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Veröffentlicht am 16.07.2024

Ein schwermütiger, sentimentaler und deprimierender Rückblick auf ein gemeinsames Leben; Liebe und Romantik ist hier eher zweitrangig.

Warte auf mich am Meer
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Evelyn und Joseph sind seit über 50 Jahren verheiratet, als sie ihren drei erwachsenen Kindern offenbaren, dass sie sich im nächsten Jahr das Leben nehmen werden. Evelyn ist an Parkinson erkrankt und möchte ...

Evelyn und Joseph sind seit über 50 Jahren verheiratet, als sie ihren drei erwachsenen Kindern offenbaren, dass sie sich im nächsten Jahr das Leben nehmen werden. Evelyn ist an Parkinson erkrankt und möchte kein Pflegefall werden, Joseph kann nicht ohne seine geliebte Frau leben.
Jane, Thomas und Violet sind entsetzt und können zunächst kein Verständnis für die Entscheidung ihrer Eltern aufbringen.
Evelyn und Joseph blicken zurück auf ihr gemeinsames Leben - auf glückliche, aber auch auf schwere Tage.

Der Roman handelt in der Gegenwart von Juni 2001 bis Juni 2002 und schildert in Rückblenden das gemeinsame Leben von Evelyn und Joseph. Die Kapitel zwischen Gegenwart und Vergangenheit wechseln sich ab und sind aus unterschiedlichen Perspektiven geschildert.

Die Vergangenheit beginnt im Jahr 1941, als sich Evelyn und Joseph nach einer gemeinsam verbachten Kindheit verlieben. Durch einzelne chronologisch erzählte Episoden erhält man einen Einblick in ihre Ehe und ihr Familienleben. In der Gegenwart gibt es neben den Sichtweisen von Evelyn und Joseph auch die ihrer Kinder.

Ein Leben besteht aus Höhen und Tiefen, aber in diesem Buch liegt der Schwerpunkt unangenehm auf den negativen Erlebnissen. Auch wenn immer wieder die große Liebe betont wird, ist diese durch die Darstellung nicht zu spüren. Eher im Gegenteil. Evelyn erscheint als junge Frau und Mutter durchweg frustriert und unzufrieden mit ihrem Leben. Sie fühlt sich eingeschränkt, sieht ihre Träume dahinschwinden und hat das Gefühl ein Leben zu leben, das nicht zu ihr passt. Joseph hat stets die rosarote Brille auf und braucht zum Glücklichsein nur Evelyn und ein konservatives Familienleben.
Auch von den Kindern erfährt man wenig Positives. Sie sind mit ihren Leben nicht zufrieden, hadern mit ihrer Ehe oder mit dem was sie (nicht) erreicht haben. Die Einblicke sind jedoch zu kurz, als dass sie für den Kern der Geschichte von Belang wären.

Der Roman ist schwermütig, sentimental und durch die episodenartige Erzählweise wenig flüssig zu lesen. Eine Auseinandersetzung mit dem Tod und der Entscheidungsfreiheit findet nicht statt. Es ist schwer nachzuvollziehen, warum Evelyn diesen Wunsch hegt, da es kaum Ausführungen über die näheren Umstände ihrer Krankheit gibt. Gespräche mit Ärzten gibt es nicht, den Kindern wird nicht erklärt, wie der weitere Krankheitsverlauf sein könnte oder warum die Tötung ausgerechnet in einem Jahr erfolgen soll. Es scheint keinerlei Patientenverfügung zu geben und die Aussage, dass Evelyn und Joseph Tabletten nehmen werden, ist als Erklärung sehr einfach gehalten.

Das Thema selbstbestimmtes Sterben wird wenig durchdacht und sehr oberflächlich beschrieben - sowohl rein praktisch als auch mit der emotionalen Auseinandersetzung damit.
Die Werbung mit der Aussage der bekannten Autorin Jodie Picoult "Noch nie hat mich eine Liebesgeschichte so berührt." hat mich eine langjährige Liebesgeschichte mit einem dramatischen Ende erwarten lassen, mich jedoch am Ende enttäuscht. Evelyns Liebe zu Joseph habe ich wie die Liebe zu einem guten Freund empfunden, Josephs Liebe weichgespült und unangenehm klammernd. Am Ende entsteht der Eindruck, dass die Liebe nur aufgrund der Tatsache so groß, innig und unerschütterlich ist, dass sie so viele frustrierende und traurige Zeiten überstanden hat. Hier ist weniger der nahende Tod deprimierend, sondern das Leben von Evelyn und Josephs Familie. Ein Leben voller Leid und Streit, aber man liebt sich dennoch, was im hohen Alter dann ständig betont wird, als müsste das Paar es sich selbst beweisen.

