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Veröffentlicht am 30.08.2024

Bunt, lecker, ohne Fleisch

Veggie for Family
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Das Buch unterstützt alle, die weniger Fleisch essen wollen, genauso, wie jene, die vegetarisch oder vegan leben. Es startet mit einer kleinen Lebensmittelkunde und behandelt hier auch Fragen, die etwas ...

Das Buch unterstützt alle, die weniger Fleisch essen wollen, genauso, wie jene, die vegetarisch oder vegan leben. Es startet mit einer kleinen Lebensmittelkunde und behandelt hier auch Fragen, die etwas tiefer gehen, ohne langweilig zu werden. Die Tipps und Erklärungen sind gut verständlich. Nachhaltigkeit wird ebenso erwähnt, wie die Schwierigkeiten von veganer Ernährung bei Kindern.

Die Rezepte sind in die Jahreszeiten unterteilt. Dazu kommt ein Kapitel Das schmeckt immer. Besonders erwähnenswert sind aber die Infos zur Ernährung und auf was man besonders bei Kindern achten muss. Das finde ich super wichtig, denn Mangelerscheinungen bei Kindern sind noch gefährlicher, als bei Erwachsenen. So plädiert das Buch für wirklich gesunde Ernährung. Das geht ohne Fleisch tatsächlich super lecker. Anfang und Ende des Buches sind somit sehr wissenswerte Theorie, gut lesbar und hilfreich.

Es wird vom Frühstück bis zum Dessert alles bedacht und für jeden Geschmack findet sich reichlich fleischloser Genuss. Herrlich finde ich, wie klassische Rezepte neu interpretiert werden und wie z.B. beim Sushi-Sandwich Gerichte einfach mal anders serviert werden. Die Gerichte sind häufig an die internationale Küche angelehnt. Beim Essen mit Freunden kann man die Gäste mit Gerichten begeistern, die sie gar nicht an vegetarische Küche denken lassen. Mit Kohlrabischnitzel hatte ich vor Jahren auch meinen Mann ein bisschen ausgetrickst. Und wenn mal jemand ganz stur sein Schnitzel beim Essen haben muss, kann man ganz viele der Gerichte auch als Beilage servieren. Das ist zwar fast zu schade, aber für den Kompromiss macht man ja gern mal vieles.

Es ist der klassische Rezept-Aufbau mit Zutatenliste und Arbeitsschritten. Zusätzlich gibt es noch Angaben zu Personenzahl, Zubereitungszeit (ich lege gern noch die Hälfte drauf, weil ich in der Küche nicht auch noch hetzen mag und die Zeiten bei mir einfach nie hinhauen) und für alle, die Wert darauf legen, auch noch die Nährwerte. Da es auch Frittiertes gibt, sollte man nicht davon ausgehen, dass alles kalorienarm und fettarm ist. Vegetarisch ist lecker, aber nicht immer auch automatisch super gesund. Natürlich wird gelegentlich auch mit Tofu gearbeitet, was ich persönlich einfach unlecker finde. Doch gibt es auch jede Menge Rezepte, die genau meinen Geschmack treffen und ohne dieses (und andere für mich unangenehme) Lebensmittel auskommen. Ansonsten sind die Zutaten i.d.R. auch absolut einfach beizubekommen. Und ja, der Titel ist Programm, denn es finden sich Rezepte für alle, von klein bis groß, für jeden eben. Vielleicht sollte man das Buch keinem absoluten Kochanfänger schenken. Alle anderen werden mit Leichtigkeit Lebensmittel austauschen und ersetzen können oder wie ich, einfach weglassen. Der Kartoffelsalat mit Radieschen ist lecker, aber ich mag einfach kein Radieschengrün essen, also lasse ich es weg und gebe dafür ein wenig grünes Pesto an den Salat. Die Rezepte sind im wahrsten Sinne des Wortes bunt und farbenfroh und mein Herz schlägt schon deshalb höher, weil es für alle auch ein Foto gibt. So macht das Laune! Gerade weil keine abgehobenen Experimente gemacht wurden und die Gerichte recht bodenständig sind, gefällt mir das Buch. Der Aufwand hält sich immer ganz gut in Grenzen, die Schwierigkeit ebenfalls. Ganz klar fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 21.08.2024

Guten fleischlosen Appetit!

kali orexi
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Ein Kochbuch ganz nach meinem Geschmack! Und damit meine ich nicht nur die griechische Küche, sondern auch die Philosophie, mit der Kon Karapanogiotidis ans Kochen herangeht. Er lädt den Leser dazu ein, ...

