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Veröffentlicht am 09.07.2021

Zweischneidiges Schwert

Wie viel von diesen Hügeln ist Gold
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Die beiden mittellosen Waisenkinder mit chinesischen Wurzeln, Lucy und Sam, sind seit dem Tod des Vaters auf sich allein gestellt. Sie müssen den Leichnam ihres Vaters, wie es die Tradition verlangt, an ...

Die beiden mittellosen Waisenkinder mit chinesischen Wurzeln, Lucy und Sam, sind seit dem Tod des Vaters auf sich allein gestellt. Sie müssen den Leichnam ihres Vaters, wie es die Tradition verlangt, an einem Ort begraben, der würdig ist und ein neues Zuhause finden. So flüchten sie mit gestohlem Pferd und machen sich auf den Weg durch den rauhen, unwirtlichen Westen auf der Suche nach Identität und Heimat.

Wer bin ich und wo gehöre ich hin? Das sind für mich die beiden zentralen Fragen, die C Pam Zhang in ihrem Buch aufgreift, welches vor allem in den ersten drei von vier Teilen sprachlich brilliant ist. Die Beschreibung der Landschaft und des Klimas ist so unterschwellig präzise, dass man den Staub und die brennende Sonne des Wilden Westens fast spüren kann. Überhaupt die Idee, aktuelle Themen in diesen geschichtlichen Kontext zu setzen, faszinierte mich.

Zudem spielt die Autorin durch das Weglassen relevanter Informationen mit dem Leser und dessen vorgefertigter Meinung. Denn während dieser ohne es zu merken in seiner festgelegten Denkstruktur eine klare Richtung einschlägt, zeigt Zhang ihm alsbald auf, dass er seinen Vorurteilen erlegen ist und hält ihm so den Spiegel vor. Das führte zumindest bei mir dazu, im weiteren Verlauf des Buches auf der Hut zu sein.

Vom vierten und letzten Teil des Buches verprach ich mir dann ähnlich viel und wurde, diesmal vermutlich unabsichtlich, enttäuscht. Sowohl sprachlich als auch inhaltlich konnte ich diesem Teil nicht mehr viel abgewinnen. Zu konstruiert, wie aus dem Lehrbuch für Autoren wirkte er auf mich. Zeitweise kam es mir vor, als hätte der Verfasser gewechselt. Das Ende konnte mich leider auch nicht überzeugen.

Neben Zugehörigkeit und Identität spielen noch die Ausbeutung der Erde, Diversität, Erwachsenwerden, Rassismus und die Rechte von Frauen eine Rolle. Alles Themen, die hochaktuell sind, keine Frage, und für mich dennoch zu viele für eine einzige Geschichte.

Eines von Obamas Lieblingsbüchern hätte auch meines werden können, doch am Ende hatte mich die Autorin einmal zu oft in die Irre geführt.

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Veröffentlicht am 29.06.2021

Schicksalsbeziehungen

Schicksal
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Schon früh erfährt Atara, dass ihr Vater, zu dem sie keine gute Beziehung hatte, schon einmal verheiratet war, doch bleibt dies ein Tabuthema in der Familie. Erst als ihr Vater verstorben ist, versucht ...

Schon früh erfährt Atara, dass ihr Vater, zu dem sie keine gute Beziehung hatte, schon einmal verheiratet war, doch bleibt dies ein Tabuthema in der Familie. Erst als ihr Vater verstorben ist, versucht sie Kontakt zu seiner ersten Frau herzustellen. Von Rachel, inzwischen an die 90 Jahre alt, erhofft sie sich Aufklärung über die Zeit, als ihr Vater noch im Untergrund aktiv war und darüber, warum ihre Beziehung in der Kindheit eine sehr schwierige war. Atara, selbst zum zweiten Mal verheiratet, sucht Rachel trotz der Mahnungen ihres Ehemanns Alex auf. Bei Atara zuhause liegt einiges im Argen. Ihr Sohn, Kämpfer in einer Eliteeinheit, ist traumatisiert und spricht kaum noch. Auch die Ehe mit Alex, für den sie ihren ersten Mann verlassen und die Tochter aus der heilen Familie gerissen hat, läuft nicht mehr so, wie sie es sich erhofft hatte. Und dann ereilt sie ein Schicksalsschlag, der ihre Welt ins Wanken bringt.