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Veröffentlicht am 01.07.2024

Eine Kindheit im Waisenhaus und die Auswirkungen - ermüdend und kein Roman über Freundschaft. Der Klappentext suggeriert eine andere Geschichte und weckt damit falsche Erwartungen.

Die geheimnisvolle Freundin
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Nina wächst als Findelkind in einem Waisenhaus in den Abruzzen in den 1950er-Jahren auf. Das Leben bei den Nonnen ist streng und voller Entbehrungen. Körperliche und psychische Bestrafung sind bei den ...

Nina wächst als Findelkind in einem Waisenhaus in den Abruzzen in den 1950er-Jahren auf. Das Leben bei den Nonnen ist streng und voller Entbehrungen. Körperliche und psychische Bestrafung sind bei den frommen Nonnen an der Tagesordnung, Essen und Kleidung streng rationiert und auch zur Schule darf Nina nur bis zur Grundschule gehen. Als sie registriert, dass die jährlichen Besichtigungen von fremden Paaren dazu dienen, adoptiert zu werden, schöpft sie Hoffnung, ein liebevolles Zuhause zu finden.

Als Lucia als Waisenkind in das Heim kommt, fühlt sich Nina gezwungen, Lucia zu verteidigen, denn sie möchte unbedingt ein Freundin haben. Als Nina tatsächlich adoptiert werden soll, hat sie Angst vor dem Fremden und Angst, Lucia zu enttäuschen und lässt ihr den Vortritt.

Nina verlässt mit 18 Jahren das Heim und findet später Arbeit in der Tabakfabrik. Dort findet sie echte Freundinnen und in Carla eine Person, die sie ermutigt, zu lernen und zu studieren. Sie beteiligt sich an Demonstrationen und Arbeiterprotesten und begegnet immer wieder Lucia wieder, die sie eines Tages um etwas bittet.

Aufgrund des Klappentextes hat der Roman Erwartungen an das Buch geweckt, die nicht erfüllt wurden. Meiner Meinung nach trifft weder die Beschreibung noch der Titel nicht den Kern der Geschichte, sondern geht sogar komplett daran vorbei.

Der Roman handelt über ein Drittel der Geschichte vom Leben im Waisenhaus und ist dabei aus der Sicht einer sieben bis Elfjährigen geschildert. Nina ist naiv und unwissend und wird auch dazu erzogen. Als sie als Erwachsene in die freie Welt tritt, ist ihr das Leben dort fremd.

Die "Freundschaft" mit Lucia gibt es nicht. Es entwickelt sich weder über Jahre hinweg eine Freundschaft, noch kommt es zu einem dramatischen Missverständnis, dass das Vertrauensverhältnis erschüttert. Die Beziehung der beiden ist dadurch gekennzeichnet, dass Nina zu Lucia aufschaut und nach Anerkennung sucht, während Lucia überheblich und manipulativ ist und ihrem eigenen Egoismus frönt. Die späteren vielen zufälligen Begegnungen außerhalb des Waisenhauses sind von gegenseitigem Neid geprägt. Lucias "Geheimnis" ist mehr ein Hilferuf und müsste Nina nicht weiter tangieren.

Die Geschichte schildert einerseits die kindlichen Eindrücke aus einem Waisenhaus der 1950er- und 1960er-Jahre und andererseits die Besetzung der großen Tabakfabrik in Luciano im Mai 1968, die tatsächlich stattgefunden hat und vierzig Tage dauerte. Der Roman ist trist und betrüblich, schenkt aber immer wieder hoffnungsvolle Momente, wenn es darum geht, eine Familie zu finden oder eine glücklichere Zukunft zu haben.