Ein Kochbuch ganz nach meinem Geschmack! Und damit meine ich nicht nur die griechische Küche, sondern auch die Philosophie, mit der Kon Karapanogiotidis ans Kochen herangeht. Er lädt den Leser dazu ein, mit dem zu kochen, was gerade da ist. Vor allem aber erinnert er an das, was wir so gern vergessen, nämlich Achtsamkeit. Und zwar für uns, für andere Menschen und Kulturen und die Lebensmittel. Dennoch oder gerade deshalb soll Kochen auch Freude und Spaß machen. Seine fünf Säulen für die gute Küche sind Leidenschaft, Neugier, Geduld, Übung und Pragmatismus. Daher darf das Kochbuch auch nach Kochbuch aussehen, Eselsohren und Flecken bekommen. Und bei mir bekommt es auch noch handschriftliche Einträge und Anmerkungen!

Der theoretische Teil am Anfang ist super informativ und hilfreich. Einiges ist nicht neu, aber vielleicht doch etwas in Vergessenheit geraten. Die Aufzählung und Erklärung einiger griechischer Lebensmittel gefällt mir besonders gut. Danach folgen die Kapitel Mezze & kleine Gerichte; Salate; Suppen & Gemüsegerichte; Pasteten, Teigtaschen & Brot; Nudeln, Reis & Hülsenfrüchte; Desserts, Gebäck & Kaffee. Am Ende gibt es dann noch weitere tolle Informationen, beispielsweise Tipps rund um Küche & Garten und alternative Zutaten. Dieses Buch ist also ein Rundumsorglospaket!

Die Rezepte selbst sind abwechslungsreich und schon beim Lesen appetitanregend. Der Name des Gerichtes wird jeweils in griechischer Schrift, auf Griechisch in gewöhnlicher Schrift und auf Deutsch angegeben. Es folgen auf der linken Seite die Zutaten aufgelistet, daneben dann einige Zeilen zum Gericht, dann die Zubereitungsschritte, die gut und klar verständlich sind. Statt Nährwertangaben gibt es Anregungen für eine vegane Version, eine glutenfreie Version und Tipps zur Resteverwertung. Das finde ich persönlich wesentlich interessanter. Die Fotos zu den Gerichten sind traumhaft schön in ihrer Einfachkeit. Kein Chichi drumrum, einfach nur ein Teller oder eine Platte mit der Speise, so als wäre man bei der Familie zu Hause. So richtig gemütlich! Bei fast jedem Gericht gibt es diese tollen Bilder. Die Ausnahmen finden sich z.B. bei Dips, allerdings kann ich da auch auf die Fotos weitestgehend verzichten. Die Schwierigkeitsgrade variieren, allerdings erscheint mir kein Rezept so aufwändig, dass ich mich nicht daran wage.

Hin und wieder sind längere Texte eingefügt. Diese sind dann auch farbig hinterlegt, quasi auf farbigem Papier geschrieben. Dazu gibt es das jeweilige Thema auffassende Fotos oder auch Fotos, die gemeinsame Mahlzeiten zeigen. Für mich ist das Buch viel mehr als ein vegetarisches Kochbuch. Es ist Lebensphilosophie und Urlaub, Genuss und Gefühl. Ich vermisse als Flexitarier hier das Fleisch kein bisschen. Der Titel ist somit Programm, denn kali orexi bedeutet Guten Appetit! Fünf Sterne!

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Veröffentlicht am 21.08.2024

Sündenbock

Aus dem Haus
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Ganz klar, das Haus in Kassel ist schuld an allem, das nicht so läuft, wie es soll. Stimmt doch! Oder doch nicht? Die namenlose Ich-Erzählerin schildert herrlich ironisch die Ereignisse, wie sie waren ...

Ganz klar, das Haus in Kassel ist schuld an allem, das nicht so läuft, wie es soll. Stimmt doch! Oder doch nicht? Die namenlose Ich-Erzählerin schildert herrlich ironisch die Ereignisse, wie sie waren oder zumindest vom einen oder anderen Familienmitglied gesehen wurden. Wie sich eins ans andere reiht, klingt nicht nur wahnwitzig, sondern ergibt in erschreckender Weise auch noch Sinn. Dabei legt sie auch in jede große oder kleine Wunde des Lesers oder Hörers ihren Finger und sorgt dafür, dass man es körperlich spürt, was sie sagen möchte. Das ist gleichermaßen gemein wie auch genial.

