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Veröffentlicht am 18.08.2024

Eislaufen und persönliche Entwicklung

A Winter to Resist
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Mit der „Seasons“-Reihe liefert Morgane Moncomble ihre erste richtig durchgängige Reihe ab. Alleine aufgrund der Jahreszeiten-Thematik war ich bereits vor Veröffentlichung des ersten Bandes sehr aufgeregt, ...

Mit der „Seasons“-Reihe liefert Morgane Moncomble ihre erste richtig durchgängige Reihe ab. Alleine aufgrund der Jahreszeiten-Thematik war ich bereits vor Veröffentlichung des ersten Bandes sehr aufgeregt, aber dann fand ich „A Fall to Forgive“ doch so ungewöhnlich, dass ich mich einfach nicht richtig einfühlen konnte. „A Winter to Resist“ kehrt nun eindeutig zu den Wurzeln von Moncomble als Autorin zurück, weswegen er mir auch gleich besser gefallen hat.

Bei „A Winter to Resist“ muss ich auch einen Aspekt etwas vorwegschieben, denn als vor einigen Jahren „Right Here“ von Anne Pätzold angekündigt wurde, war ich sehr begeistert, dass es um Eiskunstlaufen gehen würde. Dieser Wintersport hat auf mich immer schon eine gewisse Faszination ausgeübt, weswegen ich dann doch sehr enttäuscht war, dass die Handlung sich vom Eis großflächig wegbewegt hat. Ja, die Protagonistin war Eisläuferin, aber das war es quasi auch schon. Da hat mich „A Winter to Resist“ quasi versöhnt mit der Thematik, denn hier fand ich das Thema Eiskunstlauf sehr konsequent eingebunden. Auch wenn es natürlich in einem realistischen Kontext sehr überspannt erzählt wird, aber das konnte ich letztlich doch auch wegblenden. Es hat einfach funktionell gut funktioniert und gerade über das Paarlaufen auch viel mit der Handlung rüberbringen. Thema als Korsett und Handlung waren hier echt eins. Kompliment dafür!

Was dann etwas schwieriger war, das ist die Protagonistin Lily. Sie hatte ihren ersten Auftritt schon im ersten Band, aber mit den anderen zwei Freundinnen und eben Camelia als Protagonistin, die gemeinsamen den Jahreszyklus ausmachen, war es ein kurzer Auftritt. Das hatte ich dort schon kritisiert, dass die Kommunikation so knapp war, dass es mit einem weiterführen Eindruck schon sehr schwer war. Das war mir hier erneut viel zu wenig, weil wir quasi einfach glauben müssen, was für gute Freundinnen sie sind, ohne sie aber ständig in der Dynamik zu erleben. Deswegen hatte ich keinen Eindruck zu Lily und war deswegen nach dem ersten Kapitel etwas erschrocken. Ich glaube zwar, dass man für Leistungssport generell, aber speziell für doch einen so gefährlichen Sport, Ehrgeiz und vor allem auch eine Portion Wahnsinn braucht, aber Lily war regelrecht unsympathisch. Mit den so wenigen Kontakten, die sie direkt in Kanada pflegt, war es noch unlogischer, dass die vier Blumenfreundinnen so gut miteinander auskommen sollen. Lily wirkte echt wie jemand, um die man besser einen großen Bogen macht. Natürlich ändert sich das, sonst hätte ich den Band wohl kaum besser gefunden als den ersten, aber letztlich ist es einfach schade, weil das Buch an sich viel Potenzial für die volle Sternenwertung gehabt hätte.