Der Roman handelt von verschiedenen Themen, mit denen sich Nina konfrontiert sieht, ohne befriedigende Antworten zu geben. Die Machenschaften der Nonnen bleiben so ungeklärt wie nähere Details zu den Arbeiterprotesten, zur wirtschaftlichen und politischen Situation der 1960er-Jahre in Italien. Während Nina als Hauptfigur blass und unbeholfen bleibt, sind es die Nebencharaktere wie ihre Freundinnen Carla und die ältere Marcella, die für starke, emanzipierte Frauen stehen und mehr Interesse wecken.

Die Kindheit Ninas ist im Vergleich zum fragmentarisch erscheinenden Erwachsenenleben detailliert beschrieben. Kein Teil der Geschichte kann wirklich fesseln, die Zeit im Waisenhaus zumindest emotional berühren.

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Veröffentlicht am 19.05.2024

Ein Verlieren in den Gedankengängen der Hauptfiguren. Zu viele schwierige Themen, die nur halbherzig erwähnt, aber nicht vertieft werden.

Alles immer wegen damals
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Karla lebt in Köln, ist von ihrer Familie aus Leipzig regelrecht geflohen und hat es mit bald 30 Jahren noch nicht geschafft, eine Ausbildung abzuschließen. Sie schimpft sich selbst eine Versagerin, die ...

Karla lebt in Köln, ist von ihrer Familie aus Leipzig regelrecht geflohen und hat es mit bald 30 Jahren noch nicht geschafft, eine Ausbildung abzuschließen. Sie schimpft sich selbst eine Versagerin, die nichts auf die Reihe bringt, wird aber auch von so vielen Ängsten gequält, die sie blockieren.
Karlas Mutter Gerda liebt ihre vier Kinder, hat aber nicht zu allen ein gutes Verhältnis. Sie mag ihre Freiheit und so stört es sie auch nicht sehr, dass sie gerade wieder Single ist. Ihre Tochter Mascha, die von allen noch am ehesten einen Sinn für die Familie verspürt, hat die Idee eines gemeinsamen Geburtstagsgeschenk für Gerda und Karla und drängt den beiden, die seit einem Streit vor zwei Jahren keinen Kontakt mehr haben, einen Aufenthalt mit Musical und Museumsbesuch in Hamburg auf.
Während Karla schon wieder Fluchtgedanken hegt, geht Gerda die Reise unbekümmerter an. Doch schon bei erster Gelegenheit geraten die beiden in Streit und dann entwickelt sich die Mutter-Tochter-Reise doch etwas anders als gedacht.

"Alles immer wegen damals" ist abwechselnd aus der Perspektive von Karla und Gerda geschildert. In den Kapiteln in Köln und Leipzig erhält man jeweils einen Einblick in das Leben von Mutter und Tochter. Dabei ist die Handlung mehr auf das Innenleben der Hauptfiguren fokussiert. Ihre Gedanken und unterschiedlichen Persönlichkeiten rücken auf Kosten einer aktiven Handlung in Vordergrund. Auch eine wörtliche Rede gibt es nicht.

Nach der Hälfte des Romans treffen die beiden aufeinander. Karla und Gerda nehmen die Reise auf sich, schließlich wird es von ihnen erwartet und der Trip inklusive Kulturprogramm ist immerhin gesponsert. Die Begegnung und der Aufenthalt in Hamburg, der sogar spontan verlängert und um einen Abstecher an die Ostsee erweitert wird, sind weder erhellend noch erkenntnisreich - fast schon so belanglos wie die Nachrichten der familieninternen WhatsApp-Gruppe, aus der man hin und wieder einzelne kurze Messages liest. Und so ist auch nach der Abreise alles wie zuvor.

Die Autorin schneidet viele - vielleicht auch autobiografische - Themen an, ohne auch nur eines davon zu vertiefen oder in eine interessante Familiengeschichte zu packen. Hie und da geht es um die Patch-Work-Familie, um toxische Beziehungen, Ost-West-Unterschiede, Gentrifizierung, soziale Ängste und Zwangsstörungen, ein bisschen Feminismus, ein bisschen Queerness.
Der Geschichte fehlt ein roter Faden, dem man gespannt folgen könnte. Anders als erwartet, dreht sie sich nicht um eine Annäherung, Versöhnung oder Aufarbeitung einer schwierigen Mutter-Tochter-Beziehung, bei der man eigentlich gar nicht so genau weiß, woran es hakt. Letztlich sind beide nicht unzufrieden, wie es ist. Keine ist bemüht, etwas an dem Verhältnis zu ändern. Auch wenn am Ende auf beiden Seiten, aber unabhängig von einander, ein wenig Aufbruchstimmung zu spüren ist, bleibt doch alles so, wie es war.
Der Klappentext weckt Erwartungen, die nicht erfüllt werden: nicht so witzig, nicht so widerspenstig und vor allem nicht so familiär wie gedacht.

