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Veröffentlicht am 11.08.2019

Idee besser als Umsetzung

Die Welt in allen Farben
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Nova ist seit ihrer Geburt blind und wurde gerade operiert, um die Sehkraft zu erlangen. Obwohl sie sehen kann, versteht sie nicht, was sie sieht und muss lernen, ihre Visionen zu interpretieren. Kate ...

Nova ist seit ihrer Geburt blind und wurde gerade operiert, um die Sehkraft zu erlangen. Obwohl sie sehen kann, versteht sie nicht, was sie sieht und muss lernen, ihre Visionen zu interpretieren. Kate versucht ihre eigenen Hindernisse zu überwinden. Nach einer Kopfverletzung bringt ein erlittenes Traum eine erstickende Blindheit in ihr Leben, und auch sie muss lernen wieder zu „sehen“.

Es ist sehr gut und einfach geschrieben, so dass ich mich schnell in die Geschichte einlesen konnte. Fließend und leicht ließen sich die Seiten eine nach der anderen umblättern. An manchen Stellen war die Geschichte verwirrend, denn es wirkte, als ob der Autor selber nicht wisse, in welche Richtung sein Buch gehen soll. Es gibt Phasen die gut beginnen und eindringlich sind, dann kommen Pausen und neue Richtungen werden eröffnet, um an Ende dann wieder zur Anfangsgeschichte zu gelangen, so dass manche Handlungsstränge sich wie separate Geschichten anfühlen. Hin und wieder kommt ein Gefühl von anbahnenden Intrigen und Spannungen, das Tempo nimmt schnell zu, doch lässt es genauso schnell wieder nach.

Novas Geschichte ist faszinierend und der Autor leistet hervorragende Arbeit, indem er sicherstellt, dass es dem Leser möglich ist, sich in die Protagonistin einzufühlen. Nova ist eine Figur, die sehr einfach zu mögen ist. Sie sprudelt voller Energie, ist lustig und ihre gute Laune ist ansteckend. Im gesamten Buch verstreut sind Novas „Sehregeln“ die sich mit der Zeit ansammeln. Ihre Regeln geben dem Leser eine alternative Perspektive und bringen eine gewisse Tiefe in den Roman. Ihre kindliche Unschuld mit der sie auf ihre einzigartigen Erfahrungen reagiert sind bezaubernd. Die Schwierigkeiten die Nova nach ihrer OP durchlebt sind gut beschrieben, ihre Probleme mit ihrer neuen Fähigkeit nachvollziehbar.
Es war schwieriger mich auf Kates Charakter einzulassen. Sie schleppt viele Dämonen mit sich, die sie anfänglich nicht gegenüber treten will. Die Freundschaft und Romantik zu Beginn haben mir gut gefallen, denn die Anziehungskraft war nicht zu übersehen. Der Funke zwischen den beiden Frauen verblasste aber im Verlauf der Handlung, als das Buch eine Krimi-Wende annahm. Die Geschichte fühlte sich langwierig an und ich habe nur darauf gewartet, wann das Offensichtliche geschehen wird. Als es dann passierte, wirkte es fast schon übertrieben und zu dramatisch.

Mir hätte es besser gefallen, wenn der Fokus auf Nova und das Wunder, dass sie wieder sehen konnte, gerichtet wäre. Insgesamt ist dies eine ziemlich originelle und bewegende Geschichte mit zwei Protagonistinnen, die auf eine radikale Reise der Selbstfindung gehen und nicht nur zu sich, sondern auch zueinander finden. Der Autor macht einem bewusst, wie es als selbstverständlich angesehen wird, sehen zu können und eröffnet einem somit eine neue Sichtweise.

Veröffentlicht am 14.07.2024

atmosphärisch und mysteriös

Cascadia
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Mysteriös und atmosphärisch tauchen wir in den Alltagstrott von den beiden Schwestern Elena und Sam ein, die mit ihren schlecht bezahlten Jobs versuchen, Berge von Rechnungen zu tilgen und sich nebenher ...

