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Veröffentlicht am 03.08.2024

Der Kuhflüsterer aus Unterfilzbach

FLEISCHESLUST IN UNTERFILZBACH
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"Fleischeslust in Unterfilzbach" ist der vierte Band der gleichnamigen Unterfilzbach-Reihe von Eva Adam. Das kleine niederbayerische Dorf ist in Aufruhr. Der ehemalige Metzger Max Saxinger hat seinen Job ...

"Fleischeslust in Unterfilzbach" ist der vierte Band der gleichnamigen Unterfilzbach-Reihe von Eva Adam. Das kleine niederbayerische Dorf ist in Aufruhr. Der ehemalige Metzger Max Saxinger hat seinen Job hingeworfen, denn er kann keine Tiere mehr töten und verwursten. Dagegen ist er nun ein militanter Tierschützer und angeblicher Heiler der Tiere. Dies erbost nicht nur seinen ehemaligen Chef der örtlichen Metzgerei, sondern auch die ansässige Tierärztin, den Dorfwirt und so etliche bekennende Fleischesser im Dorf. Dazu gehört natürlich auch der Bauhofmitarbeiter Hansi Scharnagl, seines Zeichens bekennender Anhänger des örtlich hergestellten Presssacks. Aber er trifft halt auch sogar in der eigenen Familie auf Anhänger von vegetarischer Ernährung in Form seiner Frau und Töchter. Sein Sohn hat dagegen in der Zwischenzeit ganz andere Probleme, der will endlich ein "ganzer" Mann sein. Als Max Saxinger dann tot im Stall des Huber-Bauern aufgefunden wird, gibt es natürlich genügend Verdächtige. Ein neuer Fall für den Hobbydetektiv aus dem Bauhof. Eva Adam zieht auch in diesem Band alle Register eines dörflichen Miteinanders eingebettet in einen Mordfall. Dabei setzt sie ganz den Fokus nicht auf Mord und Totschlag, sondern auf Komödie. Und dies gelingt ihr auch in diesem Band wieder hervorragend. Das Buch lädt zum Lachen ein wenn "Sherlock" Scharnagl wieder ein Fettnäpfchen nach dem anderen trifft, wenn der Dorftratsch an der Kasse im Supermarkt das Neuste bereithält und wenn Scharnagl Junior seine ersten Liebeserfahrungen macht. Untermalt in bestem niederbayerischen Lokalkolorit kann man sich beim Lesen entspannen und des Öfteren muss man genau deswegen so lachen, weil einem im realen Leben ebenso solche dargestellten Szenen Personen begegnen, die hier teils überspitzt von der Autorin gezeichnet werden. Wer auf harte Krimikost steht, der ist mit diesem Buch falsch bedient. Wer aber lustige bayerische Krimikomödien mag, der sollte zugreifen. Für mich ist die Unterfilzbach-Reihe ein unterhaltsames Lesevergnügen und auch dieser Band reiht sich da nahtlos ein.

Veröffentlicht am 20.07.2024

Finden die Toten vom Darß ihre Ruhe?

Der Sturm: Vernichtet
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"Der Sturm: Vernichtet" ist der sechste Band der Engelhardt & Krieger Reihe von Karen Sander (einem Pseudonym der Autorin Sabine Klewe). Zugleich ist es der dritte Band der Sturm-Trilogie aus dieser Reihe. ...