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Veröffentlicht am 15.02.2024

Zäher Handlungsverlauf im Berichtsstil, bei dem die Freundschaft zweier mutiger Frauen wenig zum Tragen kommt

Code Name Verity
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Die Geheimagentin "Verity", eine schottische Aristokratin, und die Pilotin und Funkerin Maddie, ein Arbeitermädchen aus Manchester, werden während des Zweiten Weltkriegs zu Freundinnen - eine Freundschaft, ...

Die Geheimagentin "Verity", eine schottische Aristokratin, und die Pilotin und Funkerin Maddie, ein Arbeitermädchen aus Manchester, werden während des Zweiten Weltkriegs zu Freundinnen - eine Freundschaft, die zu anderen Zeiten nicht möglich gewesen wäre, denn ihre Wege hätten sich nie gekreuzt.
Jede der beiden geht mutig ihren Aufgaben im Kampf auf Seiten der Alliierten vor. Doch im Oktober 1943 misslingt eine geheime Mission, als sie zusammen im Flug über Frankreich angeschossen werden. Verity kann das Flugzeug per Fallschirm verlassen und wird anschließend von der Gestapo aufgegriffen und gefangen genommen. Sie weiß nicht, ob Maddie notlanden konnte und den Angriff überlebt hat. In Gefangenschaft schreibt Verity ihr Geständnis und wird unter Folter gezwungen, Geheimnisse zu verraten. Während sie möglichst lange schreibt, um ihre Hinrichtung aufzuschieben, lässt sie sich von ihren Peinigern nicht einschüchtern und gibt die Hoffnung nicht auf, dass ihre Freundin überlebt hat.

Die Geschichte beginnt mit den Worten von Verity, während sie ihren Bericht für die Gestapo schreibt. In Rückblenden erfährt man aus ihrer Erzählung, wie sie Maddie kennengelernt hat und einige wenige Details aus ihrem Leben als Geheimagentin. Sie bezeichnet sich dabei selbst als Feigling und Verräterin, was allerdings nicht zu ihrem mutigen Verhalten gegenüber ihren Folterern passt. So werden Zweifel geschürt, wie viel von ihrem Bericht der Wahrheit entspricht und ob ihre Informationen für die Deutschen tatsächlich wertvoll sind. Eine zweite Perspektive, die später ebenfalls in Form eines Berichts einsetzt, geben noch mehr Details preis und schließen den Kreis zu dem, was Verity erwähnte.

Der Plot um zwei junge Frauen, die im Kriegseinsatz mutig Aufgaben übernehmen, die Männern vorbehalten waren, die eine Freundschaft knüpfen, die dramatisch mit einer Gefangenschaft durch die Gestapo endet, hat Potenzial für eine spannende und emotionale Geschichte vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs.

Die Art der Erzählweise als nacherzählter Bericht, der eingangs kindlich anmutet und der ein aktives Miterleben der Geschichte von Verity und Maddie verhindert, ist allerdings wenig einnehmend. Die Erzählung von Verity ist sprunghaft und willkürlich. Sie schreibt das nieder, was ihr gerade einfällt, unabhängig davon, ob es für die Geschichte oder für die Gestapo wichtig ist. Der Wechsel aus den Erlebnissen in Gefangenschaft und ihrem Geständnis ist genauso willkürlich und kaum von einander zu unterscheiden.
Die Sicht von Maddie ist einnehmender und lebendiger. Zudem sorgen offene Fragen nach einer möglichen Rettung von Verity und der Fortsetzung der geplanten Mission für Momente der Spannung. Zu viele Zufälle lassen die Ereignisse in Frankreich reichlich unwahrscheinlich erscheinen, zumal es an Erklärungen fehlt, wer warum auf Seiten der Résistance kämpft.

Die Geschichte über die Freundschaft von Verity und Maddie kommt in der gesamten Handlung kaum zum Tragen. Die wenigen Beschreibungen über erste Begegnungen und vage gemeinsame Erlebnisse reichen nicht aus, um tatsächlich eine enge Bindung zwischen den beiden zu spüren. Das dramatische Ende ist als Totschlagargument nicht wirklich überzeugend.

