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Veröffentlicht am 17.09.2024

Schweres Thema, leichte Literatur

Als Großmutter im Regen tanzte
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Auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Ehemann zieht Juni in das Haus ihrer verstorbenen Großeltern.
Hier entdeckt sie ein Foto ihrer norwegischen Großmutter mit einem deutschen Soldaten. Wer ist der unbekannte ...

Auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Ehemann zieht Juni in das Haus ihrer verstorbenen Großeltern.
Hier entdeckt sie ein Foto ihrer norwegischen Großmutter mit einem deutschen Soldaten. Wer ist der unbekannte Mann?
Auf ihrer Reise in die Vergangenheit muss Juni feststellen, dass es in ihrer Familie so einige ungelüftete Geheimnisse gibt.

“Als Großmutter im Regen tanzte” ist ein Roman, der in zwei Zeitebenen spielt: Juni in der Gegenwart und ihre Großmutter Tekla ab 1945. Während ich Teklas Geschichte durchaus fesselnd fand, kam mir Juni etwas blass vor. Der komplette Handlungsstrang mit Georg hätte meiner Meinung nach nicht sein müssen und ihre gemeinsamen Szenen haben sich dadurch sehr nach Schmonzette angefühlt.
Tekla hingegen vertritt die Frauen, die im Krieg als “Deutschenmädchen” ihre norwegische Staatsbürgerschaft verloren haben. In ihren Kapiteln erfährt man viel über Nachkriegsdeutschland, die Tragödie von Demmin im Speziellen. Solche emotionalen Berichte rufen einem immer wieder ins Gedächtnis, was für schreckliche Zeiten Menschen auch nach dem Krieg noch durchleben mussten. Trotz aller Grausamkeiten trifft Tekla auf ihrer Reise immer wieder auf Personen, die das Positive in unscheinbaren Dingen sehen und gerade diese kleinen Lichtblicke fand ich sehr berührend.
Als sehr interessant habe ich noch das Thema des Generationentraumas empfunden, welches sich von Tekla bis zu ihrer Enkelin Juni zieht und den Kreis schließt.

Der Roman ist flüssig, aber nicht anspruchsvoll geschrieben und lässt sich gut weglesen. Er hat mich unterhalten und mir noch einmal die persönlichen Tragödien vor Augen geführt, die sich während und unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg tagtäglich abgespielt haben. Trotz des schweren Themas würde ich ihn eher als leichte Literatur einstufen. Wer danach sucht, bekommt eine klare Empfehlung. ⭐️3,5/5⭐️

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Veröffentlicht am 03.08.2024

Interessant, aber langatmig

Glück
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Marie-Claire und Anahita haben eins gemeinsam: Sie sind beide 39 und kinderlos. Sie haben das Thema bisher auf später vertagt und müssen sich nun damit auseinandersetzen, bevor es zu spät ist.
Doch was ...

Marie-Claire und Anahita haben eins gemeinsam: Sie sind beide 39 und kinderlos. Sie haben das Thema bisher auf später vertagt und müssen sich nun damit auseinandersetzen, bevor es zu spät ist.
Doch was wäre, wenn man die fruchtbare Phase bei Frauen verlängern könnte? Wenn sie ebenso viel Zeit hätten wie Männer?
Und braucht eine Frau überhaupt Kinder, um glücklich zu sein?

In “Glück” erzählt Jackie Thomae die Geschichte verschiedener Frauen desselben Alters. Im Mittelpunkt stehen Marie-Claire und Anahita, beide fühlen sich unter Druck gesetzt von ihrer Biologie: denn beiden bleibt nicht mehr viel Zeit, um die Kinderfrage zu beantworten. Und dann erscheint auf einmal eine Pille auf dem Markt, die den Druck nehmen soll.
Die Kapitel sind abwechselnd aus der Sicht verschiedener Frauen geschrieben, die alle mehr oder weniger miteinander zu tun haben. So erfährt man als Leser*in viel über die verschiedenen Lebensentwürfe und Gedanken rund um das Thema Mutterschaft.