Man kann es ganz schlecht in Worte fassen, was man da so hört oder liest. Es plätschert scheinbar belanglos so vor sich hin. Vieles erkennt man wieder, anderes ist unfassbar und dann ist da auch noch das eine oder andere, das richtig an die Nieren geht. Aber genau diese Dinge mag ich. Wenn ich emotional so tief hineingezogen werde, dann ist ein Buch richtig gut.

Es ist klar, dass es hier nicht rein um ein Gebäude geht. Das Haus, das ist hier auch das Familiengefüge. Es wird zum Platzhalter für alles, was man nicht anders formulieren mag. Und solche Dinge gehen einfach tief, da sie nie ohne Schmerz funktionieren. Die Mutter will zurück nach Baden-Württemberg, in die Bergstraße, raus aus Hessen, weg von Kassel. Damit könnte sie auch die Familie ihres Mannes auf Abstand bekommen und darum geht es, meiner Meinung nach, viel mehr, als um das unselige Haus, das zur Manifestation aller Probleme wird. Da wundert es nicht, dass der Auszug dann problematisch verläuft und man ihn irgendwie dann doch umgehen, verhindern möchte. Das alles funktioniert jedoch nicht immer und überall, es muss in den 1980ern und 1990ern seine Glanzzeit haben, sonst wirken die Sprüche nicht. Und das ist wohl auch mit ein wichtiger Punkt für die Zielgruppe der Leserschaft. Wer diese Zeit nicht miterlebt hat, wird nicht komplett nachempfinden können, was zwischen den Zeilen geschrieben steht und abgeht. Man belügt sich selbst und wahrt nach außen den Schein, man schiebt Gründe und Schuld hin und her, nimmt aber niemals etwas auf die eigene Kappe. Kann das gut gehen? Natürlich nicht! Aber es liest und hört sich super. Ich hatte emotionale Achterbahnfahrten und gute Unterhaltung. Mir ist das fünf Sterne wert.

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Veröffentlicht am 16.07.2024

Das irische Mädchen und der amerikanische Ex-Cop

Feuerjagd
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Der Sommer in Ardnakelty in Irland ist unerträglich heiß. Die Farmer fürchten um ihre Ernten und die Nerven liegen blank. Trey ist 15 und nicht sehr begeistert, dass ihr Vater nach vier Jahren wieder ...

Der Sommer in Ardnakelty in Irland ist unerträglich heiß. Die Farmer fürchten um ihre Ernten und die Nerven liegen blank. Trey ist 15 und nicht sehr begeistert, dass ihr Vater nach vier Jahren wieder aufgetaucht ist. Sie hat sich mit dem Expolizisten Cal angefreundet und von ihm viel über das Schreinern gelernt. Der Fremde, den ihr Vater mitgebracht hat, bringt das Dorf in Aufruhr, ebenso seine Idee, mit ihm an das große Geld zu kommen. Trey spürt, dass Gefahr droht, und nutzt ihr Wissen auf ihre Weise.

Obwohl es nicht die Südstaaten sind, erinnert mich dieser Thriller an die Bücher von Joe R. Lansdale. Die Figuren sind ebenso lebendig und in unaussprechlichen Situationen, kämpfen sich gegen alle Widrigkeiten durchs Leben und sind dabei nicht zimperlich. French trägt keine Samthandschuhe, hat es aber auch nicht nötig, jede brutale Szene bis ins Detail zu beschreiben. Das Ungesagte ist bei ihr dennoch klar und deutlich vernehmbar. Wie Lansdale legt auch sie den Finger in die Wunde und zeigt Kritik an der Gesellschaft. Die Kraft dieses Thrillers ist umwerfend. Diese Autorin zeigt, dass Frauen mindestens so gut schreiben können, wie Männer. Auch Thriller!

Erst nach Beenden des Werkes wurde ich darauf aufmerksam, dass dies im Grunde ein zweiter Band ist. Das hat mich erstaunt, denn ich hatte an keiner Stelle das Gefühl, dass mir Wissen fehlt, das für das Verständnis wichtig wäre. Die Figuren sind herrlich lebensecht angelegt, sodass sie vor meinem geistigen Auge sofort Form annahmen. So sehr ich viele davon mag, die Nervenenden zeigen immer an, vorsichtig zu bleiben und niemandem außer Cal volles Vertrauen zu schenken. Man spürt, dass jeder in der Gegend irgendetwas zu verbergen hat und weiß nie genau, wer ein falsches Spiel treibt. Das hält die Spannung natürlich durchweg hoch. Die Geschichte entwickelt sich in einem sehr angenehmen Tempo. Längen entstehen nicht. Die Story macht auf Anhieb süchtig und man will unbedingt dranbleiben, kann kaum aufhören. Das ist ohne Frage ein deutliches Indiz für hohe Qualität!