Die Handlung ist gerade in der ersten Hälfte unwahrscheinlich zäh und wiederholt sich auch später in retardierenden Gedanken der Hauptfiguren. Die Erwähnung verschiedenster Flugzeugtypen trägt darüber hinaus nicht dazu bei, die Geschichte lebendiger zu gestalten. Verity ist eine zwiespältige Figur, bei der man erst später erkennt, warum sie so handelt. Das tröstet jedoch nicht darüber hinweg, dass ihr Geständnis in Prosaform, gespickt mit Anekdoten, nicht fesseln kann.
Ein anderer Aufbau dieser Geschichte hätte aus "Code Name Verity" eine spannende und dramatische Geschichte über mutige Heldinnen und starke Frauen, die während des Krieges für Frieden und Freiheit kämpfen, machen können. So ist es ein Durcheinander aus einzelnen Erzählfragmenten mit nur wenigen verbindenden Momente von Verity und Maddie.

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Veröffentlicht am 18.08.2023

Abstruse Mischung aus Kriminalroman und Romanze - wirklich ideenreich, aber realitätsfern und mit Logikfehlern

Liebe knistert wie Brausepulver
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Kurz nach der Beförderung zur persönlichen Assistentin der Chefin einer Firma für Innendesign in München erhält Valerie die Nachricht, dass ihre geliebte Großtante Berenike nach einem Herzinfarkt im Koma ...

Kurz nach der Beförderung zur persönlichen Assistentin der Chefin einer Firma für Innendesign in München erhält Valerie die Nachricht, dass ihre geliebte Großtante Berenike nach einem Herzinfarkt im Koma liegt und sie die Vollmacht über Berenikes Angelegenheiten erhalten hat. In Sorge fährt Valerie kurzerhand nach Berlin, kann ihre Großtante aufgrund eines hochansteckenden Virus, das im Krankenhaus grassiert, allerdings nicht besuchen. Stattdessen widmet sie sich Berenikes Café, das sie offenbar nur stiefmütterlich betrieben hat. Voller Elan backt Valerie Schokoladenkuchen und serviert Frühstück, ist jedoch zunehmend irritiert von allerlei Ungereimtheiten und kryptischen Nachrichten ihrer Großtante.
Der frühere Gentlemandieb Niklas kümmert sich als alleinerziehender Vater um seine zwei Söhne in Hamburg, als er von seiner Vergangenheit eingeholt wird. Er soll einen letzten Coup wagen und wird dafür für einen Gemäldediebstahl von seiner ihm unbekannten Auftraggeberin nach Berlin zitiert. An dem vereinbarten Treffort stößt er auf Valerie, die sich ihm als Aushilfe in dem Café vorstellt und offenbar ahnungslos in Bezug auf seinen geheimen Auftrag ist.

In "Liebe knistert wie Brausepulver" steht weniger die Entwicklung einer Liebesbeziehung im Vordergrund, als vielmehr das Geheimnis um Großtante Berenike und ihr Café sowie Niklas, der gezwungen wird, ein letztes Mal einen Kunstraub zu begehen.
Die Geschichte wird dabei abwechselnd aus den Perspektiven der beiden Hauptfiguren Valerie und Niklas geschildert. Sie ist abwechslungsreich und unterhaltsam, aber auch sehr abenteuerlich geschildert. Neben der recht speziellen Untergrundtätigkeit von Niklas und Valeries Großtante, bei der es sich ohne Zweifel um die unbekannte XX handeln muss, ist die Geschichte auch durch einige Logikfehler nicht ganz ernst zu nehmen.

Das Buch ist eine lebendige Geschichte zwischen Romanze und Kriminalroman, will aber in Bezug auf kein Genre so richtig zu zünden. Zu seicht und vorhersehbar mangelt es der Geschichte an Spannung, hat aber aufgrund ihres Ideenreichtums und der vielfältigen individuellen Charaktere aber dennoch ihren Reiz und Charme. Dennoch muss man gehörige Abstriche an die Logik und Schlüssigkeit der Geschichte machen. In wenigen Tagen ereignet sich viel zu viel und die Motive der Charaktere bleiben dabei auf der Strecke.

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