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Veröffentlicht am 15.04.2024

Eine würdige Fortsetzung

Miez Marple und die Pfote des Todes
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Wer Teil 1 mochte, wird hier auch wieder glücklich werden. Solide Fortsetzung, die ich spannend und leicht zu lesen fand. Beim ersten Teil war denke ich die Sprache einfach noch neuer und deshalb für mich ...

Wer Teil 1 mochte, wird hier auch wieder glücklich werden. Solide Fortsetzung, die ich spannend und leicht zu lesen fand. Beim ersten Teil war denke ich die Sprache einfach noch neuer und deshalb für mich begeisternder, aber der Autor hat das alles schlüssig und unterhaltsam fortgesetzt. Richtig tolle Lektüre für einen Sofatag.

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Veröffentlicht am 14.07.2024

Besonderer Beziehungsroman, sprachlich anspruchsvoll und in seiner Komplexität schmerzhaft

Für uns gibt es keinen Namen
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Das schlichte Cover hätte mich im Laden nicht angesprochen, der Klappentext hat mich aber sehr neugierig gemacht. Und ich wurde wirklich positiv überrascht, auch wenn ich das Buch in mehrerlei Hinsicht ...

Das schlichte Cover hätte mich im Laden nicht angesprochen, der Klappentext hat mich aber sehr neugierig gemacht. Und ich wurde wirklich positiv überrascht, auch wenn ich das Buch in mehrerlei Hinsicht nicht einfach fand.

Gaia Manzinis Sprache empfinde ich durchaus als anspruchsvoll. Sie ist zwar schnörkellos und klar, doch durch etliche Sprünge und relativ wenige Dialoge fiel es mir phasenweise schwer, nicht gedanklich abzuschweifen. Einmal wirklich im Lesefluss kam ich aber auf eine unerwartet tiefe Emotionsebene und das bewerte ich als sehr positiv. An einigen Stellen war die Übersetzung etwas holprig oder fehlerhaft, da dürfte also nachjustiert werden.

Wo genau die Handlung hingeht, ist eigentlich an keiner Stelle klar. Ada ist zerrissen, gehört scheinbar nirgends so recht hin und mindestens genauso schwierig ist die Einordnung ihrer zwei Haupt-Beziehungen: die zu ihrem Kollegen Alessio und zu ihrer Tochter Claudia. Während sie zu Alessio in Mailand eine enge und emotional tiefe Bindung aufbaut, ist die Beziehung zu ihrer Tochter sehr distanziert. Wenig verwunderlich, war diese schließlich auch nicht gewollt und wächst bei Adas Mutter am Lago Maggiore auf. Auch die Beziehung zwischen Ada und ihrer Mutter ist keine klare oder leichte.

Ich bin zwischen Mitgefühl und Unverständnis hin- und hergesprungen. Die Autorin hat ein großes Talent für die Ambivalenzen im Leben. So fand ich es einerseits total verständlich, dass Ada aufgrund der Schwangerschaft im Jugendalter keine gute Bindung zu ihrer Tochter aufbauen konnte/wollte. Andererseits empfand ich den Umgang mit ihr phasenweise auch als ziemlich hart. Die romantische Liebe zu Alessio scheint aufgrund dessen Homosexualität nicht möglich zu sein, was ich ehrlicherweise nicht so recht nachvollziehen konnte. Wo Liebe ist, kann doch auch eine Beziehung möglich sein, oder? Diktiert das Label hier nicht ein bisschen zu sehr das reale Leben? Aber auch das sind Fragen, die lange bei mir als Leserin nachwirken. Und ich würde auch sagen, dass der Roman alle Lesenden herausfordert, darüber nachzudenken, ob wir fremde Beziehungen überhaupt einordnen und bewerten sollten oder ob wir sie nicht einfach in ihrer Komplexität und Individualität wertfrei betrachten können.

Das Buch hat mich nach Startschwierigkeiten aufgrund der fragmentarischen und sprunghaften Sprache wirklich positiv überrascht. Ich empfehle es allen, die besondere Beziehungsromane mögen, Lust auf Fühlen haben und gern den eigenen Reflektionsprozessen Raum geben. Weiterhin denke ich, dass es sinnvoll ist, das Buch in einem Rutsch zu lesen, weil dann erst die dem Text inhärenten Emotionen wirken können. Kein leichter, aber ein umso bemerkenswerter Roman.

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Veröffentlicht am 26.06.2024

Emotional herausfordernde Fortsetzung

Windstärke 17
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Ich habe „22 Bahnen“ sehr gern gelesen und mich entsprechend auf die Fortsetzung gefreut. In dieser begleitet wir nun Ida einige Jahre später nach dem Suizid ihrer Mutter auf der Suche nach einem Umgang ...

Ich habe „22 Bahnen“ sehr gern gelesen und mich entsprechend auf die Fortsetzung gefreut. In dieser begleitet wir nun Ida einige Jahre später nach dem Suizid ihrer Mutter auf der Suche nach einem Umgang mit der neuen Realität.

Zu Beginn hatte ich einige Schwierigkeiten in den Text hineinzufinden. Das liegt weniger am Buch selbst als an der Hauptfigur und ihrem Trauma. Mit Menschen, die sich von Nahestehenden abschotten und sie teils sehr hart zurückweisen, kann ich nicht so gut umgehen. Idas Gefühlswelt und Handeln sind mehr als verständlich, aber dessen sollte mensch sich beim Lesen schon bewusst sein. Ihre Schuldgefühle und ambivalenten Emotionen der eigenen Mutter gegenüber sind wirklich herzzerreißend und haben mich emotional extrem gefordert! 💔

Nach und nach öffnet sie sich auch wieder und ab da konnte ich die Geschichte gut lesen. Wie stark Ida nicht nur sich selbst beginnt zu stützen, sondern auch Marianne und Leif, die beide wiederum Ida halten, hat mich extrem berührt. Die zwischenmenschliche Sorge ist ganz zart und überwiegend non-verbal, das macht sie aber nicht weniger greifbar.

