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Veröffentlicht am 16.07.2024

Das irische Mädchen und der amerikanische Ex-Cop

Feuerjagd
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Der Sommer in Ardnakelty in Irland ist unerträglich heiß. Die Farmer fürchten um ihre Ernten und die Nerven liegen blank. Trey ist 15 und nicht sehr begeistert, dass ihr Vater nach vier Jahren wieder ...

Der Sommer in Ardnakelty in Irland ist unerträglich heiß. Die Farmer fürchten um ihre Ernten und die Nerven liegen blank. Trey ist 15 und nicht sehr begeistert, dass ihr Vater nach vier Jahren wieder aufgetaucht ist. Sie hat sich mit dem Expolizisten Cal angefreundet und von ihm viel über das Schreinern gelernt. Der Fremde, den ihr Vater mitgebracht hat, bringt das Dorf in Aufruhr, ebenso seine Idee, mit ihm an das große Geld zu kommen. Trey spürt, dass Gefahr droht, und nutzt ihr Wissen auf ihre Weise.

Obwohl es nicht die Südstaaten sind, erinnert mich dieser Thriller an die Bücher von Joe R. Lansdale. Die Figuren sind ebenso lebendig und in unaussprechlichen Situationen, kämpfen sich gegen alle Widrigkeiten durchs Leben und sind dabei nicht zimperlich. French trägt keine Samthandschuhe, hat es aber auch nicht nötig, jede brutale Szene bis ins Detail zu beschreiben. Das Ungesagte ist bei ihr dennoch klar und deutlich vernehmbar. Wie Lansdale legt auch sie den Finger in die Wunde und zeigt Kritik an der Gesellschaft. Die Kraft dieses Thrillers ist umwerfend. Diese Autorin zeigt, dass Frauen mindestens so gut schreiben können, wie Männer. Auch Thriller!

Erst nach Beenden des Werkes wurde ich darauf aufmerksam, dass dies im Grunde ein zweiter Band ist. Das hat mich erstaunt, denn ich hatte an keiner Stelle das Gefühl, dass mir Wissen fehlt, das für das Verständnis wichtig wäre. Die Figuren sind herrlich lebensecht angelegt, sodass sie vor meinem geistigen Auge sofort Form annahmen. So sehr ich viele davon mag, die Nervenenden zeigen immer an, vorsichtig zu bleiben und niemandem außer Cal volles Vertrauen zu schenken. Man spürt, dass jeder in der Gegend irgendetwas zu verbergen hat und weiß nie genau, wer ein falsches Spiel treibt. Das hält die Spannung natürlich durchweg hoch. Die Geschichte entwickelt sich in einem sehr angenehmen Tempo. Längen entstehen nicht. Die Story macht auf Anhieb süchtig und man will unbedingt dranbleiben, kann kaum aufhören. Das ist ohne Frage ein deutliches Indiz für hohe Qualität!

Das Niveau der Sprache ist den Figuren angepasst. Die Autorin hat eine sehr gute Beobachtungsgabe und ein Auge für Details, die eine wichtige Rolle spielen, verliert sich aber darin nicht. Bei ihr braucht es keine Zufälle oder zurechtgebogene Geschehnisse, um Wendungen und Knalleffekte zu erzielen. Fast möchte ich sagen, der natürliche Verlauf der Ereignisse schafft das ganz von alleine. Man hat das Gefühl, das Dorf und die Dorfgemeinschaft so gut zu kennen, wie die eigene im realen Leben. So mag ich das und das wird dann eben auch mit fünf Sternen belohnt.

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Veröffentlicht am 16.07.2024

Hubert, Linda, Ewa und der Rest der Welt

Der Bademeister ohne Himmel
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Die 15jährige Linda möchte sich eigentlich das Leben nehmen, aber zwei Menschen halten sie davon ab, ohne es zu wissen. Das ist ihr einziger Freund, Kevin, der mit der Tatsache, dass die Welt zerstört ...