"Der Sturm: Vernichtet" ist der sechste Band der Engelhardt & Krieger Reihe von Karen Sander (einem Pseudonym der Autorin Sabine Klewe). Zugleich ist es der dritte Band der Sturm-Trilogie aus dieser Reihe. Das Team der SOKO steht wieder am Anfang ihrer Ermittlungen. Zwar konnten sie im Zuge ihrer Nachforschungen Fortschritte erzielen und dadurch zwei weitere Fälle lösen, doch im ursprünglichen Fall stehen sie vor einem Rätsel. Zusätzlich gilt ihre Sorge dem spurlosen Verschwinden ihrer Kollegin Kira, die nach wie vor unauffindbar ist. Doch dann kommt es zu einem weiteren Leichenfund und es gilt einer schrecklichen Gewissheit ins Gesicht zu schauen. Karen Sander schließt in diesem Abschlussband der Sturm-Trilogie nahtlos an die vorherigen Ereignisse der beiden anderen Bände an. Sofort taucht man dabei als Leser wieder in die Gesamtstory ein. Als Leser erlebt man dabei wieder ein Netz aus Spuren, wo sich die Fäden nur langsam entwirren. Dabei führt so mancher wieder ins Nichts und andere verfolgt man neugierig. Die Spannung ist dadurch wie in den vorigen Bänden gegeben und in den letzten Kapiteln wird man dann mit dem Täter konfrontiert. Geschickte Wendungen und ein würdiges Finale dieser Trilogie. Auch dieser Band hat mir sehr gut gefallen und ich freue mich, dass die Autorin im Nachwort verrät dass es mit den Ermittlern Engelhardt & Krieger weitergeht. Man darf also gespannt sein.

Veröffentlicht am 14.07.2024

Das Alphabet des Schlafs oder das echte Buch der Mutter

Die Bücher, der Junge und die Nacht
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"Die Bücher, der Junge und die Nacht" ist ein zeitgeschichtlicher Roman von Kai Meyer. Robert Steinfeld hat seine Eltern nie kennengelernt, doch er weiß wer sein Vater war. Ein Buchbinder aus Leipzig. ...

"Die Bücher, der Junge und die Nacht" ist ein zeitgeschichtlicher Roman von Kai Meyer. Robert Steinfeld hat seine Eltern nie kennengelernt, doch er weiß wer sein Vater war. Ein Buchbinder aus Leipzig. Die Liebe zu Büchern hat er anscheinend von ihm geerbt. Als die Bibliothekarin Marie bei ihrer Arbeit für den Verkauf des bibliothekarischen Nachlass des Verlegers Konrad Pallandt auf etliche gebundene Bücher von Roberts Vater stößt, beginnt für die beiden eine Reise in die Vergangenheit um mehr über Roberts Herkunft herauszufinden. Kai Meyer erzählt diesen Roman in generell drei Zeitebenen, erst im letzten Kapitel kommt das Jahr der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 dazu. Davor entführt er den Leser in das Jahr der Machtergreifung der Nazis 1933, in das Jahr der Luftangriffe auf Leipzig 1943 und das Jahr 1971, als Deutschland geteilt ist und Robert und Marie ihre Nachforschungen anstellen. Man erlebt den Untergang des graphischen Viertels in Leipzig, lernt neben der Buchbindekunst aber auch die okkultistische Seite des dritten Reiches und seiner Anhänger kennen. In all dies bettet der Autor seine Geschichte über die Herkunft Robert Steinfelds ein. Nach und nach erhält der Leser dabei ein weiteres Puzzlestück, dass es ihm ermöglicht die Zusammenhänge zu erkennen. Die Verquickung zwischen Roberts Lebensgeschichte und seltenen Büchern ist dabei sehr gelungen. In Summe wurde daraus ein Roman, der einen in diese Geschichte entführt und fesselt. Gemeinsam mit Robert und Marie begibt man sich beim Lesen auf eine spannende Zeitreise und taucht ein in die Welt des geschriebenen Wortes.

Veröffentlicht am 07.07.2024

Alpha und Omega, oder doch vielleicht Sigma?

Im Kopf des Bösen - Ken und Barbie
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"Ken und Barbie" ist der zweite Band der True-Crime-Reihe "Im Kopf des Bösen" von Axel Petermann und Petra Mattfeldt. Als im Dürresommer 2023 auch der Rhein Niedrigwasser führt wird eine zerstückelte einbetonierte ...