Das Niveau der Sprache ist den Figuren angepasst. Die Autorin hat eine sehr gute Beobachtungsgabe und ein Auge für Details, die eine wichtige Rolle spielen, verliert sich aber darin nicht. Bei ihr braucht es keine Zufälle oder zurechtgebogene Geschehnisse, um Wendungen und Knalleffekte zu erzielen. Fast möchte ich sagen, der natürliche Verlauf der Ereignisse schafft das ganz von alleine. Man hat das Gefühl, das Dorf und die Dorfgemeinschaft so gut zu kennen, wie die eigene im realen Leben. So mag ich das und das wird dann eben auch mit fünf Sternen belohnt.

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Veröffentlicht am 16.07.2024

Hubert, Linda, Ewa und der Rest der Welt

Der Bademeister ohne Himmel
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Die 15jährige Linda möchte sich eigentlich das Leben nehmen, aber zwei Menschen halten sie davon ab, ohne es zu wissen. Das ist ihr einziger Freund, Kevin, der mit der Tatsache, dass die Welt zerstört ...

Die 15jährige Linda möchte sich eigentlich das Leben nehmen, aber zwei Menschen halten sie davon ab, ohne es zu wissen. Das ist ihr einziger Freund, Kevin, der mit der Tatsache, dass die Welt zerstört wird, nicht umgehen kann und Hubert, ein Bademeister im Ruhestand, Ende Achtzig, mit vorangeschrittener Demenz. Linda entlastet drei Mal die Woche nachmittags die polnische Pflegekraft Ewa. Ewa hat ein großes Herz, ist aber manchmal ein bisschen unsensibel, findet Linda, die Hubert lieber nicht sagt, dass seine Frau vor sieben Jahren gestorben ist, wenn er sie sucht, sondern erklärt, sie sei beim Einkauf. Der Teenager tut sowohl dem Patienten, als auch der Tochter und nicht zuletzt der Pflegerin gut mit der frischen, liebevollen und humorvollen Art. Doch die Zeit bleibt leider nicht stehen!

Petra Pellini ist hier ein so unsagbar wunderschönes Buch gelungen, dass ich es kaum in Worte fassen kann. Sie stellt hier zwei komplett gegensätzliche Leben gegenüber, deren Mittelachse eine polnische Pflegekraft mit ihrer ganz eigenen bewegenden Geschichte bildet. Drumherum kreist der Nachtfalter, die Tochter von Herbert, die nicht loslassen kann und will, dabei aber nicht selten herzloser wirkt, als sie tatsächlich ist. Das ganze Gebilde ist gleichzeitig fest und haltgebend, aber auch fragil und wackelig. Vor allem aber triggert es mich enorm. Doch empfinde ich es auf diese Weise als tröstlich, heilend und helfend. Dafür danke ich der Autorin aus allertiefstem Herzen!

Die Figuren sind wunderbar klar gezeichnet und in der Hörbuchversion gibt Marie-Isabel Walke jeder über die Erzählfigur Linda eine unfassbar gut gelungene Stimme. Besonders Ewa ist einfach entzückend dargestellt. Ich habe alle, einschließlich des Nachtfalters, ganz tief ins Herz geschlossen! Das Vergessen belastet natürlich alle sehr. Wie man damit umgehen kann, das lässt Pellini ihre Protagonistin Linda mit einer Kraft zeigen, die nur Teenager haben. Auch die Belastungen, die Pflegekräfte, die rund um die Uhr im Einsatz sind, haben, werden einfühlsam, aber deutlich, gezeigt. Das alles zusammen ergibt ein kleines Universum, das sich ständig neu formiert, aber insgesamt immer gleich bleibt.

Leider gerät dieses Universum aus der Bahn. Ohne zu viel zu verraten möchte ich sagen, dass ich nichts dagegen tun konnte, dass die Tränen liefen. Die Ereignisse überschlagen sich und kommen doch so, wie man es eigentlich schon kommen sah. Wie man mit dieser neuen Situation dann umgehen kann, zeigt Pellini mit ihren Romanfiguren auf ebenso realistische, wie wunderschöne Art. Es gibt kein Falsch, nur unterschiedliche Formen von richtig. Eine Aussage, die schöner nicht sein könnte.

Für mich eines der schönsten Bücher des Jahres und auf alle Fälle eines, das mich bewegt, die Seele zum Klingen bringt und in meinem Herzen bleibt. Fünf Sterne und eine herzliche Leseempfehlung!

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