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Veröffentlicht am 27.03.2020

Rebellisch und zum Nachdenken: Emanzipation um 1900

Ich erwarte die Ankunft des Teufels
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Meine Rezension

Mary MacLane gelingt mit «Ich erwarte die Ankunft des Teufels» gleich mit ihrem Debutroman ein Kassenschlager. Dies ist jedoch wenig überraschend, denn der Leser findet schon nach wenigen ...

Meine Rezension

Mary MacLane gelingt mit «Ich erwarte die Ankunft des Teufels» gleich mit ihrem Debutroman ein Kassenschlager. Dies ist jedoch wenig überraschend, denn der Leser findet schon nach wenigen Seiten heraus, dass die Hauptprotagonistin des Buches nicht ganz ihn ihre Zeit passt – weder vom Verhalten her, noch von der Denkweise. Eine Frau, die sich in eine andere Frau verliebt, den Teufel anhimmelt und mit den häuslichen Verpflichtungen nichts anfangen kann, passt nicht in die Zeit um 1900. Doch genau zu dieser Zeit wurde dieses Werk verfasst – von Mary MacLane über Mary MacLane.

Um eines gleich vorweg zu nehmen: «Das hier ist kein Tagebuch. Es ist eine Schilderung. Sie zeigt mein inneres Leben in seiner ganzen Nachhaltigkeit» (S. 47). Mary MacLane macht dem Leser gleich selbst klar, dass es sich beim vorliegenden Werk nicht um ein normales Tagebuch handelt. Auf den ersten Blick könnte man dies nämlich durchaus erwägen. Beginnend mit dem 13. Januar 1901 schreibt Mary MacLane Tag für Tag ihre Gedanken, Erlebnisse und Gefühle auf. Dabei ist sie sehr präzise und legt den Schwerpunkt auf ihre Gefühle, ihre Werte und ihr Empfinden. Der Leser bekommt nur wenig vom Alltag der Hauptprotagonistin mit – jedoch genug, um der Gesichte folgen zu können – dafür umso mehr von deren Gefühlslage. Sie ist einsam. Alleine. Ungeliebt. Durch das ganze Buch hindurch wird Mary MacLane nicht müde, dies zu betonen. Sie ist 19 Jahre jung, ledig und, weil von niemandem geliebt, verliebt sie sich in den Teufel. Nun beginnt das Warten auf die Ankunft des Teufels.

Das Buch wird – wie für ein Tagebuch üblich – in der Ich-Perspektive geschrieben. Die Lesenden begleiten Mary MacLane während des Buches (das entspricht etwa 3 Monate des Lebens von Mary) und erhalten einen sehr guten Einblick in die Gefühlswelt und das Empfinden von MacLane. Der Autorin gelingt es ausgezeichnet, die Gefühle und Leidenschaft der «Lebenstragödie» (wie MacLane es selbst bezeichnet) einzufangen. Das Buch brachte mich immer wieder zum Schmunzeln aber auch zum Nachdenken. Obschon um 1901 geschrieben, passt es auch in die heutige Zeit hervorragend. Mary MacLane war – als Autorin wie auch als Hauptprotagonistin des Buches – eine rebellische, redegewandte und selbstsichere Frau. Sie war ihrer Zeit weit voraus.

Übrigens passt das Cover des Buches perfekt zum Buch: Mary MacLane persönlich.


Mein Fazit

«Ich erwarte die Ankunft des Teufels» ist ein literarischer Leckerbissen, auf den man sich einlassen muss um ihn verstehen zu können. Mary MacLane hat mit ihrem Debutroman sicherlich kein Buch «für zwischendurch» geschrieben. Wer jedoch gewillt ist, sich auf ein ungeliebt gefühlter Teenager aus dem vorigen Jahrhundert einzulassen, der wird nicht enttäuscht werden. Lesen lohn sich!

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Veröffentlicht am 18.02.2020

Wenn einer eine Reise tut...

Zweimal Fish and Chips, please!
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Meine Rezension

«Wenn jemand eine Reise tut, dann kann er was erzählen», so sagte einmal der Deutsche Dichter Matthias Claudius. Wenn dieser jemand dann auch noch vom Chiemsee bis zum äussersten Westen ...

Meine Rezension

«Wenn jemand eine Reise tut, dann kann er was erzählen», so sagte einmal der Deutsche Dichter Matthias Claudius. Wenn dieser jemand dann auch noch vom Chiemsee bis zum äussersten Westen Irlands reiste und dabei noch seine Frau dabei hat, ja und wenn er diese 5253,2km lange Reise auch noch mit einem Motorrad macht, ja, dann kann er wahrlich viel erzählen. So geschehen im Buch «Zweimal Fish and Chips, please!» von Mick Saunter.

