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Veröffentlicht am 28.07.2024

Ey up?

Unser Buch der seltsamen Dinge
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Es ist Ende der Siebziger, Anfang der achtziger Jahre. Die zwölfjährige Miv lebt in Yorkshire, einer Gegend, die sich früher durch die vielen Fabriken ausgezeichnet hat, jetzt jedoch eher das Armenhaus ...

Es ist Ende der Siebziger, Anfang der achtziger Jahre. Die zwölfjährige Miv lebt in Yorkshire, einer Gegend, die sich früher durch die vielen Fabriken ausgezeichnet hat, jetzt jedoch eher das Armenhaus Englands ist. Ein Serienkiller treibt sein Unwesen, und der Schrecken, den er verbreitet, geht auch nicht spurlos an den Kindern vorbei. Als Miv mitbekommt, dass ihr Dad unter anderem auch wegen des Yorkshire Rippers umziehen will, ist sie entsetzt. Sie würde alles verlieren, was ihr etwas bedeutet, besonders jedoch ihre beste Freundin Sharon. Also beschließen die beiden jungen Mädchen, gemeinsam den Ripper zu jagen, damit ihre Heimat wieder sicherer wird. Dabei stoßen sie auf mehr schlimme Menschen als nur einen Mörder - und sie alle verstecken sich unter der Maske harmloser Mitbürger.

Oh, diese Geschichte hat mich mitgenommen. Zugegeben, nicht gerade von Seite 1, aber als ich dann mal drinnen war, konnte ich nicht mehr aufhören. Vom Yorkshire Ripper habe ich schon gehört - sogar eine Dokumentation gesehen, die wirklich wütend macht. Und auch dieses Buch macht an so vielen Stellen wütend: Wenn es darum geht, wie Frauen behandelt werden, wenn man sieht, welche Prioritäten gesetzt werden. Auch gab es noch absolut kein Bewusstsein für die Würde von Kindern. Hat sich ein Erwachsener ihnen gegenüber etwas herausgenommen, wurde das als harmlos abgetan und nicht ernst genommen. Die Autorin schafft es, die kindliche Stimme Mivs mit einer intensiven Sozialstudie zu verbinden, bei der es einem immer wieder kalt über den Rücken läuft. Es ist keine reine Coming-of-Age-Geschichte, auch wenn es vordergründig so scheint. Hier wird auf beste Weise eine Geschichte geschrieben, die gleichzeitig die Jagd auf einen Serienkiller und den Schrecken, den er in der Bevölkerung verbreitet, beinhaltet und tiefste Freundschaft dargelegt, wie sie fast nur in der Kindheit sein kann. Es gibt Drama und herzzerreißende Szenen, Rassismus, reine Bosheit und Gemeinheit, aber es gibt auch Zusammenhalt und das wachsende Bewusstsein für Recht und Unrecht. Dieses Buch wird noch lange nachhallen.

Veröffentlicht am 15.07.2024

Mad in Manchester

Relight My Fire
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Stella ist das Küken der Stranger Times und nach den letzten Ereignissen hat Banecroft ihr befohlen, ein ordentliches Studentenleben zu führen und sich wie eine normale Jugendliche aufzuführen. Auch wenn ...

Stella ist das Küken der Stranger Times und nach den letzten Ereignissen hat Banecroft ihr befohlen, ein ordentliches Studentenleben zu führen und sich wie eine normale Jugendliche aufzuführen. Auch wenn Stella nicht so richtig weiß, was das bedeutet, findet sie es erstmal gar nicht so übel - zumindest bis ihr buchstäblich ein Mann vor die Füße fällt. Vom Himmel. Aus allen Wolken quasi. Die Begründer glauben, Stella hat dank ihren Kräften nicht nur damit etwas zu tun und überlegen, sie zu eliminieren, es sei denn, der Stranger Times gelingt der Beweis für ihre Unschuld. Und dann ist da auch noch Banecroft, dem die Hölle droht: nicht einmal annähernd im übertragenen Sinne. Das Ganze wird garniert mit ehemaligen Rockstars, irren Wissenschaftlerinnen, Zombies, Killerkatzen und sprechenden Köpfen und der ganz normale Wahnsinn von Manchester ist komplett ...