Wer sich für dieses Buch interessiert, sollte nicht allzu viel auf den Klappentext geben. Es geht hier weder konkret um Israel noch um den Kampf im Untergrund. Auch spielt meiner Meinung nach die Liebe an sich keine große Rolle, allenfalls als Grund für die in diesem Buch dargestellten Beziehungen zwischen den Protagonisten, die trotz selbst gefällter Entscheidungen doch dem Schicksal unterliegen. Es ist auch kein Spannungsroman, wie man es nach dem Klappentext erwarten könnte. Sehr ausführlich beschäftigt sich die Autorin mit der Ehe Ataras, mit Rachels Erinnerungen und den Folgen der Entscheidungen der Protagonisten. Die Autorin ist sprachgewaltig, manchmal beschreibt sie sehr poetisch Landschaften, doch beinhaltet das Ganze auch einige Längen, drehen sich die Gedanken Ataras im Kreis, was angesichts ihrer Situation vielleicht nicht abwegig ist, dem Leser jedoch einiges an Geduld abverlangt. Obwohl ganz anders als erwartet habe ich am Ende meinen Frieden mit dem Buch geschlossen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

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Veröffentlicht am 14.07.2024

Stark gekürzt und eintönige Illustrationen

Stolz und Vorurteil
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Über den Inhalt von Stolz und Vorurteil muss ich wohl nicht viel schreiben. Eines der bekanntesten Werke von Jane Austen wird hier in der Reihe Loewe Graphix zu einer Graphic Novel. Das Cover gefällt mir ...

Über den Inhalt von Stolz und Vorurteil muss ich wohl nicht viel schreiben. Eines der bekanntesten Werke von Jane Austen wird hier in der Reihe Loewe Graphix zu einer Graphic Novel. Das Cover gefällt mir recht gut, Elizabeth und Mr Darcy transportieren vor allem die Zeit in der der Roman spielt recht gut und die Idee so ein klassisches Werk mal anders zu gestalten, finde ich genial, denn so spricht es vielleicht auch jüngere Leser*innen an. Die erste Seite zeigt sogar noch die originalen einleitenden Sätze. Danach war der Einstieg für mich holprig und es brauchte doch recht lange, mich unter den Personen zurechtzufinden bei den ganzen Töchtern der Familie Bennet, deren Namen erst klar werden, wenn sie zum ersten Mal angesprochen werden. Dabei ist mir das Original ebenso bekannt wie zwei Verfilmungen. Doch hier sind die Bilder statisch und der Text knapp, so dass ich mich frage, ob jemand, der das Buch nicht kennt, hier folgen kann oder frustriert aufgibt.

Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass durch die Umsetzung in eine Graphic Novel viel vom Charme, vom Gefühl und vom Witz des Originals verloren geht, da man nur ausgewählte Szenen zeigt. Aber gerade die Emotionen sind für mich bei Stolz und Vorurteil essenziell und das, was mich in den Bann zieht. Hier kommen noch die sehr steif gezeichneten Charaktere und die statischen Gesichtsausdrücke hinzu, die für mich die Gefühle nur selten gut rüberbringen. Oft musste ich überlegen, wer wer ist. So eine richtige Graphic Novel stelle ich mir auch anders vor. Die Loewe Graphix Ausgabe hätte eher unter Comic einsortiert. Sehr wenig Text in Sprechblasen und auch mal mehrere Bilder ohne Beschreibungen, da fehlte mir oft der Zusammenhang oder der Fluss. Einige Zusammenhänge sind wirklich schwierig zu verstehen, weil die Personen nur kurz eingeführt werden. Aber am meisten fehlte es mir einfach an Gefühl. Für Fans von Comics ist das Buch daher eine nette Erweiterung ihrer Sammlung, für Neulinge im Werk von Jane Austen ist es jedoch kein adäquate Ersatz für das Original, welches ich in dem Fall vorziehen würde. Trotzdem finde ich es - wie schon kurz erwähnt - gut, dass durch das Format vielleicht auch Jugendliche an Werke der Weltliteratur herangeführt werden können und nach dem Lesen eventuell zum richtigen Buch greifen, weil sie die Lücken des Comics schließen wollen. 2,5 Sterne

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Veröffentlicht am 10.06.2024

Da gibt es bessere Bücher zum Umgang mit Wut

Meine kleinen Dinogeschichten – Tyrannosaurus ist wütend
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Torvex ist ein junger Tyrannosaurus, der nicht besonders nett ist und häufig vor Wut sofort explodiert, wenn etwas nicht so läuft, wie er sich das vorstellt. Nach dem jünsten Anfall gehen die anderen aus ...

Torvex ist ein junger Tyrannosaurus, der nicht besonders nett ist und häufig vor Wut sofort explodiert, wenn etwas nicht so läuft, wie er sich das vorstellt. Nach dem jünsten Anfall gehen die anderen aus der Herde auf Abstand. Die Nachfragen seiner Mama machen die Sache nur noch schlimmer und als er sich am Fuß weg tut, geht Torvex wieder in die Luft. Prompt bricht der Vulkan aus und Torvex fühlt sich schuldig. Nach einem Gespräch mit dem alten Edmontosaurier beginnt Torvex, sein Verhalten zu reflektieren.

