Schade fand ich, dass die Innenklappseiten nicht gestaltet wurden.

Meine Meinung:

Mit "Die Sehenden und die Toten" beginnt die neue Krimireihe um die Mordkommissarin Carla Seidel von Sia Piontek und bescherte mir spannende Lesestunden, in denen mir bis zum Ende keine Ideen kamen, wer hinter diesem grausamen Mord stecken könnte.

Carla Seidel arbeitete jahrelang erfolgreich als Mordermittlerin in Hamburg, doch ihre düstere Vergangenheit treibt sie ins idyllische Wendland, wo sie mit ihrer hochsensiblen Tochter Lana einen ruhigen und ungefährlichen Neuanfang wagen möchte. Zunächst finden sie im Wendland zur Ruhe bis die Leiche des 18-jährigen Justus im Wald gefunden wird - seine Augäpfel wurden entfernt und durch Spiegelscherben ersetzt. Wer macht so etwas grausames und musste Justus die Verstummelung bei vollem Bewusstsein ertragen? Justus stammt aus einem guten Elternhaus, jedoch wirklich kennen tut ihn niemand, da er recht zurückgezogen lebt, selbst seinen Eltern ist er entfremdet. Doch dann entdeckt Carla Seidel bei einer Mitschülerin von Justus ein Tattoo, was Ähnlichkeiten zu einer älteren Verletzung des Toten hat und es kommen immer mehr kuriose Ereignisse ans Tageslicht.

Die Story beginnt mit einem sehr düsteren Prolog aus der Sichtweise des Täters, der mich enorm puschte und die erste Spannung erzeugte und fand mich recht schnell nach dem ersten Kennenlernen von Carla Seidel und Tochter Lana Mitten in den Ermittlungen wieder. Der Schreibstil von Sia Piontek ist angenehm und flüssig zu lesen und die kurzen Kapitel, die meistens mit einem Cliffhanger endeten, ließen es kaum zu, in Lesepausen zu verweilen, weil ich immer wissen wollte, wie es weitergehen wird.

Sia Piontek hat hier äußerst interessante Charaktere gezeichnet, wie zB. Carla Seidel, die viele Ecken und Kanten aufzeigt. Carla kämpft mit ihren Dämonen aus der Vergangenheit die geprägt sind durch häusliche Gewalt, durch ihren Ex-Mann und wie sie sich versucht ihren daraus entstandenen Panikattacken in den Alkohol zu entfliehen. Sie bleibt dabei sympathisch und authentisch, auch wenn mir ihr hoher Alkoholkonsum immer mehr Sorgen bereitete, arbeitet sie hoch konzentriert an den Ermittlungen, teilweise etwas zu unüberlegt. Lana hat ebenfalls mit den Spuren der Vergangenheit zu kämpfen und ist hochsensible und merkt schnell, wenn etwas nicht in Ordnung ist und schlittert somit selbst in die Ermittlungen des Mordfalles verdeckt hinterm Rücken ihrer Mutter mit ein und schubst Carla in die richtige Richtung ihrer Beobachtungen und herausgefunden Informationen. Etwas monoton wirkten einige Nebencharaktere, obwohl diese immer wieder für Abwechslungen sorgten und mit humorvollen Dialogen, die Situationen etwas auflockerten.

Die Kulissenbeschreibungen haben mich ins Wendland eintauchen lassen und so idyllisch und ruhig es wirkt für viel Trubel gesorgt. Die Schauplätze und der Tatort waren bildhaft beschrieben und so hatte ich stets das Gefühl einen Krimi auf einer gedanklichen Leinwand zu sehen.

Der Verlauf der Ermittlungen war durchweg interessant und spannend, keine im Blutrausch geschriebenen Handlungen, im gemächlichen Tempo mit so einigen Wendungen und Auflösungen erzählt, die mich bis zum Ende im Dunkeln tappen ließen. Mit der Aufklärung am Ende, die sachgemäß und nicht zu spektakulär aufgelöst wurden, darauf wäre ich niemals gekommen und hat mir gefallen. Gefehlt haben mir mehr Informationen zu Carlas Vergangenheit, die sich immer wieder einbrachte, aber geheimnisvoll und tragisch zeigten und am Schluss zum Cliffhanger mutierte, der mich unheimlich gespannt auf die Fortsetzung der Reihe gemacht hat.

Fazit:

Mit "Die Sehenden und die Toten" ist Sia Piontek ein gelungener Kriminalroman-Reihenauftakt mit facettenreichen Charakteren, der ohne Blutrausch auskommt und durchweg interessant und spannend erzählt wurde, gelungen. Ein Kriminalfall der kaum Lesepausen gewährt und neugierig auf die Fortsetzung macht.

~ sympathische mit Ecken und Kanten versehene Charaktere ~ interessante Ermittlungsarbeit ~ unvorhersehbare Wendungen & Ereignisse ~ häusliche Gewalt & Alkoholsucht ~ nervenraubende Cliffhanger ~

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