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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.05.2022

Bücherliebe in München

Die Buchhandlung in der Amalienstraße
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Heidi Rehn entführt in "Die Buchhandlung in der Amalienstraße" in das München des frühen 20. Jahrhunderts. In eine Zeit, in der Frauen noch kaum Rechte hatten und es als unschicklich galt, als solche zu ...

Heidi Rehn entführt in "Die Buchhandlung in der Amalienstraße" in das München des frühen 20. Jahrhunderts. In eine Zeit, in der Frauen noch kaum Rechte hatten und es als unschicklich galt, als solche zu arbeiten. Aber Dita, eine geborene Gräfin, lebt als Offizierswitwe ein sehr freizügiges Leben unter Künstlern und lässt ihrer Tochter Elly alle Freiheiten. So kann diese sich ihren Traum erfüllen und zusammen mit ihrer Freundin Henni als Buchhandelsgehilfin in der Buchhandlung in der Amalienstraße bei den Cousinen Ruth und Theres arbeiten. Dort lernt sie auch Leo kennen. Dann ist plötzlich der 1. Weltkrieg da und nichts ist mehr so wie es war.
In einer bilderreichen Sprache beschreibt die Autorin das Leben in der damaligen Zeit in den Straßen der Münchner Maxvorstadt und schafft dadurch eine Atmosphäre als würde man sich auf einer Zeitreise befinden. Sie verwebt den geschichtlichen Hintergrund mit dem fiktiven Leben von Elly und ihren Freunden. "Die Buchhandlung in der Amalienstraße" ist ein historischer Roman mit Tiefgang und beschreibt den Weg aus der Monarchie, genauso wie das Entstehen der Frauenrechte und des Frauenwahlrechts.
Anfangs war ich von einigen Perspektivwechseln etwas irritiert, so war mir manchmal nicht sofort klar, ob aus Ellys oder Hennis Sicht erzählt wird. Dies tat aber dem Lesevergnügen keinen Abbruch - für mich ein rundum gelungener historischer Roman, den ich jedem ans Herz legen möchte, der sich für die geschichtlichen Ereignisse dieser Zeit interessiert.

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Veröffentlicht am 10.05.2022

Auch für Wessis

Der Hypnotiseur oder Nie so glücklich wie im Reich der Gedanken
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Micha muss sein Psychologiestudium abbrechen und zieht Anfang der 1980er Jahre in ein Dorf in der DDR. Dort lebt er auf dem alten Hof seiner toten Großmutter. Er bekommt immer wieder Besuch von Leuten, ...

Micha muss sein Psychologiestudium abbrechen und zieht Anfang der 1980er Jahre in ein Dorf in der DDR. Dort lebt er auf dem alten Hof seiner toten Großmutter. Er bekommt immer wieder Besuch von Leuten, die bei ihm Urlaub machen. Durch Hypnose ermöglicht er ihnen Reisen an ihre Traumziele in einer Zeit, in der die Menschen das Land nicht verlassen konnten.

Jakob Hein hat mit "Der Hypnotiseur oder Nie so glücklich wie im Reich der Gedanken" einen unterhaltsamen Roman geschaffen, der sich leicht lesen lässt. Durch die einfallsreiche Idee, Menschen in Hypnose das Reisen zu ermöglichen, setzt er einen Kontrast zu den beklemmenden Lebensumständen in der damaligen Zeit. Er beschreibt ihre Wünsche und Sehnsüchte und beschreibt wie erfinderisch sie waren, um trotz aller Unfreiheit, eine gewisse Freiheit zu genießen und dem System auf ihre Weise zu trotzen.

Ein gelungener und empfehlenswerter Roman - auch für Wessis wie mich.

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Veröffentlicht am 10.05.2022

Ein neues Bild von Sisi

Sisi - Kaiserin wider Willen
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Die meisten, die den Namen Sisi hören, denken vermutlich direkt an den TV-Vierteiler und haben Romy Schneider als schöne bayerische Prinzessin und spätere Kaiserin von Österreich vor Augen. Allison Pataki ...