Tyrannosaurus ist wütend! ist ein Band aus der Reihe "Meine kleinen Dino-Geschichten", von der es bisher zwei Titel gibt. Mir ist das Buch aufgefallen, weil meine kleine Tochter besonders gern Dinosaurier mag. Auf den ersten Blick wirkte das Cover einladend, wenn auch nicht ganz so hochwertig, wie andere Bilderbücher. Das Format ist sehr schön handlich für Kinderhände, die Buchdeckel sind gepolstert. Die Seiten sind auch für jünger Kinder geeignet, weil sie recht stabil sind (aber keine Pappe). Beim Aufschlagen der ersten Seiten zeigte sich dann, dass die Illustrationen nicht so ganz mein Fall sind. Auf den einzelnen Bildern ist sehr viel drauf, vor allem Bäume, Gräser und weitere verschiedene Hintergründe, vor denen sich die Dinos nicht so gut abheben, meist wirken sie einfach überladen, aber nicht besonders detailreich. Kinder könnten sich schwer tun, Torvex als Hauptfigur zu erkennen. Außer natürlich er brüllt gerade vor Wut.

Die kurzen Textstücke finden sich an verschiedenen Stellen innerhalb der Abbildungen. Die Geschichte ist in einfach Worten erzählt, ist sprachlich jetzt nicht falsch, aber auch nicht besonders gefühlvoll, berührend oder so gemacht, dass man sich besonders gut in Torvex hineinversetzen kann. Auf mich wirkte das Ganze etwas konstruiert, mir fehlte der Charme. Das kann auch daran liegen, dass es eine Übersetzung aus dem Französischen ist und dieser beider Übertragung verloren ging. Von der Qualität her liegt das Buch doch näher an einem Kaufhausbilderbuch, als an hochwertigen Bilderbuchgeschichten. Meine Tochter verlor leider rasch das Interesse, obwohl sie bei Dinosaurien sonst Feuer und Flamme ist. Besonders schlimm fand ich, dass der Autor den jungen Dino zunächst denken lässt, dass wegen seiner Wut der Vulkan ausgebrochen ist. Erst am Ende trifft ihn die Erkenntnis, dass dem nicht so ist. Doch ob Kinder dann noch aus dem Kopf bekommen, dass ihre Wut schlimme Dinge auslöst? Positiv sehe ich in der Geschichte die kurz erwähnten Möglichkeiten, wie junge Dinos (und Kinder) mit ihrem Ärger besser umgehen können, auch wenn sie nur an der Oberfläche kratzen und auch nicht immer helfen. Insgesamt waren wir von dem Buch nicht so angetan, wie erhofft, daher geben wir 2,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 08.10.2023

Sehr intensive Farben wirken unnatürlich

Mein großes Wimmelbuch Natur
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"Mein großes Wimmelbuch Natur" zeigt auf zwölf Seiten fünf Szenen aus verschiedenen Naturräumen, die Tiere, die dort leben und die zugehörige Pflanzenwelt. Dargestellt wird der Waldrand, eine Flusslandschaft, ...

"Mein großes Wimmelbuch Natur" zeigt auf zwölf Seiten fünf Szenen aus verschiedenen Naturräumen, die Tiere, die dort leben und die zugehörige Pflanzenwelt. Dargestellt wird der Waldrand, eine Flusslandschaft, eine Wiese, ein Garten und der Wald bei Nacht. 4/5 der Seite wird dabei durch die Illustration eingenommen, am rechten Rand werden einzelne Tiere nochmals mit ihrem Namen auf weißem Grund abgebildet. Auf der letzten Seite gibt es zum einigen Tieren längere Infotexte und den Auftrag diese Tiere auf den vorherigen Seiten zu suchen. Das Format ist recht groß, die Pappeseiten sind jedoch stabil.

Ich bin auf das Buch durch das Cover aufmerksam geworden, das mir online sehr gefallen hat, weil die Farben natürlich wirkten. In der Realität war ich beim Durchblättern dann nicht mehr so begeistert. Die Farben sind sehr satt, teilweise sehr intensiv und bilden für mich nicht unbedingt die natürliche Farbgebung der Umwelt ab. Sehr schön sind die vielen Details, die auch zeigen, wie die Tiere leben und wo genau bestimmte Pflanen bevorzugt wachsen. Allerdings kommen mir die Proportionen der Zeichungen in einigen Fällen nicht richtig vor. Zum Beispiel fällt auf, dass wenn kleinere und größere Tiere auf derselben Entfernung abgebildet sind, die kleinen oft genauso groß sind, wie die eigentlich viel größeren. Vielleicht fehlt es insgesamt auch etwas an der Tiefe. Vor allem für kleiner Kinder dürfte dies aber nebensächlich sein, weil sie doch eher auf die Tierarten als auf deren Größe achten. Sehr schön kann man die am Rand abgebildeten Ausschnitte aus dem Bild suchen. Die Texte am Ende sind allenfalls kurze Einblicke zu vereinzelten Lebewesen. Insgesamt dient das Buch eher dazu, neue Begriffen kennenzulernen und erste Eindrücke verschiedener Lebensräume zu gewinnen. Den Kindern gefällt das, ich bin leider etwas enttäuscht und hatte mir hier mehr Natürlichkeit erhofft. Daher vergeben wir die goldene Mitte von 2,5 Sternen.

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