Mick Saunter mit seiner 35-jährigen Yamaha XJ 750, Helga mit ihrer nagelneuen 750er Honda Spirit, entschliessen sich die beiden Rentner «on the road» zu gehen und eine Tour von Deutschland quer durch Europa bis nach Irland zu machen. Da nur wenige Dinge geplant werden, beginnt für die Beiden ein Abenteuer, welches sie so schnell nicht vergessen werden.

Der Reisebericht folgt dem Ehepaar auf ihrer Tour durch Deutschland, Frankreich, England und Irland (und auf der Rückreise weitere Länder wie Belgien). Mick Saunter hält dabei Gedanken, Überlegungen aber auch gemachte Erlebnisse fest, welche den Leser gleichermassen faszinieren und zum Schmunzeln bringen. Dabei lässt er kaum etwas aus; wer möchte, könnte sogar die Anzahl «Nase pudern» (= Pinkelpausen) mitzählen. Doch dies macht das Buch gerade so lesenswert. Der Autor gibt dem Leser sämtliche Informationen, die er erlebt hat. Kurz du bündig. Der Leser kann dann selber entscheiden, was ihm wichtig ist und was er schneller durchlesen möchte. Trotz all dieser Infos tendiert der Bericht an keiner Stelle dazu, zu langatmig zu werden – im Gegenteil. Er ist stets unterhaltsam.

Einen wichtigen Stellenwert hat natürlich das Motorrad im Bericht. Klar, der Untertitel lässt schon darauf schliessen («Mit dem Motorrad durch Irlands Westen und Südengland»), doch zeigt Mick Saunter hier, dass er ein ‘Mopped’-Kenner ist. Immer wieder werden Anekdoten von ihm, seiner Frau oder Menschen, die sie unterwegs getroffen haben, eingebaut. Mir als nicht Motorradkenner – ich fahre selbst nur einen Roller Peugeot Speedfight 2 – sagten all die Bezeichnungen wenig. Dennoch war es interessant zu lesen, wie unterschiedlich die Motorräder doch sind, obschon sich «nur» die Nummern ändern (eine Yamaha XJ 750 ist offenbar deutlich seltener als eine 900er).

Wer viele geschichtliche Hintergrundinformationen zu Städten oder Denkmälern erwartet, oder eine Auswahl an Übernachtungsmöglichkeiten, aufgelistet nach Nähe zum Zentrum und Preis, möchte, der wird mit diesem Buch kaum glücklich. Aber das ist auch kaum die Aufgabe eines Reiseberichts. Dieses Buch zeigt die Reise, wie sie war – ungeschminkt und mit allen Auf und Abs, die die Beiden erleben durften. Durch den Schreibstil von Mick Saunter – er baut immer wieder Dialektworte oder Englische Sätze und Ausdrücke ein – bekommt das Buch etwas lockeres, alltägliches. Es liest sich sehr schnell und die Informationen, welche dem Leser vermittelt werden, sind leicht zu verdauen. Mir persönlich gefällt der Schreibstil sehr.


Mein Fazit

Der Reisebericht weckt bei allen, die schon mal in Irland waren, Erinnerungen. Mick und Helga fahren immer wieder – im Linksverkehr, welcher so seine Tücken hat – auch zu bekannten Sehenswürdigkeiten und lassen den Leser an ihren Gedanken über diese Sehenswürdigkeiten teilhaben. Der Titel selbst, passt übrigens wunderbar zum Buch. Fish and Chips ist nicht nur das inoffizielle Nationalgericht, es schmeckt den Beiden auch ausgezeichnet und ist auch dann noch zu haben, wenn eigentlich schon alle Restaurants geschlossen sind.

Wenn einer eine Reise tut, diese schriftlich festhält und veröffentlicht, dann haben ganz viele auch was von der Reise. Ein toller Reisebericht für alle ‘Mopped’-Fans (und solche, dies noch werden wollen).

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Veröffentlicht am 28.02.2019

Liebesgeschichten zwischen Naturspektakel

Nächte, in denen Sturm aufzieht
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Meine Rezension

«Nächte in denen Sturm aufzieht» ist die Neuauflage des Bestsellers «Dem Himmel so nah» von Jojo Moyes. Dies ist insofern erwähnenswert, als dass «Dem Himmel so nah» bereits im Jahr 2007 ...