So ist es ein sehr langsames Herantasten an Lily und natürlich an Orion, den wir ganz neu kennenlernen. Da er mit seinem vermeintlichen Fluch so abweisend ist, hatte wir anfangs einfach zwei Figuren, die weder einzeln noch zusammen funktionieren wollten. Da war es dann echt das Eislaufen und der Trainer, der sie zu Mitbewohnern macht, der Schlüssel, damit sich nach und nach alles etwas besser auflöst und immer besser aufeinander abgestimmt wird. Dann gibt es auch für beide Charaktere einen sehr großen Moment, der sie nachhaltig beeinflusst und spätestens ab da wurde die Geschichte für mich genau das Maß an Tiefgründigkeit, die ich brauche, um begeistert zu werden. Vor allem wurde mit den Themen und dem Eislaufen dann sehr gut die jeweilige Charakterentwicklung verbunden. Lily und Orion haben sich dabei auch jeweils zur besten Version von sich selbst inspiriert. Es war irgendwann richtig schön, wie sie miteinander umgegangen sind, oft auch wortlos. Sie haben mich als Paar so zunächst mehr begeistert als individuell, aber das ging natürlich trotzdem Hand in Hand, so dass ich mit beiden Figuren absolut meinen Frieden machen konnten.

Abschließend nochmal kurz etwas zum Handlungsverlauf. Die verschiedenen Wettbewerbe waren das Korsett. Auch wenn es wie gesagt etwas seltsam in der Logik manchmal war, auch weil Olympia nicht als Höhepunkt dargestellt wurde, sondern mehr die Weltmeisterschaft, so war genau das Korsett für mich sehr logisch und auch im Rückblick ideal, um nachzuvollziehen, wann Lily und Orion als Eislaufpaar an welchem Punkt waren. Ich mochte auch die Beschreibung von Kurzprogramm und Kür, dazu auch die Entwicklung von mehr Risiko für die Elemente. Da hat rein logisch dann doch viel wieder gepackt, so dass ich wirklich sagen muss, dass ich gut durch die Handlung geglitten bin.

Fazit: „A Winter to Resist“ ist mein persönliches Ankommen in der „Seasons“-Reihe, denn das ist für mich wieder die typische Morgane Moncomble, die ich auch lesen will. Auch wenn es auf der Figurenebene erst richtig kritisch war und ich mit Lily und Orion Anlauf brauchte, aber speziell die toll ausgearbeitete Eislaufthematik hat mich schwer begeistert und hat mit den Figuren immer mehr die ideale Symbiose ergeben.

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Veröffentlicht am 14.08.2024

Spannende Perspektive auf die Lügen des Alltags

Scandor
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In diesem Jahr habe ich von Ursula Poznanski bereits „Die Burg“ gelesen, da ich sehr an der KI-Thematik interessiert war und generell mag, wie die Autorin mit Jugendbüchern aktuelle Themen spannend in ...

In diesem Jahr habe ich von Ursula Poznanski bereits „Die Burg“ gelesen, da ich sehr an der KI-Thematik interessiert war und generell mag, wie die Autorin mit Jugendbüchern aktuelle Themen spannend in den Fokus rückt. Dennoch war es nicht das ideale Buch, weil es mich in der Erzählweise und vor allem in der Charaktergestaltung nicht so recht zu überzeugen wusste. Deswegen wollte ich „Scandor“ schnell nachschieben, um gleich einen Vergleich der beiden Bücher zu haben.

In der Tat lassen sie sich sogar sehr gut vergleich, denn „Die Burg“ und „Scandor“ haben zwar ein sehr unterschiedliches thematisches Korsett, aber in der Konsequenz ist es dennoch ein ähnlicher Endpunkt. Auf den gehe ich aus Spoilergründen nicht näher ein, aber er hilft dennoch sehr zu bergründen, warum „Scandor“ mir eindeutig besser gefallen hat. Denn angesichts dessen, worauf alles hinausläuft, ist leicht zu sagen, dass die Charakterarbeit viel, viel besser funktioniert hat. Mit Philipp und Tessa haben wir diesmal nur zwei Perspektiven, die kapitelweise oder sogar in den Kapiteln selbst fleißig gewechselt werden. Damit war es zum einen schon so, dass weniger Figuren etwas untereinander aufteilen mussten. Zum anderen war so auch klar, dass andere Figuren wirklich nur Nebenfiguren sind und damit auch mehr funktionell sind. Philipp und Tessa sind aber als Menschen entscheidend und ich fand, dass es gut gelungen ist, diese beiden in ihrem Kern abzubilden. Dabei sind sie auch sehr unterschiedlich, was es umso spannender gemacht hat, wie sie jeweils die Herausforderungen von Scandor gemeistert haben und welche Strategien sie sich zurechtgelegt haben.

