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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.11.2017

Sympathischer Kommissar

Libori-Lüge
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Louisa freut sich sehr auf die Rückkehr ihres Freundes, der ein halbes Jahr auf Montage in den USA war. Umso unglaubwürdiger für die Kommissare Aßmann und Gerke, dass sie in selbstmörderischer Absicht ...

Louisa freut sich sehr auf die Rückkehr ihres Freundes, der ein halbes Jahr auf Montage in den USA war. Umso unglaubwürdiger für die Kommissare Aßmann und Gerke, dass sie in selbstmörderischer Absicht vom Balkon eines Wohnblocks in Paderborn gesprungen sein soll.
Die Hauptfigur, Kommissar Aßmann, springt den Lesern direkt ins Herz. Er ist unprätentiös, sympathisch und hartnäckig. Obwohl wir ihm in einer unangenehmen Situation begegnen, seine Frau hat ihn zugunsten einer anderen Frau verlassen, fasst er sich ein Herz und sucht nach einem Neuanfang.
Er lässt nicht locker, und auch seine Kollegen arbeiten verbissen daran, Licht in den seltsamen Fall zu bringen.
Das erzählt die Autorin locker, mit viel Humor und zahlreichen Details.
Kursiv gesetzt finden sich Auszüge aus einem Tagebuch des Täters/der Täterin, die einen Einblick in dessen/deren Seele geben, aber auch darauf hinweisen, dass einige der Verdächtigen nicht infrage kommen.
Schade ist allerdings, dass der Klappentext bereits Informationen gibt, die der Leser erst auf Seite 150 erhält. Das raubt ein wenig die Spannung.
Der solide Regionalkrimi liest sich rasant weg. Die Figuren, vor allem Aßmann, bleiben in Erinnerung, auch das heimelige Gefühl, das der Roman vermittelt, der Fall hingegen bleibt trotz aller Drastik ein wenig flau. Aufmerksame Leser wissen recht bald, worauf es hinauslaufen wird, und mit dem Libori im Titel hat die Handlung eigentlich nichts zu tun, außer, dass sie zur selben Zeit stattfinden.

Veröffentlicht am 22.11.2017

Interessante Welt

WetGrave
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Ein echter Science Fiction Roman, der in einer weit entfernten Zukunft spielt und den Leser mitten in die Handlung hinein katapultiert. Trotzdem ist es problemlos möglich, sich in dieser Welt zurechtzufinden. ...

Ein echter Science Fiction Roman, der in einer weit entfernten Zukunft spielt und den Leser mitten in die Handlung hinein katapultiert. Trotzdem ist es problemlos möglich, sich in dieser Welt zurechtzufinden. Die Leser begleiten Pressure auf seiner Suche nach Koordinaten, von denen er sich Aufklärung verspricht. Dazu verwendet er die Technologie des Sprungnetzes, der die vielen bevölkerten Planeten miteinander verbindet.
Die sozialen und politischen Bedingungen dieser Welt werden nicht separat erläutert, sondern geschickt in die Handlung eingewoben. Pressure ist ein starker Held, der gleichzeitig ein Leidender, ein Gejagter und vor allem Fragender ist.
Das Ende ist außerordentlich überraschend und kommt dann doch ziemlich flott.
Die Welt und die Problematik, die der Autor ausgetüftelt hat, hätten durchaus Stoff enthalten für einen doppelt so langen Roman, der sich dann mehr Zeit hätte lassen können. An einigen Stellen gelingt es dem Autor nicht vollständig, seine inneren Bilder zu kommunizieren, trotzdem bleibt die Welt stimmig und das Buch lässt sich sehr flüssig lesen.

Veröffentlicht am 17.11.2017

Gefühlvoll

Die Lichter von Paris
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Margie lebt 1924 und wächst mit den Zwängen einer reichen Oberschichtgesellschaft auf. Dadurch kommt sie sich immer wieder und schließlich ständig unvollkommen vor, fehlerhaft, nicht liebenswert. Das führt ...