Die 15jährige Linda möchte sich eigentlich das Leben nehmen, aber zwei Menschen halten sie davon ab, ohne es zu wissen. Das ist ihr einziger Freund, Kevin, der mit der Tatsache, dass die Welt zerstört wird, nicht umgehen kann und Hubert, ein Bademeister im Ruhestand, Ende Achtzig, mit vorangeschrittener Demenz. Linda entlastet drei Mal die Woche nachmittags die polnische Pflegekraft Ewa. Ewa hat ein großes Herz, ist aber manchmal ein bisschen unsensibel, findet Linda, die Hubert lieber nicht sagt, dass seine Frau vor sieben Jahren gestorben ist, wenn er sie sucht, sondern erklärt, sie sei beim Einkauf. Der Teenager tut sowohl dem Patienten, als auch der Tochter und nicht zuletzt der Pflegerin gut mit der frischen, liebevollen und humorvollen Art. Doch die Zeit bleibt leider nicht stehen!

Petra Pellini ist hier ein so unsagbar wunderschönes Buch gelungen, dass ich es kaum in Worte fassen kann. Sie stellt hier zwei komplett gegensätzliche Leben gegenüber, deren Mittelachse eine polnische Pflegekraft mit ihrer ganz eigenen bewegenden Geschichte bildet. Drumherum kreist der Nachtfalter, die Tochter von Herbert, die nicht loslassen kann und will, dabei aber nicht selten herzloser wirkt, als sie tatsächlich ist. Das ganze Gebilde ist gleichzeitig fest und haltgebend, aber auch fragil und wackelig. Vor allem aber triggert es mich enorm. Doch empfinde ich es auf diese Weise als tröstlich, heilend und helfend. Dafür danke ich der Autorin aus allertiefstem Herzen!

Die Figuren sind wunderbar klar gezeichnet und in der Hörbuchversion gibt Marie-Isabel Walke jeder über die Erzählfigur Linda eine unfassbar gut gelungene Stimme. Besonders Ewa ist einfach entzückend dargestellt. Ich habe alle, einschließlich des Nachtfalters, ganz tief ins Herz geschlossen! Das Vergessen belastet natürlich alle sehr. Wie man damit umgehen kann, das lässt Pellini ihre Protagonistin Linda mit einer Kraft zeigen, die nur Teenager haben. Auch die Belastungen, die Pflegekräfte, die rund um die Uhr im Einsatz sind, haben, werden einfühlsam, aber deutlich, gezeigt. Das alles zusammen ergibt ein kleines Universum, das sich ständig neu formiert, aber insgesamt immer gleich bleibt.

Leider gerät dieses Universum aus der Bahn. Ohne zu viel zu verraten möchte ich sagen, dass ich nichts dagegen tun konnte, dass die Tränen liefen. Die Ereignisse überschlagen sich und kommen doch so, wie man es eigentlich schon kommen sah. Wie man mit dieser neuen Situation dann umgehen kann, zeigt Pellini mit ihren Romanfiguren auf ebenso realistische, wie wunderschöne Art. Es gibt kein Falsch, nur unterschiedliche Formen von richtig. Eine Aussage, die schöner nicht sein könnte.

Für mich eines der schönsten Bücher des Jahres und auf alle Fälle eines, das mich bewegt, die Seele zum Klingen bringt und in meinem Herzen bleibt. Fünf Sterne und eine herzliche Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 02.07.2024

Lesen und kochen

Italien - unsere Liebe
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Bei diesem Buch hat man sowohl eine Hommage an Italien als Urlaubsland, als auch eine Rezeptsammlung. Es sind hauptsächlich die Klassiker, aber auch ein paar Spezialitäten aus den unterschiedlichen Regionen ...

Bei diesem Buch hat man sowohl eine Hommage an Italien als Urlaubsland, als auch eine Rezeptsammlung. Es sind hauptsächlich die Klassiker, aber auch ein paar Spezialitäten aus den unterschiedlichen Regionen dieses wunderschönen Landes und seiner Küche.

Die Texte machen unfassbar viel Spaß zu lesen. Sie sind herzlich, liebevoll, lustig und so zutreffend und dennoch informativ. Sie drehen sich um all das, was für uns typisch Italien ist, auch wenn es, wie z.B. Spaghetti Bolognese und Pizza Hawaii eher Touristen-Erfindungen sind. Das echte Italien, die Mentalität der Italiener, Kaffee-Rituale, Käse, Tomaten, Speisen, Gewürze und auch Kochbücher – kein Thema bleibt unbesprochen. Gekrönt wird das Ganze dann mit Fotos aus den 60er, 70er,80er und 90er Jahre. Nostalgie pur, aber auch Glücksgefühl ohne Ende. Ja, es kommt ganz eindeutig rüber, welche große Rolle Italien schon so lange für uns Deutsche spielt.