Mysteriös und atmosphärisch tauchen wir in den Alltagstrott von den beiden Schwestern Elena und Sam ein, die mit ihren schlecht bezahlten Jobs versuchen, Berge von Rechnungen zu tilgen und sich nebenher noch um ihre kranke Mutter zu kümmern. Der Bund der beiden Schwestern ist stark und unzertrennlich und es schein zunächst, als könnte sie nichts trennen.

Für mich werden im Laufe der Geschichte Elenas Motive und Handlungen, aber auch Ihre Zuneigung zum Bären nicht ganz verständlich. Man hat häufiger aus Sams Perspektive etwas erfahren, ihre Sorgen und Ängste, welche in dieser Situation in der die beiden sich befinden, natürlich sind. Elenas Faszination für den Bären sind zu Beginn noch einleuchtend, jedoch gleitet ihre Figur nur so hin und wirkt fremd.
Auch für Sam ist Elena nun fremd, denn mit dem Erscheinen des Bären zeigen sich Differenzen auf, die sich vorher nicht bemerkbar gemacht haben.
In Rückblenden erfährt man schnell, wie sich die Beziehung der beiden sonst so innigen Schwestern verändert hat und wie diese Erkenntnisse die Gegenwart beeinflussen. So viele Jahre auf engem Raum und trotzdem weiß man wenig über die Person, von der man denkt, man stehe ihr nahe.

Die Charakterzüge von Sam, aber auch von Elena, kommen deutlich aus der Perspektive von Sam hervor. Die Trauer, das Leid und die Verantwortung, die sie Tag für Tag mit sich schleppen, in der Hoffnung, dass bald alles besser wird. Und trotz unausweichlicher Enden, kommt das Ende immer überraschend.

Julia Philipps schreibt unaufdringlich und doch sehr schön. Das bildhafte San Juan und die Natur, das Meer und die gemütlich vor sich hinbewegende Fähre.

Obwohl ich die langsam fortschreitende Geschichte der beiden Schwestern und dem Bären gerne und überraschend schnell gelesen habe, bleiben immer noch so viele Fragen um den Bären und die Mystik, die er mit sich bringt und ein tragisches Schicksal einfordert. Wie durch den Wald hallt es "Warum?".

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Veröffentlicht am 04.12.2023

atmosphärisch und berührend aber leider kurzweilig

Wilde Minze
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Obwohl ich das Buch gerne gelesen habe, kann ich leider nicht mehr als 3 Sterne vergeben.

LaCour beschreibt Szenerien so wunderschön und kreiert mit ihren Worten Atmosphären, die einen schnell ins Geschehen ...

Obwohl ich das Buch gerne gelesen habe, kann ich leider nicht mehr als 3 Sterne vergeben.

LaCour beschreibt Szenerien so wunderschön und kreiert mit ihren Worten Atmosphären, die einen schnell ins Geschehen führen. Bilder von den verschiedensten Blumenarrangements, der Duft von Rosen, Lilien und mehr. Cocktails, die die eigenen Sinne neugierig machen. Durchdacht und präzise gewählte Zutaten, die in meiner Vorstellung nur gut schmecken können. Häuser, die mit Liebe zum Detail renoviert wurden.

Wir erfahren von zwei Charakteren, die auf der Suche nach sich selbst sind aber auch, wie sie zu sich selbst oder zu einem Teil von sich selbst wiederfinden.
Beide Frauen haben schwierige Situationen durchlebt, die sie geprägt aber auch gestärkt haben. Alleine aber auch gemeinsam finden sie ineinander Kraft und Stärke und die Freude an den kleinen Dingen. Und obwohl ich die Entwicklung der beiden Figuren gerne verfolgt habe, so habe ich auf den wenigen Seiten schnell wieder vergessen, worum es eigentlich in den einzelnen Kapiteln ging.