McDonnell hat es tatsächlich geschafft, noch einmal eine Schippe draufzusetzen. Zwar werden einige Fragen immer noch nicht geklärt (Stielauge sei wachsam!), aber das bedeutet nur, dass es weiter geht mit den schrägen Typen der Stranger Times. Mit und ohne Hose, stubenrein oder auch nicht: Hier waren Lacher vorprogrammiert. Wahrscheinlich verstehen die Briten einige Anspielungen oder Wortspiele besser als wir, aber selbst so ist das hier ein Feuerwerk aus Humor, absurden Handlungssträngen und originellen Ideen. Der Autor hat für weitere Bücher unterschrieben? Mega! Her damit!

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Fantasie
Veröffentlicht am 24.12.2023

Am Ende der Welt

Mit Bike und Boot zur Beringsee
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Richard Löwenherz - ich habe es schon mal gesagt - hat mit diesem Namen wahrscheinlich nie eine Wahl gehabt. Er musste Abenteurer werden. Als Soloreisender erkundete er daher schon seit über zwanzig Jahren ...

Richard Löwenherz - ich habe es schon mal gesagt - hat mit diesem Namen wahrscheinlich nie eine Wahl gehabt. Er musste Abenteurer werden. Als Soloreisender erkundete er daher schon seit über zwanzig Jahren die Welt: zu Fuß, mit dem Rad und mit dem Boot. Dieses Abenteuer erzählt von seiner Reise zum Ende der Welt, nach Tschukotka: so weit östlich, dass es schon wieder westlich liegt. Eine Gegend, weitaus größer als Deutschland, mit vielleicht 50.000 Menschen besiedelt. Und die wenigsten davon trifft man mitten in der Wildnis.

Löwenherz hat dieses Mal nicht nur sein Fatbike dabei, sondern auch ein Boot. Das heißt, mit Proviant, mit Zelt, mit allem, was man braucht, um wochenlang allein in der Wildnis zu überleben, hat er 90 Kilo Gepäck. Wege? Es gibt einen aufgeworfenen Schotterweg, doch manchmal macht der Mann sogar Abstecher Offroad und schiebt und quält sich. Das Wetter? Zwischen Minusgraden und Schneestürmen und Hitzewellen samt Mückenflasmobs ist alles dabei. Menschen? Wenige. Aber diejenigen, die er trifft, sind spannend. Es sind manchmal Abenteurer wie er selbst. Marina Galkina zum Beispiel, die er unverhofft am einsamsten Ort der Welt trifft. Oder Rentierzüchter, die ihn in ihr Jaranga-Zelt einladen. Oder LKW-Fahrer, mit denen er säu... Alkohol teilt. Alle diese Begegnungen zeichnen sich durch die Herzlichkeit der Menschen aus. Vielleicht ist das die einzige Chance, dort oben am Ende der Welt, zu überleben. Indem man sich menschlich zeigt.

Doch meistens ist Löwenherz allein. Und da braucht es Willen und Disziplin und manchmal wahrscheinlich reine Sturheit und ab und zu reinen Größenwahn. Wenn man brüllend auf einen der vielen Bären zurast, die sich dort auch auf den Wegen tummeln. Es passiert ihm zum Glück nichts. Gefährlich ist es trotzdem. Er wird gleich zu Beginn krank und macht trotzdem weiter. Und dann, als das Abenteuer fast vorbei ist, verliert er seine Zweitkamera und damit die Hälfte seiner Bilder. Das tut weh. Und dennoch. Er nimmt so viel mit von seiner Reise mit und er bringt auch uns so viel mit. Er erzählt so anschaulich, dass man sich selbst auf die Piste, auf den See, auf den Stromschnellen fühlt. Das ist nach Eis. Abenteuer. Einsamkeit das zweite Abenteuer, auf das ich Löwenherz begleiten durfte, und ich hoffe, dass er uns noch auf viele weitere mitnimmt.

Veröffentlicht am 23.12.2023

Lagerhaus, Leichnam, alles dabei

Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt (Die Mordclub-Serie 4)
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Wenn man fast achtzig Jahre alt ist und in einer Luxusseniorenresidenz lebt, freut man sich auf Weihnachten mit seinen Freunden, so auch Elizabeth, Joyce, Ibrahim und Ron. Es erschüttert die vier daher ...