Da das Buch an sich nicht viel Handlung bietet, sondern mehr ein Einblick in die verschiedenen Gedankengänge ist, zieht sich der erste Teil des Romans etwas. Die beiden Protagonistinnen sind unnahbar und ihre Gedanken manchmal wirr und schwer nachvollziehbar.
Als dann im zweiten Teil die Pille aufkommt, wird es schon interessanter. Hier konnte ich auch einen viel besseren Bezug zu den beiden aufbauen.
Ich mochte die persönlichen Entwicklungen von Marie-Claire und Anahita und ihre jeweiligen Beantwortungen der Frage, was für sie Glück bedeutet.

Der Roman befasst sich nicht mit Frauen, die sich bewusst gegen Kinder entschieden haben, sondern mit solchen, die noch zweifeln und nun von ihrem Alter (und der Gesellschaft) unter Druck gesetzt werden.
Die Autorin schreibt klug, teilweise humorvoll und bewertet keinen der verschiedenen Lebensentwürfe. Angenehm finde ich auch die Darstellung, dass es für eine Frau nicht nur Kind oder Karriere geben muss.
Für den zweiten Teil würde ich volle fünf Sterne vergeben, da der erste meiner Meinung nach aber sehr langatmig ist, gebe ich ⭐️3,5/5⭐️.

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Veröffentlicht am 12.07.2024

Muttersein

Wir sitzen im Dickicht und weinen
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Valeries Mutter erkrankt an Krebs und selbstverständlich kümmert sie sich um sie, obwohl sie nicht die beste Beziehung zueinander haben.
Als dann noch ihr sechzehnjähriger Sohn beschließt, ein Auslandsjahr ...

Valeries Mutter erkrankt an Krebs und selbstverständlich kümmert sie sich um sie, obwohl sie nicht die beste Beziehung zueinander haben.
Als dann noch ihr sechzehnjähriger Sohn beschließt, ein Auslandsjahr einzulegen, gerät ihre Welt völlig aus den Fugen.

Mit “Wir sitzen im Dickicht und weinen” schafft Felicitas Prokopetz einen vielschichtigen Roman über Mutterschaft.
Es geht um die Frage, ob man seinen Eltern etwas schuldet, wie viel man aus seiner eigenen Erziehung mitnimmt und an die eigenen Kinder weitergibt, selbst wenn man beschließt, es anders zu machen.

In kurzen Kapiteln wird die Geschichte von Frauen und ihren Kindern aus vier Generationen erzählt. Es gibt immer wiederkehrende Muster und auch solche, die durchbrochen werden. Besonders auffällig ist die unterdrückte Wut, die immer weitergegeben wird. Je weiter man in die Vergangenheit der Familie eintaucht, desto mehr Erklärungen für heutige Verhaltensweisen findet man. Interessant ist auch zu sehen, wie unterschiedlich Situationen von Mutter/ Vater/ Kind/ Außenstehenden wahrgenommen werden.

Insgesamt ist es ein wirklich interessanter Roman, der viel zum Nachdenken anregt. Ich denke, in dem ein oder anderen Gedankengang erkennt sich jede Mutter wieder.
Der Schreibstil ist nüchtern gehalten, Emotionen werden nicht transportiert, aber ich hatte auch nicht das Gefühl, dass es der Autorin darum geht.
Ein Personenregister oder Stammbaum wäre hilfreich gewesen, da man ab und zu doch schnell durcheinanderkommt. ⭐️3,5/5⭐️

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Veröffentlicht am 09.03.2024

Unterhaltsam, aber sehr oberflächlich

Die sieben Männer der Evelyn Hugo
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Die einstige Hollywood-Ikone Evelyn Hugo lädt Lokaljournalistin Monique unter einem Vorwand zu sich ein und unterbreitet ihr ein verlockendes Angebot: Monique soll die erste Person sein, die Evelyns komplette ...

Die einstige Hollywood-Ikone Evelyn Hugo lädt Lokaljournalistin Monique unter einem Vorwand zu sich ein und unterbreitet ihr ein verlockendes Angebot: Monique soll die erste Person sein, die Evelyns komplette Lebensgeschichte erfährt und diese als Biografie niederschreiben. In dieser sollen etliche Geheimnisse gelüftet werden, unter anderem, warum Evelyn ganze siebenmal verheiratet war.
Erst ganz zum Schluss wird Monique bewusst, auf welch tragische Weise sie mit dem Filmstar verbunden ist.