Ich hätte mir mehr Seiten gewünscht, denn zum Ende hin verlief alles sehr schnell. Man bekommt eine Ahnung, wie die Figuren sind, aber so richtig kennenlernen tut man sie wiederum nur oberflächlich. Die Rückblenden in die Vergangenheit geben zwar Anhaltspunkte für die Entwicklung der Figuren, doch vieles in der Gegenwart ist noch sehr diffus, da die beiden Figuren wenig miteinander agiert haben.

Es ist ein zarter Roman der viel Kraft enthält, aber das ganze Potential leider nicht ganz ausgeschöpft ist.

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Veröffentlicht am 23.08.2023

seicht, leicht, schnelles Hoch und leider genauso schnell vergessen

Heartbreak
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Oh je, ich wollte es wirklich sehr mögen. Vor allem wegen Tarkan. Naja, tatsächlich nur wegen Tarkan. Ich kenne ihn als Autor für komödiantische Sendungen des linearen Fernsehens und vor allem als Podcaster ...

Oh je, ich wollte es wirklich sehr mögen. Vor allem wegen Tarkan. Naja, tatsächlich nur wegen Tarkan. Ich kenne ihn als Autor für komödiantische Sendungen des linearen Fernsehens und vor allem als Podcaster ist mir sein Witz und Humor bekannt. Als Romanautor hat er mich leider nicht wirklich packen können.

Die Geschichte ist.. seicht. Für eine Sommerlektüre fehlt sämtliche Atmosphäre und Gefühl für diese unbeschwerte Jahreszeit. Zumal die halbe Zeit in Italien stattfindet. Der Ort, der für mich nach "La Dolce Vita" schreit.

Ja, es lässt sich leicht und schnell lesen, aber eher, weil es so einfach und unaufgeregt geschrieben ist. Direkt, aber nicht auf die schöne, ausdrucksstarke Art. Die geschilderten Probleme und parallelen Handlungsstränge mit Perspektivwechsel sind zwar eher deprimierend und ernstzunehmend, jedoch alleinstehend nicht aussagekräftig und eindringlich genug, dass man über die mager beschriebene Kulisse hinwegsehen könnte.

Wie alles in dem Buch waren Charakterentwicklung, Handlungsverlauf und auch das Behandeln schwieriger Themen wie Depressionen, Angststörungen, das Entfremden von doch sehr toxischen Eltern und Selbstfindung eher nüchtern bearbeitet.
Wichtige Themen wie mentale Gesundheit und für sich selbst einstehen wurden zwar aufgegriffen und durch die beiden Charaktere näher gebracht und man hat hier und da mit ihnen mitfühlen können, doch sind sie gleichzeitig so blass und flach, so monoton und geradlinig in ihrer Entwicklung, so vorhersehbar und schon dutzende Male anderweitig kennengelernt, dass die Geschichte im Ganzen sogar noch platter wirkte als zu Beginn angenommen. Vereinzelt waren Handlungsstränge so unglaubwürdig und nicht ausgereift genug, um nicht als inszeniert zu wirken.

Ich hab es neben anderen Tätigkeiten lesen können und einige Witze die man so vom Autor kennt waren zwar zum Schmunzeln, aber irgendwie auch schon bekannt und daher insgesamt eher flach.
Marie und Tom sind austauschbare Figuren die zum kommenden Herbst wieder vergessen sind. Dass der Autor das Ende des Buches mit "ENDE" ankündigte, fand ich wiederum niedlich. Es hatte was von "Literatur Wettbewerb an der Schule" und gleichzeitig passt es so zu der liebenswerten Art des Autors.

Das Cover hingegen ist wundervoll. Die Neonröhren-Schrift wie am Ende einer Straße erinnern zwar ein wenig an einer Abbiegung zum nächsten Motel, doch bringt es ein wenig Charme und Roadtrip Feeling auf. Die Reise beider Protagonisten war spontan, aber alles andere als eine Reise voller warmer Aufregung, sondern eher Anspannung und die unschöne Art von Chaos.