Meine Rezension

«Nächte in denen Sturm aufzieht» ist die Neuauflage des Bestsellers «Dem Himmel so nah» von Jojo Moyes. Dies ist insofern erwähnenswert, als dass «Dem Himmel so nah» bereits im Jahr 2007 erschienen ist. Es handelt sich daher nicht nur nicht um einen neuen Roman von Jojo Moyes, sondern ist ein altbekannter der Bestsellerautorin. Entsprechend ist auch der Schreibstil nicht ganz derselbe, wie jener von ihren aktuellsten Bestsellern – da die Autorin natürlich über die Jahre mit ihren Büchern gereift ist.

Neuauflage hin oder her, dem Buch tut dies keinen Abbruch. Wer schon Bücher dieser Autorin gelesen hat, weiss, Jojo Moyes ist für wunderschöne Naturkulissen und mindestens ebenso schöne Liebesgeschichten bekannt. Damit enttäuscht sie ihre Leser auch in diesem Buch nicht. Vor der malerischen Küste Australiens spielen sich gleich mehrere Liebesbeziehungen ab, wobei nicht immer alles so läuft wie gewünscht oder erwartet. Zwar sind gewisse Handlungen vorhersehbar, doch schafft es Jojo Moyes dennoch den Leser an das Buch zu fesseln und eine Spannung aufzubauen, die sich bis am Schluss hält. Gespickt ist das Buch zudem immer wieder mit überraschenden Handlungen.

Das Buch besticht zudem durch seine Naturkulisse. Die Hauptprotagonistin, Liza McCullen, fährt immer wieder auf das Meer vor der australischen Küste hinaus um Wale und Delfine zu beobachten. Dabei versteht es Jojo Moyes geschickt, kleine Hintergrundinformationen zu diesen Lebewesen dem Leser mitzugeben, ohne dass man das Gefühl hat, ein Sachbuch in Händen zu halten. Und dennoch, regt es den Leser zum Denken an, über die fragile Umwelt und was wir Menschen damit tagtäglich machen.

Das Spezielle an diesem Buch ist der häufige Perspektivenwechsel. Jedes Kapitel wird durch die Augen einer anderen Hauptperson erzählt. So sieht der Leser die Welt aus den Augen von Kathleen, Hannah, Mike, Greg, Liza sowie Monica. Die Kapitel sind jeweils mit dem entsprechenden Namen betitelt, sodass sofort klar ist, aus welcher Sicht das nachfolgende Kapitel erzählt wird. Zudem werden die Personen zu Beginn des Buches ausführlich vorgestellt - für meinen Geschmack gar etwas zu ausführlich - sodass, ich persönlich, nie Probleme mit den häufigen Perspektivenwechseln bekundete. Ganz im Gegenteil, dies sorgt für zusätzliche Spannung, da die Gedanken der einzelnen Personen besser dargestellt werden.


Mein Fazit

«Nächte in denen Sturm aufzieht» ist, obschon eine Neuauflage aus dem Jahr 2007, ein tolles, romantisches Buch, welches hält, was es verspricht. Wer die ersten Kapitel, welche sehr ausführlich auf die Personenbeschreibung eingehen, durchsteht, wird mit mehreren spannenden Handlungssträngen belohnt, welche viel Überraschendes bereithalten. Wer gerne Liebesromane liest, sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen. Einmal mehr hat Jojo Moyes bewiesen, dass sie, wenn es um Liebesgeschichten geht, bei den besten Autoren mitschreibt.
Vor toller Naturkulisse, ein noch besserer Roman – lesenswert!

Veröffentlicht am 15.07.2024

Humorvolle Fortsetzung aber Erwartungen leider nicht ganz erfüllt

Mieses Karma hoch 2
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"Mieses Karma hoch 2" von David Safier hat mich mit gemischten Gefühlen zurückgelassen. Als Fortsetzung des beliebten ersten Teils waren meine Erwartungen hoch, doch leider konnte das Buch diesen nicht ...

"Mieses Karma hoch 2" von David Safier hat mich mit gemischten Gefühlen zurückgelassen. Als Fortsetzung des beliebten ersten Teils waren meine Erwartungen hoch, doch leider konnte das Buch diesen nicht ganz gerecht werden.

Die Handlung folgt Daisy und Marc, zwei äusserst unperfekten Charakteren, die nach einem tödlichen Autounfall als Ameisen wiedergeboren werden. Ihre Reise, Gutes Karma zu sammeln, um auf der Reinkarnationsleiter wieder nach oben zu steigen, sollte eigentlich humorvoll und originell sein. Allerdings empfand ich die Geschichte als etwas monoton und vorhersehbar, besonders im Vergleich zum ersten Band.