Die meisten, die den Namen Sisi hören, denken vermutlich direkt an den TV-Vierteiler und haben Romy Schneider als schöne bayerische Prinzessin und spätere Kaiserin von Österreich vor Augen. Allison Pataki gelingt es in ihrem Roman in kürzester Zeit, diese Bilder verblassen zu lassen und eine neue Sisi zu erschaffen, die nicht minder schön ist, aber doch charaktervoller und sicher mehr mit der tatsächlichen Person zu tun hat. Die Autorin hat sorgfältig und sehr gut recherchiert und das Leben der Kaiserin in einen Roman mit einer mitreißenden Geschichte verpackt.
Die Sprache und der Stil sind stimmig. Das Buch liest sich flüssig und leicht, ohne trivial zu sein. Wer sich für historische Romane mit realem Hintergrund oder gar Sisi interessiert, kann sich auf ein paar Stunden Lesevergnügen freuen!

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Veröffentlicht am 24.08.2021

Inhaltsstark!

Die Einsamkeit der Seevögel
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Mitten im Winter reist eine Wissenschaftlerin allein nach Finnmark, dem äußersten Zipfel Norwegens, um die Auswirkungen der Klimaveränderungen auf die Zugvögel zu beobachten – und vor ihrem bisherigen ...

Mitten im Winter reist eine Wissenschaftlerin allein nach Finnmark, dem äußersten Zipfel Norwegens, um die Auswirkungen der Klimaveränderungen auf die Zugvögel zu beobachten – und vor ihrem bisherigen Leben zu fliehen.
Die Autorin wuchs selbst in Finnmark auf. Sehr genau und anschaulich lässt sie die Ich-Erzählerin die Umstände dort beschreiben. Fast hat der Leser das Gefühl, die vorherrschende Kälte, Ruhe und Einsamkeit zu spüren; eine Einsamkeit die die Protagonistin mit meteorologischen Beobachtungen und ihren Gedanken füllt. Da sie ihre gescheiterte Ehe mit S. und ihre Tochter Lina, die sie bei ihm, dem Vater, zurückgelassen hat; Jo, ihr Geliebter, der sich um seine Tochter kümmert, anstatt ihr am Ende der Welt zur Seite zu stehen. Da sind aber auch Olaf, Borghild und ihre sechs Kinder, die im 19. Jahrhundert in der Gegend gelebt haben, wie sie aus einer heimatgeschichtlichen Broschüre weiß.
Die harten Bedingungen und die Einsamkeit fordern ihren Tribut. Immer mehr zeigen sich die Auswirkungen des Alleinseins. Bilder aus der Vergangenheit werden lebendig und verschwimmen mit der Gegenwart. Was ist Traum oder Einbildung? Was ist Wirklichkeit? Der Schluss ist überraschend und lässt den Leser zunächst ratlos, vielleicht auch enttäuscht, zurück. Letztendlich erscheint er logisch und einzig passend.
Das Buch ist mit 174 Seiten eher dünn, dafür aber sehr inhaltsstark – auch und besonders zwischen den Zeilen. Wenn man sich darauf einlässt, kann man sich über viel Raum und Anregung für die eigene Phantasie und Interpretation freuen.

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Veröffentlicht am 13.07.2024

Mitreißend

Die Unbändigen
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Kate flüchtet vor ihrem gewalttätigen Partner nach Weyward im Norden Englands. Dort hat sie ein Cottage von ihrer Großtante Violet geerbt. Bei Nachforschungen über ihre Familie stößt sie auch auf Altha, ...

Kate flüchtet vor ihrem gewalttätigen Partner nach Weyward im Norden Englands. Dort hat sie ein Cottage von ihrer Großtante Violet geerbt. Bei Nachforschungen über ihre Familie stößt sie auch auf Altha, die im 17. Jahrhundert als Hexe angeklagt wurde.

Ausgehend von Kates Flucht in der Gegenwart erzählt Emilia Hart von Altha und Violet. Die drei Geschichten stehen zunächst für sich alleine, einzig die Tatsache, dass Violet Kates Großtante ist, stellt eine Verbindung dar. Nach und nach wird klarer, was die Frauen eint.

Emilia Hart gelingt es von der ersten Seite an, Spannung aufzubauen und die Leserinnen und Leser in die Geschichte um Kate, Violet und Altha zu ziehen. Der Schreibstil ist unheimlich fesselnd, die Beschreibungen sind detailreich und sehr bildhaft. Dadurch entsteht ein atmosphärischer Roman, der die Eigentümlichkeiten der unterschiedlichen Zeiten großartig einzufangen vermag.

"Die Unbändigen" ist eine Geschichte über drei Frauen, die den Gegebenheiten ihrer Zeit unterworfen sind und sich auf ihre Art davon befreien. Großartig und mitreißend - ich habe mich wunderbar unterhalten gefühlt und konnte das Buch kaum aus den Händen legen. Leseempfehlung!