Margie lebt 1924 und wächst mit den Zwängen einer reichen Oberschichtgesellschaft auf. Dadurch kommt sie sich immer wieder und schließlich ständig unvollkommen vor, fehlerhaft, nicht liebenswert. Das führt dazu, dass sie sich zurückzieht und schließlich nicht rechtzeitig (in den Augen der Gesellschaft) verheiratet ist. Sie soll ihre zu lebhafte Cousine nach Europa begleiten. Doch die verschwindet dort und lässt Margie allein in Paris zurück. Die lernt dort den Maler Sébastien kennen und verwandelt sich in Marguerite, die Schriftstellerin.

Madeleine lebt 1999, ist verheiratet und ihr Mann ist so reich, dass sie nicht zu arbeiten braucht, nicht arbeiten darf, da er sie zum Repräsentieren braucht. Doch Madeleine ist unglücklich, sie möchte eine Aufgabe im Leben, will geliebt werden und Dinge tun, die ihr gefallen, z.B. Schokolade essen und Malen. Sie flieht zu ihrer Mutter, als es zu einer Auseinandersetzung mit ihrem lieblosen Mann kommt.

Beide Frauen fühlen sich unsicher, ungeliebt und vor allem so unzulänglich, dass sie kein Recht auf Liebe und Erfüllung zu haben glauben.
Eleanor Brown entführt die Leserinnen an den Anfang des Jahrhunderts, die Zeit zwischen den beiden großen Kriegen und fängt dabei die Lebensbedingungen ein, sodass Margie sofort zur Protagonistin wird, der man gerne folgt.
Madeleines Leben ist etwas sperriger, der Zugang zu ihr fällt schwerer.
Beiden gemein ist, dass sie ihre Sorgen und Probleme (zu ?) oft wiederholen. Als Leserin hat man recht schnell verstanden, wo es bei den beiden Frauen hakt, sodass ein kleiner Zweifel, ein, zwei Sätze ausgereicht hätte, es hätte nicht immer eine ganze Seite sein müssen.
Ansonsten ist die Geschichte einfühlsam erzählt, erzeugt ein angenehmes Gefühl von Vertrautheit mit den Figuren und beleuchtet gleichzeitig, wie sehr Schicksale von der Familie einerseits und der individuellen Wahrnehmung und Persönlichkeit andererseits bestimmt werden können.

Veröffentlicht am 02.11.2017

Beschaulich

Tod an der Wien
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Die pensionierte Lateinlehrerin Ernestine Kirsch liebt Operetten, und so schleppt sie ihren Bekannten Anton Böck, Apotheker, in die Premiere der „Gelben Jacke“ ins Theater an der Wien. Anton gefällt die ...

Die pensionierte Lateinlehrerin Ernestine Kirsch liebt Operetten, und so schleppt sie ihren Bekannten Anton Böck, Apotheker, in die Premiere der „Gelben Jacke“ ins Theater an der Wien. Anton gefällt die Musik, Ernestine zuliebe nimmt er sie in Kauf. Star der Operette ist Hermine Egger, eine schwierige, schon etwas ältere Sängerin, die mit vielen „ins kurze Gras“ geraten war, wie sich im Laufe der Ermittlungen herausstellt.
Ermittlungen im herkömmlichen Sinne finden nicht wirklich statt. Zwar ermittelt ein ehemaliger Schüler Ernestines als Kommissar, doch da der Fall der toten Sängerin als Unfall durchgeht, kümmert er sich eher um Antons verwitwete Tochter Heide als um den Fall.
Doch Ernestine, die ein glühender Fan von Hermine Egger war, ahnt, dass die Ungereimtheiten, die bei den polizeilichen Untersuchungen aufgetaucht sind, einen Mord nahelegen. Deshalb beginnt sie zu ermitteln.
Der Roman spielt im Wien der Zwanziger Jahre und vermittelt viel Atmosphäre und Zeitgeist. Ernestine und Anton sind ein interessantes Ermittlerpaar, zwischen denen sich wohl zarte Liebesbande entwickeln.
Neben dem offensichtlichen Fall geht es auf einer zweiten Eben auch um die Situation an österreichischen Schulen in dieser Umbruchzeit. Die Bandbreite reicht vom Prolog, der in einem sadistisch-strengen Internet spielt, bis zu der Schule, die für Antons Enkelin Rosa ausgesucht wurde, die nach den Prinzipien Maria Montessoris arbeitet.
Insgesamt lebt der Krimi eher vom Ambiente und den interessanten Figuren, von der humorvollen Erzählweise und den mannigfaltigen Informationen aus den Zwanziger Jahren.
Der Fall entwickelt sich gegen Ende zwar auch noch, richtig spannend wird es aber nicht, dazu ist das Motiv zu vorhersehbar. Außerdem spielt Kommissar Zufall den Ermittlern mehrmals in die Hände, und Ernestine erweist sich ausgerechnet an entscheidender Stelle als unzuverlässige Erzählerin.

