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Veröffentlicht am 16.07.2024

Fantastisch!

Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland
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Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland – Sarah Brooks
Bereits Cover und Titel sind hier etwas ganz Besonderes – und beides passt wie die Faust aufs Auge. Denn auch der Inhalt dieses Romans ...

Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland – Sarah Brooks
Bereits Cover und Titel sind hier etwas ganz Besonderes – und beides passt wie die Faust aufs Auge. Denn auch der Inhalt dieses Romans ist sehr besonders und sehr speziell. Ein Genremix und ein Feuerwerk der Fantasie.
„Es heißt, diese Reise habe ihren Preis. Einen Preis, der über die Kosten des Tickets hinausgeht.“
Gemeint ist hier die gefährliche Fahrt mit dem Transsibirien-Express zwischen China und Russland am Ende des 19. Jahrhunderts. Die verlassene Wildnis zwischen Peking und Moskau wird das Ödland genannt. Diese Gegend verändert sich seit geraumer Zeit, etwas geht nicht mit rechten Dingen zu. Es gibt Gerüchte und Geheimnisse rund um das Ödland. Der Zug, der als Einziges diese Reise auf sich nimmt, ist stark, voller Kraft und er hält kein einziges Mal auf seiner Fahrt um all die Gefahren des Ödlands draußen zu halten. Dennoch muss auf der letzten Durchquerung etwas außergewöhnliches geschehen sein….
Es werden viele ganz unterschiedliche Figuren mit ganz eigenen Motiven vorgestellt. Sympathische Protagonistin ist allerdings das Zugkind Weiwei. Bereits im Zug geboren, kennt das Mädchen jeden Winkel wie die eigene Westentasche.
Prinzipiell bin ich gar kein Fantasy-Fan. In diesem Roman halten sich die fantastischen Elemente aber vorerst sehr im Hintergrund. Er liest sich zunächst eher wie ein historischer Roman. Tatsächlich dachte ich zunächst, es geht hierbei um eine Geschichte um die transsibirische Eisenbahn – angelehnt an historische Hintergründe. Vor allem gegen Ende wird die ganze Sache allerdings schon sehr fantastisch und auch die Auflösung konnte mich nicht ganz überzeugen. Aber egal, denn da hatte mich dieser Roman längst gepackt!
Für mich punktet dieses Werk mit einer grandiosen Atmosphäre – einer Mischung aus Reise- und Abenteuergeschichte. Grusel ist durchaus auch mit dabei. Tolle (oft düstere) Naturbeschreibungen, klasse Charaktere und auch den Zug konnte ich richtiggehend vor mir sehen. Dieses eiserne Ungetüm, das durch das weite, leere, doch unheimliche Land rast. All die Menschen, die ihr Leben dem Zug anvertrauen. In diesem Kontext funktionieren für mich sogar die Fantasy-Elemente, kaum zu glauben.
Ein Roman mit starken Bildern, die nachwirken. Ich bin sehr beeindruckt. 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 01.07.2024

Verbindungen

Am Himmel die Flüsse
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Am Himmel die Flüsse – Elif Shafak
Dies ist erneut ein unglaublich vielschichtiges Werk der britisch-türkischen Ausnahmeautorin Elif Shafak.
Auf den ersten Blick sind es drei sehr unterschiedliche Leben, ...

Am Himmel die Flüsse – Elif Shafak
Dies ist erneut ein unglaublich vielschichtiges Werk der britisch-türkischen Ausnahmeautorin Elif Shafak.
Auf den ersten Blick sind es drei sehr unterschiedliche Leben, zu verschiedenen Zeiten, an anderen Orten, von denen hier erzählt wird. Von der Themse bis zum Tigris, vom alten Mesopotamien bis in die heutige Zeit schlägt Shafak große Bögen. Alles verbindendes, lebenswichtiges Element: das Wasser.
Der Schreibstil dieser Autorin ist einfach unglaublich. Mühelos lässt sie ihre Leser tief in verschiedenste Themen eintauchen und erschafft ein monumentales Werk, das durch seine grandiose Atmosphäre überzeugt. Trotz häufiger Sprünge in Ort und Zeit entwickelt sich ein Sog, dem man sich kaum entziehen kann und der intensiv nachhallt. Bereits früh verraten kleine Hinweise, dass die einzelnen Geschichten durchaus zusammenhängen. Dennoch hält sich die Spannung bis ganz zum Schluss. In kluger, poetischer Sprache führt Shafak ihre Leser ruhig aber bestimmt durch diesen verschachtelten, dennoch völlig schlüssigen Roman.
Keinesfalls ist dies ein leichter Roman. Im Gegenteil. Nicht nur erfordert er Konzentration beim Lesen, insbesondere inhaltlich geht es um schwere bedrückende Themen, wie etwa den Genozid an der Volksgruppe der Eziden. Gerade gegen Ende zu ist das Erzählte oft sehr schwer verdaulich. Doch da gibt es bereits längst kein zurück mehr; diese sprachgewaltige Geschichte lässt einen nicht mehr los.
Ein faszinierender, höchst beeindruckender Roman, der sicherlich im Gedächtnis bleiben wird.
Highlight – 5 Sterne!

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Veröffentlicht am 16.06.2024

Summer und Rhett

Flawless
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Summer und Rhett

Dies ist der vielversprechende Auftakt der Chestnust-Springs-Reihe von Elsie Silver.
Eine Liebesgeschichte, die mich sehr übezeugen konnte. Rhett ist Bullenreiter, ein gefährlicher Sport, ...