Auch wenn das Thema Lügen jetzt nicht am Zahn der Zeit ist, zumindest nicht in einem Ausmaß wie KI, war es spannend umgesetzt. Durch Fake News und auch Begriffe wie Lügenpresse etc. ist es sicherlich interessant, wie oft man tatsächlich lügt und dass man sich dessen oft gar nicht bewusst ist, weil viele Standardantworten, die gar nicht dem eigenen Empfinden entsprechend, einfach rausrutschen. Dementsprechend war es schon spannend aufgebaut, auch wenn es ein wenig beängstigend war, wie Scandor angebracht worden ist und was es für Fähigkeiten hatte. Richtig gelungen fand ich auch, dass von den ausscheidenden Teilnehmern im kleinen Rahmen der Moment des Ausscheidens geschildert wird. Damit gab es dann Einblicke, wie und warum gelogen wurde. Die Spannung hat aber auch erhöht, dass die meisten Figuren tatsächlich auf das Geld aus waren, oft auch ohne jegliche Rücksicht auf Verluste, so dass die Teilnehmer sich auch gegenseitig das Leben schwer gemacht haben. Ich hatte jedenfalls zwischendurch oft den Gedanken, wie lange ich wohl durchgehalten hätte.

Mit den verschiedenen Challenges, aber auch den ganz normalen Herausforderungen des Alltags sind immer wieder abwechslungsreiche Szenen möglich gewesen, die zu unterhalten wussten. Das ist tatsächlich auch ein Vorteil gegenüber „Die Burg“, hier habe ich die Inhalte nicht so kritisch hinterfragt, so dass sich ein guter Sog eingestellt hat. Gerade durch den Rest bin ich regelrecht geflogen. Auch wenn auf eine Art die Auflösung so viel kleiner als der Aufwand erscheint, aber unterm Strich war das ganze Projekt ja dennoch echt, wenn auch mit Trittbettfahrern unterwegs. Aber für mich haben die Überraschungen am Ende funktioniert. Es gab immer mehr Hinweise und dennoch war es für mich nicht möglich, alles lückenlos zusammenzusetzen. Am Ende ist es zwar an wenigen Stellen etwas abrupt vorbei, aber letztlich fühlte es sich dennoch nicht unfertig an. Die Geschichte, die erzählt werden sollte, wurde erzählt, und es ist relativ leicht, sich von dort aus ganz eigene Gedanken zu machen.

Fazit: „Scandor“ ist für mich eines der besseren Poznanski-Bücher, denn ich fand die Charakterarbeit bei Philipp und Tessa sehr gelungen. Aber genauso überzeugend war die Thematik an sich und dann die Herausforderungen zu erleben. Auch die letztlichen Zusammenhänge waren nicht alle sonnenklar, so dass ich bis zum Schluss gute Unterhaltung hatte.

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Veröffentlicht am 22.07.2024

Einfühlsame Themen im Sonnenparadies

Cape Coral 1. Break through my Defense
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Knallig-bunt, so kommt das Cover der neuen NA-Reihe „Cape Coral“ daher. Deswegen bin ich an „Break Through my Defense“ alleine optisch schon nicht vorbeigekommen. Autorin Mimi Heeger hat mir namentlich ...