Ein ganz besonderer Gag ist die Playlist mit Songs aus und um Italien. Die kann sogar gedownloadet werden, wenn man möchte. Ich hatte sofort wieder die Italo Super Hits meiner Jugend im Ohr!

Die Rezepte sind relativ spärlich gesät. Jedenfalls wenn man ein klassisches Kochbuch erwartet. Der Aufbau ist im bewährten Stil mit Zutatenliste und Arbeitsschritten. Letztere sind knapp, aber gut erklärt. Angaben zu Nährwerten und Zeitaufwand wurden weggelassen. Die Menge an Portionen, die ein Rezept ergibt, ist angemerkt. Meist liegen diese bei 4-6 Portionen, selten mehr oder weniger. Die Zutaten sind nicht allzu exotisch und gut zu bekommen, sieht man mal von ein paar Ausnahmen, wie z.B. frische Meeresfrüchte und weißer Trüffel ab.

Stefan Maiwald fasst wunderbar zusammen, wie sehr Italien in unseren Herzen ist. Kein Wunder, hat er doch in Italien die Frau fürs Leben gefunden und kennt und lebt den Italy Way of Life. Dieses Buch ist großartig! Fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 02.07.2024

Kurz und ultra-hart

VIEWS
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Lena Palmer ist spurlos verschwunden. Die 16jährige war wohl per Anhalter auf dem Weg zu ihrem Freund, von dem ihr Vater nichts wissen durfte. Die Polizei hat keine brauchbare Spur. Doch da taucht ein ...

Lena Palmer ist spurlos verschwunden. Die 16jährige war wohl per Anhalter auf dem Weg zu ihrem Freund, von dem ihr Vater nichts wissen durfte. Die Polizei hat keine brauchbare Spur. Doch da taucht ein Video im Internet auf, das alles ändert. Es ist so verstörend, dass Yasira Saad, BKA-Kommissarin mit Migrationshintergrund und Tochter in Lenas Alter, weiß, dass sie den Fall enorm schnell lösen muss, wenn sie das Schlimmste vermeiden will. Das ist allerdings riskant für alle.

Uff! Harter Tobak. Vor allem, weil es gar nicht so fiktiv ist, wie man sich wünschen würde. So viele Themen, die hier mit eingewebt wurden, die aktuell sind und auch immer bleiben werden, so viel gesagte und ungesagte Gewalt, so viel düstere Zukunftsaussichten, da hat man viel zu verarbeiten! Marc-Uwe Kling hat hier alle Register gezogen und mit einer fast schon stichwortartigen Sprache ganz viele heiße Eisen angepackt und einen Thriller geschrieben, der mich massiv schockiert. Mit der Erzählart hält er Abstand und schützt auch den Leser ein bisschen davor, zu nahe dran zu sein. Dennoch lässt er mich in ein tiefes, schwarzes Loch blicken, dessen Ende nicht zu erkennen ist.

So endet die Story auch mehr oder weniger abrupt. Fehlt etwas? Meiner Meinung nach nichts und alles. Wie das gehen kann? Zu viel möchte ich nicht verraten, aber diese Geschichte kann nicht abgeschlossen werden, weil die Technik und das www das nicht zulassen. Klingt seltsam? Nun, es ist eher verdammt realitätsnah und genau deshalb beängstigend.

Ja, klar, ich hätte auch gerne gewisse Dinge noch gelesen, um nachts ruhig schlafen zu können. Enttäuscht bin ich dennoch nicht, nur beunruhigt und gar nicht mal so wenig verängstigt. Nicht nur, dass es schon jetzt kaum noch möglich ist, Fake zu erkennen, was dadurch ausgelöst werden kann (und mit Sicherheit auch wird), ist für mich schlimmer, als jede bisher existierende Katastrophe.

Es gibt keine Längen, die Spannung ist durchweg hoch, Atempausen gibt es auch keine, dafür aber jede Menge Wendungen und Schocker, gewürzt mit sehr gut dosiertem Kling‘schem Humor an den richtigen Stellen. Die Figuren sind sehr klar gezeichnet, wozu Kling nicht viele Worte brauchte. Ihre Aktionen und Reaktionen lassen sie dreidimensional vor dem geistigen Auge Form annehmen. Auch politisch ist dieser Thriller hochbrisant.