Daisy und Marc sind zwar interessante Charaktere, aber sie erreichen nicht die gleiche Tiefe und Sympathie wie die Protagonisten im ersten Teil. Ihre Entwicklung und die dynamische Beziehung zueinander wirken stellenweise klischeehaft und nicht so fesselnd, wie ich es mir erhofft hatte. Die Versuche, Gutes Karma zu sammeln, sind oft vorhersehbar und wiederholen sich in der Struktur, was die Spannung deutlich senkt.

David Safiers Schreibstil bleibt jedoch eine Stärke des Buches. Er ist humorvoll, ehrlich und offen, was dem Roman eine gewisse Leichtigkeit verleiht. Der subtile Witz und die lockere Erzählweise sind typisch für Safier und machen das Lesen trotz der Schwächen der Geschichte angenehm.

Ein grosses Manko ist, dass "Mieses Karma hoch 2" stark an den ersten Band angelehnt ist. Viele Elemente und Wendungen kommen einem bekannt vor, was den Reiz und die Überraschungsmomente des Originals mindert. Der Humor, der im ersten Teil so erfrischend war, wirkt hier oft gezwungen und verliert dadurch an Wirkung.

Insgesamt gebe ich "Mieses Karma hoch 2" 3 von 5 Sternen. Obwohl es einige unterhaltsame Momente gibt und Safiers Schreibstil angenehm bleibt, kann die Geschichte nicht mit dem ersten Band mithalten. Die Handlung ist etwas monoton und der Humor nicht mehr so überzeugend wie zuvor. Dennoch ist es eine nette Fortsetzung für Fans des ersten Buches, die wissen wollen, wie es weitergeht.

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Veröffentlicht am 03.01.2019

Mutter-Tochter Beziehungsdrama mit mörderischen Elementen

Das Herz des Bösen
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Meine Rezension

Joy Fielding ist bekannt für ihre grandiosen Thrillers. Sie schafft es normalerweise stets eine Spannung aufzubauen, welche die Leser dazu veranlasst, das Buch nicht mehr wegzulegen bis ...

Meine Rezension

Joy Fielding ist bekannt für ihre grandiosen Thrillers. Sie schafft es normalerweise stets eine Spannung aufzubauen, welche die Leser dazu veranlasst, das Buch nicht mehr wegzulegen bis es fertig ist. In diesem Fall ist ihr dies jedoch leider nur bedingt gelungen. Der Start fing vielversprechend an, und auch der Schuss ist durchaus mit spannenden Elementen versetzt, doch in der Mitte des Buches wird es zwischenzeitlich etwas eintönig. Die langen Streitereien zwischen all den Hauptcharakteren zeigt zwar gut die Zerstrittenheit unter den Personen auf, doch hätte man dies auch mit weniger Seiten aufzeigen können.
Der Start beginnt verheissungsvoll und fesselt den Leser ans Buch. Durch den teilweise fast schon langweiligen Mittelteil ist der Leser jedoch dazu verleitet, das Buch aus den Händen zu legen, bevor der, nochmals mit Spannung gespickte Schluss kommt. Dabei wäre alles angerichtet für einen Psychothriller wie man es von Joy Fielding kennt: ein abgelegenes Hotel mitten in den Wäldern New Yorks, ein junges Mörderpaar, welches die Wälder unsicher macht und eine zerrissene Familie, welche mehr mit sich selbst beschäftigt ist und wenig mitbekommt, was rund herum geschieht. Schade, dass hier nicht mehr daraus gemacht wurde.

Als positiv ist jedoch die Charakterentwicklung hervorzuheben. Die Personen wirken authentisch (wie auch die Handlung an sich) und entwickeln sich während des Buches weiter. Auch weiss der Leser bis am Schluss nie wirklich, wie die Morde und die zerstrittene Familie genau zusammen hängen und wie das Buch enden wird.
Ebenfalls sehr passend ist das Buchcover. Die Hütte im dichten, nebligen Wald passt perfekt zur Geschichte.


Mein Fazit

«Das Herz des Bösen» hält leider nur bedingt was es verspricht. Aus der Feder von Joy Fielding bin ich mir anderes gewohnt und hatte daher eine andere Erwartung an das Buch. Obschon der Start und das Ende des Buches eine gewisse Spannung in die Geschichte bringen, konnte mich die Geschichte leider nicht vollends überzeugen. Gerade im Mittelteil plätschert die Handlung zu sehr dahin. Leider ist dies eines der schwächeren Bücher von Joy Fielding. Wer gerne einen Mutter-Tochter Beziehungsroman lesen möchte, mit einem Hauch von mörderischen Elementen, sollte dieses Buch lesen, wer jedoch einen Thriller will, sollte ein anderes Joy Fielding Buch auswählen.