Knallig-bunt, so kommt das Cover der neuen NA-Reihe „Cape Coral“ daher. Deswegen bin ich an „Break Through my Defense“ alleine optisch schon nicht vorbeigekommen. Autorin Mimi Heeger hat mir namentlich nichts gesagt und tatsächlich habe ich zuletzt auch nur noch wenig NA mit Collegesport-Schwerpunkt gelesen. Aber hier habe ich den Klappentext sehr bewusst wahrgenommen und war dann beim Thema Body-Shaming sofort dabei. Leider ist es in diesen Büchern oft immer noch üblich, dass es eher Modellathleten sind (Mann und Frau), die natürlich alle Unsicherheiten haben (denn das gibt es ja nicht nur durch Übergewicht), aber Plus Size und Ähnliches ist doch oft etwas, wovon viele die Finger lassen, deswegen war es hier für mich das unschlagbare Argument, um reinzulesen.

Bzw. reinzuhören, denn ich habe mir von Henriette Schreurs den Großteil vorlesen lassen, während Thaddäus Gold auch noch am Ende kurz zu hören war. Ich habe das Hörbuch als sehr gut produziert empfunden und habe Schreurs als für mich neue Stimme auch schnell als sehr natürlich im Ohr gehabt. Sie hat auch mit ihrer Art gut auf das gepasst, was ich Payton als Figur mitgenommen habe. Wenn ich ansonsten das Buch bewerte, dann möchte ich zunächst positiv festhalten, dass sich der Inhalt mit gewissen Themen wirklich intensiv und authentisch beschäftigt hat. Was mich dabei sehr überrascht hat, war der Teil zu American Football, wobei wir das wahrscheinlich auch auf andere Sportarten in den USA beziehen können. Auch wenn Cam deutlich anzumerken ist, dass er für diesen Traum lebt, aber sein nüchterner Blick auf diese Zukunft war extrem interessant und ich habe wieder viel gelernt. Was mir auch wieder bewiesen hat, dass es so viele goldene Welten gibt, die so reizvoll erscheinen, aber die genauso ihre schlimmen Schattenseiten haben. Aber es passte auch zu Cam, das Ganze nicht rosarot zu sehen, denn er ist generell ein wirklich wunderbarer Charakter gewesen. Für ihn würde ich sofort den roten Teppich ausrollen, denn er ist sehr empathisch, auch wie er gegenüber Payton für Imogen eingestanden ist, er sucht immer alle Perspektiven, bringt viel Verständnis ein und wirkt dabei dennoch herrlich linkisch und lebensbejahend. Sehr großes Ja! Zu Cam!!!!

Payton hat mir als Figur aber auch gefallen. Da wir aber ausschließlich in ihrer Perspektive waren, war es natürlich mit deutlich mehr Ecken und Kanten. Dazu war sie durch ihren Schicksalsschlag natürlich auch zuerst in einem tiefen Loch und hat eine sehr düstere Stimmung verbreitet. Aber es war alles im Charakter konsequent ausgearbeitet und es war spannend, sich mit ihr gemeinsam rauszuarbeiten. Zudem fand ich speziell ihre Gefühle bezüglich ihres Gewichts und dann in einem Bundesstaat zu landen, in dem gefühlt alle halbnackt unterwegs sind, sehr nachvollziehbar, denn viele waren und sind auch meine eigenen Gedanken. Dementsprechend war es manchmal auch beängstigend, wie nah es für mich war, aber das hat für mich auch unterstrichen, dass die Autorin entweder aus eigener Erfahrung geschrieben oder richtig gute Betaleser hatte. Gerade auch die intimen Szenen und wie lange sich Payton schwer getan hat, sehr, sehr gut gemacht. Dementsprechend wundert es auch wenig, dass Payton und Cam für mich im Buchbereich bislang dieses Jahr DAS Paar waren, was mich doch am meisten angezogen hat.