Wenn man fast achtzig Jahre alt ist und in einer Luxusseniorenresidenz lebt, freut man sich auf Weihnachten mit seinen Freunden, so auch Elizabeth, Joyce, Ibrahim und Ron. Es erschüttert die vier daher sehr, als sie wenige Tage später erfahren müssen, dass ein Freund von ihnen, Kuldesh Shamar, erschossen wurde. Und natürlich ist auch klar, dass der Donnerstagsmordclub das nicht auf sich beruhen lässt. Sie steigen gleich voll in die Ermittlungen ein und schon bald haben sie es mit Drogendealern jeglicher Couleur, Antiquitätenjägern, Sonderkommissionen der Polizei und dem einen oder anderen Betrüger zu tun. Doch unsere vier alten und altgedienten Privatermittler wären nicht sie selbst, würden sie nicht herausfinden, was dahinter steckt.

Man sollte meinen, dass bei unseren Senioren eine gewisse Mordmüdigkeit auftritt, aber weit gefehlt. Sie sind aktiver denn je, denn es geht dieses Mal wieder um etwas Persönliches. Und sehr persönlich wird es auch für Elizabeth und Stephen, dessen Demenz immer weiter voranschreitet. Natürlich dürfen skurrile Kriminelle wieder nicht fehlen. Natürlich sind diese weitab jeglicher Realität, aber die kann man sich gern in diversen Thrillern holen. Hier wird mit Witz, Schalk und Augenzwinkern das Beste aus der Verbrecherwelt herausgeholt, was herauszuholen ist. Und so schwankt man beim Lesen zwischen all den liebgewonnenen Charakteren manchmal innerhalb weniger Seiten zwischen Lachen und Weinen und zumindest ich wünsche mir noch viele weitere Abenteuer des Donnerstagsmordclubs.

Veröffentlicht am 26.10.2023

Mensch und Monster

Frankenstein
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Gibt es jemanden, der diesen Klassiker von Mary Shelley nicht kennt? Nun, falls jemand nur die meist wirklich schauerlichen Filme gesehen hat: Es handelt sich hier um eine Erzählung innerhalb einer Erzählung ...

Gibt es jemanden, der diesen Klassiker von Mary Shelley nicht kennt? Nun, falls jemand nur die meist wirklich schauerlichen Filme gesehen hat: Es handelt sich hier um eine Erzählung innerhalb einer Erzählung innerhalb einer Erzählung. Im Jahre 17** schreibt Walton, ein reicher Privatier, der ein Schiff ausgerüstet hat und mit ihm auf dem Weg in die Arktis ist, seiner Schwester einen Brief. Er berichtet von seltsamen Ereignissen und von einem Mann, den er halbtot an Bord genommen hat. Dieser Mann heißt Viktor Frankenstein und er hat eine eigene Geschichte zu erzählen: die eines Mannes, der voll fiebrigen Wahns eine Kreatur erschuf und sich dann vor ihr zu fürchten begann. Der Rest ist - wie man so schön sagt - Geschichte.

Das Besondere an dem Buch ist natürlich nicht der extreme Horror, den es verbreitet, denn das tut es nicht. Es ist eine klassische Schauergeschichte, ruhig erzählt, wie es zu der Zeit üblich war. Außergewöhnlich ist eher, dass die Autorin zum Zeitpunkt des Schreibens erst 18 Jahre alt und für ihre Zeit eine unglaublich moderne Frau war. Bei ihrer routinierten Art des Schreibens ist es unmöglich zu erkennen, dass hier ein Debüt vorliegt. Und kann man sich vorstellen, dass es über 200 Jahre alt ist? Es greift so viele zeitgenössische Themen auf: die Frage nach der Ethik. Wer ist hier Mensch? Wer ist das Monster? Ist Frankenstein wirklich der edle gequälte Geist, als der er von Walton bezeichnet wird? Wahrscheinlich wagten bereits die LeserInnen zu Beginn des 19. Jahrhunderts an dieser Aussage zu zweifeln. Doch bevor ich mich hier in weiteren philosophischen Fragen, die das Buch aufwirft, verliere, noch ein paar Worte zur Gestaltung.

Als Schmuckausgabe liegt es angenehm schwer in der Hand und das Cover lässt sich griffig anfassen. Die Seiten haben einen durchgehenden schwarzen Farbschnitt, die sich mit einem angenehmen Geräusch auseinanderziehen lassen. Unheimliche Illustrationen in Schwarz, Weiß und Rot sowie gelegentliche schwarze Seiten mit weißer Schrift und rote Seiten mit weißer Schrift verstärken das Gefühl des Schauerlichen. Ich habe jedenfalls die (wiederholte) Lektüre dieses Klassikers genossen.