Mir hat das Buch so sehr gefallen, dass ich auch das Hörbuch gehört habe. Kling liest es selbst ein und das mag ich i.d.R. sehr gern. Auch hier kommt dabei deutlich und klar rüber, wie der Autor empfindet, empfunden hat und seine Figuren und auch die Leser empfinden lassen möchte. Meiner Meinung nach kann das der Autor immer am besten. Der Hammer ist, dass die Story auch dann noch fesselt und betroffen macht, wenn man sie schon kennt. Ganz groß!

Einfach lesen oder auch hören, wirken lassen und wie im richtigen Leben akzeptieren, dass manche Dinge weder gut ausgehen können noch jemals abgeschlossen sein werden. Fünf Sterne!

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Veröffentlicht am 02.07.2024

Kurz und ultra-hart

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Lena Palmer ist spurlos verschwunden. Die 16jährige war wohl per Anhalter auf dem Weg zu ihrem Freund, von dem ihr Vater nichts wissen durfte. Die Polizei hat keine brauchbare Spur. Doch da taucht ein ...

Lena Palmer ist spurlos verschwunden. Die 16jährige war wohl per Anhalter auf dem Weg zu ihrem Freund, von dem ihr Vater nichts wissen durfte. Die Polizei hat keine brauchbare Spur. Doch da taucht ein Video im Internet auf, das alles ändert. Es ist so verstörend, dass Yasira Saad, BKA-Kommissarin mit Migrationshintergrund und Tochter in Lenas Alter, weiß, dass sie den Fall enorm schnell lösen muss, wenn sie das Schlimmste vermeiden will. Das ist allerdings riskant für alle.

Uff! Harter Tobak. Vor allem, weil es gar nicht so fiktiv ist, wie man sich wünschen würde. So viele Themen, die hier mit eingewebt wurden, die aktuell sind und auch immer bleiben werden, so viel gesagte und ungesagte Gewalt, so viel düstere Zukunftsaussichten, da hat man viel zu verarbeiten! Marc-Uwe Kling hat hier alle Register gezogen und mit einer fast schon stichwortartigen Sprache ganz viele heiße Eisen angepackt und einen Thriller geschrieben, der mich massiv schockiert. Mit der Erzählart hält er Abstand und schützt auch den Leser ein bisschen davor, zu nahe dran zu sein. Dennoch lässt er mich in ein tiefes, schwarzes Loch blicken, dessen Ende nicht zu erkennen ist.

So endet die Story auch mehr oder weniger abrupt. Fehlt etwas? Meiner Meinung nach nichts und alles. Wie das gehen kann? Zu viel möchte ich nicht verraten, aber diese Geschichte kann nicht abgeschlossen werden, weil die Technik und das www das nicht zulassen. Klingt seltsam? Nun, es ist eher verdammt realitätsnah und genau deshalb beängstigend.

Ja, klar, ich hätte auch gerne gewisse Dinge noch gelesen, um nachts ruhig schlafen zu können. Enttäuscht bin ich dennoch nicht, nur beunruhigt und gar nicht mal so wenig verängstigt. Nicht nur, dass es schon jetzt kaum noch möglich ist, Fake zu erkennen, was dadurch ausgelöst werden kann (und mit Sicherheit auch wird), ist für mich schlimmer, als jede bisher existierende Katastrophe.

Es gibt keine Längen, die Spannung ist durchweg hoch, Atempausen gibt es auch keine, dafür aber jede Menge Wendungen und Schocker, gewürzt mit sehr gut dosiertem Kling‘schem Humor an den richtigen Stellen. Die Figuren sind sehr klar gezeichnet, wozu Kling nicht viele Worte brauchte. Ihre Aktionen und Reaktionen lassen sie dreidimensional vor dem geistigen Auge Form annehmen. Auch politisch ist dieser Thriller hochbrisant.

Mir hat das Buch so sehr gefallen, dass ich auch das Hörbuch gehört habe. Kling liest es selbst ein und das mag ich i.d.R. sehr gern. Auch hier kommt dabei deutlich und klar rüber, wie der Autor empfindet, empfunden hat und seine Figuren und auch die Leser empfinden lassen möchte. Meiner Meinung nach kann das der Autor immer am besten. Der Hammer ist, dass die Story auch dann noch fesselt und betroffen macht, wenn man sie schon kennt. Ganz groß!

Einfach lesen oder auch hören, wirken lassen und wie im richtigen Leben akzeptieren, dass manche Dinge weder gut ausgehen können noch jemals abgeschlossen sein werden. Fünf Sterne!

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