Der Schreibstil Taylor Jenkins Reids ist locker und flüssig, sodass man schnell in die Geschichte eintaucht. Die atmosphärische Darstellung des vergangenen Hollywoods vereint mit der Neugier auf Evelyn Hugos dunkle Geheimnisse lassen einen das Buch gut weglesen - was wohl auch der Grund ist, warum es als großer Tik-Tok-Trend bekannt wurde.
Außerdem werden einige Themen behandelt, die gut den aktuellen Zeitgeist treffen.

Ich musste leider feststellen, dass ich mit dem Hype nicht ganz mitgehen kann; mir ist die ganze Story zu flach, die Gefühle zu oberflächlich, die ganze Lektüre einfach zu trivial.
Es gab zwar einen überraschenden Twist am Ende der Handlung - das letzte große Geheimnis - aber auch dieser konnte mich nicht so recht überzeugen.

Wer auf der Suche nach einer leichten Lektüre ist, wird hier definitiv seinen Spaß haben, denn unterhalten hat mich das Buch auf jeden Fall. Bei mir ist nur einfach der Funke nicht übergesprungen, weil alles zu oberflächlich beschrieben wurde - aber vielleicht passt es genau deshalb perfekt zur Hollywood-Thematik.

*Aus dem Englischen übersetzt von Babette Schröder.

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Veröffentlicht am 27.02.2024

Zwischen zwei Welten

Mühlensommer
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Ein Anruf lockt Maria aus der Stadt zurück in ihre alte Heimat aufs Land: Der Vater hatte einen Unfall und so kehrt sie zurück zur Mühle, in der ihre Familienmitglieder aus drei Generationen leben.
Aufgrund ...

Ein Anruf lockt Maria aus der Stadt zurück in ihre alte Heimat aufs Land: Der Vater hatte einen Unfall und so kehrt sie zurück zur Mühle, in der ihre Familienmitglieder aus drei Generationen leben.
Aufgrund der lebensbedrohlichen Lage des Vaters wird endlich über ein Thema gesprochen, das bisher lieber verdrängt wurde: Die Zukunft des Hofes.

Das Cover von "Mühlensommer" lässt einen die Hitze und die Landluft geradezu spüren und genauso ergeht es einem beim Lesen: Martina Bogdahn schafft mit Worten eine Atmosphäre, in die man mit Leichtigkeit eintauchten kann.
Die Geschichte wird abwechselnd aus der Gegenwart und Marias Kindheit erzählt, welche offenbart, dass das Leben auf dem Land zwar schön, aber auch alles andere als einfach war.
Sehr gelungen fand ich die Darstellung des Streitthemas: Wie es mit der Mühle und dem Hof weitergehen soll, ob er noch eine Zukunft hat und dass die Viehhaltung allein aus wirtschaftlicher Sicht nicht mehr ausreicht.
Auch Marias innerer Konflikt ist sehr nachvollziehbar: Einerseits genießt sie die Freiheiten in der Stadt, andererseits liebt sie die Mühle auf dem Land, ihre Heimat, und möchte diese nicht ganz aufgeben.

Etwas zu viel waren mir die detaillierten, seitenlangen Gewaltdarstellungen an Tieren (Schlachten des Lieblingsschweines, Ertränken der ungewollten Katzenbabys etc.): Nicht weil die Tatsache, dass es tagtäglich so passiert, mich sonderlich schockiert, sondern weil die Beschreibungen zu aufdringlich sind. Man hätte auch unterschwelliger zeigen können, wie hart und teilweise brutal das Landleben ist - hier wäre weniger mehr gewesen.

Auch das sehr offene Ende kam mir etwas zu plötzlich. So erfährt man zwar viel über Marias Kindheit, der gegenwärtige Konflikt wird allerdings nicht wirklich aufgeklärt.

Weil mir zwar die Geschichte und vor allem die Erinnerungen vor dem Setting der alten Mühle sehr gefallen haben, mir aber eine Entwicklung der Protagonistin und etwas mehr Tiefe gefehlt haben, gebe ich ⭐️3,5/5⭐️

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