Dennoch hat „Break Through my Defense“ auch gewisse Schwächen. Ich habe das Tempo als etwas zu eilig empfunden. Ich hätte mir an der Stelle eher gewünscht, dass zwischendurch mal ein Zeitsprung drin ist, denn gerade der Trauerprozess und wie schnell sich dann auch die Beziehung zwischen Cam und Payton entwickelt hat, das wäre mit mehr Zeit realistischer gewesen. Was für mich auch nicht ideal passte, das war die Darstellung von Kat (oder Cat). Sie ist für mich als Figur nicht richtig ausgearbeitet worden. Dass sie ihre Freundin wieder in Tennessee haben wollte, das war ja logisch, aber ansonsten fand ich sie so eindimensional. Denn ich habe es auch nicht so wahrgenommen, dass sie Payton eine schlechte Freundin war, ganz im Gegenteil und dann war sie auf einmal so egoistisch und es gab nicht mal ein Gespräch, um das richtig auszuräumen. Auch wenn es mit Betty natürlich eine neue Figur gab, die die Rolle der Freundin ideal ausgefüllt hat, aber es wirkte zu sehr ersetzt. Aber Betty war an sich toll gemacht, ebenso bin ich gespannt, wie es bei Imogen weitergeht, wenn sie ihr eigenes Buch bekommt. Die Darstellung von Football auch mit dem Leidenschaftlichen Mitfiebern kam rüber. Insgesamt ist in der Autorin wirklich viel Potenzial drin, denn ich war für so ein erstes Buch schon sehr, sehr angetan.

Fazit: „Break Through My Defense“ hat mich wirklich wunderbar unterhalten und dabei auch sehr dunkle Themen angepackt und es mit Würde und Authentizität gestaltet. Cam war als Figur echt ein Goldstück, aber ich mochte auch seine Chemie mit Payton unglaublich gerne. Die Mängel sind dann etwas auf der stilistischen Ebene, aber für die Zukunft auch leicht auszuräumen.

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Veröffentlicht am 12.07.2024

Interessante Ermittlung rund um eine Schlafkrankheit

Anna O.
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Schlafen ist so ein Thema, das geht uns alle an. Zuletzt verblüffte die Statistik, dass der Menschen im Durchschnitt 8,5 Stunden schläft, aber das ist so eigentlich der Beleg dafür, wie wichtig Schlaf ...

Schlafen ist so ein Thema, das geht uns alle an. Zuletzt verblüffte die Statistik, dass der Menschen im Durchschnitt 8,5 Stunden schläft, aber das ist so eigentlich der Beleg dafür, wie wichtig Schlaf auch für das Wohlbefinden ist, auch weil der Geist in dieser Zeit alles verarbeiten kann. Dementsprechend ist Schlaf und sämtliche damit verbundene Forschung natürlich sehr spannend und hier nun von Matthew Blake aufgegriffen worden. Ich habe das Buch zwar schon im Vorfeld dominant mitbekommen und durchaus wahrgenommen, dass es einen größeren Diskurs darum gibt, aber „Anna O.“ ist vom Genre her genau in meinem Beuteschema bei Thrillern drin, so dass es für mich kein großes Risiko darstellte.

Ich habe „Anna O.“ als Hörbuch gehabt und dadurch mit Oliver Siebeck, Anne Düe, Vera Teltz und Tanja Geke gleich vier Stimmen im Ohr gehabt. Siebeck ist dabei die dominanteste Stimme, weil der von ihm gesprochene Ben die meisten Kapitel hat. Die Frauenstimmen waren zwar auch alle sehr wunderbar, aber hier fand ich es stellenweise etwas schade, dass es mehr Frauenperspektiven als die drei Stimmen gab. Dazu haben sich zwei Stimmen auch nicht überdeutlich voneinander unterschieden. Das hat es bei den Frauen schon mal etwas schwerer mit der Orientierung gemacht, aber irgendwann fällt natürlich auch der Name und dann kann zwischen Annas Mutter, Lola, Clara und wie sie alle heißen auch leichter unterschieden werden. Ich verstehe auch, dass man am Ende für so ein Hörbuch, das preislich natürlich erschwinglich bleiben soll, nicht 10 Sprecher engagiert, aber dennoch, wenn man sich um mehr Vielfalt bemüht, dann wirkt es so, als würde das letzte bisschen noch fehlen. Insgesamt aber dennoch ein gut produziertes Hörbuch.