Veröffentlicht am 19.10.2017

Spannendes Abenteuer

CanGu auf der Suche nach Saphir
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Die beiden Hunde Streuner und Gucci verbringen die Ferien (in denen ihre eigentliche Familie eine Urlaubsreise unternimmt) wieder bei der Bäuerin Frau Müller. Dort warten die Freunde Topo und Canelo schon ...

Die beiden Hunde Streuner und Gucci verbringen die Ferien (in denen ihre eigentliche Familie eine Urlaubsreise unternimmt) wieder bei der Bäuerin Frau Müller. Dort warten die Freunde Topo und Canelo schon sehnsüchtig auf sie, denn sie haben beim letzten Mal gemeinsam ein sagenhaftes Abenteuer erlebt.

Dieser Aufenthalt beginnt jedoch mit einem Aufreger. Die Tiere werden von einem Eichhörnchen mit Tannenzapfen beworfen. Das tut sehr weh, und die Tiere streiten sich beinahe deswegen.
Bald stellt sich zum Glück heraus, dass das Eichhörnchen, Hopsi, nur die Aufmerksamkeit der Tiere erregen wollte, da es ein Katzenjunges gehört hat, dass um Hilfe ruft und immer schwächer wird.
Sofort machen sich die Tiere auf den Weg und retten tatsächlich ein kleines, weißes Katzenkind mit saphirblauen Augen. Spontan nennen sie es Saphir. Ohne große Diskussion erklärt sich die Bäuerin bereit, die Katze aufzunehmen und zu füttern.
Als die Tiere beginnen, mit einander zu spielen und das Haus zu erkunden, geschieht ein Malheur. Saphir fällt in die Toilette und wird in die Kanalisation gespült.
Von diesem Moment an teilt sich die Handlung in drei Stränge. Die Leserinnen und Leser begleiten Saphir bei den Abenteuern in der Kanalisation, wo sie auf eine Ratte trifft, die sie zu einem Giftdepot bringt.
Gucci ist sofort losgestürzt und will das Kätzchen retten. Auch sie begegnet Ratten, die nicht sehr erfreut sind, dass Hund und Katze, die größten Feinde der Ratten neben den Menschen, sich in ihrem Reich herumtreiben.
Die anderen sind oben geblieben und beratschlagen, was sie tun sollen.
Bald stellt sich heraus, dass die Ratten ein Herz haben und einen sehr überraschenden Anführer. An dieser Stelle bekommt das bis dahin schon recht spannende Abenteuer eine neue Wendung, die ein weiteres Thema in den Fokus rückt.
Die Geschichte ist insgesamt spannend und flüssig erzählt, das Vokabular ist an den Wortschatz der Zielgruppe angepasst. Thematisch sind Tiere, die aufregende Abenteuer erzählen, immer eine gute Möglichkeit auch diejenigen Leser einzufangen, die sich mit dem Lesen schwer tun. Dazu tragen auch die sympathischen Schwarz-Weiß-Illustrationen bei, die den Text zusätzlich auflockern. Es wurde eine große Schrift mit breiten Zeilenabständen gewählt, die sich gut lesen lässt.
Das Buch eignet sich sowohl zum Vorlesen als auch zum selber Lesen.