Caroline Wahl hat meiner Meinung nach ein großes Talent dafür, viele Gefühle in wenige Worte zu verpacken. Das Trauma der Hauptfigur und ihr damit verbundenes Verhalten fand ich phasenweise schwer auszuhalten. Außerdem hätte ich mir gewünscht, Leif noch ein bisschen besser kennenzulernen, da blieb mir persönlich zu viel offen.

Trotz allem ein wirklich tolles zweites Buch! 💚

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Veröffentlicht am 19.06.2024

Emotional ergreifend und fesselnd - trotz ein paar kleiner Stolpersteine

Unter Wasser ist es still
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Ein Buch, das Aufmerksamkeit verdient - auch wenn ich ein paar Verbesserungswünsche habe. Doch trotz dessen hat mich der Debütroman von Julia Dibbern in seinen Bann gezogen und damit extrem überrascht.

Das ...

Ein Buch, das Aufmerksamkeit verdient - auch wenn ich ein paar Verbesserungswünsche habe. Doch trotz dessen hat mich der Debütroman von Julia Dibbern in seinen Bann gezogen und damit extrem überrascht.

Das Eröffnungskapitel blickt 17 Jahre zurück und ist herzzerreißend. Protagonistin Maira kümmert sich um ihre Mutter - warum, wird später erklärt. Sie ist aber erst 17 und entsprechend überfordert mit der immensen Aufgabe. Eines Tages kehrt sie zurück zum Haus, während ihre Mutter leblos in einen Krankenwagen geschoben wird. Voller Schuldgefühle bricht sie zusammen. Und ihre Mutter ist nicht das einzige Todesopfer an diesem Tag.. 💔

Darauf aufbauend hat die Autorin einen atmosphärischen und emotionalen Roman über unterdrückte Trauer, Schuldgefühle und Vergangenheitsbewältigung geschrieben. Maira lebt mittlerweile in Frankfurt, benötigt für ihre Zukunft aber eine größere Menge Geld und entschließt sich deshalb dazu, ihr Haus in Soeterhoop an der Ostsee zu verkaufen. Davor fährt sie allerdings noch einmal hin, das erste Mal seit dem Tod ihrer Mutter, und trifft dort nicht nur auf ihre Kinderheitsfreund*innen, sondern auch auf längst verschüttete Erinnerungen.

Der Roman ist streckenweise ziemlich beschreibend und ich bin eher Fan von dichten Dialogen. Deshalb wäre mir die Handlung an einigen Stellen etwas kürzer lieber gewesen. Auch manche Nebenfiguren hätte ich gern noch genauer kennengelernt. Einige Handlungsstränge wurden lange angedeutet und erst sehr spät aufgelöst, manche blieben sogar offen.

Doch trotzdem konnte ich nicht aufhören zu lesen und war emotional sehr mitgenommen. Maira ist eine greifbare Protagonistin mit einem tiefen Trauma und die Aufarbeitung dessen emotional sehr detailliert beschrieben. Ihre Naturverbundenheit und ihr Idealismus im Kampf für eine bessere Welt ist spürbar und absolut liebenswert. Auch die Umgebung des Darß ist ein Highlight für alle Wassermenschen. Und außerdem gibt es wunderschöne Walszenen, für die es sich meiner Meinung nach dreimal lohnt! 🐋

Besonders für alle, die eine Figur intensiv bei ihrer Entwicklung begleiten wollen, ländliche Meeres-Settings mögen und vielleicht sogar etwas Heilung suchen für die eigene Trauer, empfehle ich das Buch von Herzen. ❤️‍🩹

PS: Einen besonderen Platz in meinem Herzen hat die Autorin für einen Satz ihrer Danksagung: „Danke deswegen an alle engagierten Buchhändlerinnen und Bibliothekarinnen (Männer sind mitgemeint).“ 😃

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Veröffentlicht am 15.06.2024

Gelungene Einblicke in die innere Zerrissenheit eines Teenagers

Beat vor der Eins
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Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Besonders Menschen, die sich gerade aus einer Leseflaute retten müssen (wie ich 😅), empfehle ich es von Herzen. Durch die sehr kurzen Kapitel wird mensch in das Buch ...

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Besonders Menschen, die sich gerade aus einer Leseflaute retten müssen (wie ich 😅), empfehle ich es von Herzen. Durch die sehr kurzen Kapitel wird mensch in das Buch und die Gedanken von Ina hineingesogen. Der Schreibstil ist fragmentarisch und direkt, genau das macht es für mich so authentisch.

Was Ina alles erleben muss, ist schwer und teilweise traumatisch. An der Stelle hätte ich mir Inhaltswarnungen gewünscht und ergänze sie am Ende meiner Rezension.
Doch abgesehen davon mochte ich die rasante Schreibweise, die bruchstückhaften Erzählungen und die spürbare innere Zerrissenheit eines Teenagers. Am Ende wollte ich Ina gern einfach sagen, dass es besser wird. 💚

Rundum ein wirklich gelungenes Buch!


(TW: sexueller Missbrauch, Angst vor Schwangerschaft, Abwertung des eigenen Körpers)

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