Was sicher dem Lesefluss von Anfang sehr gut getan hat, das sind die recht kurzen Kapitel, was mir beim Hören noch viel krasser aufgefallen ist, weil manchmal waren wir mitten in einem Gedankenprozess, dann Stille und dann doch wieder Bens Perspektive. Beim selbst Lesen wäre mir das wohl anders aufgefallen, denn da sieht man ja das endende Kapitel. Aber insgesamt ist für Thriller die kurze Kapitelwahl immer clever, weil es mehr Tempo anbietet und mehr Spannung aufbaut. Und das ist hier auch nötig. Denn auch wenn „Anna O.“ für mich eine sehr interessante Prämisse hat und auch sehr starke Teile hat, so ist es insgesamt etwas langgezogen. Ich fand speziell bei Ben einige Gedankengänge wiederholend, gerade wenn er sich wegen seiner Tochter gewisse Vorwürfe gemacht hat, aber die macht er immer wieder und ändern tut er in seinem Verhalten dann doch nichts. Das erscheint unweigerlich dann zäher.

Grundsätzlich war es aber geschickt erzählt und die Perspektivenwechsel haben zusätzliche Fragezeichen beschert. Seien es Andeutungen von Emily, die Geheimnisse versprachen, oder die leichte Aggressivität von Lola und dazu dann natürlich die Tagebucheinträge von Anna, die immer näher auf die große Enthüllung zusteuerten. Die Mischung stimmte, weil das Ganze durch Bens Perspektive auch wissenschaftlich interessant eingebettet wurde. Ich komme selbst aus der Wissenschaft, deswegen kann ich solchen Informationen, auch wen es weit von meinen eigenen Bereichen entfernt ist, dennoch viel abgewinnen. Deswegen mochte ich den Wissenschaftler Ben auch viel lieber als den Privatmenschen Ben. Aber er war auch nicht der Einzige, der zum Zähen stellenweise beigetragen hat. Auch Annas Recherchen zogen sich manchmal.

Letztlich würde ich aber dennoch einschätzen wollen, dass es ein innovativer Thriller ist, der am Ende auch nochmal auffährt und ein paar Wendungen anbietet. Es ist schwer, darauf näher einzugehen, ohne nicht eigentlich schon wieder zu viel zu verraten, aber ich fand die Suche nach dem Kind von Sally Turner sich noch den interessanten Aspekt und dazu natürlich die Einschätzung zu Anna, wozu sie fähig war und ist. Ich habe letztlich noch eine große Überraschung erfahren, aber auch ein bisschen Verwirrung, was Anna letztlich wusste und was nicht.

Fazit: „Anna O.“ von Matthew Blake hat viele starke Momente und ist auch als Hörbuch sehr gut gemacht worden. Aber die zähen Momente lassen sich nicht wegdiskutieren, da wäre etwas mehr Zug im Geschehen nicht schlecht gewesen. Dennoch war es für mich ein Erlebnis mit vielen Überraschungen und neuen Erkenntnissen bezüglich Schlafen.

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Veröffentlicht am 10.07.2024

Unterhaltsames Nachleben

Wolke Sieben ganz nah
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Normalerweise kann ich Buchgenres und wie sie dann als Film oder Serie umgesetzt werden, ganz strikt für mich trennen. Das liegt oft darin, dass das Medium jeweils ganz unterschiedliche herausstechende ...