Summer und Rhett

Dies ist der vielversprechende Auftakt der Chestnust-Springs-Reihe von Elsie Silver.
Eine Liebesgeschichte, die mich sehr übezeugen konnte. Rhett ist Bullenreiter, ein gefährlicher Sport, von dem ich bisher kaum etwas gewusst habe. Diese Hintergrundinformationen fand ich wirklich interessant.
Summer und Rhett sind beides sympathische Charaktere mit Tiefe. Sehr gut ausgearbeitet und authentisch.
Rund um die Liebesgeschichte gibt es noch etliche ernste Themen, denen die beiden sich stellen müssen, bevor sie zueinander finden können.
Auch der Schreibstil konnte mich vollends überzeugen.
Ein gelungener Auftakt, der Lust auf mehr macht. Ich hoffe, die Serie beschäftigt sich als nächstes mit Rhetts Brüdern.
5 Sterne

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Veröffentlicht am 14.06.2024

Die Samen

Die Zeit im Sommerlicht
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Die Zeit im Sommerlicht - Ann-Helen Laestadius
Ein berührender Roman über ein dunkles Kapitel der schwedischen Geschichte: die Nomadenschulen und deren (Um-)Erziehungsmethoden. Eine Maßnahme, die zum weitreichenden ...

Die Zeit im Sommerlicht - Ann-Helen Laestadius
Ein berührender Roman über ein dunkles Kapitel der schwedischen Geschichte: die Nomadenschulen und deren (Um-)Erziehungsmethoden. Eine Maßnahme, die zum weitreichenden Trauma über Generationen führte.
Fünf samische Kinder, die aus ihren Familien gerissen und in ein solches Nomaden-Internat gesteckt wurden, werden in diesem Roman vorgestellt. Doch nicht nur die schwere Schulzeit dieser Kinder ist ein Thema – viele weitere Handlungsstränge spielen in der Zukunft, zeigen diese Kinder als Jugendliche, Erwachsene, Eltern, Partner. Und hier wird bedrückend klar, welch große Schäden diese Menschen davongetragen haben. Diverse Traumata, der Verlust der eigenen Kultur und Sprache, ein Gefühl der Wurzellosigkeit. Fünf Figuren, die allesamt unterschiedlich mit ihren seelischen Verletzungen umgehen, ihren Schmerz teilweise auch an die nächste Generation weitergeben.
Dass diese Zeit in der Nomadenschule für die Kinder hart war, wird schnell klar. Dieses Thema alleine hätte aber keinen Roman gefüllt. Extrem spannend fand ich daher die Frage, wie sich derartige Erziehungsmethoden auf die betroffenen Personen auswirken, auf ihre Familien und Nachkommen.
Nebenher erfährt man noch so einiges über die Kultur der Samen, ihre Schwierigkeiten in der Gesellschaft und die Rentierzucht.
Der Einstieg in die Geschichte fiel mir nicht ganz leicht. So viele verschiedene Namen, in verschiedenen Zeiten. Die Handlung springt munter vor und zurück und es dauert ein wenig, bis man sich zurechtfindet.
Dass es derartige „Umerziehungsanstalten“ auch in Europa gegeben hat, war mir bislang unbekannt. Eine beeindruckende und erschreckende Lektüre. Toll geschrieben, hat mich sehr berührt.
5 Sterne

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Veröffentlicht am 11.06.2024

Toni

Im Tal
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Im Tal – Tommie Goerz
Ein Tal in der fränkischen Schweiz und sein Bewohner Toni Rosser, die tragische Hauptfigur dieses beeindruckenden Romans. Denn Toni, der ohne Mutter und mit einem tyrannischem Vater ...

Im Tal – Tommie Goerz
Ein Tal in der fränkischen Schweiz und sein Bewohner Toni Rosser, die tragische Hauptfigur dieses beeindruckenden Romans. Denn Toni, der ohne Mutter und mit einem tyrannischem Vater in einem abgelegenen Tal in der fränkischen Schweiz aufwächst, schafft es zeitlebens nicht, seiner kaltherzigen Kindheit zu entkommen. Diese Geschichte umfasst das ganze Leben Tonis – von seiner Geburt 1897 bis zu seinem Tod im Jahre 1968. Immer wieder zieht es den erwachsenen Toni hinaus in die Welt und immer wieder kehrt er doch in sein Tal zurück. Glücklich wird er nirgendwo und einsam ist er immer und überall. Zwei große Kriege erlebt und überlebt er, doch die Schatten der Vergangenheit wird er einfach nicht los. Isoliert und verkümmert wie er aufgewachsen ist, hat er es leider nie gelernt mit Menschen umzugehen, Zwischenmenschliches bleibt ihm fremd. Ein ewiger Einzelgänger.
Dies ist eine sehr bedrückende, atmosphärisch erzählte Geschichte über die Folgen von fehlender Wärme und Sozialisation in der Kindheit. Nicht nur der traurige Charakter und das einsame Leben Tonis wird detailliert und nachvollziehbar beschrieben, sondern es gibt auch zahlreiche wunderbare Naturbeschreibungen.
Die Sprache ist recht einfach gehalten, zunächst aus der Perspektive des Jungen Toni erzählt, später dann des einsamen, ungebildeten, in einfachsten Verhältnissen lebenden Mannes Toni Rosser. Das passt also sehr gut und wirkt authentisch. Es wird deutlich, wie unfähig er ist, sich seiner eigenen Gefühle überhaupt klarzuwerden, bzw. damit umzugehen. Geschweige denn mit denen anderer.
Der Tod Anton Rossers stellt den Einstieg in diesen Roman dar und auch das Ende. Dazwischen die Schilderung eines tragischen Lebens, von aller Welt missverstanden und gemieden. Ergreifend und beeindruckend. 5 Sterne.

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