Was mir aufgefallen ist, dass die Schriftgröße im Vergleich zu sonstigen Büchern groß ist. Als hätte man das Buch auf knapp 300 Seiten strecken wollen, obwohl es auch 250 Seiten hätten sein können. Schade, dass man nicht paar mehr Seiten und Kapitel investiert hat, um Figuren und drumherum etwas Tiefe zu geben.

Im Sinne von Heartbreak bricht es mir das Herz, dass ich mir für dieses Buch mehr gewünscht habe, da ich den Autor als kluge, lustige und mitfühlende Person empfinde. Es ist definitiv eine entspannte Lektüre für den Sommer, trotz der ernsten Punkte, die angekratzt wurden. Für die Tage, wo man nicht viel machen will, außer im Garten ein kühles Getränk schlürfen, abschalten, aber doch noch nicht bereit ist, die Augen zu schließen.

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Veröffentlicht am 23.07.2023

solider Debütroman

Cleopatra und Frankenstein
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Durch den Hype hatte ich unglaublich große Erwartungen an das Buch. Vor allem, weil es mit Sally Rooney verglichen wird, die meiner Meinung nach einen unglaublich interessanten literarischen Stil hat und ...

Durch den Hype hatte ich unglaublich große Erwartungen an das Buch. Vor allem, weil es mit Sally Rooney verglichen wird, die meiner Meinung nach einen unglaublich interessanten literarischen Stil hat und deren Charaktere abstoßend und zugleich bemitleidenswert sind.

Wie auch Frank und viele andere Charaktere, die in diesem Roman in Erscheinung treten, war ich anfangs von Cleo angetan. So jung und schön in ihren 20ern, anstrebende Künstlerin und idealistisch, gerade zu naiv. Tieftraurige Jahre in der Jugend und eine dysfunktionale familiäre Beziehung. Leider verflog ihr Charme schnell und sie wirkte als Hauptcharakter eher wie eine leere Hülle.

Ein wenig ist das Buch auch prätentiös, so wie es versucht, subtil und nonchalant zu wirken. Diese Fassade versuchen aber auch immer wieder die beiden Hauptcharaktere aufrechtzuerhalten, genauso wie die Nebencharaktere, die Teil des Umfelds von Cleo und Frank sind und man lernt, dass deren Leben durch die enge Verbindung zu dem Liebespaar sich ebenfalls verändern.

Mellors erzählt nicht nur von der Romanze zweier Personen, sondern führt auch schwierigere Themen wie Alkohol- und Drogenkonsum, Suizid und mentale Gesundheit an, welche aber leider nur oberflächlich bearbeitet werden und just wieder versinken. Es fehlte oft an Substanz und obwohl manche Dialoge doch sehr spitz, ausdrucksvoll und überzeugend waren, verliert sich das alles wieder schnell in der Tragik und Schönheit Cleos, so blendend, dass eine intensivere Auseinandersetzung oder bedeutungsvoller Diskurs schnell im Keim erstickt wurde.

Obwohl ich Bücher mag, wo nicht viel passiert außer dem Alltäglichem, sind die Charaktere einfach nicht rund genug bis auf Eleanor, welche aber nur ein Nebencharakter ist. Alles wirkte leider zu sehr wie eine Romantisierung depressiver Phasen und selbstzerstörerischem Verhalten und ist für mich fernab von Großstadtromanze, sondern hätte vorab Triggerwarnungen dringend nötig.

Es liest sich einfach und bietet hier und da schöne Zitate. Zum Ende hin hat es wieder Fahrt aufgenommen. Es ist eines dieser Bücher, die man entweder mag oder nicht und obwohl ich nicht immer mit dem Charakteren mitfühlen konnte, habe ich immer auf eine gute Wendung für sie gehofft.

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