Normalerweise kann ich Buchgenres und wie sie dann als Film oder Serie umgesetzt werden, ganz strikt für mich trennen. Das liegt oft darin, dass das Medium jeweils ganz unterschiedliche herausstechende Merkmale hat und dann ist Liebesgeschichte noch lange nicht Liebesgeschichte. Aber ich merke inzwischen immer mehr, dass es tatsächlich auch Bücher gibt, die quasi eins zu eins auf den Bildschirm zu übertragen sind und dann passiert in meinem Kopf etwas ganz Bestimmtes und ich sehe es quasi genau vor mir. Dazu gehört eindeutig auch „Wolke Sieben ganz nah“ von Kirsty Greenwood, die auf dem deutschen Buchmarkt noch ganz neu ist.

Ich habe zwar erst etwas gebraucht, um in das Geschehen hineinzufinden, weil es am Anfang mit dem ‚Tod‘ von Delphi gleich losgeht und wir uns in einer Zwischenwelt befinden, wo sie dann mit der ihr zugeteilten Betreuerin erstmal feilscht. Da erschien alles für den Einstieg arg schwarzhumorig und etwas drüber, aber ich musste beispielsweise auch an die charmante Comedyserie „The Good Place“ denken, wenn auch wirklich nur der Anfang passt. Als wir mit Delphi dann aber wieder zurück auf die Erde geschickt werden, da fügt sich alles immer besser zueinander. Der Humor kommt richtig gut heraus und es gab wirklich einige sehr lustige Passagen, die auch besonders gewirkt haben, weil ich eben die Szenerie schon echt vor Augen hatten. Dazu war für mich aber Trumpf, dass das Buch über sehr individuelle Figuren verfügt. Nicht nur Delphi ist auf ihre Art sehr speziell, sondern alle anderen sind es auch. Sei es Nachbar Cooper und Mr. Yoon, die Kolleginnen von der Apotheke, Aled aus der Bibliothek, da kam schnell etwas zusammen, was sehr ikonisches Potenzial hatte, vor allem weil Delphi vorher so eine Emeretin war und sich mit jeder Figur um sie herum anders öffnen musste.

Auch wenn die Geschichte bis zu einem gewissen Grad vorhersehbar war, nämlich vor allem im Bereich der Liebesgeschichte, dass es eben nicht um den Seelenverwandten Jonah ging, so finde ich doch auch, dass es immer wieder hervorstechende Elemente gab, darunter auch Überraschendes. Denn oft werden solche zweite Chancen-Geschichten dafür genutzt, dass die Figur über sich hinauswächst, was Delphi natürlich auch getan hat, aber sie ist auch an genug Herausforderungen gescheitert und hat ihre Grenzen erkannt, ohne dass man das verurteilen wollen würde. Denn es ist schon wichtig zu wissen, was man kann und was man nicht kann. Besonders schön fand ich dann aber, als alles auf das Ende hinsteuerte, denn dort kam alles von dem bisher Geschehenden zusammen und es ist wirklich rund gemacht worden. Delphi hat sich vor allem auch wegen ihrer Erfahrungen in der Schule und dann wegen des schwierigen Verhältnisses mit ihrer Mutter sehr zurückgezogen und da war es eine schöne Botschaft, wie viele Menschen sie in kurzer Zeit mit ihrer Art berühren konnte.

Etwas, was ich aber als etwas kritisch stehen lassen würde, das ist für mich Merritt und ihre Rolle in dem ganzen Geschehen. Ich habe ihre Erklärungen am Ende nicht komplett logisch durchblicken können und finde auch generell, dass sie etwas drüber war. Die Enthüllung zu ihr hat dann tatsächlich auch nicht so für mich gepasst, weil ich sie charakterlich einfach anders einsortiert hätte. Aber es ist letztlich wahrlich nicht gravierend, denn die Hauptbotschaft des Buchs kam sehr gut rüber.

Fazit: „Wolke Sieben ganz nah“ war eine wirklich lustige RomCom, die zwar etwas übertrieben startet und eine ungewöhnliche Prämisse hat, aber dann in eine wendungsreiche und lehrreiche Reise abdreht, die mich gut an die Seiten gefesselt hat. Es ist nicht die perfekte Lektüre, aber ich habe sie innerlich schon für die große Leinwand verfilmt gesehen.

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