"Ken und Barbie" ist der zweite Band der True-Crime-Reihe "Im Kopf des Bösen" von Axel Petermann und Petra Mattfeldt. Als im Dürresommer 2023 auch der Rhein Niedrigwasser führt wird eine zerstückelte einbetonierte Frauenleiche freigelegt. Die Kölner Kripo holt sich Unterstützung beim BKA in Form von Sophie Kaiser und Leonhard Michels, die als Ermittler in der operativen Fallanalyse tätig sind. Denn schnell wird sichtbar, dass ein Serienmörder am Werk sein muss. Die Opfer gleichen sich in Alter und Erscheinung, alle wurden vergewaltigt und missbraucht und waren über einen längeren Zeitraum als vermisst gemeldet. Und seit wenigen Tagen ist eine weitere junge Frau vermisst, die Zeit spielt gegen die Ermittler. Das Autorenduo Petermann und Mattfeldt greift in diesem Krimi die Methodik der operativen Fallanalyse auf. Dabei lehnt sich diese fiktive Story an die wahren Verbrechen des kanadische Serienmörderpaar Paul Bernardo und Karla Homolka an. Die beiden entführten in den Jahren 1990-1993 mehrere junge Frauen, folterten, vergewaltigten und töteten diese. Bernardo hatte zuvor schon als Alleintäter seit 1987 vielfach Frauen vergewaltigt. In der Presse wurde er "Scarborough Rapist" genannt. Gemeinsam wurden das Mörderpaar als "Ken and Barbie of Murder and Mayhem" bekannt. Die Umsetzung der realen Verbrechen von damals in den fiktiven Kriminalfall von heute ist den beiden Autoren dabei bestens gelungen. Die Fallanalytikerin Sophie Kaiser hat zudem das Asperger-Syndrom, daher geht sie an den Fall emotionslos, aber hochgradig fokussiert ran. Mit ihrem Kollegen Leonhard Michels ergänzt sie sich dabei gut. Die Story ist sehr fesselnd geschrieben. Der Spannungsbogen geht dabei schnell hoch und wird dann auch durchgängig gehalten. Die Verbrechen sind nichts für schwache Nerven, es kommt die ganze Grausamkeit und Härte der Täter zum Vorschein. Sehr gelungen finde ich auch das Nachwort, wo nochmal auf die Bezüge zu den wahren Taten von Bernardo und Homolka eingegangen wird. Am Ende hinterlässt es den Leser mit einem beklemmenden Eindruck, dass dies nicht nur eine Krimistory ist, sondern dass Menschen tatsächlich zu solchen Grausamkeiten fähig sind. "Im Kopf des Bösen - Ken und Barbie" ist definitiv Spannung auf höchstem Niveau und sehr gelungen.

Veröffentlicht am 19.05.2024

Die dunkle Seite der Alpen

Tod im Chiemgau
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"Tod im Chiemgau" ist ein Kriminalroman von Mathias Lehmann. Toni Hauser war zehn Jahre nicht mehr in seinem Heimatort und nun liegt sein Vater im Sterben. Nur mit einem Wanderrucksack als Gepäck kommt ...

"Tod im Chiemgau" ist ein Kriminalroman von Mathias Lehmann. Toni Hauser war zehn Jahre nicht mehr in seinem Heimatort und nun liegt sein Vater im Sterben. Nur mit einem Wanderrucksack als Gepäck kommt er zurück nach Reit im Winkl und muss erfahren, dass er zu spät ist. Er beschließ nur bis zur Beerdigung zu bleiben, dann aber den Ort, wo zehn Jahre zuvor sein bester Freund Hans tödlich verunglückte, sofort wieder zu verlassen. Denn der örtliche Bürgermeister und Vater von Hans hat ihm nie verziehen. Er sieht in Toni den Schuldigen für den damaligen Tod seines Sohnes. Doch dann geschehen im nächsten Umfeld von Toni weitere Todesfälle und schnell steht für ihn und die ermittelnde Kommissarin Roxana Mayrhofer fest, dass man anscheinend Toni nach dem Leben trachtet. Mathias Lehmann erzählt diesen Krimi im im oberbayerischen Reit im Winkl, nahe der österreichischen Grenze. Dabei geht uns um alte Freundschaften und Beziehungen, aber auch lange währende Familienfeindschaften. Dazwischen der verlorene Sohn als Heimkehrer, aber auch die dörfliche Gemeinschaft mit ihren Abhängigkeiten. Die Kapitel sind kurz gehalten, der Schreibstil flüssig. Und obwohl ich früh den richtigen Verdacht bzgl. der Täterschaft hatte liest sich dieser Krimi sehr angenehm. "Tod im Chiemgau" ist ein gelungener Regionalkrimi eingebettet in die schöne Bergwelt der Chiemgauer Alpen.